Weichteilgewebe
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Zu den Weichteilgeweben gehören alle weichen Gewebe mit Ausnahme der Epithelien, der inneren Organe und des Gliagewebes. Somit zählen Fettgewebe, Muskelgewebe und Bindegewebe zu den Weichgeweben.
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Was ist das Weichteilgewebe?
Als Gewebe wird eine Ansammlung von differenzierten Zellen inklusive ihrer extrazellulären Matrix bezeichnet. Weichteilgewebe bestehen in der Regel aus Kollagen, Elastin und einer Grundsubstanz. Aufgrund dieses speziellen Aufbaus können sich Weichteilgewebe einfach verformen und dann zu ihrer ursprünglichen Form zurückkehren.
Weichgewebe sind zudem viskoelastisch. Sie haben also sowohl ein elastisches als auch ein viskoses Materialverhalten. Sie sind zudem inkompressibel. Das bedeutet, dass sie auch unter Druckeinwirkung bei einer konstanten Temperatur ihr Volumen nicht ändern. Sie lassen sich somit nicht komprimieren. Eine weitere Eigenschaft der Weichgewebe ist die Anisotropie. Weichteilgewebe finden sich an vielen Stellen des Körpers. So gehören zum Beispiel Muskelgewebe, Bindegewebe und Fettgewebe zu den Weichteilgeweben.
Anatomie & Aufbau
Zellorganellen oder Zellflüssigkeit sind aufgrund der Fettfüllung der Zelle nicht erkennbar. Die Fettvakuole liegt frei in der Zellflüssigkeit vor. Die einzelnen Adipozyten sind in ein Fasergerüst eingebaut und von einer Basallamina und von retikulären Fasern umgeben. Diese Fasern halten die Fettzellen auch bei Krafteinwirkung in Form. Es kann zwischen gelbem und weißem Fett unterschieden werden.
Das Muskelgewebe unterteilt sich in Skelettmuskulatur, Herzmuskulatur und glatte Muskulatur. Skelettmuskulatur besteht aus mehreren Muskelfaserbündeln, welche wiederum aus einzelnen Muskelfasern bestehen. Die einzelnen Muskelfasern können bis zu 15 Zentimeter lang sein. Sie sind von Bindegewebe, den sogenannten Faszien, umhüllt. Auch der einzelne Skelettmuskel in seiner Gesamtheit ist von Bindegewebe umgeben. Von diesem ziehen Septen in das Muskelinnere. Jede Muskelfaser besteht aus Tausenden Myofibrillen. Diese ziehen durch die Muskelfaser und sind wiederum aus kleineren Einheiten, den Myofilamenten, aufgebaut.
Die Myofilamente sind in Sarkomeren angeordnet. Durch diese Anordnung erscheint die Skelettmuskulatur unter dem Mikroskop quergestreift. Sie wird deshalb auch als quergestreifte Muskulatur bezeichnet. Von der quergestreiften kann die glatte Muskulatur unterschieden werden. Im Gegensatz zur quergestreiften Muskulatur existiert in der glatten Muskulatur keine regelmäßige Anordnung der Myofibrillen. Die glatte Muskulatur wird hauptsächlich aus Aktin- und Myosinfilamenten gebildet. Der Herzmuskel wird aus einer besonderen Art der Muskulatur gebildet. Es handelt sich dabei um eine quergestreifte Muskulatur, die nicht bewusst gesteuert werden kann.
Unter dem Begriff Bindegewebe werden verschiedene Gewebetypen zusammengefasst, die alle vergleichsweise wenige Zellen enthalten. Dafür enthält das Bindegewebe umso mehr Zwischenzellmasse. In die Zwischenzellsubstanz sind verschiedene Fasern eingelagert. Den Hauptanteil stellen Kollagene dar. Diese bilden ein dichtes Maschenwerk. Der Raum zwischen den kollagenen Fasern wird durch Proteoglykane gefüllt.
Funktion & Aufgaben
Die Aufgaben und Funktionen des Weichteilgewebes unterscheiden sich je nach Gewebeart. Die glatte Muskulatur sorgt für die Bewegungen der Organe. Sie ist beispielsweise ein wichtiger Teil der Verdauung oder der Atmung. Die glatte Muskulatur arbeitet langsam und ausdauernd und funktioniert vollkommen unabhängig vom menschlichen Willen.
Die quergestreifte Muskulatur kann willentlich beeinflusst werden. Sie bildet mehr als 400 verschiedene Skelettmuskeln. Diese ermöglichen verschiedene Bewegungen. Häufig sind an einem Bewegungsablauf mehrere Muskeln beteiligt. Die Skelettmuskulatur arbeitet schnell, ermüdet dafür aber leichter. Die Herzmuskulatur nimmt eine Sonderstellung ein. Sie ist zwar quergestreift, kann aber nicht willkürlich beeinflusst werden. Die Herzmuskulatur sorgt für die Kontraktion des Herzens und damit für den Auswurf des Blutes in den Kreislauf. Sie ermöglicht somit die Versorgung des Körpers mit Blut.
Fettgewebe kann verschiedene Aufgaben übernehmen. Das Baufett dient in den Fettkörpern den Organen als Polsterung und fungiert zudem als Verschiebeschicht. Das Speicherfett dient der Speicherung der Energie aus der Nahrung. Während weißes und gelbes Fettgewebe das Speicherfett bilden, wird das braune Fettgewebe zur Wärmeerzeugung genutzt.
Auch das Bindegewebe kann verschiedene Funktionen übernehmen. Je nach Vorkommen schützt und umgibt es Organe, fungiert ebenso wie das Fettgewebe als Gleit- und Verschiebeschicht oder dient als Leitstruktur für Leitungsbahnen. Zudem ist es an der Produktion und Speicherung von verschiedenen Substanzen beteiligt. Es dient ferner als Stützstruktur für den Körper.
Krankheiten
Zu den Kollagenosen gehören zum Beispiel das Sjögren-Syndrom, die Sklerodermie, der systemische Lupus Erythematodes und die Polymyositis. Das Erscheinungsbild der Kollagenosen variiert von Erkrankung zu Erkrankung. So macht sich das Sjögren-Syndrom beispielsweise durch trockene Augen, einen trockenen Mund und eine verminderte Tränenflüssigkeit bemerkbar. Bei der Sklerodermie verhärtet hingegen das Bindegewebe, sodass es im Bereich des Gesichts zu einer mimischen Starre und zu einer Verkleinerung der Mundöffnung kommt.
Eine recht häufige Erkrankung des Fettgewebes ist das Lipödem. Bei dieser Erkrankung sammelt sich das Fettgewebe seitlich an den Oberschenkeln und Hüften an. Auch die Oberarme, die Unterschenkel und der Nacken können von der atypischen, symmetrischen Fetthäufung betroffen sein. Die Schwellungen gehen mit Schmerzen, Druckempfindlichkeit und einer Neigung zu Hämatomen einher. Vom Lipödem sind fast ausschließlich Frauen betroffen.
Quellen
- Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
- Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007
- Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014