Seele
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Im alltäglichen Leben wird häufig von der Seele gesprochen. Dabei weiß jeder, was der Begriff meint – eine Definition ist hingegen schwierig. Im Bereich der Psychologie wird der Seelenbegriff weitestgehend mit der Psyche gleichgesetzt. Andere wissenschaftliche Disziplinen grenzen ihn von der Psyche ab.
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Was ist die Seele?
Zum Ursprung des Wortes Seele gibt es Theorien, die auf altgermanische Begriffe für „See“ und „Totenreich“ zurückgehen. Der Ausdruck Psyche, der in der Psychologie meist synonym zu Seele genutzt wird, kommt aus dem altgriechischen und bedeutet „Atem“ oder „Hauch“.
Der Begriff Seele wird in verschiedenen Lehren und Traditionen genutzt. In der Religion ist die Seele das, was nach dem Zerfall des irdischen Körpers zurückbleibt. Aber auch im Bereich der Philosophie findet er seine Anwendung.
In der Psychologie wird die Seele mit dem Leben gleichgesetzt. Das Atmen ist ein Zeichen für Lebendigkeit und Lebenskraft und damit ein Indiz für das Vorhandensein einer Seele. Andersherum bezeichnet die Seele vor allem das Außerkörperliche, das den Menschen am Leben erhält.
Eine genaue Definition ist schwer möglich, da die Seele vor allem das beschreibt, worüber Wissenschaftler und Philosophen seit Jahrhunderten rätseln. Es ist mit biologischen und chemikalischen Methoden möglich, den menschlichen Körper nachzuformen. Trotzdem wird dieser Körper niemals leben, da ihm das fehlt, was der Mensch im Allgemeinen als Seele bezeichnet.
Oftmals wird der Ausdruck mit Geist, Denkvermögen und Verstand gleichgesetzt. Der heute gängige Versuch einer Definition stellt die Seele als Gesamtganzes jeglicher Lebensregungen dar, die mit Gefühlen und Gedanken einhergehen.
Darunter fällt demnach die gesamte Wahrnehmung von Lebewesen, Verhaltensweisen, Fantasien, Träume und das Bewusstsein. Psychosomatische Erkrankungen betreffen die Seele. Sie können Symptomatiken auslösen, die am physischen Körper nicht nachweisbar sind. Allerdings können sie im Umkehrschluss auch der Grund für physische Krankheiten werden.
Funktion & Aufgabe
Nach Sigmund Freud liegt alles, was den Menschen antreibt, in der Psyche bedingt. Motive und Beweggründe entstammen Wünschen, die durch Wahrnehmungen und Gedanken aufkommen. Jeder Mensch hat einerseits emotionale und andererseits rationale Motive, die ihn antreiben. Im Gesamtmechanismus des Körpers werden diese Motive durch eine Mischung aus psychischen und hormonell körperlichen Gründen ausgelöst.
Laut Freuds Strukturmodell der Psyche besitzt der Mensch im Bereich der Seele drei unterschiedliche Strukturen: Das Ich, das Über-Ich und das Es. Besagtes Es hat die Funktion, Triebe, Affekte und Bedürfnisse zu lenken. Diese werden als psychische Organe verstanden und leiten den Körper an.
Freuds Über-Ich benennt jene psychische Struktur, die für Weltbilder und Ideale zuständig ist, während das Ich all diese Ansprüche, Normen und Werte durch Rationalität und kritisches Denken miteinander in Verbindung setzt. Das Ich kann also als Vermittungsinstanz gesehen werden, die Wahrnehmung, Gedanken und Gedächtnis beinhaltet.
Diese Ansätze sind nicht nur abstrakt, sondern ebenso wenig belegbar. Faktisch stehen Psyche und Körper allerdings in einer Wechselwirkung zueinander, bedingen sich gegenseitig und können nicht voneinander getrennt werden.
Ganz im Sinne des Ausspruchs „In einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist“ ist die körperliche Verfassung maßgeblich für die psychische Verfassung verantwortlich und umgekehrt. Die Seele kann ebenso krank sein wie der Körper. Solche Erkrankungen und körperlichen Verbindungen bedenken neben Psychologen und Psychiatern immer mehr auch Mediziner.
Krankheiten & Beschwerden
Allerdings ist nicht jede Stimmungsschwankung gleich mit einer Krankheit gleichzusetzen. In vielen Fällen ist für eine eigentlich objektiv benötigte Diagnose eine subjektive Einschätzung des Erlebenden nötig.
Zu seelischen Erkrankungen zählen Verhaltensstörungen, schizotype und wahnhafte Störungen, sowie neurotische und affektive Störungen. Verschiedene Erkrankungen sind auffällig oft geschlechtsbezogen. So sind vor allem Frauen erstaunlich häufig von phobischen Angststörungen, Panik, Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Essstörungen betroffen. Männer hingegen weisen prozentuell häufiger Alkoholismus, ADHS, Autismus und ein gestörtes Sozialverhalten auf.
Diese Phänomene hängen meist mit der Art der unterschiedlichen Erziehung von Jungen und Mädchen zusammen, und den daraus resultierenden unterschiedlichen Ansprüchen an sie. So ist es zB gesellschaftlich in Ordnung, wenn Frauen (das angeblich „weiche“ Geschlecht) Angst vor Spinnen haben, bei Männern hingegen macht es sie in den Augen der anderen schwach.
Die genannten Erkrankungen kommt das Burnout-Syndrom. Hierbei handelt es sich um eine Überlastungsstörung. Auch Depressionen sind in der heutigen Zeit zur Volkskrankheit geworden und treten nicht selten bereits im Jugendalter auf. Sie zeichnen sich durch Antriebslosigkeit, innere Unruhe, Ängstlichkeit und Gereiztheit aus.
Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen gehen oftmals mit Depressionen einher. Mehrere Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Die Tendenz steigt.
Zudem können Stressfaktoren oder emotionaler Druck körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Magenschmerzen auslösen. Auch Panikattacken oder Angststörungen sind prädestiniert dafür, den Puls in die Höhe zu treiben und zu Übelkeit und Muskelkrämpfen zu führen. Hieran zeigt sich, in welch engem Wechselverhältnis Psyche und Physis stehen.
Quellen
- Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
- Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
- Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015