Allergische Vaskulitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine allergische Vaskulitis ist eine chronische Entzündung der Blutgefäße, die zu wichtigen Organen führen. Die Ursachen der Störung sind unklar und eine Heilung existiert nicht. Die Symptome können mit Medikamenten kontrolliert werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist allergische Vaskulitis?

Eine allergische Vaskulitis ist eine chronische Entzündung der Blutgefäße, die zu wichtigen Organen führen.

Die allergische Vaskulitis ist eine Störung, die eine Entzündung der Blutgefäße zur Folge hat. Die Entzündung führt zu Blutungen in den kleinsten Gefäßen (Kapillaren) in Haut, Gelenken, Gedärmen und Nieren.

Zudem behindert die Entzündung den Blutzufluss zu den Organen, was diese dauerhaft schädigen kann. Das häufigsten aufkommende Symptom von allergischer Vaskulitis ist Asthma, doch die Störung kann zu einer Vielzahl von anderen Problemen führen, bspw. Heuschnupfen, Ausschlag, Blutungen im Magen-Darm-Bereich, starke Schmerzen und Taubheit in Händen und Füßen.

Die große Anzahl an möglichen Symptomen und die Ähnlichkeit dieser Symptome zu anderen Störungen macht allergische Vaskulitis schwer zu diagnostizieren. Für allergische Vaskulitis gibt es keine Heilung, doch ein Arzt kann dabei helfen, die Symptome zu minimieren, indem er entsprechende Medikamente verschreibt.

Ursachen

Die Ursache von allergischer Vaskulitis ist vermutlich eine Kombination von Faktoren, doch diese Faktoren wurden noch nicht identifiziert. Es ist bekannt, dass Menschen mit allergischer Vaskulitis ein hyperaktives Immunsystem besitzen.

Statt nur vor eindringenden Organismen wie Bakterien und Viren zu schützen, greift das Immunsystem auch eigenes, gesundes Gewebe an, was zu Entzündungen führt. Forscher versuchen immer noch herauszufinden, was genau diese Reaktion verursacht.

Einige Menschen entwickeln allergische Vaskulitis nach der Einnahme bestimmter Medikamente, bspw. Asthmaspray und Allergiemedikamente. Experten haben die Verbindung zwischen Medikamenten und Ausbruch der Krankheit noch nicht feststellen können. Möglich ist, dass die Medikamente lediglich die Symptome einer bereits vorhandenen Erkrankung verstärken.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine allergische Vaskulitis äußert sich zu Anfang durch Allgemeinsymptome, die auch bei diversen anderen Krankheiten auftreten. Viele Patienten leiden zum Beispiel an Fieber, Schüttelfrost und Nachtschweiß oder verlieren Gewicht. Typisch ist auch ein starkes Krankheitsgefühl, das mit einem körperlichen und geistigen Leistungsknick einhergeht.

Als eines der ersten Symptome kommt es infolge der Entzündung zu Gelenkschmerzen. Im weiteren Verlauf können je nach Ausprägung und Lokalisation der allergischen Vaskulitis weitere Beschwerden hinzukommen. Im Bereich der Haut bilden sich fleckige Hautrötungen oder offene, oftmals blutende Hautstellen. Sind die Augen betroffen, kann es durch den Befall der Gefäße der Netzhaut zu Sehstörungen kommen.

Auch Augenrötungen und eine Entzündung der Lederhaut sind nicht auszuschließen. Ist das Nervensystem beteiligt, äußert sich dies unter anderem durch Kopfschmerzen, Entzündungen und Lähmungen. Bei einem schweren Verlauf können Krampfanfälle oder sogar ein Schlaganfall auftreten. Die Lunge kann sich ebenfalls entzünden oder es kommt zu einem vollständigen Funktionsverlust der Lunge.

Im Bereich des Magen-Darm-Traktes sind krampfartige Bauchschmerzen, blutige Durchfälle und Koliken möglich. Darüber hinaus kann eine allergische Vaskulitis auch Herz, Niere, Muskeln und Gelenke sowie den HNO-Trakt betreffen und vielfältige Symptome und Beschwerden hervorrufen.

Diagnose & Verlauf

Es existieren keine speziellen Untersuchungen, um allergische Vaskulitis zu diagnostizieren. Die Symptome ähneln derer anderer Störungen. Um die Diagnose dennoch zu erleichtern, existiert ein Katalog von sechs Kriterien für allergische Vaskulitis.

Ein Patient sollte mindestens vier der Kriterien erfüllen, um mit der Störung diagnostiziert werden zu können. Zu den Kriterien zählen: Asthma, ein höher Prozentsatz ein weißen Blutkörperchen, Schäden zu einer oder mehreren Nervengruppen, wandernde Punkte oder Läsionen auf einem Röntgenbild, Nasen-und-Nebenhöhlenprobleme, weiße Blutkörperchen, die sich außerhalb der Blutgefäße befinden. Durch einen zusätzlichen Bluttest können bestimmte Antikörper gefunden werden, die mit dem hyperaktiven Immunsystem in Verbindung stehen.

Röntgenaufnahmen können die Diagnose stützen, wenn durch sie Abnormalitäten in Lunge oder Nebenhöhlen entdeckt werden. Falls Untersuchungen bereits eine allergische Vaskulitis vermuten lassen, wird evtl. eine Biopsie von entzündeten Gewebe vorgenommen.

Komplikationen

Die allergische Vaskulitis kann nicht kurativ behandelt werden. Durch geeignete Medikamentengaben können ernsthafte Symptome jedoch soweit reduziert werden, dass der Patient trotz allergischer Vaskulitis weitestgehend beschwerdefrei leben kann.

In der Regel wird die allergische Vaskulitis mit der Gabe von Kortison behandelt. Komplikationen bei der Behandlung sind damit in den starken Nebenwirkungen von Kortison zu sehen. Dazu zählen: Schwere Infektionen (Bronchitis, Lngenentzündungen), Knochenschwund sowie poröse, zu Frakturen neigende Knochen, erhöhter Blutzucker. Je nach Schwere der allergischen Vaskulitis wird der Arzt mit der Gabe sehr hoher Dosen Kortison beginnen und sie erst im Laufe der Behandlung reduzieren.

Nebenwirkungen sind daher meist am Anfang einer Behandlung zu befürchten und klingen im weiteren Verlauf ab. Eine Behandlung mit intravenös verabreichtem Immunglobulin ist die sanfteste der Behandlungsmethoden der allergischen Vaskulitis. Das Immunglobulin wird in einer monatlichen Dosis gegeben; es ist jedoch nur bei leicht verlaufender allergischer Vaskulitis angezeigt.

Wird die allergische Vaskulitis nicht oder falsch behandelt, nehmen die mit der Vaskulitis einhergehenden Symptome einen lebensbeeinträchtigenden Verlauf. Hierzu zählen: verstärktes Asthma mit Veränderungen des Lungengewebes und anschließender Emphysembildung, Einblutungen an der Haut und weiteren Organen bis hin zu Schädigungen des Herzens, verstärktes Auftreten weißer Blutkörperchen auch außerhalb der Blutbahnen, Schädigungen einzelner Nerven und Nervengruppen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei dieser Krankheit sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Sie wird in der Regel nicht von alleine verheilen und es tritt auch keine spontane Heilung der allergischen Vaskulitis auf. Eine ärztliche Behandlung ist dann notwendig, wenn es zu sogenannten Hautblutungen kommt. Sollten diese auftreten, so muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Ebenso kann sich die Vaskulitis durch einen blutigen Urin oder durch Schmerzen in den Gelenken zeigen. Bei diesen Beschwerden ist eine ärztliche Untersuchung in jeden Fall erforderlich.

Hierbei kann es ohne Behandlung zu Schäden an den Nerven kommen, welche in der Regel irreversibel sind. In der Regel sind die Symptome der allergischen Vaskulitis nicht charakteristisch und können dabei auch auf eine andere Krankheit zeigen. Allerdings sollte das Risiko durch einen Besuch beim Arzt ausgeschlossen werden.

Weiterhin können auch Beschwerden der Nase und der Nebenhöhlen auf diese Krankheit hindeuten. In den meisten Fällen kann zunächst ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Dieser kann die Vaskulitis mit einem Bluttest diagnostizieren und dann eine Behandlung einleiten. In akuten Notfällen kann auch direkt das Krankenhaus aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Es gibt keine Heilung für allergische Vaskulitis, doch richtige Medikation kann auch Menschen mit ernsthaften Symptomen helfen, ihre Situation zu verbessern. Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser werden die Resultate sein. Medikamente, die zur Behandlung von allergischer Vaskulitis eingesetzt werden, sind:

Kortison ist das am meisten verschriebene Mittel bei allergischer Vaskulitis. Zu Beginn der Behandlung werden evtl. hohe Dosen von Kortison verabreicht, um die Symptome unter Kontrolle zu bekommen. Doch da Kortison ernsthafte Nebenwirkungen hervorrufen kann, inklusive hohem Blutzucker, Knochenschwund, schwere Infektionen, wird der Arzt die Dosis langsam wieder reduzieren, um die geringst nötige Dosis zu erreichen.

Andere Immunsystem-hemmende Mittel: Bei Menschen mit geringen Symptomen wird Kortison in den meisten Fällen ausreichen. Weitere Medikamente, die das Immunsystem hemmen, können angewandt werden. Doch sie sind meist auch mit ernsthaften Nebenwirkungen verbunden.

Intravenöses Immunglobulin: Verabreicht als monatliche Infusion ist diese Behandlung die sanfteste. Jedoch ist sie gleichsam sehr aufwendig und teuer und ist nicht in allen Fällen erfolgreich.

Aussicht & Prognose

Durch die Vaskulitis leiden die Patienten in erster Linie an Hautblutungen. Diese können den Alltag der Betroffenen deutlich einschränken und auch die Lebensqualität des Patienten erheblich verringern. Ebenso kommt es zu starken Schmerzen in den Gelenken und weiterhin auch zu einem blutigen Urin. In vielen Fällen ist keine frühzeitige Diagnose möglich, da die Beschwerden nicht besonders charakteristisch sind.

Sollte es nicht zu einer Behandlung der Vaskulitis kommen, so können auch die inneren Organe durch diese Krankheit beschädigt werden. Die Schäden sind dabei irreversibel und der Betroffene ist dann möglicherweise auf eine Transplantation angewiesen. Allerdings kann die Vaskulitis mit Hilfe von Medikamenten relativ gut behandelt werden, sodass die Beschwerden oder Schmerzen eingeschränkt werden können. Auch die Lebenserwartung wird bei einer frühzeitigen Behandlung nicht eingeschränkt. Vor allem die inneren Organe können durch eine richtige Behandlung der Vaskulitis geschützt werden.


Vorbeugung

Eine Vorbeugung von allergischer Vaskulitis existiert nicht. Die medikamentösen Therapien können zu einer Reihe von Nebenerscheinungen führen, die der Patient entgegenwirken kann. Die Einnahme von Kortison schädigt auf lange Sicht die Knochen. Die Einnahme von Präparaten, die den Knochenaufbau unterstützen und gezieltes Training, helfen dem Abbau der Knochen entgegenzuwirken. Durch eine gesunde Ernährung sollte erreicht werden, dass der Blutzuckerspiegel unten gehalten wird, zudem sollte dringend mit dem Rauchen aufgehört werden.

Nachsorge

Da die Ursachen der allergischen Vaskulitis unbekannt sind, ist eine Nachsorge erschwert. Heutzutage ist immerhin eine medikamentöse Kontrolle der Gefäßentzündungen möglich. Die dauerhafte Überwachung der Patienten ist schon deswegen notwendig, weil es infolge der allergischen Vaskulitis zu Blutungen und Schmerzen kommt.

Die Nachsorge der allergischen Vaskulitis ist bestrebt, die Lebensqualität der betroffenen Menschen zu verbessern. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass die Symptome überhaupt als allergische Vaskulitis erkannt werden. Ist das nicht der Fall, werden durch die Entzündung zuleitender Blutgefäße innere Organe unbemerkt geschädigt. Solche Organschäden sind irreversibel. Daher ist nach der Diagnosestellung unbedingt notwendig, dass die Betroffenen dauerhaft behandelt und medizinisch überwacht werden.

Je frühzeitiger die Nachsorge-Maßnahmen nach der Akutbehandlung eingeleitet werden, desto höher ist die Lebensqualität der Betroffenen. Die Symptome der allergischen Vaskulitis können heute insoweit kontrolliert werden, dass zumindest die Lebenserwartung nicht darunter leidet. Die verabreichten Medikamente können allerdings Nebenwirkungen haben. Daher gehört es zur Nachsorge, gegebenenfalls andere Medikamente zu finden oder manches nur noch in Begleitung anderer zu tun.

In der Nachsorge ist der Schutz der Organe ein wichtiges Anliegen. Der Patient selbst kann durch eine gesündere Ernährung dazu beitragen, dass sein Blutzuckerspiegel stabil bleibt. Das Rauchen und der Konsum von Genussmitteln sollten stark eingeschränkt werden.

Das können Sie selbst tun

Die allergische Vaskulitis ist bis dato nicht heilbar. Eine gut eingestellte Medikation und einige Vorsichtsmaßnahmen können Menschen mit starken Beschwerden helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern. Generell sollte die Erkrankung rasch abgeklärt werden, denn je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Heilungsaussichten.

Neben der medikamentösen Therapie, welche die regelmäßige Einnahme von Kortison, Beruhigungsmitteln und Antibiotika umfasst, muss der Patient seine Lebensgewohnheiten umstellen. Wichtig ist vor allem eine gesunde Ernährung. Durch eine passende Diät kann der Blutzuckerspiegel reguliert und dadurch das Risiko für Beschwerden reduziert werden. Betroffene müssen außerdem mit dem Rauchen aufhören und den Konsum anderer Genussmittel stark einschränken. Zudem sollte regelmäßig Sport getrieben werden. Während der Behandlung empfiehlt sich moderate Bewegung.

Da die verordneten Medikamente unvorhergesehene Nebenwirkungen hervorrufen können, sollte der Patient zu Beginn von einem Freund oder Angehörigen begleitet werden. Autofahren und andere Tätigkeiten, die eine hohe körperliche oder geistige Leistungsfähigkeit erfordern, gilt es zunächst zu vermeiden. Im Zweifelsfall sollte sich der Patient krankschreiben lassen, bis die akuten Beschwerden abgeklungen sind und die Medikation optimal eingestellt ist.

Quellen

  • Baenkler, H., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2015
  • Grevers, G. et al.: Taschenatlas Allergologie. Thieme, Stuttgart 2008
  • Stangel, M., Mäurer, M.: Autoimmunerkrankungen in der Neurologie: Diagnostik und Therapie. Springer, Heidelberg 2012

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