Standbeinphase

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Standbeinphase ist als Bestandteil des Gangzyklus eine wichtige Komponente der Fortbewegung. Beeinträchtigungen können die Lebensqualität erheblich einschränken.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Standbeinphase?

Die Standbeinphase ist als Bestandteil des Gangzyklus eine wichtige Komponente der Fortbewegung.

Ein Gangzyklus setzt sich aus einer Stand- und einer Schwungbeinphase eines Beines zusammen. Er beginnt und endet mit dem Aufsetzen der Ferse auf dem Boden. Die Standbeinphase stellt den Teil dar, bei dem der Fuß Kontakt zum Boden hat und die Muskulatur den Körper vorantreibt.

Sie wird in der Ganganalyse in 5 Unterphasen eingeteilt, wobei die erste und letzte nur sehr kurz sind und jeweils den Übergang von oder zur Schwungbeinphase darstellen. Diese Momente werden auch als Doppelbelastungsphasen bezeichnet, da dann beide Füße gleichzeitig Bodenkontakt haben.

Zunächst erreicht die Ferse ohne Gewichtsbelastung den Boden gefolgt von der Belastungsübernahme mit dem Kontakt der Fußsohle zum Untergrund. In der mittleren Standphase befindet sich der Fuß annähernd unter dem Körperschwerpunkt und das gesamte Körpergewicht wirkt auf das Bein. Aus dieser Position wird der Körper über eine Streckung im Hüftgelenk weiter nach vorne transportiert, um schließlich durch eine Anhebung der Ferse die anschließende Schwungbeinphase einzuleiten.

Bei normalem Gangtempo übernimmt die Wadenmuskulatur die Hauptarbeit beim Vortrieb des Körpers. Synchron zur Verlagerung des Körpers nach vorne findet am Fuß die Abrollbewegung statt.

Funktion & Aufgabe

Die Standbeinphase ist wichtiger Bestandteil der Vorwärtsbewegung und damit der Mobilität eines Menschen. Der Vortrieb des gesamten Körpers findet in diesem Zeitabschnitt statt, während in der Schwungbeinphase lediglich das freie Bein nach vorne transportiert wird.

Verschiedene Mechanismen sind in der Lage den Bewegungsvorgang an verschiedene Bedürfnisse und Gegebenheiten anzupassen. Im normalen Gehtempo sind die Phasen zeitlich so abgestimmt, dass in der Abrollvorgang die Belastung für die Gelenke möglichst gering gehalten wird und vertikale Bewegungen minimiert werden. Dafür zuständig ist vor allem die Steuerung über das Kniegelenk. In der Phase der Gewichtsübernahme ist es noch deutlich gebeugt, um die einlaufende Belastung gut abdämpfen zu können. Die vollständige Streckung wird erst mit der kompletten Übernahme der Belastung erreicht.

Eine Beschleunigung des Bewegungsablaufes führt dazu, dass die erste Phase zunehmend übersprungen wird. Der Fuß setzt mittig auf und sofort mit dem Bodenkontakt erfolgt die Gewichtsübernahme. Das hängt auch damit zusammen, dass beim Laufen eine Flugphase entsteht und bei der Landung des einen Fußes das andere Bein sich noch komplett in der Luft befindet. Davon unterscheidet sich das Gehen.

Eine schnellere Fortbewegung führt auch dazu, dass die Wadenmuskeln nicht mehr alleine die Hauptarbeit für den Vortrieb leisten, sondern zunehmend von den Hüftstreckern unterstützt werden. Besonders stark ist diese gekoppelte Aktivität der beiden Muskelgruppen etwa dann, wenn man einen Berg hinauf läuft.

Funktionelle Unterschiede tauchen beim Bewegungsablauf abhängig davon auf, ob dieser bergab oder bergauf erfolgt. Beim Hochgehen wird zuerst nicht die Ferse sondern der Vorfuß aufgesetzt, während beim Abstieg die Fersenbelastung betont und diese Phase verlängert wird. Die Gewichtsübernahme erfolgt jetzt bereits bevor die Fußsohle den Boden erreicht.

Für ein rundes und rhythmisches Gangbild sind die zeitliche Abstimmung der Bewegungsabläufe beider Beine und die koordinativ richtige Ausführung besonders wichtig.


Krankheiten & Beschwerden

Alle Verletzungen und Erkrankungen im Beinbereich, die eine Unsicherheit hervorrufen oder mit Schmerzen einhergehen, die sich beim Auftreten verstärken, wirken sich negativ auf die Durchführung der Standbeinphase aus. Im Wesentlichen verändert sich der Gangrhythmus, wenn ein Bein betroffen ist. Der Schmerz oder die Schmerzverstärkung bei der Belastungsübernahme führen dazu, dass die Kontaktzeit möglichst kurz gehalten wird, das Bein verlässt dann schneller als normal wieder den Boden. Im Vergleich zum nicht betroffenen Bein wird die Standbeinphase verkürzt und es entsteht ein humpelndes Gangbild. Solche Gangbildveränderungen können Folgen von akuten Verletzungen sein, wie Zerrungen, Muskelfaserrissen, Meniskusläsionen oder Frakturen, aber auch von degenerativen Veränderungen im Hüft- oder Kniegelenk.

Besonders Arthrosen im Hüftgelenk zeigen häufig typische Gangbildveränderungen, die die Standbeinphase betreffen. Dazu gehört der sogenannte Watschelgang (Duchenne-Hinken), bei dem die betroffenen Menschen den Oberkörper in der Standbeinphase zum betroffenen Bein neigen, um die Belastung zu reduzieren und dem Schmerz auszuweichen. Die andere Gangbildveränderung bei einer Hüftarthrose ist das sogenannte Trendelenburg-Zeichen. Die durch das Schonverhalten abgeschwächte Muskulatur kann in der Standbeinphase das Becken nicht mehr in der Waagerechten halten und es kippt jeweils nach unten ab. So entsteht ein Erscheinungsbild, das einem unkoordinierten Modelgang ähnelt.

Neurologische Störungen können das Gangbild insgesamt und die Standbeinphase im Besonderen beeinträchtigen. Nervenläsionen, die Lähmungen der Muskeln zur Folge haben, die für die Gewichtsübernahme zuständig sind, können dazu führen, dass nicht genug Kraft zur Verfügung steht. Besonders wichtig ist die optimale Funktion des Musculus quadriceps femoris, da dieser den Hauptanteil daran trägt, dass der Körper gegen die Schwerkraft gehalten wird. Ist dieser Muskel, zB infolge eines Bandscheibenvorfalls, einer peripheren Nervenläsion oder einer zentralen neurologischen Erkrankung, komplett oder inkomplett gelähmt, kann das Bein in der Standbeinphase nicht oder nur kurz stabilisiert werden. Ähnliche Mechanismen entstehen auch bei älteren Menschen, die unter einer allgemeinen Schwäche der Muskulatur leiden.

Eine Halbseitenlähmung infolge eines Schlaganfalls führt häufig zu einem spastischen Gangmuster, bei dem die Abläufe der Standbeinphase deutlich verändert sind. Der Fuß wird sofort, mit einer kompletten Kniestreckung, mit dem Vorfuß aufgesetzt. Der Bewegungsablauf ist dann koordinativ verändert.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Nixdorff, U.: Check-Up-Medizin. Thieme, Stuttgart 2009

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