Aminomethylbenzoesäure
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Aminomethylbenzoesäure wird als Wirkstoff zur Gerinnung von Blut verwendet. Ihr kommt somit bei Massivblutungen ein hoher Wert zu. Auch bei den sich daraus ergebenden Folgeerscheinungen kann das Medikament eingesetzt werden.
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Was ist Aminomethylbenzoesäure?
Beim Auftreten von Wunden und den damit einhergehenden Blutungen sollte der Organismus zur Selbsthilfe fähig sein. In diesen Fällen würde sich das sogenannte Plasmin bilden, das an der Gerinnung von Blut beteiligt ist. In einigen akuten und chronischen Ausgangslagen kann der Körper zur Produktion dieses Enzyms aber nicht mehr bereit sein.
Notwendig ist es daher, die Blutung durch ein Medikament zu hemmen. Hierbei wird häufig auf die Aminomethylbenzoesäure abgestellt. Ihre Verabreichung erfolgt oral in Form von Tabletten und Kapseln. Etwa 60 bis 120 Minuten nach der vorbeugenden Einnahme vollzieht sich die Wirkung, die ihrerseits für rund fünf Stunden anhält. Diese Zeit genügt regelmäßig zur Stillung auch stärkerer Blutungen sowie zur Gerinnung des Blutes. Die spätere Ausscheidung erfolgt nahezu rückstandsfrei über die Nieren. Bis auf kleinere Nebenwirkungen wird das Medikament zumeist auch sehr gut vertragen.
Pharmakologische Wirkung
Die Aminomethylbenzoesäure setzt sich im Organismus an der Plasminogenbindungsstelle ab. Dieses Molekül wird in einem gesunden Körper während der Entstehung einer Wunde vom Plasmin belegt. Das Plasmin bildet an jener Stelle nun seinerseits ein Proenzym, welches die Fibrinspaltung unterstützt, die wiederum die Basis zur Blutgerinnung legt.
Nicht jeder Organismus ist dazu aber fähig. So kann es im Rahmen akuter Leiden sowie chronischer Beschwerden zu einer Bindung von Lysin an jener Plasminogenbindungsstelle kommen. Im Effekt würde damit der vorgenannte Prozess unterbunden. Das Blut würde ohne Gerinnung aus der Wunde treten. Eine Selbstheilung und somit ein Verschließen der Blessur wäre nicht möglich. Die Aminomethylbenzoesäure blockiert nun jedoch die Plasminogenbindungsstelle.
An dieser kann sich folglich kein Lysin mehr anreichern. Der Weg für die Fibrinspaltung und die damit einhergehende Blutgerinnung wird geebnet. Die Wirkung tritt jedoch nur für wenige Stunden ein. Anschließend ist die Wunde verschlossen, sodass eine abermalige Lysineinlagerung an der Bindungsstelle kein negatives Resultat mehr auszulösen vermag.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Bei der Fibrinolyse – also dem im Körper ausgelösten Abbau einer Blutgerinnung – kommt der Aminomethylbenzoesäure eine hohe Bedeutung zu. In deren Folge würde es anderenfalls zu unkontrollierten Blutungen kommen. Da diese eine sehr hohe Intensität erreichen können, wäre der Verlauf selbst kleinerer Wunden je nach Ausgangslage zuweilen also tödlich.
Dabei ist es unerheblich, ob die Störung im Organismus chronisch vorliegt oder ob sie temporär und lokal begrenzt in Erscheinung tritt. Bereits eine Tablette in durchschnittlicher Dosierung kann eine Blutung daher binnen ein bis zwei Stunden stoppen. Weitergehend wäre an eine Verabreichung im Rahmen der Hämophilie A zu denken. Auch bei diesem Leiden ist die Gerinnung des Blutes gehemmt.
Eine zusätzliche Anwendungsmöglichkeit vollzieht sich beim Prostatakarzinom. Hier kann es im Zuge des Tumorwachstums zu einem Austritt von Blut kommen. Dieses wird durch den Betroffenen meist im Urin sowie im Stuhl festgestellt. Auch dabei bewirkt die Aminomethylbenzoesäure einen gerinnenden Effekt. In einigen wenigen Formen der Blutkrebserkrankung wird ebenso auf eine Einnahme abgestellt.
Verabreichung & Dosierung
Aminomethylbenzoesäure, auch bekannt als p-Aminomethylbenzoesäure, ist ein Wirkstoff, der häufig in der Medizin als lokales Anästhetikum und in einigen Fällen als Antifibrinolytikum verwendet wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Aminomethylbenzoesäure sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten:
Dosierung: Die genaue Dosierung von Aminomethylbenzoesäure variiert je nach Anwendungsgebiet, der Formulierung des Produkts und dem Alter sowie dem Zustand des Patienten. Es ist entscheidend, die Dosierungsempfehlungen des Herstellers oder die Anweisungen eines Arztes genau zu befolgen.
Verabreichungsweg: Aminomethylbenzoesäure kann oral, topisch oder als Injektion verabreicht werden. Bei topischer Anwendung sollte der Bereich sauber und trocken sein, bevor die Substanz aufgetragen wird. Bei oraler Verabreichung ist darauf zu achten, dass die Tablette nicht zerstoßen oder zerkleinert wird, falls es sich um eine Retardform handelt.
Überwachung: Patienten, die Aminomethylbenzoesäure verwenden, sollten insbesondere bei langfristiger Anwendung regelmäßig überwacht werden. Dazu gehören Überprüfungen der Blutwerte, um mögliche Nebenwirkungen wie Blutbildveränderungen frühzeitig zu erkennen.
Wechselwirkungen: Aminomethylbenzoesäure kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben, insbesondere mit solchen, die auch die Blutgerinnung beeinflussen. Es ist wichtig, den Arzt über alle gleichzeitig eingenommenen Medikamente zu informieren.
Nebenwirkungen: Mögliche Nebenwirkungen umfassen allergische Reaktionen, gastrointestinale Störungen und in seltenen Fällen Blutgerinnungsprobleme. Bei Auftreten von Symptomen wie Hautausschlag, Atembeschwerden oder anhaltenden Magenbeschwerden sollte umgehend medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.
Die Einhaltung der Dosierungsrichtlinien und regelmäßige medizinische Überprüfungen sind entscheidend, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung mit Aminomethylbenzoesäure zu gewährleisten.
Risiken & Nebenwirkungen
Die Aminomethylbenzoesäure kann in den Tagen nach der erstmaligen Einnahme zu unerwünschten Begleiterscheinungen führen. Diese vollziehen sich meist im Bereich des Magens und Darms. Häufig gehen die Nebenwirkungen also mit Durchfall und Erbrechen einher.
Zudem können Schwindelgefühle auftreten. Allgemein wird ein gesunkenes Wohlbefinden wahrgenommen. Müdigkeit, Kopfschmerzen und Antriebsschwäche dominieren. Nicht selten wird gleichermaßen ein rapides Absinken des Blutdrucks verzeichnet. Daneben ist es wichtig, die Aminomethylbenzoesäure bei bestimmten Personengruppen sowie beim Auftreten gewisser medizinischer Indikationen nicht zu verabreichen.
Dazu gehören die Schwangerschaft mit anschließender Stillzeit, die sogenannte Glaskörperkrankheit, eine Schwächung oder sogar Funktionsuntauglichkeit der Nieren sowie eine generelle Neigung zu Thrombosen. Abschließend ist darauf zu achten, dass die Aminomethylbenzoesäure auch zur Wechselwirkung mit weiteren Medikamenten geeignet ist. Daraus könnten sich negative Umstände ergeben.
Kontraindikationen
p-Aminomethylbenzoesäure wird in der Medizin als lokales Anästhetikum und Antifibrinolytikum verwendet. Trotz ihrer Nützlichkeit in bestimmten medizinischen Kontexten gibt es einige typische Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um Risiken und unerwünschte Wirkungen zu minimieren:
Allergien gegen Aminomethylbenzoesäure oder ähnliche Substanzen: Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber Aminomethylbenzoesäure oder verwandten chemischen Verbindungen sollten dieses Medikament nicht verwenden, da dies zu schwerwiegenden allergischen Reaktionen führen kann.
Gerinnungsstörungen: Da Aminomethylbenzoesäure antifibrinolytische Eigenschaften besitzt, ist sie bei Patienten mit Gerinnungsstörungen oder bei Patienten, die Thrombosepräventionsmedikamente einnehmen, kontraindiziert. Sie könnte das Risiko für Thrombosen erhöhen.
Schwangerschaft und Stillzeit: Obwohl nicht ausreichend Studien vorliegen, die die Sicherheit von Aminomethylbenzoesäure während der Schwangerschaft und Stillzeit belegen, wird aus Vorsichtsgründen empfohlen, die Verwendung zu vermeiden, es sei denn, der Nutzen überwiegt das potenzielle Risiko.
Schwere Leber- oder Nierenerkrankungen: Patienten mit schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen sollten Aminomethylbenzoesäure mit Vorsicht verwenden, da die Ausscheidung des Medikaments beeinträchtigt sein könnte, was zu einer Anhäufung und erhöhten Toxizität führen kann.
Gleichzeitige Verwendung von bestimmten Medikamenten: Aminomethylbenzoesäure kann mit anderen Medikamenten interagieren, insbesondere mit solchen, die ebenfalls die Blutgerinnung beeinflussen. Diese Kombination kann das Blutungsrisiko erhöhen oder anderweitig die Wirkung der Medikamente beeinflussen.
Die Einhaltung dieser Kontraindikationen ist entscheidend, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten und negative gesundheitliche Auswirkungen zu vermeiden. Vor der Anwendung von Aminomethylbenzoesäure ist eine sorgfältige Prüfung der medizinischen Vorgeschichte und aktueller Medikamente unerlässlich. Bei Unsicherheiten sollte immer ein medizinischer Fachmann konsultiert werden.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Aminomethylbenzoesäure kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was das Risiko für Nebenwirkungen erhöht oder die Wirksamkeit der beteiligten Medikamente verändert. Hier sind einige wichtige Interaktionen, die bei der Verwendung von Aminomethylbenzoesäure beachtet werden sollten:
Blutgerinnungshemmer: Aminomethylbenzoesäure hat antifibrinolytische Eigenschaften, was bedeutet, dass sie die Auflösung von Blutgerinnseln hemmt. Die gleichzeitige Anwendung mit Antikoagulantien wie Warfarin oder Heparin kann das Blutungsrisiko erhöhen, da die Wirkungen dieser Medikamente konträr sind.
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs): Die Kombination von Aminomethylbenzoesäure mit NSAIDs kann ebenfalls das Blutungsrisiko erhöhen. NSAIDs wirken durch Hemmung der Prostaglandinsynthese, was die Magenschleimhaut schädigen und das Risiko für gastrointestinale Blutungen steigern kann.
Orale Kontrazeptiva: Einige Berichte deuten darauf hin, dass orale Kontrazeptiva, die Estrogen enthalten, in Kombination mit Aminomethylbenzoesäure das Risiko für Thrombosen erhöhen können, da beide Substanzen potenziell prothrombotische Effekte haben.
Andere antifibrinolytische oder thrombotische Mittel: Die gleichzeitige Verwendung von Aminomethylbenzoesäure mit anderen antifibrinolytischen oder thrombosefördernden Medikamenten kann das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln erhöhen.
Alkohol: Obwohl nicht direkt ein Medikament, kann der Konsum von Alkohol in Verbindung mit Aminomethylbenzoesäure das Risiko für Magen-Darm-Blutungen verstärken, insbesondere wenn bereits andere Risikofaktoren vorliegen.
Es ist wichtig, dass Patienten, die Aminomethylbenzoesäure verwenden, alle Medikamente, einschließlich rezeptfreie Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die sie einnehmen, mit ihrem Arzt besprechen. Dies ermöglicht es dem Arzt, potenzielle Wechselwirkungen zu überwachen und entsprechend zu handeln, um die Sicherheit und Effektivität der Behandlung zu gewährleisten.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Aminomethylbenzoesäure aufgrund von Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen nicht geeignet ist, können verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe in Betracht gezogen werden, abhängig vom spezifischen medizinischen Kontext und Bedarf. Hier sind einige Alternativen:
Tranexamsäure: Als eine weitere Antifibrinolytika-Option ist Tranexamsäure oft eine gute Alternative zu Aminomethylbenzoesäure. Sie wird häufig zur Behandlung von starken Menstruationsblutungen, nach Zahnoperationen oder bei anderen Zuständen, die mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergehen, eingesetzt.
Epsilon-Aminocapronsäure: Dies ist ein weiterer Wirkstoff mit antifibrinolytischen Eigenschaften, der in Situationen, in denen Aminomethylbenzoesäure nicht geeignet ist, verwendet werden kann, um übermäßige Blutungen zu kontrollieren.
Lidocain: Wenn es um die lokale Anästhesie geht, ist Lidocain eine häufig verwendete Alternative, die breit verfügbar und wirksam für viele kleine chirurgische oder diagnostische Eingriffe ist.
Benzocain: Ein weiterer lokaler Anästhetikum, das topisch angewendet wird und bei der Behandlung von Schmerzen und Juckreiz auf der Haut oder Schleimhäuten hilfreich sein kann.
Diclofenac oder Ibuprofen: Für entzündungsbedingte Schmerzen können nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) wie Diclofenac oder Ibuprofen wirksam sein. Sie sind besonders nützlich bei muskuloskeletalen Beschwerden und bieten neben der Schmerzlinderung auch entzündungshemmende Wirkungen.
Hydroxyethylstärke: In Situationen, in denen Blutverlust ein Problem ist, kann Hydroxyethylstärke als Plasmaersatz verwendet werden, um das Blutvolumen zu stabilisieren und die Blutgerinnung zu unterstützen.
Natürliche oder pflanzliche Heilmittel: Je nach spezifischer Anwendung und in Abstimmung mit einem Gesundheitsdienstleister können auch natürliche Heilmittel wie Bromelain oder Arnika zur Förderung der Heilung und zur Reduzierung von Entzündungen erwogen werden.
Es ist wichtig, vor der Verwendung von Alternativen eine fachkundige medizinische Beratung in Anspruch zu nehmen, um sicherzustellen, dass die alternative Behandlung angemessen und sicher ist.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor