Verstopfung in der Schwangerschaft
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Über Verstopfung in der Schwangerschaft klagt etwa jede zweite Frau. Sie gehört somit zu den häufigsten Schwangerschaftsbeschwerden, stellt aber keine Gefahr für die Mutter und das ungeborene Kind dar. Es gibt verschiedene Wege, um dem Problem vorzubeugen und es zu behandeln.
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Was ist Verstopfung in der Schwangerschaft?
Der Mediziner spricht von Verstopfung, wenn der Stuhlgang drei Monate lang seltener als drei Mal in der Woche zustande kommt. In der Fachsprache wird sie auch als Obstipation bezeichnet. Charakteristisch für Verstopfung ist ein sehr harter und zäher Stuhl. Verdauungsprobleme treten vermehrt im letzten Schwangerschaftsdrittel auf. Ein Großteil aller Frauen hat mit Verstopfung in der Schwangerschaft zu kämpfen.
Die Verdauungsarbeit wird vor allem durch die vergrößerte Gebärmutter gestört. Auch die Veränderung des Hormonhaushalts verursacht eine Verlangsamung des Verdauungstraktes. Viele werdende Mütter verspüren immerzu ein Gefühl von unvollständiger Darmentleerung. Das Empfinden ständiger Blockaden am Darmausgang kann für Betroffene sehr unangenehm sein.
Ursachen
Für Verstopfung in der Schwangerschaft gibt es verschiedene Ursachen wie etwa das weibliche Sexualhormon Progesteron. Es ist für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zuständig, die den Fötus in der Gebärmutter vor Erschütterungen schützt. Gleichzeitig lockert Progesteron das Bindegewebe auf. Dadurch werden die Bewegungen der Muskulatur verlangsamt oder sogar gehemmt. Auf diese Weise bleibt die Nahrung länger im Darm, um das Baby mit Nährstoffen zu versorgen.
Ein weiterer Grund für Verstopfung ist die wachsende Gebärmutter. Bis zum Ende der Schwangerschaft wächst diese auf die Größe von zwei Fußbällen heran. Sie drückt mit ihrem ganzen Gewicht auf die Rückflussvenen und den Darmausgang. Dort entsteht ein enormer Druck, der zu Blockaden in der Verdauung führt.
Auch kann eine neue Verteilung von Flüssigkeit bei Schwangeren Verstopfung verursachen. Der Körper entzieht Wasser aus der zugeführten Nahrung, um dieses im Gewebe zu speichern. Die Nahrungsreste gelangen als eine trockene Masse in den Darm. Nicht zuletzt sind auch veränderte Essgewohnheiten, Flüssigkeitsmangel oder mangelnde Bewegung am Ende der Schwangerschaft Schuld an Verstopfungen. Bei Frauen mit Eisenmangel können Eisentabletten die Beschwerden verschlimmern.
Krankheiten mit diesem Symptom
Diagnose & Verlauf
Bei Verstopfung während der Schwangerschaft ist eigentlich keine medizinische Behandlung nötig. Die Beschwerden verschwinden in der Regel nach der Geburt ganz von selbst. Verstopfung ist während der Schwangerschaft zwar meist harmlos. Sie kann im schlimmsten Fall aber zu Hämorrhoiden führen. Hämorrhoiden sind bei allen Menschen als Schwellkörper in der Schleimhaut des Enddarms vorhanden. Im Normalfall liegen sie dort gut versteckt, sodass wir sie nicht bemerken.
In der Schwangerschaft neigen Frauen jedoch oft zum starken Pressen, wenn sie unter ständiger Verstopfung leiden. Die Folge ist eine starke Anschwellung der Hämorrhoiden. Dann machen sie sich mit unangenehmem Druck und lästigem Jucken bemerkbar, weil sie sich knotenartig nach vorne stülpen. In diesem Fall wird eine ärztliche Hilfe empfohlen.
Verdauungsbeschwerden sind auch dann ein Fall für den Arzt, wenn der Stuhl blutig aussieht. Dieses Problem führt ebenfalls auf ein zu starkes Pressen zurück. Für den Arzt kann ein Tagebuch über das Stuhlverhalten hilfreich sein, um eine geeignete Therapie anzuordnen.
Komplikationen
Verstopfung in der Schwangerschaft ist ganz normal und tritt am Anfang und am Ende einer Schwangerschaft immer wieder auf. Behandlungen gibt es mittlerweile. Es wird jedoch geraten, zuerst mit natürlichen Mitteln zu arbeiten. Die Belastung mit einer medikamentösen Behandlung sind für eine schwangere Frau ziemlich groß.
Auch das Kind könnte bei zu vielen Medikamenten nachträglich Schaden tragen. Verstopfungen lassen sich sehr gut mit natürlich aufgebrühtem Tee lösen. Hierzu bietet sich Ingwer und Pfefferminz an. Dabei ist darauf zu achten, dass es sich um natürliche Pfefferminz und Ingwerblätter handelt. Bei diesen natürlichen Verfahren kann man Nebenwirkungen und Komplikationen an sich ausschließen.
Es kann jedoch sein, dass in manchen Fällen eine Allergie gegen Kräuter vorliegt. Sollte dies der Fall sein, sollte man eine Behandlung mit diesen Lebensmitteln vermeiden. Halten die Verstopfungen über einen längeren Zeitraum an, empfiehlt es sich, einen Arzt aufsuchen. Somit erspart man sich eine Menge Ärger. In manchen Fällen helfen natürliche Mittel nicht weiter, und der Arzt ist dann dazu gezwungen auf andere Mittel zurück zu greifen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Verstopfung in der Schwangerschaft gehört zwar nicht zu den häufigen körperlichen Veränderungen der Schwangerschaft, kann aber phasenweise oder als Dauerzustand vorkommen. Sofern es nur kurz anhält und ohne die Notwendigkeit medikamentöser Behandlung verschwindet, besteht kein Anlass, den Arzt aufzusuchen. Die Notwendigkeit eines Arztbesuchs hängt jedoch hauptsächlich vom Leidensdruck der betroffenen Frau ab. Wenn schon eine Umstellung der Ernährung auf naturbelassene, ballaststoffreiche Lebensmittel ausreicht, um seltener an Verstopfung in der Schwangerschaft zu leiden, braucht die Frau keinen Arzt.
Treten Verstopfungen dagegen trotz guter Ernährung immer wieder auf, verursachen Beschwerden und Schmerzen und lassen sich ohne den Einsatz von Abführmittel nicht überstehen, sollte der Arzt aufgesucht werden. Es reicht jedoch, die Beobachtung beim nächsten Termin beim Gynäkologen anzusprechen und zunächst seine Meinung einzuholen.
Muss die Schwangere jedoch regelmäßig Abführmittel einnehmen, sollte sie eher einen Arzt konsultieren. Das tut dem Baby und natürlich auch ihrem Körper nicht gut, denn langfristig kann damit die Nährstoffversorgung des Körpers gefährdet werden. Kann der Darm nicht mehr genug Nährstoffe aus dem Nahrungsbrei extrahieren, hat das schon bald Auswirkungen auf die Gesundheit von Mutter und Kind. Der Arztbesuch ist also schon deswegen notwendig, um eine Alternative für die anhaltenden Verstopfungen zu finden, der für Frau und Kind vertretbarer ist.
Behandlung & Therapie
Von einer Behandlung mit herkömmlichen Abführmitteln ist während der Schwangerschaft abzuraten. Die frei verkäuflichen Mittel enthalten Inhaltsstoffe, die eine Kontraktion der Gebärmutter hervorrufen können. Diese stellen ein großes Risiko für das ungeborene Kind dar. Aus diesem Grund sollen Abführmittel nur in Absprache mit dem Arzt oder der Hebamme angewendet werden.
Oft hilft es schon, wenn die Schwangere gleich beim ersten Druck auf die Toilette geht und sich dabei viel Zeit lässt. Währenddessen gilt es, Störfaktoren zu vermeiden. Die beste Zeit für den Gang zur Toilette sind die ersten Morgenstunden und jeweils eine halbe Stunde nach dem Essen. Bei Verdauungsschwierigkeiten kann eine Ernährungsumstellung Wunder wirken.
Eine Vitamin-E-reiche und ballaststoffreiche Ernährung hilft dem Stoffwechsel auf die Sprünge. Ballaststoffe sind in Leinsamen, Weizenkleie, Müsli sowie getrockneten Pflaumen und Aprikosen enthalten. Sie sorgen für einen weichen Stuhl. In der Schwangerschaft wird eine gesunde Ernährung mit viel Vollkorn, Obst und Gemüse ohnehin empfohlen.
Da Flüssigkeitsmangel Verdauungsbeschwerden verschlimmern können, sollen werdende Mütter zwei bis drei Liter am Tag trinken. Zu den guten und zuckerarmen Getränken zählen Mineralwasser, Tee oder Saftschorlen. Gut verträgliche Magen-Darm-Tees regen zusätzlich die Verdauung an.
Wenn mit einer Ernährungsumstellung keine Besserung eintritt, gibt es in der Apotheke eine Reihe von sanften Mitteln. Etwa Flohsamen sorgen für eine bessere Darmbewegung. Sie können pur mit Joghurt gegessen oder als Pulver in Wasser aufgelöst und getrunken werden. Nur in sehr schlimmen Fällen verschreibt der Arzt Medikamente mit einem dieser Wirkstoffe: Macrogol, Lactulose, Bisacodyl, Glycerol, Natriumpicosulfat oder Glaubersalz. Mittel mit Mannitol oder Sorbitol werden zur rektalen Anwendung verabreicht.
Aussicht & Prognose
Verstopfung in der Schwangerschaft betrifft nicht jede Frau und es lässt sich auch nicht vorhersehen, wie oft es im Verlauf einer Schwangerschaft noch zu Verstopfungen kommen wird. Das hängt zunächst davon ab, was die Verstopfung auslöst. Wird die Frau durch die hormonellen Veränderungen des Körpers anfällig dafür, so kann es sein, dass sie die gesamte Schwangerschaft hindurch immer wieder Verstopfungen erleben wird.
In anderen Fällen führt die zunehmende Größe des Kindes dazu, dass Verstopfungen auftreten. Dann treten sie zu Beginn der Schwangerschaft selten bis gar nicht auf, werden aber mit zunehmendem Gewicht des Babys schlimmer.
Verstopfungen während der Schwangerschaft sind nach der Geburt kein Problem mehr, sofern sie keine andere Ursache haben. In der Regel handelt es sich nur um leichte bis mittelschwere Verstopfungen, sodass die Schwangere nichts weiter tun muss, als abzuwarten und auf eine gesunde Ernährung zu achten.
Obwohl sie sich während der Schwangerschaft nicht ganz vermeiden lassen, lässt sich doch die Wahrscheinlichkeit einer Verstopfung durch ballaststoffreiche und naturbelassene, wenig fetthaltige Nahrung verringern. Viele Frauen bemerken, dass sie stopfende Nahrung in der Schwangerschaft noch schlechter vertragen als vorher. Kommen Bauchschmerzen hinzu und wird der Stuhlgang sehr schmerzhaft oder ist gar unmöglich, sollte die Schwangere sicherheitshalber einen Arzt aufsuchen.
Vorbeugung
Eine gesunde Ernährung mit viel Ballaststoffen und Vitamin E kann Verstopfungen vorbeugen. Ballaststoffe quellen im Darm auf, so wird der Stuhl schneller ausgeschieden. Auch trägt ausreichende Flüssigkeitszufuhr in der Schwangerschaft zum körperlichen Wohlbefinden bei. Dadurch werden nicht nur Verstopfungen vermieden, sondern auch Kreislaufstörungen.
Schwangere sollen zudem versuchen, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Zum einen wird dadurch Schwangerschaftsdiabetes vorgebeugt. Zum anderen verbessert eine zuckerarme Ernährung die Darmtätigkeit. Von außen können werdende Mütter die Verdauung regelmäßig mit Bauchmassagen fördern. Die sanften Berührungen tun auch dem ungeborenen Baby gut.
Das können Sie selbst tun
Verstopfung in der Schwangerschaft ist zwar sehr unangenehm, kann aber leicht durch eigene Interventionen gelindert werden. Damit die gesamte Körperfunktion und damit auch die Darmtätigkeit in Schwung bleibt, ist es wichtig den Organismus fit zu halten. Auch in der Schwangerschaft ist es daher von großer Bedeutung sich regelmäßig zu bewegen. Geeignete Sportarten in der Schwangerschaft sind Radfahren oder Schwimmen. Ist diese Art der körperlichen Betätigung im letzten Schwangerschaftsdrittel mit zu großen Anstrengungen verbunden, werden moderate Spaziergänge empfohlen.
Neben der Bewegung ist eine ausreichende Zufuhr von [[Flüssigkeitshaushalt|Flüssigkeit notwendig. Diese sollte etwa zwei bis drei Liter am Tag betragen. Am besten wird der Durst durch Tee oder Wasser gestillt. Stark zuckerhaltige Getränke sind nicht empfehlenswert. Auch durch die Ernährung kann der Stuhlgang massiv beeinflusst werden. Viele Betroffene berichten, dass ein kaltes Glas Orangensaft oder Milch am Morgen dem Problem entgegen wirken kann. Gernerell sollte bei der Ernärhung auf eine ballaststoffreiche Kost geachtet werden. Lebensmittel mit einem sehr hohen Gehalt an Ballaststoffen sind Hülsenfrüchte wie Linsen und Kichererbsen, viele Kohlsorten, Brokkoli, Sauerkraut, Äpfel und Himbeeren. Früchte wie Pflaumen und Melonen wirken zudem verdauungsfördernd.
Für ein normales Verdauungssystem ist auch Entspannung wichtig. Daher können auch Schaumbäder und Entspannungssportarten wie Yoga und Pilates Abhilfe schaffen.
Quellen
- Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
- Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Stiefel, A., Geist, C., Harder, U.: Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates, Stuttgart 2012