Progesteron
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Laborwerte Progesteron
Progesteron zählt zu den Sexualhormonen. Es ist ein so genanntes Steroidhormon und das wichtigste der Gestagene. Besonders in der Schwangerschaft spielt Progesteron eine große Rolle.
Was ist Progesteron?
Progesteron gehört zu den weiblichen Geschlechtshormonen, obwohl es auch im männlichen Körper vorhanden ist. Die Hauptaufgabe von Progesteron ist, den weiblichen Körper auf eine Schwangerschaft vorzubereiten.
Aber auch im männlichen Organismus hat Progesteron wichtige Aufgaben. So ist es zum einen für die Beweglichkeit der Spermien verantwortlich und sorgt auch für deren Fähigkeit in die Eizelle einzudringen.
Progesteron ist also ein wichtiges Sexualhormon, ohne das die Fortpflanzung nicht möglich wäre.
Wofür braucht der Körper Progesteron?
Progesteron ist ein essentielles Hormon, das im Körper, vor allem bei Frauen, eine entscheidende Rolle spielt. Es wird hauptsächlich in den Eierstöcken, genauer im Gelbkörper, produziert und ist für die Regulierung des Menstruationszyklus und die Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft unerlässlich.
Während der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus, nach dem Eisprung, sorgt Progesteron dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) vorbereitet wird, um eine befruchtete Eizelle aufzunehmen. Kommt es zur Befruchtung, unterstützt Progesteron die Schwangerschaft, indem es die Gebärmutterschleimhaut stabilisiert und den Körper auf die kommenden Monate vorbereitet. Bei einer Schwangerschaft wird Progesteron auch in der Plazenta produziert, um das Wachstum des Fötus zu unterstützen und die Gebärmutter in einem entspannten Zustand zu halten, was vorzeitige Wehen verhindert.
Progesteron hat auch eine wichtige Funktion im gesamten Hormonhaushalt und beeinflusst andere Körperprozesse. Es wirkt zum Beispiel als Gegenspieler zum Östrogen, um ein hormonelles Gleichgewicht zu gewährleisten. Darüber hinaus hat Progesteron beruhigende Eigenschaften und kann dabei helfen, Stress abzubauen. Es spielt zudem eine Rolle im Gehirn, indem es neuroprotektive Effekte entfaltet und somit zur Gesunderhaltung des Nervensystems beiträgt.
Produktion, Herstellung & Bildung
Die Produktion von Progesteron findet im Körper an verschiedenen Stellen statt. Bei Frauen wird es hauptsächlich während der zweiten Phase des Menstruationszykluses im Gelbkörper, dem so genannten Corpus luteum, hergestellt.
Dadurch findet eine Vorbereitung auf eine eventuell eintretende Schwangerschaft statt, bzw. wird eine Befruchtung der Eizelle erst möglich gemacht. Die Konzentration von Progesteron ist am fünften bis achten Tage nach dem Eisprung deshalb am höchsten während des ganzen weiblichen Zykluses.
Während einer Schwangerschaft wird Progesteron hauptsächlich von der Plazenta produziert. Geringe Mengen von Progesteron werden auch in den Nebennierenrinden produziert. Dies ist bei Frauen und Männern der Fall. Beim Mann wird Progesteron zusätzlich in den Hoden produziert, genauer in den Leydig-Zwischenzellen, die im Hoden liegen.
Funktion, Wirkung & Eigenschaften
Progesteron ist in wichtiges Geschlechtshormon, dessen Hauptaufgabe es ist, die Fortpflanzung zu ermöglichen. Ohne Progesteron wäre der weibliche Körper nicht in der Lage schwanger zu werden, aber auch die Spermien des Mannes könnten keine Eizelle befruchten.
Progesteron ist also unabdinglich für unsere Fortpflanzung. Im weiblichen Körper sorgt Progesteron kurz nach dem Eisprung für eine veränderte Gebärmutterschleimhaut, so dass sich eine befruchtete Eizelle einfacher einnisten kann. Im männlichen Körper ist Progesteron für die Funktion der Spermien verantwortlich, erst durch Progesteron werden sie beweglich und besitzen die Fähigkeit in die Eizelle einzudringen.
Nistet sich keine befruchtete Eizelle in der Gebärmutter ein, sinkt der Progesteronspiegel im weiblichen Körper ab und dadurch wird dann die Menstruationsblutung ausgelöst. Progesteron steuert also einen großen Teil vom weiblichen Zyklus.
Aber es hat auch noch andere Funktionen, so ist es z.B. am Knochenaufbau im Körper mitbeteiligt. Aus diesem Grund wird es heute in der Therapie von Osteoporose erfolgreich eingesetzt. Daneben ist Progesteron auch unbedingt notwendig für die Bildung weiterer Hormone. Aus Progesteron wird im Körper unter anderem Cortisol hergestellt.
Auch für unsere Haut ist Progesteron wichtig. Es ist verantwortlich für die Lebensdauer von Hautzellen, für die Bildung von Kollagen und somit wichtig gegen Faltenbildung. Progesteron wird auch als „Hormon der inneren Heiterkeit“ bezeichnet. Da es in hoher Konzentration während der Schwangerschaft für Ausgeglichenheit und eine unbekümmerte Stimmung sorgt, kam es zu dieser Bezeichnung.
Wie hoch sind normale Referenzwerte
Die Referenzwerte für Progesteron variieren stark je nach Phase des Menstruationszyklus und ob eine Frau schwanger ist oder nicht. Bei Frauen im gebärfähigen Alter liegt der Progesteronspiegel während der Follikelphase (vor dem Eisprung) normalerweise zwischen 0,1 und 1,5 ng/ml. In dieser Phase ist der Progesteronspiegel relativ niedrig, da die Eierstöcke noch kein befruchtungsbereites Ei produziert haben.
Nach dem Eisprung, in der Lutealphase, steigt der Progesteronspiegel deutlich an, um die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten. In dieser Phase liegt der Wert typischerweise zwischen 2 und 25 ng/ml.
Während einer Schwangerschaft sind die Progesteronwerte deutlich höher, da das Hormon die Gebärmutterschleimhaut stabilisiert und die Schwangerschaft unterstützt. Im ersten Trimester können die Werte zwischen 10 und 44 ng/ml liegen, im zweiten Trimester zwischen 19 und 82 ng/ml, und im dritten Trimester zwischen 65 und 290 ng/ml.
Bei Männern und Frauen nach der Menopause sind die Progesteronspiegel im Vergleich deutlich niedriger. Bei Männern liegen sie typischerweise unter 1 ng/ml, und bei postmenopausalen Frauen bewegen sich die Werte ebenfalls in einem Bereich von unter 1 ng/ml.
Die genaue Interpretation dieser Werte hängt von individuellen Faktoren und dem spezifischen Gesundheitszustand ab.
Kann zu viel Progesteron schaden?
Ein zu hoher Progesteronspiegel kann in bestimmten Fällen schädlich sein und verschiedene gesundheitliche Beschwerden verursachen. Überschüssiges Progesteron tritt häufig in der Schwangerschaft auf, da das Hormon in hohen Mengen produziert wird, um die Gebärmutterschleimhaut zu stabilisieren und die Schwangerschaft zu unterstützen. Dies ist in der Regel unproblematisch und physiologisch normal. Allerdings kann ein Progesteronüberschuss außerhalb der Schwangerschaft durch hormonelle Ungleichgewichte oder die Einnahme von Progesteronpräparaten, etwa im Rahmen einer Hormonersatztherapie oder Fruchtbarkeitsbehandlung, auftreten.
Zu viel Progesteron kann zu einer Reihe von Symptomen führen. Häufige Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen, da Progesteron das zentrale Nervensystem beruhigt. Auch Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und depressive Verstimmungen können durch einen erhöhten Progesteronspiegel ausgelöst werden. Darüber hinaus können Wassereinlagerungen und Gewichtszunahme auftreten, da Progesteron die Flüssigkeitsretention im Körper begünstigt.
In seltenen Fällen kann ein dauerhaft erhöhter Progesteronspiegel auf ernsthaftere zugrunde liegende Erkrankungen hinweisen, wie zum Beispiel hormonproduzierende Tumore der Eierstöcke oder Nebennieren. Daher ist es wichtig, bei ungewöhnlich hohen Progesteronwerten die Ursache abklären zu lassen und gegebenenfalls eine Behandlung einzuleiten, um langfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden.
Kann zu wenig Progesteron schaden?
Ein zu niedriger Progesteronspiegel kann gesundheitliche Probleme verursachen, insbesondere bei Frauen im gebärfähigen Alter. Progesteron ist entscheidend für die Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Schwangerschaft und spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Schwangerschaft im Frühstadium. Ein Progesteronmangel kann daher zu Unfruchtbarkeit führen, da die Gebärmutterschleimhaut nicht ausreichend auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vorbereitet ist. Selbst wenn eine Befruchtung stattfindet, kann ein niedriger Progesteronspiegel zu Frühaborten führen, da der Körper die Schwangerschaft nicht aufrechterhalten kann.
Frauen mit unregelmäßigen Menstruationszyklen oder ausbleibendem Eisprung (Anovulation) haben häufig niedrige Progesteronwerte, was auf ein hormonelles Ungleichgewicht hinweist. Dies kann zu Zyklusstörungen, starken Blutungen und prämenstruellem Syndrom (PMS) führen. Zu wenig Progesteron im Verhältnis zu Östrogen, ein Zustand, der als Östrogendominanz bekannt ist, kann auch andere Symptome verursachen, wie Brustspannen, Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen und Kopfschmerzen.
Bei postmenopausalen Frauen sind niedrige Progesteronspiegel normal, jedoch können in einigen Fällen Symptome wie Schlafstörungen oder Hitzewallungen auftreten. Auch hier kann ein Ungleichgewicht zwischen Progesteron und Östrogen zu einem erhöhten Risiko für Endometriose oder Gebärmutterschleimhautveränderungen führen.
Krankheiten, Beschwerden & Störungen
Liegt im Körper ein Mangel von Progesteron vor, kann dies vielerlei Auswirkungen haben. Eine zu geringe Konzentration von Progesteron stört natürlich den Hormonstoffwechsel. Bei Frauen macht sich das vor allem durch einen unregelmäßigen Zyklus bemerkbar.
Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Nervosität und Gereiztheit können die Folge von Progesteronmangel sein. Dies kann bis zu einer Depression führen, wenn der Mangel länger anhält. Aber auch auf das Körpergewicht hat Progesteron einen Einfluss. Ein Mangel von Progesteron kann zu Übergewicht führen, bei dem das Fett hauptsächlich im Bauchbereich eingelagert wird. In den Wechseljahren der Frau sinkt das Progesteron im Körper. Aus diesem Grund sind viele der zuvor genannten Symptome in dieser Zeit bei vielen Frauen zu beobachten. Zudem sorgt ein geringer Progesteronspiegel auch für Hitzewallungen und Haarausfall.
Das Progesteron kann aber auch in zu hoher Konzentration im Körper vorhanden sein. Das kommt zwar eher selten vor, hat aber auch Auswirkungen auf den Körper bzw. ergibt Hinweise auf eine Erkrankung. Dies ist in jedem Fall während einer Schwangerschaft der Fall. Daneben kann zu viel Progesteron auch auf einen Tumor am Eierstock hinweisen.
Auch eine Schilddrüsenunterfunktion kann einen zu hohen Progesteronspiegel im Körper verursachen. Da Östrogene und Progesteron im Zusammenspiel reguliert werden, kann es durch die Unterfunktion der Schilddrüse zu einem langsameren Stoffwechsel kommen, bei dem zu wenig Östrogen und zu viel Progesteron im Körper vorhanden ist. Weitere Anzeichen von zu viel Progesteron können häufige Ermüdung, Migräne und eine enorme Abnahme der weiblichen Libido sein.
Tipps für eine optimale Versorgung mit Progesteron
Eine optimale Versorgung mit Progesteron ist für die hormonelle Balance und die Gesundheit, insbesondere bei Frauen im gebärfähigen Alter, entscheidend. Hier sind zehn Tipps, die helfen können, den Progesteronspiegel auf natürliche Weise zu unterstützen:
Ausreichend gesunde Fette konsumieren: Progesteron wird im Körper aus Cholesterin synthetisiert, daher ist eine ausreichende Zufuhr von gesunden Fetten wie Omega-3-Fettsäuren, die in Lebensmitteln wie Fisch, Nüssen, Samen und Avocados vorkommen, wichtig. Diese Fette unterstützen die Hormonproduktion und fördern die Progesteronbildung.
Stress reduzieren: Chronischer Stress führt zur Ausschüttung von Cortisol, das die Produktion von Progesteron negativ beeinflussen kann. Techniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen helfen, Stress abzubauen und den Hormonhaushalt zu stabilisieren.
Ausreichend Schlaf: Guter Schlaf unterstützt die Regulierung des Hormonsystems. Schlafmangel kann zu einem Ungleichgewicht von Hormonen, einschließlich Progesteron, führen. Versuche, regelmäßig 7-9 Stunden Schlaf pro Nacht zu bekommen.
Vermeidung von Xenoöstrogenen: Diese hormonellen Schadstoffe, die in Kunststoffen, Pestiziden und Kosmetika vorkommen, können die Östrogenproduktion erhöhen und das natürliche Progesteronverhältnis stören. Vermeide Produkte mit chemischen Zusätzen und wähle Bio-Lebensmittel und natürliche Kosmetika.
Progesteron-fördernde Lebensmittel einbauen: Bestimmte Lebensmittel wie Blattgemüse, Vollkornprodukte, Brokkoli, Blumenkohl und Walnüsse können die Progesteronproduktion auf natürliche Weise unterstützen. Diese Lebensmittel enthalten Nährstoffe wie Zink und Magnesium, die für die Hormonsynthese wichtig sind.
Regelmäßige Bewegung: Moderate Bewegung, wie Spaziergänge oder leichtes Training, kann den Hormonhaushalt ausgleichen. Übermäßige Bewegung hingegen kann den Körper stressen und den Progesteronspiegel negativ beeinflussen. Ein ausgewogenes Trainingsprogramm ist daher entscheidend.
Ausreichend Vitamin C: Studien zeigen, dass Vitamin C die Progesteronproduktion fördern kann. Gute Quellen sind Zitrusfrüchte, Paprika, Beeren und Brokkoli. Eine tägliche Zufuhr von mindestens 75 mg für Frauen und 90 mg für Männer ist empfehlenswert.
Vitamin B6: Dieses Vitamin spielt eine Schlüsselrolle bei der Progesteronproduktion und kann helfen, PMS-Symptome zu lindern. Vitamin B6 ist in Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten, Fisch, Bananen und Geflügel enthalten.
Vermeidung von übermäßiger Zuckeraufnahme: Zu viel Zucker kann den Blutzuckerspiegel destabilisieren, was den Cortisolspiegel erhöht und die Progesteronproduktion hemmt. Eine ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker und raffinierten Kohlenhydraten ist daher hilfreich.
Kräuter zur Unterstützung der Hormonbalance: Pflanzliche Heilmittel wie Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) können die Progesteronproduktion fördern. Diese Heilpflanze unterstützt die natürliche Hormonbalance und wird häufig bei PMS oder Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Die Einnahme sollte jedoch mit einem Arzt abgestimmt werden.
Durch die Kombination dieser Tipps kann der Progesteronspiegel auf natürliche Weise unterstützt werden, was zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens und zur Regulierung des Hormonhaushalts beiträgt.
Quellen
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
- Vieten, M.: Laborwerte verstehen leicht gemacht, Trias, Stuttgart 2009