Typ-IV-Allergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Typ-IV-Allergie ist dabei die sogenannte "Reaktion vom verzögerten Typ" oder auch vom "zellvermittelten Typ". Es handelt sich um manchmal tagelang dauernde Reaktionen von Immunzellen gegenüber Fremdantigenen, die sich zum Beispiel an der Haut zeigen können. Klassisches Beispiel sind Kontaktallergien wie die Nickelallergie, aber auch Transplantatabstoßungen gehören in diese Kategorie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Typ-IV-Allergie?

Bei der Kontaktallergie können Stoffe wie Nickel oder Zink die Haut reizen, und nach dem entsprechenden Zeitraum zu einer Entzündung der Haut mit Rötung, Schwellung und Schmerzen führen.
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Die Einteilung der Allergietypen, zu der auch die 'Typ-IV-Allergie gehört, in vier verschiedene Untergruppen wurde von den Wissenschaftlern Coombs und Gell bereits im Jahr 1963 veröffentlicht.

Nach heutigem Stand der Forschung ist diese immunologisch eigentlich nicht mehr haltbar - dennoch wird die Coombs und Gell-Klassifikation auch heute noch gerne benutzt, da sie didaktisch sehr logisch aufgebaut ist und einen guten Einblick in die Entstehung von allergischen Reaktionen bietet. Man sollte sich allerdings bewusst machen, dass es sich im Grunde nur um ein pathophysiologisches Modell handelt.

Ursachen

Erst 24 bis 48 Stunden nach Kontakt mit dem auslösenden Allergen kommt es dabei zur Entzündungsreaktion durch T-Zellen des menschlichen Abwehrsystems. Diesen Zeitraum benötigt der Körper für die Verarbeitung des Antigens und die Initiierung der Reaktion. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu den anderen Allergietypen, die alle in irgendeiner Form über vorformierte Antikörper auf den Weg gebracht werden und deswegen deutlich schneller auftreten.

Genau wie bei der Typ-I-Allergie] ist jedoch auch bei der Typ-IV-Allergie im allgemeinen eine Sensibilisierung nötig. Erst der Zweitkontakt mit dem Allergen führt dann zur Reaktion, was ein weiterer Grund dafür ist, dass Typ-IV-Allergien erst derartig spät auftreten.

Die genaue Pathophysiologie hinter dieser immunologischen Reaktion ist noch nicht vollständig verstanden. Es handelt sich aber im Grunde genommen um eine sinnvolle Reaktion des menschlichen Körpers gegen Fremdstoffe, die das Immunsystem zunächst einmal für feindlich hält und abzuwehren versucht.

Typische Symptome & Anzeichen

Diagnose & Verlauf

Bei der Kontaktallergie beispielsweise können Stoffe wie Nickel oder Zink die Haut reizen, und nach dem entsprechenden Zeitraum zu einer Entzündung der Haut mit Rötung, Schwellung und Schmerzen führen. Etwa 15 Prozent aller Menschen sind von solchen allergischen Reaktionen betroffen, die manchmal schwach, in einigen Fällen aber auch mit großflächigen Hautreaktionen einhergehen können.

Bei der Transplantatabstoßung läuft ebenfalls eine Typ-IV-Allergie ab: Eine beispielsweise transplantierte Niere wird vom eigenen Körper immer als Fremdkörper erkannt und massiv bekämpft. Nur durch die Unterdrückung des Immunsystems, die im Rahmen jeder Organtransplantation medikamentös durchgeführt und normalerweise lebenslang aufrecht erhalten werden muss, kann diese Typ-IV-Reaktion unterbunden werden.

Lässt man ihr freien Lauf, führt sie innerhalb weniger Tage zum Einmarsch von T-Zellen in das transplantierte Organ und zur Zerstörung dieses Organs. Im Falle der Niere würde dies bedeuten, dass die Harnproduktion nach spätestens einer Woche wieder abnimmt, ein Bluthochdruck entsteht und der operierte Patient viel Flüssigkeit im Gewebe einlagert (Ödeme).

Im Grunde handelt es sich dabei um eine sinnvolle Reaktion des menschlichen Körpers, der nicht in der Lage ist, zwischen von außen eingedrungenen Krankheitserregern und von außen eingebrachten Organen zu unterscheiden. Eine medizinische Anwendung der Typ-IV-Allergie ist der Tuberkulose-Haut-Test, auch Tuberkulin-Test oder Mendel-Mantoux-Test genannt:

Um herauszufinden, ob das Immunsystem eines Patienten sich aktuell oder in der Vergangenheit mit Tuberkuloseerregern auseinandersetzen musste, spritzt der Arzt ihm Tuberkulin, Bestandteil abgetöter Tuberkulosebakterien, unter die Haut. Nach zwei bis drei Tagen wird die Einstichstelle beurteilt: Hat sich eine größere Schwellung und Rötung ergeben, so war dem Immunsystem der Erreger bekannt und er hat mit einer Typ-IV-allergischen Reaktion geantwortet.

Kommt es nur zu einer kleinen Rötung, war die Reaktion sehr viel schwächer und man kann davon ausgehen, dass der Körper mit Tuberkulose noch nichts zu tun gehabt hat. Eine Sensibilisierung gegen das Antigen hatte somit noch nicht stattgefunden.

Komplikationen

Die Typ-IV-Allergie kann wie alle anderen Allergieformen zu schweren Komplikationen führen. Bei diesem Allergietyp ist jedoch keine Hyposensibilisierung möglich. Das bedeutet, wenn der Körper einmal gegen ein Allergen sensibilisiert wurde, welches über eine Typ-IV-Allergie reagiert, hilft nur noch die Vermeidung des Kontaktes mit diesem Allergen.

Ansonsten drohen teils schwere Ekzeme und Entzündungen. Bei der Typ-IV-Allergie kommt es unter anderem zu allergischen Kontaktekzemen und Arzneimittelekzemen, die in einigen Fällen zu schweren Komplikationen führen. Auch die Transplantatabstoßung bei organtransplantierten Patienten ist auf diesen Allergietyp zurückzuführen. Das allergische Kontaktekzem wird chronisch, wenn das betreffende Allergen nicht vermieden wird, da eine Hyposensibilisierung nicht stattfindet.

Sollte es nicht möglich sein, den entsprechenden Auslöser zu meiden, kann sich ein langer Leidensweg ergeben. Bei Beschäftigten in verschiedenen Berufsgruppen wie bei Friseuren, Metallarbeitern, Bauarbeitern oder Zahntechnikern können sich deshalb durch den ständigen Kontakt mit bestimmten Substanzen Berufskrankheiten entwickeln, die oft zur Berufsunfähigkeit führen. Im Rahmen der Arzneimittelekzeme zeigt das sogenannte Lyellsyndrom einen besonders schweren Verlauf.

In der Anfangsphase ist es von grippeähnlichen Symptomen gekennzeichnet. Nach einigen Tagen beginnen die Hautausschläge, die zu großflächigen Nekrosen (Absterben) der Haut führen und die Gefahr von schweren Infektionen in sich bergen. Beim Lyellsyndrom ist daher sofortige medizinische Nothilfe erforderlich, um eine potenziell tödliche Sepsis abzuwenden.


Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Typ-IV-Allergie muss der Betroffene einen Arzt aufsuchen. Es kann bei dieser Krankheit nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass ein Arzt immer notwendig ist, um die Beschwerden dieser Allergie zu lindern. Die Behandlung selbst hängt dann jedoch von der genauen Art und der Ausprägung der Beschwerden ab, sodass darüber keine allgemeine Voraussage getroffen werden kann. Bei der Typ-IV-Allergie ist der Arzt dann aufzusuchen, wenn der Betroffene unter einer allergischen Reaktion beim Berühren von bestimmten Stoffen leidet.

Dabei kann es auf der Haut zu verschiedenen Beschwerden kommen, sodass die Betroffenen an einem Ausschlag oder an kleinen Bläschen auf der Haut leiden. Weiterhin deuten auch nicht selten Atembeschwerden auf die Typ-IV-Allergie hin und müssen von einem Arzt untersucht werden, um weitere Komplikationen zu verhindern. In schwerwiegenden Fällen sollte immer ein Notarzt gerufen oder direkt das Krankenhaus aufgesucht werden. Bei leichten Ausprägungen der Typ-IV-Allergie kann auch ein Allergologe oder ein Allgemeinarzt aufgesucht werden.

Behandlung & Vorbeugung

Therapeutische und prophylaktische Maßnahme gegen Kontaktallergien von der Art Typ-IV-Reaktion ist im einfachsten Falle die Vermeidung eines Kontaktes. Entsprechende Uhren oder Armbänder sollten also von nickelallergischen Menschen gemieden werden. Ein Hautarzt kann zudem mit Kortisonpräparaten oder ähnlichen Salben versuchen, die Symptome zu bekämpfen.

Maßnahme gegen Transplantatabstoßung ist die vorsorgliche Immunsuppression bereits vor der Operation beziehungsweise die Erhöhung der Dosierung, falls erste Anzeichen einer Abstoßung auftreten.

Nachsorge

Ist die Behandlung der akuten Symptome abgeschlossen, steht die Bestimmung der allergieauslösenden Stoffe im Mittelpunkt der ärztlichen Maßnahmen. Je nach Erscheinungsbild und Verlauf der allergischen Reaktion können die Auslöser teilweise mithilfe eines gezielten Allergietests bestimmt werden. Führt der Test nicht zum Erfolg, lassen sich potenzielle Allergene mithilfe eines Tagebuchs identifizieren.

Hier trägt der Patient den genauen Zeitpunkt seiner allergischen Reaktionen sowie die Schwere der Symptome über einen längeren Zeitraum hinweg ein. Ausgehend von der erfolgreichen Bestimmung der Allergieauslöser zielt die weiterführende Nachsorge auf die Meidung des Kontakts mit eben diesen Stoffen ab. Patienten sollten demnach in eigener Verantwortung genau prüfen, welche Inhaltsstoffe beispielsweise in Nahrungsmitteln oder Kosmetikprodukten enthalten sind und wenn nötig auf Alternativen zurückgreifen.

Beim Umgang mit Putz- und Reinigungsmitteln ist gegebenenfalls die Verwendung von Schutzhandschuhen oder -kleidung ratsam. Um für den unvorhergesehenen oder unvermeidbaren Kontakt mit Allergenen vorbereitet zu sein, sind entsprechende Salben oder Tabletten auf Vorrat anzuschaffen. Sie können im akuten Notfall das Auftreten eines allergischen Schocks verhindern.

Eine Hyposensibilisierung, bei der sich der Körper nach und nach an den Kontakt mit den Allergenen gewöhnt, ist bei einer Typ-IV-Allergie nicht möglich. Lässt sich der dauerhafte Kontakt mit dem Allergieauslöser berufsbedingt nicht vermeiden, muss über eine Umschulung nachgedacht werden.

Das können Sie selbst tun

Wenn eine Typ-IV-Allergie vorliegt, sollte in erster Linie der Kontakt mit den auslösenden Allergenen vermieden werden. Solange der Körper den Allergenen nicht bewusst ausgesetzt wird, treten deutlich weniger Nebenwirkungen auf. Sollten dennoch Allergiesymptome auftreten, empfiehlt sich eine Behandlung mit antiallergischen Medikamenten.

Da die Symptome der Typ-IV-Allergie zeitversetzt auftreten, muss zur genauen Ermittlung der Beschwerden und ihrer Ursachen ein Allergietagebuch angelegt werden. Zusatzinformationen wie körperliche Aktivitäten, die Einnahme von Medikamenten oder einschneidende Lebensereignisse können zusätzlich helfen, den Allergie-Auslöser zu finden. Als zeitsparende Alternative kann von jeder Mahlzeit ein Foto gemacht werden. Darüber hinaus muss bei einer Typ-IV-Allergie auf ausreichend Ruhe geachtet werden, insbesondere in Situationen, in denen sich der Kontakt mit dem Allergen nicht vermeiden lässt.

Menschen, die an einer Pollen-Allergie leiden, können die aktuellen Pollenflugberichte im Netz verfolgen. Für Menschen, die an einer Nahrungsmittelallergie leiden, bieten sich Ernährungsbücher an, in denen die einzelnen Bezeichnungen der Inhaltsstoffe genau beleuchtet werden. Der Arzt kann je nach Art der Allergie den Kontakt zu der entsprechenden Kontaktstelle herstellen. Geeignete Anlaufstellen sind etwa der deutsche Allergie- und Asthmabund e. V. sowie die Interessengemeinschaft Allergievermeidung.

Quellen

  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Störiko, A.: Allergien. Falken, Niedernhausen 2001
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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