Gefäßchirurgie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Gefäßchirurgie beseitigt Störungen und Erkrankungen der Blutgefäße, zum Beispiel Gefäßstenosen oder Varizen durch die konservative (nicht invasive) oder operative Therapien. Sie ist ein Teilgebiet der Chirurgie. Eine häufig durchgeführte Operation zur Beseitigung von Gefäßerkrankungen ist das Legen von Bypässen und Gefäßprothesen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Gefäßchirurgie?

Die Gefäßchirurgie befasst sich mit der konservativen und operativen Behandlung erkrankter Blutgefäße. Ein häufiger Eingriff ist die Legung von Gefäßbypässen.

Fachärzte für Gefäßchirurgie (Gefäßchirurgen) befassen sich mit der interventionellen (gezielte Eingriffe) und endovaskulären (innerhalb des Gefäßes) Behandlung von Erkrankungen der Gefäße. Die Therapie erfolgt entweder konservativ (nicht invasiv) oder operativ. Dabei werden die erkrankten Blutgefäße hyperämisiert (durchblutungsfördernd), rekonstruiert (wiederherstellt), mit Prothesen versehen oder reseziert (entfernt). Vor der Behandlung erfolgt eine Risikoeinschätzung und prognostische Beurteilung.

Sie dient der Vorbeugung, Erkennung und Nachbehandlung von gefäßbedingten Verletzungen, Erkrankungen und Fehlbildungen. Die Gefäßchirurgen begleiten ihre Patienten auch nach dem operativen Eingriff in der Rehabilitationsphase. Dieses medizinische Teilgebiet schließt die instrumentellen Untersuchungsmethoden einschließlich der Durchblutungsmessung, der Erhebung des angiologischen Befundes, sowie die Operationsvorbereitung und die Nachsorge ein. Vor dem Eingriff ist die Erhebung einer intraoperativen radiologischen Befundkontrolle unter Einhaltung des Strahlenschutzes notwendig.

Behandlungen & Therapien

Die Gefäßchirurgie befasst sich mit der konservativen und operativen Behandlung erkrankter Blutgefäße. Ein häufiger Eingriff ist die Legung von Gefäßbypässen bei Vorliegen einer arteriell bedingten peripheren Verschlusskrankheit oder Durchblutungsstörungen. Kurzstreckige Engstellen werden durch Aufdehnung der betroffenen Gefäße (Ballondilatation) und, falls induziert, durch die Einführung eines Stents (Metallröhrchen) behoben.

Langstreckige Engstellen oder Verschlüsse werden entweder medikamentös oder operativ behandelt. Durch diese Methode wird das erkrankte Gefäß freigelegt und die Verkalkung beseitigt (Thrombendarteriektomie, TEA). Alternativ wird ein Bypass aus einer körpereigenen Vene oder eine Kunststoffprothese implantiert. Diese Behandlung überbrückt den Gefäßverschluss durch die Umleitung der Blutstrombahn. Protheseeinlagen (Gefäßeinlagen) werden bei Vorliegen eines Aneurysmas gelegt. Zu dieser medizinischen Teildisziplin gehört die Behandlung aller Gefäße, die das Gehirn mit Sauerstoff und Blut versorgen.

Die Prophylaxe eines Schlaganfalls und die Behandlung von Arteriosklerose gehören gleichfalls in die Hände eines Gefäßchirurgen. Weitere Fachbereiche sind die Entfernung von Blutgerinnseln (Embolie), Varizenoperationen (Krampfadern am Bein), alle Arten von Verletzungen an den Blutgefäßen, Kompressionssyndrome, das diabetische Fußsyndrom und die Shunt-Chirurgie. Ein Shunt ist die Kurzschlussverbindung zwischen Vene und Arterie, über welche die Dialyse durchgeführt wird. Weitere Gefäßerkrankungen, die erfolgreich behandelt werden, sind die Verengung der Halsschlagader (Arteria carotis interna, Karotisstenose) und das Bauchaorten-Aneurysma. Die Halsschlagader versorgt die innere Kopfschlagader des Gehirns. Funktioniert dieser Vorgang nicht mehr einwandfrei, liegt eine Karotisstenose vor, die zu einer verminderten Durchblutung des Gehirns führt.

Der Gefäßchirurg erkennt diese Vorzeichen bei rechtzeitiger Diagnose und therapiert die gefährliche Gefäßerkrankung. Die Gefäßchirurgie beseitigt die Verengung der Halsschlagader mittels einer operativen Ausschälung des erkrankten Gefäßes. Eine weniger invasive Möglichkeit ist die Ausweitung des betroffenen Gefäßes mittels eines Ballonkatheters, um anschließend einen Stent in Form einer Gefäßwandstütze aus Metall zu legen. Wird diese gefährliche Dysfunktion nicht rechtzeitig erkannt und therapiert, kann sie nicht nur zu einem Schlaganfall, sondern auch zur dauerhaften Pflegebedürftigkeit oder sogar zum Tod des Patienten führen. In der Vergangenheit wurde das Aneurysma der Bauchaorta ausschließlich operativ behandelt.

Wie weit die Gefäßchirurgie mittlerweile ist, zeigt, dass die durch das Aneurysma verursachte Aussackung nicht mehr ausschließlich operativ mit einer Kunststoffprothese überbrückt, sondern durch eine weniger invasive Behandlungsmöglichkeit beseitigt wird. Die Angiologen legen eine durch die Leistenarterien eingeführte „Stent-Graft“-Prothese bis zu der betroffenen Stelle und schalten das Aneurysma durch eine gezielte Platzierung aus. Diese Methode ist jedoch noch kein Routineeingriff, da bisher nur wenige deutsche Kliniken Aneurysmen behandeln, die gleichfalls Viszeral- und Nierenarterien mit einbeziehen. Um eine erfolgreiche Behandlung zu ermöglichen, setzen die Mediziner Prothesen ein, die über sogenannte Fenster verfügen, die die Durchblutung anderer Bauchorgane und der Nieren ermöglichen.

Laut Experten befindet sich das Gebiet der Gefäßchirurgie derzeit in einer interessanten Phase. Das zukünftige Ziel dieses Fachgebietes liegt in minimal-invasiven Eingriffen, die die Verletzung von Gefäßen während einer schonenden endovaskulären Operation fast komplett ausschließlichen sollen. Gefäßchirurgen leisten in Kooperation mit Nephrologen (Erkrankungen der Niere sowie deren konservative Therapie), Neurologen, Angiologen (Ärzte für Gefäßerkrankungen) und Kardiologen einen wertvollen Beitrag für die Gesunderhaltung der Patienten und die Erreichung der gesteckten Ziele.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Durch die deutliche Verbesserung der nicht-invasiven Diagnostik wie Ultraschall und die CT- und MR-Angiografie befindet sich gerätebasierte Gefäßmedizin in einer faszinierenden Entwicklungsphase. Neue Therapieoptionen zur Behandlung der abdominellen und thorakalen Aorta mittels endoluminaler Stent-Prothesen konnten durch diese bildgebenden Diagnoseverfahren weiter entwickelt werden.

Zunehmend verwenden Gefäßchirurgen Kombinationsverfahren aus endovaskulärer Therapie und konventioneller Gefäßchirurgie. Diese Untersuchungsverfahren bezeichnet die Fachsprache als Hybridverfahren. Moderne Geräte auf Ultraschallbasis in der angiologischen und phlebologischen Diagnostik sind in der Lage, Erkrankungen der Bauchschlagader, Halsgefäße, Beckengefäße, Gehirngefäße, Venen sowie der Arm- und Beinschlagader auf hohem Niveau zu erkennen. Für die weiterführende Diagnostik setzen die Kliniken sämtliche Möglichkeiten der bildgebenden Diagnostik ein. Hochleistungs-Kernspintomographen stellen alle Gefäßprovinzen des Körpers ohne Strahlenbelastung und Kontrastmittel-Vergabe dar. Der Vorteil ist, dass auch Patienten, die zuvor allergische Reaktion auf die Vergabe von Kontrastmitteln gezeigt haben oder die unter Niereninsuffizienz leiden, dieser Untersuchungsmethode zugeführt werden können.

Das diagnostische Leistungsspektrum der Fachabteilungen umfasst weitere Untersuchungsmethoden wie die CW-Doppleruntersuchung des arteriellen und venösen Systems, die farbcodierte Duplexsonografie, die Lichtreflektions-Rheografie, die Gehstreckenuntersuchung auf dem Laufband sowie die intraoperative Diagnostik mit Fluss-Messung, Angiographie und CW-Doppler-Messung. Den Chirurgen steht eine große Anzahl an Medikamenten zur Verfügung. Thombozytenfunktionshemmer, zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS) und Clopidogrel, werden eingesetzt, um ernsthafte Risiken wie Herzinfarkte, akute Gefäßverschlüsse oder Schlaganfälle zu verhindern.

Bei bestimmten Blutgerinnseln ist die Vergabe von Substanzen induziert, die keine Auswirkung auf die Blutplättchen haben, sondern die Blutgerinnung auf andere Weise reduzieren. So setzen die Angiologen nach Operationen bevorzugt Antikoagulantien (Gerinnungshemmer, z. B. Heparin) ein, wenn die Gefahr einer Blutgerinnsel-Bildung am Herzen besteht. Durchblutungsfördernde Medikamente verbessern die Fließeigenschaften des Blutkreislaufs und haben eine gefäßerweiternde Wirkung.

Des Weiteren stehen schmerzstillende Medikamente und Antibiotika zur Verfügung. Die Mediziner setzen diese Substanzen je nach Indikation ein. Die Zukunft der konventionellen Gefäßchirurgie liegt in einer tiefgreifenden Reduzierung des Gewebetraumas, ein Ziel, das erreicht wird durch immer kleinere Zugänge in Form maßgeschneiderter, gefensterter und verzweigter Endoprothesen und Bypässe zu den Gefäßen.

Quellen

  • Henne-Bruns, D., Barth, H.: Duale Reihe Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Luther, B. (Hrsg.): Kompaktwissen Gefäßchirurgie. Springer, Berlin 2011
  • Marshall, M., Loew, D.: Venenerkrankungen. Springer, Berlin 2003

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