Sensorik
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Sensorik
Im medizinischen Bereich umfasst der Begriff Sensorik die Gesamtheit der Vorgänge bei der Sinneswahrnehmung. Zu den sensorischen Wahrnehmungen gehören das Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und der Gleichgewichtssinn.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist die Sensorik?
Die Sensorik beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von Reizen der Sinnesorgane. Zu den Sinnesorganen beim Menschen gehören das Auge, das Ohr, die Nase und die Zunge.
Das Ohr beherbergt gleich zwei Sinnesorgane. Zum einen das Vestibularorgan, welches für den Gleichgewichtssinn zuständig ist und zum anderen die Cochlea, der Sitz des Hörsinns.
Zu den klassischen Sinnesorganen gehört auch die Haut. Der Tastsinn zählt allerdings nicht mehr zum Bereich der Sensorik. Er ist den sensiblen Reizen zugeordnet.
Die Gesamtheit der Areale im Gehirn, die für die Sensorik zuständig sind, bezeichnet man als Sensorische Projektionszentren. Alle Sinnesorgane inklusive der für die Reizweiterleitung und Reizverarbeitung zuständigen Nervenzellen werden auch Sensorium genannt.
Funktion & Aufgabe
In einem zweiten Schritt erfolgt ein Abgleich des primären Eindrucks mit im Gehirn gespeicherten Daten. Dieser Vorgang wird auch als sensorische Integration bezeichnet. Erst wenn in den zuständigen Hirnzentren diese Integration des Sinnesreizes stattgefunden hat, können beispielsweise Gegenstände erkannt oder Schriften gelesen werden.
Nur die Summe aller Sinneswahrnehmungen ergibt schlussendlich eine Wahrnehmung bzw. Sensorik. Ein Modell der Sensorik ist die sogenannte Wahrnehmungskette. Ausgangspunkt in der Wahrnehmungskette ist der Reiz. Dieser wird durch ein Objekt erzeugt. Der Reiz kann beispielsweise in Form von Schall oder elektromagnetischen Wellen vorliegen. Dieser Reiz trifft dann auf die entsprechende Sinneszelle, zum Beispiel nimmt das Ohr Schall wahr. Die Zellen im entsprechenden Sinnesorgan nehmen den Reiz auf, werden durch ihn erregt und wandeln ihn um. Der umgewandelte Reiz wird dann auf Nervenzellen übertragen.
Oft findet schon im Sinnesorgan selber eine Vorverarbeitung des Reizes statt. Die hauptsächliche Verarbeitung geschieht aber in den Sensorischen Projektionszentren des Gehirns. Filterungen, Hemmungen, Konvergenzen, Divergenzen, Integrationen und sogenannte Top-down-Prozesse laufen in diesen Hirngebieten ab.
Auf die Verarbeitung folgt die Wahrnehmung, das bedeutet, hier wird der Reiz bewusst. Beispielsweise wird aus Schall ein Ton oder aus elektromagnetischer Strahlung Licht. Das Wahrgenommene wird nun im Gehirn erinnert, kombiniert, erkannt, zugeordnet oder beurteilt. Diese Prozesse erfolgen aufgrund früherer Erfahrungen.
Die Wiedererkennung ist die Grundlage für eine Reaktion auf den wahrgenommenen Reiz. Ob das Handeln wirklich noch zur Sensorik gehört ist umstritten. Zumindest hat das Handeln einen Einfluss auf den nächsten Durchlauf der Wahrnehmungskette. Schließlich wird die Reaktion auf den Reiz als Erfahrung abgespeichert und beeinflusst wiederum die Verarbeitung von späteren Reizen.
Die visuelle Wahrnehmung dient dem Menschen zur Wahrnehmung von visuellen Reizen wie Farben, Linien, Gestalten und Bewegungen. Für die visuelle Wahrnehmung ist das Auge zuständig. Die auditive oder auch akustische Sensorik findet im Ohr, genauer in der Cochlea, also der knöchernen Schnecke des Ohres, statt. Die auditive Sensorik ermöglicht die Wahrnehmung von Tönen, Geräuschen und Klängen. Ein anderer Teil des Ohres ist für die vestibuläre Wahrnehmung, also den Gleichgewichtssinn zuständig. Riech- und Duftstoffe werden über die olfaktorische Sensorik wahrgenommen. Hier erfolgt oft eine besonders starke Verarbeitung in den sensorischen Zentren, da mit Gerüchen viele Emotionen assoziiert sind. Die gustatorische Wahrnehmung dient der Aufnahme von geschmacklichen Qualitäten. Das zugehörige Sinnesorgan ist die Zunge mit den Geschmacksknospen.
Krankheiten & Beschwerden
In Zuordnung zu den einzelnen Sinnen werden taktile, kinästhetische, visuelle, auditive und vestibuläre Wahrnehmungsstörungen unterschieden. Auditive Wahrnehmungsstörungen äußern sich zum Beispiel dadurch, dass die Betroffenen Hintergrundgeräusche nur schwer rausfiltern oder ähnlich klingende Laute oder Silben nicht unterscheiden können.
Visuelle Wahrnehmungsstörungen können sich durch Doppeltsehen, langsames und stolperndes Lesen, Ungeschicklichkeit oder auch einfach nur durch Augenbrennen und Augenrötungen zeigen.
Bei vestibulären Sensorikstörungen ist der Gleichgewichtssinn gestört. Die betroffenen Personen können schlecht die Balance halten, schwanken beim Gehen und können sich im Raum nur schwer orientieren. Kinder mit einer vestibulären Wahrnehmungsstörung fallen unter Umständen dadurch auf, dass sie nur äußerst ungern schaukeln.
Nur selten betreffen die Wahrnehmungsstörungen ausschließlich einen Bereich der Sensorik. Meist liegt eine kombinierte Störung vor. Die Ursachen für Störungen der Sensorik sind vielfältig. Die Störungen können durch angeborene Defekte, als Folge von Entwicklungsstörungen oder aufgrund von Defiziten beim Hören oder Sehen entstehen.
Natürlich ist die Sensorik auch gestört, wenn in den Sinnesorganen selber eine Beeinträchtigung vorliegt. Im Auge beeinträchtigen Kurz- oder Weitsichtigkeit oder Erkrankungen wie der Graue Star oder die Netzhautablösung die Sensorik. Erkrankungen des Innenohrs wie der Morbus Meniére haben einen Einfluss auf die vestibuläre Sensorik. Entzündungen im Mittelohr wie eine Otitis media können den Hörvorgang beeinflussen. Eine einfache Rhinitis, also ein Schnupfen, reicht schon aus, um den Riechvorgang negativ zu beeinflussen. Einen kompletten Verlust der olfaktorischen Sensorik, das heißt der Geruchswahrnehmung, bezeichnet man als Anosmie. Eine Störung der olfaktorischen Wahrnehmung wirkt sich auch direkt auf die Geschmackswahrnehmung aus.
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013