Aclidiniumbromid

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Aclidiniumbromid

Aclidiniumbromid zählt zu den Anticholinerga. Es dient zur Behandlung von Erwachsenen mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Das Medikament wird als Pulver zum Inhalieren angeboten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Aclidiniumbromid?

Aclidiniumbromid zählt zu den Anticholinerga. Es dient zur Behandlung von Erwachsenen mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).

Der Wirkstoff Aclidiniumbromid ist in der EU unter den Handelsnamen Eklira Genuair® und Bretaris Genuair® im Angebot. Das Arzneimittel ist für die symptomatische bronchodilatatorische Dauerbehandlung Erwachsener mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) zugelassen.

Es bessert Beschwerden wie chronischen Husten und Atemnot. Die Einnahme erfolgt als Trockenpulver über einen Genuair-Inhalator mit einer üblichen Häufigkeit von zweimal pro Tag. Dabei eignet sich das Medikament für eine dauerhafte Therapie. Das lange wirksame Arzneimittel erweitert die Bronchien und hat parasympathologische Eigenschaften.

Aclidiniumbromid wird zügig von der Lunge resorbiert. In der Regel wirkt es innerhalb 15 Minuten. Damit stellt es eine gute Therapie für Chroniker dar. Als langwirksamer Bronchodilatator kommt es jedoch nicht für eine Notfallsituation infrage. Ebenso eignet es sich nicht als Asthmamedikament.

Pharmakologische Wirkung

Aclidiniumbromid verbessert die Lungenfunktion und wird bei Erwachsenen zur Therapie einer COPD eingesetzt. Die Effekte der Verabreichung von Aclidiniumbromid zeigen sich auf bronchienerweiternde sowie parasympatholytische Weise. Eine erste Linderung der Beschwerden tritt innerhalb von 15 Minuten nach Inhalation ein.

Die Wirkung von Aclidiniumbromid beruht auf einem Antagonismus an muscarinischen Rezeptoren innerhalb der Atemwege. Aclidiniumbromid bindet sich länger an M3-Rezeptoren (Muscarinrezeptoren M3) und kürzer an M2-Rezeptoren (Muscarinrezeptoren M2). M3-Rezeptoren sind verantwortlich für die Kontraktionen der glatten Muskulatur in den Luftwegen.

Wird diese Funktion durch die Gabe von Aclidiniumbromid blockiert, kommt es zu einer länger fortbestehenden Hemmung der durch Acetylcholin verursachten Bronchienverengung. Im Plasma wird Aclidiniumbromid schnell hydrolysiert zu einem inaktiven Alkoholmetaboliten und einem Carbonsäuremetaboliten, was das Risiko möglicher Nebenwirkungen außerhalb der Lunge vermindert.

Als anticholinerg wirksamer Stoff kann sich die Gabe von Aclidiniumbromid auf Herz und Blutgefäße auswirken. Deshalb sind mögliche kardiovaskuläre Effekte engmaschig zu überwachen. Bei Patienten mit bestimmten bereits bestehenden Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems ist Aclidiniumbromid mit größter Vorsicht anzuwenden.

Wie allgemein möglich bei Inhalationsbehandlungen, so kann es auch bei einer Inhalation von Aclidiniumbromid zu paradoxen Bronchospasmen kommen. In einem derartigen Fall ist die Behandlung sofort abzubrechen und der Arzt zu kontaktieren.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Bei einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung - kurz: COPD - ist die Lunge auf Dauer geschädigt. Die Atemwege - die Bronchien - sind chronisch verengt, wodurch das Atmen schwerfällt. Bronchienerweiternde Medikamente - sogenannte Bronchodilatatoren - verschaffen Linderung der Beschwerden. Es gibt zwei Arten von Bronchodilatatoren: langwirksame für den dauerhaften Gebrauch und kurzwirksame für den Einsatz bei akuten Atemnotanfällen.

Aclidiniumbromid steht als langwirksamer Bronchodilatator zur Verfügung. Das Medikament hemmt Acetylcholin, einen körpereigenen Botenstoff, und erweitert so die Atemwege. Es hilft gegen die Symptome Atemnot und chronischen Husten. Aclidiniumbromid wird als Trockenpulver über einen mehrfach verwendbaren Genuair-Inhalator zweimal täglich in einer Dosierung von 375 μg eingenommen.

Das Gerät kommt fertig befüllt in den Verkauf und kann sofort verwendet werden. Die Wirkung tritt innerhalb von 15 Minuten nach der Inhalation ein. Aufgrund der Anwendung zweimal täglich passt Aclidiniumbromid auch ausgezeichnet für Patienten mit nachts oder zu Tagesbeginn verstärkt auftretenden Symptomen.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Aclidiniumbromid, einem Medikament zur Behandlung von chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Aclidiniumbromid ist ein langwirksamer Muskarinrezeptor-Antagonist, der die Atemwege erweitert und das Atmen erleichtert. Es wird normalerweise als Trockenpulverinhalator verabreicht und sollte zweimal täglich, üblicherweise morgens und abends, angewendet werden.

Die korrekte Anwendung des Inhalators ist entscheidend für die Wirksamkeit des Medikaments. Patienten sollten genau in die Handhabung des Geräts eingewiesen werden, einschließlich des richtigen Einatmens, um sicherzustellen, dass die volle Dosis des Medikaments die Lunge erreicht. Es ist wichtig, dass Patienten nach der Inhalation den Atem für einige Sekunden anhalten, um die Medikamentenabsorption zu maximieren.

Aclidiniumbromid ist nicht für die akute Behandlung von Bronchospasmen oder plötzlichen Atemnotanfällen geeignet. Für solche Fälle sollten Patienten einen schnell wirksamen Bronchodilatator, wie zum Beispiel Salbutamol, zur Hand haben.

Patienten sollten regelmäßig ärztlich überwacht werden, um die Wirksamkeit der Behandlung und mögliche Nebenwirkungen zu beurteilen. Häufige Nebenwirkungen können Mundtrockenheit, Kopfschmerzen und Husten sein. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind selten, aber Patienten sollten über Symptome wie allergische Reaktionen oder Augenprobleme informiert werden.

Aclidiniumbromid sollte mit Vorsicht bei Patienten mit schwerwiegenden kardiovaskulären Erkrankungen oder bestimmten Augenkrankheiten wie Engwinkelglaukom angewendet werden. Außerdem ist es wichtig, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu berücksichtigen, insbesondere mit anderen Anticholinergika, um das Risiko von additiven Nebenwirkungen zu minimieren.

Risiken & Nebenwirkungen

Bei bis zu 10 % der mit Aclidiniumbromid Behandelten traten als häufigste Nebenwirkungen diese Beschwerden auf:

Aclidiniumbromid ist bei bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit äußerster Vorsicht anzuwenden, zum Beispiel bei:

Ebenso ist Vorsicht bei einer Therapie mit Aclidiniumbromid angebracht bei bestehendem Engwinkelglaukom, benigner Prostatavergrößerung sowie einer Harnabflussbehinderung im Blasenhals.

Kontraindiziert ist Aclidiniumbromid bei einer Hypersensibilität gegen den Wirkstoff und gegen in ihrer Struktur verwandte Parasympatholytika.

Schwangere sollten dieses Arzneimittel nur nehmen, wenn der erwartbare Nutzen potenzielle Risiken übersteigt. Stillenden wird von einer Verwendung abgeraten.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Aclidiniumbromid betreffen mehrere medizinische Bedingungen und Risiken, die die sichere Anwendung des Medikaments beeinträchtigen können. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Aclidiniumbromid oder einen der sonstigen Bestandteile des Präparats. Eine allergische Reaktion könnte zu schwerwiegenden Symptomen wie Hautausschlag, Atembeschwerden und Schwellungen im Gesicht, den Lippen oder der Zunge führen.

Patienten mit Engwinkelglaukom sollten Aclidiniumbromid vermeiden, da das Medikament anticholinerge Eigenschaften besitzt, die den Augeninnendruck erhöhen können und das Risiko eines akuten Glaukomanfalls steigern. Diese Bedingung erfordert sofortige medizinische Behandlung und kann zu dauerhafter Sehverlust führen, wenn sie nicht behandelt wird.

Aclidiniumbromid ist auch bei Patienten mit Harnverhalt oder schweren Blasenhalsobstruktionen kontraindiziert. Das Medikament kann die Symptome dieser Zustände verschlimmern, da es die glatte Muskulatur des Harntrakts beeinflusst, was zu Schwierigkeiten beim Wasserlassen führen kann.

Darüber hinaus sollten Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie unkontrolliertem Bluthochdruck oder schweren Herzrhythmusstörungen, Aclidiniumbromid nur mit Vorsicht und unter strenger ärztlicher Überwachung verwenden. Während Aclidiniumbromid primär auf die Atemwege wirkt, können seine anticholinergen Effekte potenziell das Herz-Kreislauf-System beeinflussen.

Auch Schwangere und stillende Mütter sollten Aclidiniumbromid nur anwenden, wenn der potenzielle Nutzen das Risiko für das Kind überwiegt, da keine ausreichenden Studien zur Sicherheit während der Schwangerschaft und Stillzeit vorliegen.

Es ist wichtig, dass Patienten ihre gesamte Krankengeschichte mit ihrem Arzt besprechen, bevor sie mit der Behandlung mit Aclidiniumbromid beginnen, um mögliche Kontraindikationen auszuschließen und die sicherste und effektivste Behandlung zu gewährleisten.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Bei der Verwendung von Aclidiniumbromid können mehrere Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten, die berücksichtigt werden müssen, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten. Eine der wichtigsten potenziellen Interaktionen besteht mit anderen anticholinergen Medikamenten.

Da Aclidiniumbromid selbst anticholinerge Eigenschaften hat, kann die gleichzeitige Anwendung mit anderen anticholinergen Arzneimitteln, wie bestimmten Antidepressiva, Antihistaminika, Antipsychotika und Medikamenten zur Behandlung von Parkinson, zu additiven Nebenwirkungen führen. Diese können Mundtrockenheit, Verstopfung, Harnverhalt und Sehstörungen umfassen.

Auch bei der gleichzeitigen Anwendung von Betablockern ist Vorsicht geboten. Obwohl keine direkte Wechselwirkung zwischen Aclidiniumbromid und Betablockern bekannt ist, könnten Betablocker, die häufig zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verwendet werden, die bronchodilatatorische Wirkung von Aclidiniumbromid vermindern und somit die Behandlungseffizienz bei COPD-Patienten beeinträchtigen.

Patienten, die andere inhalative Medikamente zur Behandlung von Atemwegserkrankungen verwenden, sollten ebenfalls auf Wechselwirkungen achten. Die gleichzeitige Anwendung von Aclidiniumbromid mit anderen bronchodilatatorischen Mitteln wie Beta-2-Agonisten oder inhalativen Kortikosteroiden kann theoretisch zu einer verstärkten bronchodilatatorischen Wirkung führen, was sowohl vorteilhaft als auch potenziell risikoreich sein kann, abhängig von der spezifischen Kombination und Dosierung.

Zusätzlich sollten Patienten und Ärzte auf mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten achten, die das zentrale Nervensystem beeinflussen. Während keine spezifischen Wechselwirkungen bekannt sind, kann die gleichzeitige Anwendung mit zentralnervös wirkenden Substanzen unerwartete Wirkungen haben, insbesondere bei älteren Patienten oder solchen mit bestehenden neurologischen Erkrankungen.

Insgesamt ist es entscheidend, dass Patienten ihren Arzt über alle aktuellen Medikamente informieren, um potenzielle Wechselwirkungen zu vermeiden und die sicherste und effektivste Behandlung zu gewährleisten.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Aclidiniumbromid nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, insbesondere für die Behandlung von chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).

Eine häufige Alternative sind andere langwirksame Muskarinrezeptor-Antagonisten (LAMA), wie Tiotropium oder Glycopyrronium. Diese Medikamente wirken ähnlich wie Aclidiniumbromid, indem sie die Atemwege erweitern und die Symptome der COPD lindern.

Langwirksame Beta-2-Agonisten (LABA) wie Salmeterol und Formoterol sind ebenfalls eine Alternative. Diese Medikamente entspannen die glatte Muskulatur der Atemwege und verbessern die Atmung. Oft werden LABA in Kombination mit inhalativen Kortikosteroiden (ICS) wie Budesonid oder Fluticason verwendet, um Entzündungen zu reduzieren und die Lungenfunktion zu verbessern.

Eine weitere Option sind Kombinationspräparate, die sowohl LAMA als auch LABA enthalten, wie beispielsweise Umeclidinium/Vilanterol oder Tiotropium/Olodaterol. Diese Kombinationen bieten eine umfassendere Behandlung und können die Lebensqualität von COPD-Patienten verbessern.

Neben medikamentösen Therapien können nicht-pharmakologische Ansätze wie pulmonale Rehabilitation, regelmäßige körperliche Aktivität und Atemtherapie entscheidend zur Verbesserung der Symptomkontrolle und Lebensqualität beitragen. Pulmonale Rehabilitation umfasst ein strukturiertes Programm aus Übungstraining, Ernährungsberatung und Schulungen zur Krankheitsbewältigung.

Ergänzende Therapien wie Sauerstofftherapie bei chronischer Hypoxämie und invasive Optionen wie Lungentransplantation oder Lungenvolumenreduktion in schweren Fällen bieten zusätzliche Behandlungsansätze.

Es ist wichtig, dass Patienten und Ärzte gemeinsam die beste individuelle Behandlungsstrategie entwickeln, um die optimale Kontrolle der COPD-Symptome zu erreichen und die Lebensqualität zu verbessern.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

Das könnte Sie auch interessieren