Subclavian-Steal-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Subclavian-Steal-Syndrom beschreibt einen vorübergehenden oder chronischen Teilverschluss oder völligen Verschluss der Arterien, die für die Durchblutung des Hirns und der oberen Extremitäten verantwortlich sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Subclavian-Steal-Syndrom?

Das Subclavian-Steal-Syndrom ist sowohl durch neurologische als auch durch armbetonte Symptome gekennzeichnet. Die gesamte Symptomatik ist jedoch abhängig vom Ausmaß der Abnahme des Blutflusses durch die hirnversorgenden Arterien.
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Bei dem Subclavian-Steal-Syndrom handelt es sich um eine verminderte Durchblutung der Arterien, die für die Blutversorgung der oberen Extremitäten und des Hirns zuständig sind.

Linksseitig ist der obere Bereich der Schultergürtelarterie, die sogenannte Arteria Subclavia, betroffen. Dieser Fall tritt häufiger auf. Rechtsseitig kommt es zu Durchblutungsstörungen in der Truncus brachiocephalicus. Die Durchblutungsstörung wird durch vorübergehende Verschlüsse oder starke Verengungen der Arterie hervorgerufen.

In Folge dessen kann es zu schwerwiegenden Erkrankungen kommen, weshalb das Subclavian-Steal-Syndrom unbedingt behandelt werden muss. Bestenfalls beugt man mit einem gesunden Lebensstil den Erkrankungen, die zu einem Subclavian-Steal-Syndrom führen, vor.

Ursachen

Wenn es zu einem Subclavian-Steal-Syndrom kommt, kann dies mehrere Ursachen haben. Zum einen kann ein Subclavian-Steal-Syndrom durch Arteriosklerose hervorgerufen werden.

Arteriosklerose bezeichnet eine Erkrankung, bei der es zu Ablagerungen von Blutfetten, Bindegewebe, Thromben und geringen Kalkmengen in den Schlagadern kommt. Im Volksmund wird die Arteriosklerose daher auch als Arterienverkalkung bezeichnet.

Eine weitere mögliche Ursache für das Subclavian-Steal-Syndrom ist die Takayasu-Arteriitis, eine Autoimmunerkrankung, die eine Entzündung der Aorta nach sich zieht, die im schlimmsten Fall in einer Zerstörung der Gefäßwände endet.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Subclavian-Steal-Syndrom ist sowohl durch neurologische als auch durch armbetonte Symptome gekennzeichnet. Die gesamte Symptomatik ist jedoch abhängig vom Ausmaß der Abnahme des Blutflusses durch die hirnversorgenden Arterien. Es gibt asymptomatische, anfallsartige und kontinuierliche Verlaufsformen der Erkrankung.

Wenn die Strömungsdynamik in der Arteria brachialis normgerecht ist, treten keine Symptome auf. In den Fällen von kurzfristiger Unterbrechung des Blutflusses kommt es zu einer plötzlichen Symptomatik, die bei Armbewegungen einsetzt. Bei einem Teil der Patienten ist der Blutfluss durch die hirnversorgenden Arterien dauerhaft verringert. Das führt zu chronischen Beschwerden.

Die neurologischen Symptome zeichnen sich unter anderem durch anfallsartigen Schwindel und anfallsartige Bewusstlosigkeit aus. Plötzliche Sturzattacken bei vollem Bewusstsein sind ebenfalls möglich. Dabei findet ein Tonusverlust der unteren Extremitäten statt. Im Rahmen der neurologischen Ausfälle werden auch Sehstörungen, Ohrgeräusche, Sensibilitätsstörungen, Koordinationsstörungen der Bewegung oder Sprach- und Schluckstörungen beobachtet.

Neben den neurologischen Ausfällen kommt es häufig auch zu armbetonten Symptomen, die meist nur einseitig in Erscheinung treten. Diese betreffen die Arme und zeigen sich dort in Form von Parästhesien (Kribbeln, Taubheitsgefühle), Blässe, Kältegefühle sowie Schmerzen. Meist tritt nur ein Teil der Beschwerden auf. Nur bei schweren Formen der Erkrankung leidet der Patient dauerhaft unter allen Symptomen. Die Beschwerden verstärken sich häufig bei Armbewegungen.

Diagnose & Verlauf

Wenn das Subclavian-Steal-Syndrom mit einer kurzzeitig andauernden Unterbrechung der Blutzufuhr einhergeht, kommt es in der Regel zu asymptomatischen Auffälligkeiten, die eine Diagnose des Subclavian-Steal-Syndroms erschweren.

Wenn es jedoch zu einem dauerhaften Subclavian-Steal-Syndrom kommt, erhärten vor allem neurologische Ausfälle wie plötzlicher Schwindel bis hin zu Ohnmachtsanfällen, Sensibilitätsstörungen, Sehstörungen und kleinere Schlaganfälle den Verdacht auf das Subclavian-Steal-Syndrom.

In den Armen kommt es außerdem zu einem leichten Kribbeln oder Jucken bis hin zu starken Schmerzen. Die Arme verlieren zusätzlich oft an Farbe und fühlen sich kalt an. Wenn diese Symptome auftreten und der Verdacht auf das Subclavian-Steal-Syndrom besteht, kann ein Arzt durch eine umfassende Anamnese mit einer anschließenden ausgiebigen körperlichen Untersuchung das Subclavian-Steal-Syndrom diagnostizieren.

Blutdruck und Puls sowie Strömungsgeräusche geben erste Hinweise. Mit bildgebenden Verfahren wie einer Duplexsonographie oder einer Angiografie kann das Subclavian-Steal-Syndrom anschließend eindeutig festgestellt werden. Wenn das Subclavian-Steal-Syndrom nicht behandelt wird, kann es zu kleineren bis schweren Schlaganfällen kommen, die tödlich enden können.

Selbst wenn es durch eine Nicht-Behandlung des Subclavian-Steal-Syndrom nicht zum Tod kommt, so sind jedoch schwere Schädigungen und Behinderungen möglich, wenn das Gehirn infolge der Durchblutungsstörungen zu lange nicht ausreichend mit Blut und damit auch mit Sauerstoff versorgt wird. Bei den leichtesten Anzeichen für ein Subclavian-Steal-Syndrom sollte daher unbedingt ein Arzt konsultiert werden, damit dieser das Subclavian-Steal-Syndrom entweder ausschließen oder sofort mit einer entsprechenden Behandlung beginnen kann.

Komplikationen

Das Subclavian-Steal-Syndrom kann beim Betroffenen im schlimmsten Fall zum Tod führen. Dieser Fall tritt allerdings erst dann auf, wenn die Erkrankung nicht behandelt wird. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an starken Schwindelgefühlen und weiterhin auch an einer Bewusstlosigkeit. Es kommt zu Ohrgeräuschen und ebenfalls zu verschiedenen Sehstörungen, die allerdings nur temporär auftreten.

Auch Störungen der Sensibilität und Lähmungen können beim Subclavian-Steal-Syndrom auftreten und sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten auswirken. Es kommt weiterhin auch zu Schmerzen und zu einer Blässe beim Betroffenen. Die Betroffenen selbst frieren beim Subclavian-Steal-Syndrom häufig und leiden ebenso an einem Kribbeln in den Extremitäten. Falls die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt wird, können auch die inneren Organe geschädigt werden.

Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch das Syndrom möglicherweise verringert. Bei der Behandlung dieser Erkrankung treten in der Regel keine besonderen Komplikationen auf. Mit Hilfe operativer Eingriffe können die Beschwerden gelindert werden. Auch eine anschließende Behandlung mit Hilfe von Medikamenten ist beim Subclavian-Steal-Syndrom meistens notwendig. Weiterhin wirkt sich eine gesunde Lebensweise sehr positiv auf die Erkrankung aus und kann weitere Beschwerden verhindern.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der Betroffene ist beim Subclavian-Steal-Syndrom auf jeden Fall auf einen Besuch bei einem Arzt angewiesen. Es kann bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung kommen, wobei sich unbehandelt die Beschwerden deutlich verschlechtern und im schlimmsten Fall auch zum Tod des Betroffenen führen können. Daher sollte schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen des Subclavian-Steal-Syndroms ein Arzt aufgesucht werden, um weitere Komplikationen zu verhindern.

Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an einem plötzlichen starken Schwindel leidet. Dabei kann es sogar zu einem Bewusstseinsverlust kommen. Weiterhin deuten auch Störungen der Sensibilität oder Beschwerden beim Schlucken auf das Subclavian-Steal-Syndrom hin und sollten umgehend von einem Arzt untersucht werden. Auch eine starke Blässe oder ein dauerhaftes Kältegefühl deuten nicht selten auf diese Krankheit hin. Bei vielen Betroffenen kommt es auch zu plötzlichen Sehbeschwerden.

Das Subclavian-Steal-Syndrom sollte in der Regel sofort durch einen Notarzt oder in einem Krankenhaus behandelt werden. In einigen Fällen kann der Betroffene zuerst auch einen Allgemeinarzt oder einen Kardiologen aufsuchen. Ob es durch das Subclavian-Steal-Syndrom zu einer verringerten Lebenserwartung kommt, kann nicht universell vorhergesagt werden.

Behandlung & Therapie

Ein Subclavian-Steal-Syndrom wird abhängig von den jeweiligen Begleiterscheinungen behandelt. Eine leichte Gefäßverengung kann durch eine sogenannte Angioplastie behoben werden. Dabei werden die Gefäße durch sogenannte Ballonkatheter, die häufig über die Leiste in die Gefäße eingeführt werden, wieder geweitet.

Zusätzlich werden hierbei oft sogenannte Stents in dem betroffenen Gefäß platziert. Diese dehnbaren Metall- oder Kunststoffröhrchen sorgen ebenfalls dafür, dass der Verschluss behoben wird und das Gefäß wieder ausreichend durchblutet werden kann. Bei schweren Gefäßverengungen hingegen muss oftmals ein chirurgischer Eingriff erfolgen, bei dem ein Bypass gesetzt wird. Hierbei handelt es sich um eine künstliche Umgehung des Gefäßabschnittes, in dem die Gefäßverengung vorliegt.


Vorbeugung

Um einem Subclavian-Steal-Syndrom vorzubeugen, muss sämtlichen Erkrankungen vorgebeugt werden, die einen arteriellen Verschluss nach sich ziehen können.

Besonders effektiv ist eine gesunde Ernährung und ein gesunder Lebensstil. Insbesondere Rauchen kann zu Arterienverstopfungen führen, die Durchblutung stören oder ganz unterbrechen und zu einem Subclavian-Steal-Syndrom führen.

Andere Risikofaktoren, die das Subclavian-Steal-Syndrom begünstigen und daher vermieden werden sollten, sind eine übertrieben fettreiche Ernährung und Übergewicht, Bluthochdruck und ein erhöhter Cholesterinspiegel. Eine fettarme Ernährung mit ausreichend Bewegung sind daher ebenfalls ein gutes Mittel, um dem Subclavian-Steal-Syndrom vorzubeugen.

Nachsorge

Da es sich beim Subclavian-Steal-Syndrom um eine angeborene und damit auch genetisch bedingte Krankheit handelt, kann es in der Regel nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen. Betroffene sind daher auf die Untersuchung und die Behandlung durch einen Arzt angewiesen ist. Dabei sind auch die Maßnahmen und die Möglichkeiten einer Nachsorge in der Regel deutlich eingeschränkt.

Eine frühzeitige Diagnose kann das Auftreten von weiteren Beschwerden und Komplikationen verhindern. Sollte beim Betroffenen oder den Eltern ein Kinderwunsch bestehen, empfiehlt sich eine genetische Untersuchung und Beratung, um das erneute Auftreten dieser Krankheit zu verhindern. Die Behandlung des Subclavian-Steal-Syndroms erfolgt dabei meist durch die Maßnahmen einer Physiotherapie oder einer Krankengymnastik.

Dabei können die Betroffenen auch viele der Übungen im eigenen Zuhause wiederholen und damit die Heilung beschleunigen. Es sind auch regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt sehr sinnvoll, um die Beschwerden dauerhaft zu überwachen. Das Subclavian-Steal-Syndrom schränkt dabei in der Regel die Lebenserwartung des Betroffenen nicht ein. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Krankheit kann sehr sinnvoll sein, da es dabei zu einem Austausch an Informationen kommen kann, welcher den Alltag des Betroffenen erleichtert.

Das können Sie selbst tun

Das Subclavian-Steal-Syndrom muss meist invasiv behandelt werden. Die Betroffenen können jedoch auch selbst einige Maßnahmen ergriffen, um die zugrunde liegenden Durchblutungsstörungen zu lindern.

Wichtig ist zunächst die Umstellung des Lebensstils. Patienten dürfen nicht rauchen oder trinken und müssen sich fettarm und ausgewogen ernähren. Wichtig ist es auch, regelmäßig Sport zu treiben und dadurch die Durchblutung in den Gliedern anzuregen. Bei Taubheitsgefühlen oder anderen Anzeichen von Durchblutungsstörungen sollte der Arzt informiert werden. Nach einem Eingriff, bei welchem beispielsweise ein Bypass gelegt oder das Leiden invasiv entfernt wird, gelten Ruhe und Schonung. Der Patient spricht am besten mit dem behandelnden Arzt über die wichtigen Maßnahmen. Sollten sich erneut Beschwerden zeigen, die auf weitere Durchblutungsstörungen hindeuten, muss der Arzt informiert werden.

Das Risiko für einen Arterienverschluss kann durch Begleitmaßnahmen wie Massagen oder Bewegung zusätzlich reduziert werden. Da es sich bei dem Subclavian-Steal-Syndrom jedoch um ein schweres Leiden handelt, ist immer auch eine engmaschige ärztliche Überwachung vonnöten. Die Patienten müssen Rücksprache mit dem Hausarzt und einem Internisten halten, insbesondere, wenn ein Bypass gelegt wurden.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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