Suchreflex

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Streicheln an der Wange oder im Mundwinkel reicht, um sofort den Suchreflex eines Babys auszulösen. Er gehört zu den wichtigsten frühkindlichen Reflexen und leitet die Suche des Neugeborenen nach der mütterlichen Brust oder dem Fläschchen mit Milch ein. Das Baby dreht dabei den Kopf in die Richtung der Berührung und öffnet den Mund, um saugen zu können. Schon wenige Tage nach der Geburt kann es sich geschickt bis zur Brust der Mutter vorarbeiten (Breast-Crawl). Der Suchreflex (auch Rootingreflex) ist während der ersten 30 Minuten nach der Geburt besonders stark. Er dauert bis etwa zum dritten oder vierten Lebensmonat und bildet sich danach von selbst zurück. Nur bei einigen Babys lässt sich der Suchreflex noch länger im Schlaf stimulieren. Das wache Kind findet dann die Brust oder Flasche mit seinen Sinnesorganen selbstständig.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Suchreflex?

Der Suchreflex gehört zu den wichtigsten frühkindlichen Reflexen und leitet die Suche des Neugeborenen nach der mütterlichen Brust oder dem Fläschchen mit Milch ein.

Die frühkindlichen (primitiven) Reflexe sind Antworten eines Neugeborenen auf äußere Reize, die mit der Nahrungssuche und –aufnahme sowie dem Selbstschutz zusammenhängen. Sie laufen zunächst ohne direkte Beteiligung des Großhirns ab. Erst in späteren Entwicklungsphasen des Großhirns werden die Reflexe durch die Frontallappen gehemmt.

Das sukzessive Verschwinden der Primitivreflexe ist Voraussetzung für eine normale körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Bleiben die Reflexe länger als gewöhnlich bestehen, resultieren daraus Störungen der Motorik und den allgemeinen Bewegungsfähigkeiten. Diese sollten von ärztlicher Seite rechtzeitig ausgeglichen werden.

Andererseits kann das Wiederauftauchen der frühkindlichen Reflexe im Erwachsenenalter spezielle Schädigungen im Gehirn, zum Beispiel bei einer Demenz, offenbaren.

Das Baby nimmt die Reizungen mit Rezeptoren der Haut oder mit dem Gleichgewichtssinn auf. Seine Reflexe entstehen nach einem konkreten Ablaufplan, der sich nach dem Konzeptionsalter richtet und demzufolge mit der Zeugung des Kindes beginnt.

Kommen und Gehen der frühkindlichen Reflexe lassen sich relativ genau zeitlich bestimmen. Zu ihnen gehören neben dem Suchreflex beispielsweise der Schluckreflex, Saugreflex und Greifreflex. Sie vollziehen sich alle nach einem bestimmten, genau definierten Reaktionsmuster. Eine Sonderform ist der sogenannte Moro-Reflex, mit dem sich das Baby an einer Bezugsperson festklammert, um nicht herunter zu fallen. Hierbei handelt es sich eher um eine typische Reaktion auf eine konkrete Gefahr.

Funktion & Aufgabe

Der Suchreflex entspringt der Programmierung des Babys auf die Nahrungsaufnahme. Instinktiv sucht es sofort nach der Geburt die Brust seiner Mutter oder eine vergleichbare Nahrungsquelle. Wie andere Reflexe auch erlernt der Fötus den Suchreflex bereits im Mutterbauch.

Kaum auf die Welt gekommen, entwickelt jedes Baby erstaunliche Fähigkeiten, um seinen Hunger zu stillen. Sehr früh schon kann es sich mit seinen Beinen und Füßen Stück für Stück zur Brust der Mutter bewegen, wenn es bäuchlings auf ihr liegt. Von diesem sogenannten Breast-Crawl ist es nicht abzuhalten, da es seinen Hunger stillen will und muss. Zudem sondert die mütterliche Brust ein Sekret ab, dessen Geschmack und Geruch das Baby an das Fruchtwasser erinnert, von dem es im Bauch der Schwangeren umgeben war.

Dank des Saugreflexes wiederum wird sich das Baby beim Trinken in aller Regel nicht verschlucken. Zudem wird das Neugeborene durch den direkten Hautkontakt sowie die Sichtweite zur Mutter zusätzlich inspiriert. Das Stillen wirkt sich auch positiv auf die Beziehung zwischen Mutter und Kind aus. Das beiderseitige Verhältnis wird somit gleich in den ersten Lebenstagen des Babys besonders eng.

Der Suchreflex ist für die Mutter zugleich das Signal, dass ihr Baby Hunger hat. Denn nur wenn es trinken will, wird es das typische Reflexverhalten an den Tag legen. Am Geruch der Brust seiner Mutter orientiert sich das Baby von Anfang an. Sollte der Säugling beim Stillen den Kopf einmal abwenden, braucht die Mutter seine Wange oder Lippe mit der Brustwarze nur zu berühren und kann so den Suchreflex erneut stimulieren.

Das Kind darf beim Trinken allerdings nicht durch fremde Reize am Kopf irritiert werden, denn in diesem Fall wird es immer den Kopf in die entsprechende Richtung wegdrehen. Jeglicher Druck auf den Hinterkopf des Babys sollte gleichfalls vermieden werden, zum Beispiel indem es an die Brust gedrängt wird. Dann reagiert der Säugling mit Gegendruck und wendet sich eventuell ruckartig von der Mutterbrust ab.


Krankheiten & Beschwerden

Wenn bei einem Baby der Suchreflex schwach oder gar nicht ausgebildet ist, kann er mit speziellen Mundmassagen aktiviert werden. Hebammen und Kinderärzte geben dafür die richtigen Anleitungen.

Probleme des Kindes beim Saugen und Trinken können mit dem fehlenden Vakuum zwischen Mund und Brustwarze zu tun haben. In solchen Fällen sollte die Warze mit dem Daumen abgestützt werden, damit sie nicht aus dem Mund rutscht. Eventuell muss auch die Körperposition des Babys verbessert werden, damit es bequemer saugen kann.

Manchmal ist es notwendig, die Brust auch wiederholt gegen den Babymund zu drücken. Jedoch muss dann immer noch genug Luft an die Nase des Neugeborenen kommen.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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