Arteria radialis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Arteria radialis bildet zusammen mit der Arteria ulnaris die Fortsetzung der Oberarmarterie, die sich in der Armbeuge in obige zwei Schlagadern über eine Bifurkation verzweigt. Auf ihrem Weg zum Daumen und weiteren Fingern zieht sie entlang der Speiche (Radius) und bildet eine Reihe von Nebenästen am Unterarm, am Handgelenk und in der Hand. Oberhalb des Handgelenks wird die Arterie häufig zur Pulsmessung genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Arteria radialis?

Die Hauptaufgabe und Funktion der Arteria radialis besteht in der Versorgung bestimmter Gewebe und Muskeln in Unterarm, Handgelenk und Hand mit sauerstoffreichem Blut.
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Die Arteria radialis, auch Speichenarterie genannt, bildet zusammen mit der Arteria ulnaris die Hauptunterarmarterien, die beide an der Bifurkation der Arteria brachialis (Oberarmarterie) in der Armbeuge entstehen. Während die Arteria radialis entlang der Armspeiche zieht, die auch Radius genannt wird, zieht die Arteria ulnaris entlang der Elle oder Ulna.

Beide Arterien sind die Hauptgefäße, die Unterarm, Handgelenke und Finger mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Auf ihrem Weg zu den Händen entspringt der Arterie eine Reihe von Nebenästen zur Versorgung der umliegenden Gebiete einschließlich Muskeln. Ein Teil der querverlaufenden Endäste in der Hand, die Rami perforantes bilden Anastomosen, also direkte Verbindungen mit den Arteriae metacarpales palmares unter Umgehung der Kapillarsysteme. Es handelt sich dabei um weitere Nebenäste der ebenfalls von der Speichenarterie abzweigenden Arterienäste.

Anatomie & Aufbau

Die Arteria brachialis oder Oberarmarterie teilt sich in der Armbeuge in die zwei Hauptäste der Arteria radialis und der Arteria ulnaris. Die Radiusarterie und ihre Äste im Bereich des Unterarms, des Handgelenks, der Handwurzel und Äste, die die Teile der Finger versorgen sowie alle weiteren Abzweigungen werden anatomisch zu den muskulären Arterien gezählt, obwohl sich die herznahen, elastischen Arterien nicht immer einwandfrei von den Arterien des muskulären Typs unterscheiden lassen.

Während die großen elastischen Arterien hauptsächlich an der passiven Windkesselfunktion beteiligt sind und deshalb in ihrer mittleren Wand, der Media, hauptsächlich aus elastischen Fasern bestehen, zeichnen sich die nachgeordneten Arterien durch glatte Muskelzellen aus, die die Media ringförmig oder schräg, schraubenartig umgeben.

Die glatten Muskelzellen können auf bestimmte Botenstoffe und Stresshormone mit Kontraktionen reagieren, so dass das Lumen der Schlagadern in gewissen Grenzen veränderbar ist, was direkten Einfluss auf den Blutdruck hat. Ebenfalls vorhandene elastische Fasern in der Tunica media deuten darauf hin, dass es sich bei den Arterien um Mischtypen, bzw. um Übergangsformen mit Betonung auf muskulär handelt.

Funktion & Aufgaben

Die Hauptaufgabe und Funktion der Arteria radialis besteht in der Versorgung bestimmter Gewebe und Muskeln in Unterarm, Handgelenk und Hand mit sauerstoffreichem Blut. Das sauerstoffreiche Blut wird nicht von der Schlagader selbst in die Kapillargeflechte eingebracht, sondern über kleinere Arterien, die von ihr abzweigen.

Das sauerstoffreiche Blut stammt aus dem Lungenkreislauf und gelangt über den linken Vorhof und die linke Kammer während der systolischen Anspannungs- und Auswurfphase in die Aorta, von der die Oberarmarterie abzweigt, die sich wiederum in die Arteria radialis und die Arteria ulnaris aufspaltet. Der Speichenarterie kommt außer der Versorgung der nachgeordneten Gefäße mit sauerstoffreichem Blut noch eine weitere Aufgabe zu. Sie ist an der aktiven Regelung des Blutdrucks beteiligt. Die glatten Muskelzellen in der mittleren Arterienwand reagieren auf Stresshormone und auf Botenstoffe, über die die Vasokonstriktion (Gefäßengstellung) und die Vasodilatation (Gefäßweitstellung) erfolgen.

Bei akuten Stresssituationen und im Falle hoher körperlicher Leistungsanforderungen werden die peripheren Gefäße über das sympathische Nervensystem auf vegetativem Wege enggestellt, und es läuft eine Kaskade weiterer körperlicher Reaktionen unbewusst ab. Falls die Anforderungs- und Stressphase abklingt, läuft der umgekehrte Prozess über parasympathische Nerven ab, die die Stresshormone wieder einkassieren bzw. inaktivieren.

Die Arteria radialis leistet einen Beitrag zur aktiven Regulierung des Blutdrucks, weil die Arterie überwiegend dem muskulären Typus zugeordnet werden kann und auf die Botenstoffe des Sympathikus ebenso reagiert wie die übrigen Arterien, deren Mittelwände mit glatten Muskelzellen bestückt sind. In der Gefäßchirurgie wird ein Teilstück der Arteria radialis häufig als körpereigener Ersatz oder als Bypass für eine erkrankte Koronararterie verwendet.


Krankheiten

Eine spezifische Krankheit, die vorwiegend die Arteria radialis betrifft, ist nicht bekannt. Allerdings kann die Ellenarterie wie auch andere Arterien des muskulären Typs von Funktionsstörungen und Krankheiten betroffen sein.

Die häufigsten Probleme entstehen durch Einengungen (Stenosen) der Arterie, die zu vermindertem Bluttransport führt, so dass die sich daraus ergebenden Beschwerden meist Folgeerscheinungen einer mangelhaften Versorgung bestimmter Gewebeabschnitte sind. Stenosen können durch entzündliche Prozesse oder durch Arteriosklerose ausgelöst werden, die zu Ablagerungen von Plaques in den Wänden der Arterien führen und die nicht nur die Arterienwände sklerotisieren und unelastisch machen, sondern allmählich auch den Blutfluss behindern, weil die Plaques immer mehr Raum beanspruchen und sich ein totaler Verschluss, eine Thrombose, einstellen kann.

Stenoseähnliche Symptome können sich auch durch infektiöse Entzündungen in der Arterie bilden. Blutplättchen neigen dazu, zusammen zu klumpen. Es ist auch der Fall denkbar, dass sich Thromben an anderer Stelle im Körper bilden und über das Blutgefäßsystem im Körper verschleppt werden. In sehr seltenen Fällen kann sich ein wandernder Thrombus in der Arteria radialis festsetzen und einklemmen und eine gefährliche Embolie auslösen. In extrem seltenen Fällen sind auch Aneurysmen, Aussackungen in der Arteria radialis beobachtet worden. Derartige Aneurysmen können gefährlich werden, wenn es zu einem spontanen Riss in der Arterienwand kommt, der eine entsprechende Aus- oder Einblutung zur Folge hat.

Quellen

  • Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
  • Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 4 – Arm. Springer, Berlin 2004
  • Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005

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