Trypanosomen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Trypanosomen sind einzellige eukaryotische Parasiten, die mit einer Geißel ausgestattet sind und auch zu den Protozoen gezählt werden. Die weltweit vorkommenden Trypanosomen haben schlanke Zellkörper und werden durch den Austrittspunkt ihrer Geißel klassifiziert. Charakteristisch für diese Erreger einiger tropischer Krankheiten wie die Schlafkrankheit, ist der obligatorische Wirtswechsel zwischen einem wirbellosen Überträger (Vektor) und einem Wirbeltier.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Trypanosomen?

Die Schlafkrankheit wird von der Tsetsefliege beim Stich mit dem Saugrüssel übertragen, während der Erreger der Chagas-Krankheit durch den Kot von Raubwanzen übertragen wird.
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Als Trypanosomen werden einzellige, begeißelte Parasiten bezeichnet, die aufgrund ihres Zellkerns und anderer Organellen auch unter die Protozoen eingereiht werden. Von den mehreren hundert Arten der Gattung Trypanosoma sind nur einige wenige pathogen für den Menschen und Verursacher von Krankheiten wie der Schlafkrankheit in West- und Ostafrika sowie der Chagas-Krankheit in Mittel- und Südamerika.

Trypanosomen haben schlanke Zellkörper und zeichnen sich durch obligatorischen Wirtswechsel aus, zwischen einem wirbellosen Überträger, auch Vektor genannt, und einem Wirbeltier, zu denen auch Reptilien, Vögel und Fische gezählt werden. Da viele Arten sehr wirtsspezifisch leben, kann die entsprechende Art von Trypanosomen nur im Verbreitungsgebiet des Zwischenwirts und des „Endwirts“ vorkommen.

Trypanosomen lassen sich bezüglich des Ansatzpunktes ihrer Geißeln in die Formen trypomastigot, epimastigot und amastigot einteilen. Bei trypomastigoten Trypanosomen entspringt die Geißel am hinteren Ende der Zelle, bei epimastigoten in der Mitte und bei amastigoten Formen ist äußerlich keine Geißel auszumachen.

Eine weitere Unterscheidung lässt sich hinsichtlich des Infektionsweges treffen. Die Trypanosomen, die sich im Endteil des Insektendarms vermehren und mit dem Kot ausgeschieden werden, bezeichnet man als Sterocoraria und die, die mit dem Stechrüssel beim Blutsaugen übertragen werden, als Salivaria.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Trypanosomen sind weltweit verbreitet, allerdings sind die für den Menschen pathogenen Arten weitestgehend auf das tropische Afrika und auf Mittel- und Südamerika beschränkt. Zu den für den Menschen pathogenen Erregern gehören Trypanosoma brucei (afrikanische Schlafkrankheit) und Trypanosoma cruzi (mittelamerikanische Chagas-Krankheit). Die Schlafkrankheit wird von der Tsetsefliege beim Stich mit dem Saugrüssel übertragen, während der Erreger der Chagas-Krankheit durch den Kot von Raubwanzen übertragen wird. Kleinste Hautläsionen reichen aus, um Trypanosoma cruzei Zugang zum menschlichen Organismus und zu den Blutgefäßen zu verschaffen.

Trypanosomen leben in Wirbeltieren in der Regel im Blutplasma, in der Lymphe oder sogar im Liquor cerebrospinalis. Die Erreger der Schlafkrankheit haben ein ausgeklügeltes System wechselnder Antigenexpression an ihrer Oberfläche entwickelt. Sobald sich das adaptive Immunsystem auf den Antigentypus eingerichtet hat, wird es mit einem veränderten Antigen konfrontiert, auf das sich das Immunsystem in einem aufwendigen Prozess erst wieder neu einstellen muss.

Trypanosoma cruzi geht einen anderen Weg, um der Immunantwort zu entgehen. Der Erreger geht in eine amastigote Form über und vermehrt sich im inneren der Wirtszellen, um so der Aufmerksamkeit des Immunsystems zu entgehen.

Bei durch Stechfliegen übertragenen Trypanosomen entwickelt sich typischerweise an der Einstichstelle eine Schwellung, auch als Trypanosomenschanker bezeichnet. Etwa zwei Wochen nach der Infektion gelangen die Erreger in die Blut- und in die Lymphbahnen. Die Lymphknoten schwellen an, und es kommt – unbehandelt – zu periodischen Fieberschüben. In einigen Fällen können die Erreger, manchmal erst nach Jahren, die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im Zentralen Nervensystem (ZNS) eine Meningitis auslösen.

Prinzipiell muss zwischen der ostafrikanischen Schlafkrankheit und der westafrikanischen aufgrund der unterschiedlichen Wirtswechsel unterschieden werden. Trypanosoma brucei rhodesiense (ostafrikanische Schlafkrankheit) ist streng genommen der Erreger einer Zoonose, da Tiere wie Antilopen, Springböcke und andere Savannenbewohner die Hauptreservoire bilden, ohne selbst zu erkranken. Tsetsefliegen infizieren sich dann vornehmlich an den Wildtieren und geben den Erreger an den Menschen weiter, ohne dass er den üblichen Generationenwechsel in der Tsetsefliege durchmacht. De facto handelt es sich dabei um eine Ansteckung vom Wild- oder Nutztier zum Menschen. Bemerkenswert ist, dass sowohl die weibliche wie auch die männliche Tsetsefliege als Überträger (Vektor) fungieren. Die Übertragung der Erreger der Malaria auf den Menschen geschieht demgegenüber ausschließlich durch die weibliche Anopheles-Mücke.


Krankheiten & Beschwerden

Von der Vielzahl der Trypanosomen-Arten, die es weltweit gibt, treten nur drei als Pathogene für den Menschen auf. Es sind dies im Einzelnen die Erreger der westafrikanischen und der ostafrikanischen Schlafkrankheit und der Erreger der in Ländern Mittelamerikas und des nördlichen Südamerikas verbreiteten Chagas-Krankheit.

Das Risiko, eine Trypanosomen-Infektion zu erleiden, ist ausschließlich auf die Regionen beschränkt, in denen Tsetsefliegen beheimatet sind und auf Mittelamerika. Die Erreger der Chagas-Krankheit werden nicht durch Fliegen oder Mücken übertragen, sondern durch eine bestimmte Art von Raubwanzen, die die Sporozoiten allerdings nicht während der Blutmahlzeit übertragen, sondern mit dem Kot ausscheiden. Die Sporozoiten können über eine Schmierinfektion in den Körper eindringen, wo sie die Herzmuskulatur, das Nervenstützgewebe (Neuroglia) und bestimmte Zellen des Immunsystems befallen.

Die Chagas-Krankheit verläuft, wenn unbehandelt, in mehreren Phasen und ist für etwa 10 Prozent der infizierten Personen tödlich. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht für Kleinkinder und für Menschen mit natürlich oder künstlich geschwächtem Immunsystem. Nach der etwa dreiwöchigen Inkubationszeit treten erste Symptome auf wie Hautveränderungen, ständiges oder in Schüben auftretendes Fieber und geschwollene Lymphknoten. Die Symptome während dieser akuten Phase sind denen eines grippalen Infektes sehr ähnlich. An der Eintrittsstelle des Erregers entwickelt sich eine lokale Hautreaktion, die als Chagom bezeichnet wird.

Quellen

  • Ableitner, O.: Einführung in die Molekularbiologie. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2018
  • Dülligen, M., Kirov, A., Unverricht, H.: Hygiene und medizinische Mikrobiologie. Schattauer, Stuttgart 2016
  • Gries, O., Ly, T.: Infektologie - Kompendium humanpathogener Infektionskrankheiten und Erreger. Springer, Berlin 2019

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