Striatum
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Eingangsbereich der Basalganglien ist das Striatum, das auch als Streifenkörper bekannt ist. Dieser Teil des Gehirns ist mit den motorischen Nervenbahnen vernetzt und ist die erste Schaltstelle für die Verschaltung gezielter Bewegungen. Degenerationen des Striatum können im Rahmen von Parkinson oder Chorea Huntington auftreten und wirken sich meist entweder als Hypo- oder Hyperkinese aus.
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Was ist das Striatum?
Das Striatum oder eigentlich Corpus Striatum gehört zu den Basalganglien und damit zum Vorderhirn. Es wird zu Deutsch auch Streifenkörper genannt und bildet in jeder Großhirnhemisphäre den Teil an der Seite zum Thalamus. Der Strahlenkörper spielt speziell für das motorische Nervensystem eine Rolle.
Die fünf motorischen Nervenbahnen des Rückenmarks lassen sich in die zwei Pyramidenbahnen und die drei extrapyramidalen Bahnen unterscheiden. Diese Nerven haben ihre Schaltstellen im Gehirn. Gerade für die extrapyramidalen Bahnen ist das Striatum eine der wichtigsten Schaltstellen. Es bildet den Eingang in die Basalganglien, wo Motivation, Kognition, Emotion und Bewegungsverhalten neuronal organisiert werden. Die Basalganglien sind als solche insbesondere für zielgerichtete Handlungen, Kontrolle, Entscheidungen und Bewegungspläne zuständig. Der Output aus diesem System erregt bestimmte Muskeln und ermöglicht so die Verwirklichung von willkürlichen Bewegungsplänen.
Anatomie & Aufbau
Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von Nervenfasern, die in der späten Embryonalentwicklung die Einheit von Putamen und Nucleus Caudatus umwächst. Diese Nervenfaserbahn ist die längste reizaufnehmende Bahn des zentralen Nervensystems. Zwischen dem Putamen und dem Nucleus caudatus besteht trotz der Capsula interna eine Verbindung in Form von feinen Streifen grauer Substanz. Bauchseits verbindet der Nucleus accumbens das Putamen mit dem Nucleus caudatus.
Der Nucleus accumbens zählt zum mesolimbischen System und bildet zusammen mit dem Nucleus basalis und einem Teil des limbischen Amygdala die Substantia innominata. Das Striatum ist mit vielen erregenden oder glutamatergen Nervenfasern vom Cortex ausgestattet. Hinzu kommen dopaminerge Fasern der Substanzia nigra. Bei den Nervenzellen des Stratium spricht der Mediziner auch von Stachelneuronen mit einer besonders feinen Dendritenstruktur.
Funktion & Aufgaben
Das Striatum ist die erste Schaltstelle der Basalganglien und gibt dem Basalgangliensystem damit Input zur Verarbeitung bestimmter Projektionen. Somit beginnt im Streifenkörper die Verschaltung gezielter Bewegungen. Die eingehenden Projektionen in das Straitum stammen insbesondere aus der Großhirnrinde, der Substantia nigra und den Kerngebieten des zentralen Nervensystems. Der Eingang dieser Projektionen in das Striatum erfolgt biochemisch.
Der Neurotransmitter Glutamat spielt bezüglich der erregenden Fasern aus dem Cortex eine wichtige Rolle. Die Steuerung der dopaminergen Fasern aus der Substantia nigra erfolgt dagegen über den Neurotransmitter Dopamin. Das Stratium erfüllt in diesem System eine hemmende Funktion auf Bewegungen des extrapyramidalen Systems. Diese Hemmung läuft über die Ausschüttung des Neurotransmitters GABA. So hemmt das Striatum durch efferente Fasern den Globus pallidus und über eine negative Rückkopplung die Substantia nigra. Aus dem Cortex erhält das Striatum also einen Handlungsplan, der sich auf eine Bewegungsausführung bezieht.
Diese Bewegungsabsicht wird dem Strahlenkörper über Glutamat vermittelt und verschiebt die Stachelneuronen des Stratiums. Diese hemmenden Stachelneuronen setzen auf den bleichen und schwarzen Kern des Gehirns daraufhin den hemmenden Transmitter GABA frei. Der schwarze Kern schüttet jetzt Dopamin aus und hemmt damit rückkoppelnd die bewegungshemmenden Stachelneuronen. Der Output aus den Basalganglien läuft über den bleichen Kern und es kommt durch die Zwischenschaltstelle der gehemmten Stachelneuronen zur Bewegung. Der Nucleus accumbens aus Putamen und Nucleus caudatus spielt dagegen vor allem im Belohnungssystem des Gehirns und so auch bei der Suchtentstehung eine Rolle. Dieses Gebiet belohnt bestimmte Verhaltensmuster mit Glücksgefühlen und ist das Bindeglied zwischen Motorik und Emotion.
Krankheiten
Bei Hypokinesen durch Morbus Parkinson werden die dopaminergen Zellen des Schwarzen Kerns zerstört. Bewegungen erfolgen nur noch verlangsamt und die Initiierung von zielgerichteten Bewegungen wird von einem Zittern begleitet. Sobald das Bewegungsziel erreicht ist, geht das Zittern oft zurück. Wird zum Beispiel nach einem Glas gegriffen, dann tritt während dieses Vorgangs vielleicht Zittern auf. Trotzdem kann nach der Zielerreichung aber oft normal getrunken werden. Ähnlich wie Parkinson ist auch Chorea Huntington oft mit einer Degeneration des Striatums verbunden.
Statt Hypokinesten stellen sich bei diesem Krankheitsbild Hyperkinesen ein. Diese Form der Bewegungsstörung wird auch als motorischen Unruhe bezeichnet. Solche Erscheinungen hängen in der Regel mit einer Degeneration der GABA-Neuronen im Striatum zusammen. Auch Tremor im allgemeinen kann auf eine Störung des Striatums zurückzuführen sein. Ein drittes Beispiel für Erkrankungen dieses Gehirnbereichs ist das sogenannte Striatum-Syndrom.
Quellen
- Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
- Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010