Umweltmedizin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Umweltmedizin beschäftigt sich mit dem Einfluss von Umweltfaktoren auf die Gesundheit. Dabei gilt innerhalb dieses Fachgebietes das größte Augenmerk den anthropogenen Umweltbelastungen. Als interdisziplinäres medizinisches Fachgebiet befasst sich die Umweltmedizin mit den umweltbedingten Aspekten von Erkrankungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Umweltmedizin?

Die Umweltmedizin beschäftigt sich mit dem Einfluss von Umweltfaktoren auf die Gesundheit. Dabei gilt innerhalb dieses Fachgebietes das größte Augenmerk den anthropogenen Umweltbelastungen.

Die Umweltmedizin beschäftigt sich als medizinisches Querschnittsfach mit den physikalischen, chemischen und biologischen Umwelteinflüssen auf die körperlichen Prozesse. Dabei wird zwischen präventiver und medizinischer Umweltmedizin unterschieden.

Die präventive Umweltmedizin untersucht die chemischen und biologischen Belastungen von Wasser, Luft, Böden oder Lebensmitteln und die physikalischen Einflüsse von elektromagnetischen Feldern sowie Lärmbelastungen. Auch klimatische und hydrologische Einflüsse werden in die Betrachtung einbezogen. Einen wichtigen Aspekt stellt dabei auch die Umweltepidemiologie dar. Die klinische Umweltmedizin befasst sich mit der konkreten klinischen Betreuung von betroffenen Einzelpersonen, deren Beschwerden auf Umwelteinflüsse zurückgeführt werden. In Deutschland müssen künftige Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin eine Ausbildungszeit von fünf Jahren absolvieren.

Dazu gehören vier Jahre Ausbildung in Hygiene und Umweltmedizin in den Fächern Mikrobiologie, Infektionsepidemiologie, Arbeitsmedizin oder alternativ Pharmakologie, Toxikologie sowie Pathologie oder Rechtsmedizin. Weiterhin ist ein Jahr Stationsdienst in Innerer Medizin, Chirurgie, HNO, Gynäkologie, Neurochirurgie, Pädiatrie oder Urologie notwendig. Alternativ kann ein Arzt auch zusätzlich die Bezeichnung Umweltmediziner erhalten. Dazu ist die Anerkennung einer vierjährigen Weiterbildungszeit notwendig, wobei mindestens anderthalb Jahre an einer Weiterbildungsstätte absolviert wurden. Des Weiteren ist innerhalb von zwei Jahren die Teilnahme an einem Kurs in Umweltmedizin über 200 Stunden Pflicht.

Behandlungen & Therapien

Die Umweltmedizin beschäftigt sich, wie bereits erwähnt, mit Erkrankungen, welche durch Umwelteinflüsse bedingt sind. Die Hauptbelastung stellen Schadstoffe im Wohn- und Arbeitsbereich dar. So gehen 70 bis 80 Prozent aller Umwelterkrankungen auf das Konto von Schadstoffbelastungen.

Zu diesen Belastungen gehören unter anderem Lösemittelausdünstungen aus Teppichböden, Farben oder Klebern, Formaldehyd aus Spanplatten, Insektizide, Herbizide oder Holzschutzmittel. Auch Ausdünstungen aus technischen Geräten spielen eine große Rolle. Neben den Belastungen mit Schadstoffen verursachen auch versteckte Schimmelpilzbelastungen einen großen Anteil an Umwelterkrankungen. Neben Schimmelpilzsporen können auch die Ausgasungen aus Schimmelpilzen zu Erkrankungen führen. Eine bedeutende physikalische Belastungsquelle ist der Lärm.

Auch elektromagnetische Felder oder Strahlung rufen zuweilen Umwelterkrankungen hervor. Die biologische Umweltbelastung äußert sich in Infektionen und Allergien gegen bestimmte biologische Wirkstoffe. Die Mechanismen der Erkrankungsentstehung sind unterschiedlich. Biologische und chemische Wirkstoffe können sowohl toxische Prozesse als auch Allergien im Organismus auslösen. Bestimmte Chemikalien greifen als Toxine in den Stoffwechsel ein und stören diesen. Bei Allergien bilden sich in verstärktem Maße Antikörper gegen unschädliche Proteine aus. Schadstoffe können die Schleimhaut schädigen und damit das Eindringen von Allergenen in den Körper begünstigen. Die Reaktionen auf Schimmelpilze sind vielfältig und komplex. So enthalten viele Pilzsporen Toxine, die chronische Vergiftungen des Körpers hervorrufen.

Zusätzlich verursachen sogenannte flüchtige MVOCs (flüchtige organische Verbindungen) aus Schimmelpilzen oft unspezifische Beschwerden. Ein großes Gebiet der Umweltmedizin stellt auch die körperliche Belastung mit Schwermetallen dar. Quelle von Schwermetallbelastungen können Lebensmittel, Wasser, Böden oder Implantate im Körper sein. Auch die Quecksilberbelastung mit Amalgam ist immer noch ein großes Problem. Die Umweltfaktoren wirken sehr komplex auf den Organismus ein.

Dabei reagiert jeder Mensch individuell darauf. Oft ist es gar nicht so einfach, umweltbedingte Erkrankungen eindeutig zu diagnostizieren, zumal auch der Verlauf vieler nicht umweltbedingter Erkrankungen durch Umweltfaktoren beeinflusst wird. Eindeutig umweltbedingte Erkrankungen sind Allergien und Vergiftungen. Auch bei körperlichen Reaktionen auf physikalische Faktoren wie Lärm oder elektromagnetische sowie ionisierende radioaktive Strahlung sind die Zusammenhänge eindeutig. Eine besonders schwere Umwelterkrankung ist MCS. MCS bedeutet Multiple Chemical Sensitivity und stellt eine vielfache Chemikalienunverträglichkeit dar.

Bei dieser Erkrankung reichen bereits kleinste Ausdünstungen von Duftstoffen, Lösemitteln, Zigarettenrauch oder Abgasen aus, um schwerste körperliche Symptome mit Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Atemnot oder sonstigen Schmerzen hervorzurufen. Sobald der Auslöser jedoch entfernt wird, verschwinden die Symptome auch wieder. Ein anderes Krankheitsbild stellt das chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) dar. Dieses Syndrom scheint ein Komplex von verschiedenen Erkrankungen zu sein, bei denen auch Umweltfaktoren wie beispielsweise Schwermetallvergiftungen eine Rolle spielen könnten.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Oftmals ist es gar nicht so einfach, eine umweltbedingte Erkrankung zu diagnostizieren. Die Umwelteinflüsse sind häufig nicht sichtbar, nicht hörbar und auch nicht zu riechen. Wenn unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Allergien, häufige Infektionen oder Atemwegsprobleme auftreten und keiner eindeutigen Ursache zuzuordnen sind, sollten unter anderem auch Umweltbelastungen nicht ausgeschlossen werden.

Dazu ist zunächst eine umfangreiche Anamnese des Arztes notwendig. Wenn keine klassischen Ursachen der Erkrankung gefunden werden, sollten Umweltuntersuchungen im Wohn- und Arbeitsbereich durchgeführt werden. Dabei gibt es viele mögliche Schadstoffquellen. Zunächst können Materialproben von Teppichen, Teppichböden, Holzvertäfelungen oder Staub genommen werden und auf Insektizide, Holzschutzmittel oder andere chemische Schadstoffe untersucht werden. Raumluftmessungen spüren außerdem Lösemittel, Formaldehyd, MVOCs oder Schimmelsporen auf. Weitere Materialproben bestätigen oder widerlegen eventuell einen Verdacht auf versteckten Schimmelpilzbefall.

Wenn eine Belastung vorliegt, sollte die Belastungsquelle entfernt werden. Oft bessern sich danach die Symptome. Wasseruntersuchungen kommen einer möglichen Schwermetallbelastung auf die Spur. Selbstverständlich sollte auch auf Quecksilbervergiftungen durch Amalgam untersucht werden. Eine vielfache Chemikalienunverträglichkeit kann leicht diagnostiziert werden, weil hier der Zusammenhang zwischen Ausdünstung und Ausprägung von Symptomen leicht erkennbar ist. Nach Entfernen der auslösenden Quelle verschwinden die Symptome sofort.

Quellen

  • Herold, G.: Herold Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2009
  • Rost, R.: Sport- und Bewegungstherapie in der Inneren Medizin. Deutscher Ärzteverlag, Köln 2005
  • Suter, P.: Checkliste Ernährung. Thieme, Stuttgart 2008

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