Truncus coeliacus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Truncus coeliacus ist ein unpaariger Arterienstamm, der nach vorne zum Bauchraum hin (ventral) aus dem abdominellen Teil der Aorta noch oberhalb der paarigen Nierenarterien entspringt.

Er verzweigt sich nach wenigen Zentimetern in drei weitere Arterien, die verschiedene Bauchorgane sowie ein Teil des Mesenteriums mit arteriellem, sauerstoffreichem Blut versorgen. Da der Truncus coeliacus dicht unterhalb des Durchgangs der Aorta durch das Zwerchfell entspringt, kann der Arterienstamm durch eine Kompression, dem Dunbar-Syndrom, beeinträchtigt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Truncus coeliacus?

Die Hauptfunktion des Bauchhöhlenstamms wie der Truncus coeliacus auch genannt wird, liegt in der Weiterleitung des sauerstoffreichen Blutes an die drei Schlagadern, die bei normaler Anatomie dem Bauchhöhlenstamm entspringen.
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Der Truncus coeliacus ist ein gemeinsamer Arterienstamm, der ventral (bauchseitig) als unpaariger Abzweig aus der abdominellen Aorta auf Höhe des zwölften Brustwirbels unterhalb des Aortendurchgangs durch das Zwerchfell (Hiatus aorticus) entspringt.

Die Stammarterie verzweigt sich nach wenigen Zentimetern in die drei Schlagadern Arteria splenica, A. gastrica sinistra und A. hepatica communis. Der Bereich der Aufzweigung in drei Arterien wird auch als Hallerscher Dreifuß oder Tripus coeliacus bezeichnet. Die drei abzweigenden Arterien versorgen die Bauchorgane Leber, Bauchspeicheldrüse (Pankreas), Magen, Milz, Zwölffingerdarm (Duodenum) und das zugehörige Mesenterium (Gekröse) mit frischem, sauerstoffreichem Blut. Eine eventuelle Funktionsuntüchtigkeit des Truncus coeliacus kann unmittelbar lebensbedrohlich sein.

Anatomie & Aufbau

Der Hallersche Dreifuß des Truncus coeliacus verdient besondere Aufmerksamkeit, da die „normale“ Verzweigung in die drei oben erwähnten Arterien direkt in dem Dreifuß nur in geschätzten 55 bis 62 Prozent der Menschen vorliegt. In den restlichen Fällen mit statistisch relevanter Häufung finden sich mehr als zehn verschiedene Anomalien.

Beispielsweise wird die Häufigkeit der Varianten II und III durch den Anatomen Hellmuth Michels mit 10 bzw. 11 Prozent beziffert. Unter Variante II versteht man die anatomische Besonderheit, dass die Arteria hepatica communis nicht direkt aus dem Dreifuß entspringt, sondern aus der linken Bauchschlagader, der Arteria gastrica sinistra. Die Variante III liegt vor, wenn die rechte Magenarterie, die Arteria gastrica dextra, nicht der gemeinsamen Leberarterie (Arteria hepatica communis) entspringt, sondern der Arteria mesenterica superior, die einen separaten Abzweig aus der abdominellen Aorta darstellt.

Weitere anatomische Anomalien mit nennenswerter Häufigkeit von 7 bis 8 Prozent wie die Varianten VI und VII entsprechen normaler Anatomie mit jeweils einer akzessorischen Leberarterie. Der Wandaufbau des Truncus coeliacus entspricht dem anderer großer Schlagadern. Es lassen sich von innen nach außen die drei Wandschichten Tunica intima, Tunica media sowie die Tunica externa unterscheiden. Die Tunica interna oder Interna besteht aus einem einschichtigen Endothel mit anschließendem lockerem Bindegewebe, das durch eine elastische Membran zur Media abgegrenzt wird.

Die Tunica media oder Media setzt sich hauptsächlich aus ringförmig und schräg verlaufenden glatten Muskelzellen sowie elastischem Bindegewebe und kollagenen Fasern zusammen. Eine stark elastische Membran grenzt die Media zur Tunica externa ab, die aus Bindegewebe gebildet wird und von „Versorgungsleitungen“ wie Blutgefäße und Nerven durchzogen wird.

Funktion & Aufgaben

Die Hauptfunktion des Bauchhöhlenstamms wie der Truncus coeliacus auch genannt wird, liegt in der Weiterleitung des sauerstoffreichen Blutes an die drei Schlagadern, die bei normaler Anatomie dem Bauchhöhlenstamm entspringen. Die drei Schlagadern versorgen über weitere Verzweigungen und Abzweigungen die angeschlossenen Bauchhöhlenorgane.

Die Wände des Bauchhöhlenstamms entsprechen dem Aufbau der großen herznahen elastischen Arterien, so dass sie auch aktiv an der Glättung der systolischen Blutdruckspitzen beteiligt sind und gleichzeitig durch Vasokonstriktion während der Diastole, der Ruhephase der beiden Herzkammern, an der Aufrechterhaltung des diastolischen Blutdrucks beteiligt sind. Der diastolische „Restblutdruck“ ist enorm wichtig, um die engen Arteriolen und Kapillaren vor einem Kollaps mit anschließendem irreversiblem Zusammenkleben ihrer Wände zu bewahren.

Die glatten Muskelzellen des Bauchhöhlenstamms sind dabei auf Signale der Barorezeptoren in den beiden Halsschlagadern angewiesen, weil sich im intestinalen Teil des Blutkreislaufs keine Drucksensoren befinden. Der Truncus coeliacus übernimmt damit einen Teil der sogenannten Windkesselfunktion der großen herznahen Arterien zur Glättung des Blutstromverlaufs auf der arteriellen Seite des Blutkreislaufs.


Krankheiten

Eine der wichtigsten Krankheiten bzw. Beschwerden im Zusammenhang mit dem Bauchhöhlenstamm beruhen auf einer mechanischen Behinderung des Blutstroms. Das Phänomen, das als Truncus-coeliacus-Kompressionssyndrom oder Dunbar-Syndrom bezeichnet wird, kommt meist durch eine geringfügige Anomalie des Ligamentum arcuatum mediale oder einem leicht versetzten Ursprung des Bauchhöhlenstamms zustande.

Das Gewebeband, das normalerweise oberhalb des Arterienstamms verläuft und den Rand der Aortendurchführung (Hiatus aorticus) durch das Zwerchfell verstärkt, kann den Bauchhöhlenstamm teilweise abklemmen und auch das darauf liegende Ganglion coeliacum, so dass zusätzlich eine Nervenkompression eintritt. Auftretende Symptome wie krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit und Verdauungsbeschwerden hängen vom Grad der Behinderung des Blutflusses ab. Das Beschwerdebild reicht daher von geringfügigen Beschwerden bis hin zu starken und unerträglichen Schmerzen und lebensbedrohlichen Zuständen. Bei Vorliegen eines chronischen Kompressionssyndroms kommt es auch zu Sekundärschäden an den Organen, die normalerweise von der oder den eingeklemmten Arterien versorgt werden.

In einigen Fällen, in denen andere Arterien wie die Arteria pancreaticoduodenalis superior als Ersatzarterie dienen, können sich aufgrund der Überforderung in der „Ersatzarterie“ Aneurysmen bilden, die zu gefährlichen inneren Blutungen führen können. In seltenen Fällen wurde im Bereich des Truncus coeliacus eine isolierte und behandlungsbedürftige Dissektion beobachtet. Das bedeutet, dass zwischen der inneren Wandschicht, der Tunica intima und der Tunica media, Blut einsickert, was erhebliche Beschwerden auslösen kann. Meist werden Dissektionen durch Einrisse der Intima oder durch Verletzungen verursacht.

Quellen

  • Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
  • Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005
  • Schünke, M., et al.: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Thieme, Stuttgart 2018

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