Arteria ulnaris

Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Anatomie Arteria ulnaris
Die Arteria ulnaris und die Arteria radialis verkörpern die beiden Hauptarterien des Unterarms. Sie entstehen beide durch Bifurkation der Arteria brachialis in der Armbeuge. Die Arteria ulnaris zieht entlang der Elle zum Handgelenk und erreicht über den Karpaltunnel die Hand, wo sie unter anderem die drei „ulnaren“ Finger und den ulnaren Teil des Zeigefingers mit sauerstoffreichem Blut versorgt.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist die Arteria ulnaris?
In der Ellenbeuge verzweigt sich die Arteria brachialis (Oberarmarterie) in einer Bifurkation in die zwei Unterarmarterien Arteria ulnaris (Ellenarterie) und Arteria radialis (Speichenarterie). Die Arteria ulnaris, die entlang der Elle (Ulna) durch den Karpaltunnel im Handgelenk bis in die Hand zieht, versorgt bestimmte Unterarmbereiche, die ulnaren Finger und ein Teilgebiet des Zeigefingers mit sauerstoffreichem Blut.
Auf ihrem Weg von der Ellenbeuge bis zu den ulnaren Fingern zweigen insgesamt fünf Hauptäste von der Arterie ab, die bestimmte Gebiete des Unterarms versorgen. Am Handgelenk bildet ein Ast der Arteria ulnaris mit einem Ast der Arteria radialis anastomotische Verbindungen. Hierdurch entsteht ein Back-up System zwischen der Ellen- und der Speichenarterie. Falls in einer der beiden Arterien ein Engpass entsteht oder der Durchfluss völlig blockiert ist, kann die nicht blockierte Arterie bis zu einem gewissen Grad die Blutversorgung mit übernehmen und quasi als Back-up dienen.
Anatomie & Aufbau
Im Bereich der Handwurzel bildet die Ellenarterie das Hauptversorgungsnetzwerk für den oberflächlichen Hohlhandbogen (Arcus palmaris superficialis). Die Arteria ulnaris gehört zum Typ der muskulären Arterien, die aktiven Einfluss auf die Blutdruckregelung nehmen. In der mittleren von insgesamt drei Gefäßwänden, der Tunica media, befinden sich glatte Muskelfasern sowie elastische und kollagene Fasern. Die Muskelfasern umgeben die Media ringförmig und zum Teil schräg ringförmig, ähnlich den Windungen einer gedehnten Schraubenfeder. Die glatte Muskulatur der Arteria ulnaris wird vegetativ vom sympathischen und parasympathischen Nervensystem gesteuert.
Stresshormone und andere Neurotransmitter veranlassen die glatten Muskelfasern zur Kontraktion, so dass sich eine Lumenverringerung bzw. eine Vasokonstriktion der Arterien in Stresssituationen und bei starker körperlicher Leistung ergibt. Das hat einen Anstieg des Blutdrucks zur Folge. Das parasympathische Nervensystem kann die Anspannung wieder aufheben durch Inhibieren der Stresshormone.
Im Gegensatz zu den muskulären Arterien haben die großen herznahen Gefäße wie die Aorta lediglich passiven Einfluss auf den Blutdruck, weil ihre Media hauptsächlich aus elastischen Fasern besteht. Die elastischen Fasern bedingen eine starke Volumenerweiterung während der systolischen Anspannungsphase der Herzkammern, so dass die Blutdruckspitzen geglättet und der notwendige (diastolische) Restdruck in der anschließenden Entspannungsphase aufrechterhalten wird, weil sich die elastischen Wände der großen Gefäße wieder zusammenziehen.
Funktion & Aufgaben
Die primäre Aufgabe der Arteria ulnaris besteht in der Versorgung bestimmter Gewebe des Ellenbogens, des Unterarms und der Hand mit sauerstoffreichem Blut. Das sauerstoffreiche Blut kommt aus dem Lungenkreislauf und gelangt über die linke Vorkammer und Kammer in die Hauptkörperschlagader (Aorta). Von der Aorta zweigt die Oberarmarterie ab, die sich wiederum in die Arteria ulnaris und radialis aufzweigt.
Die Versorgung der arteriellen Seite des Kapillarsystems erfolgt über Arterien, die von der Ellenarterie abzweigen und selbst meist noch weiteren Verzweigungen unterliegen. Neben der primären Versorgungsfunktion nimmt die Arteria ulnaris zusammen mit anderen Arterien des muskulären Typs auch Teil an der aktiven Steuerung des Blutdrucks. Arterien, deren Gefäßwände zum großen Teil aus glatten Muskelfasern bestehen, reagieren auf bestimmte Botenstoffe und Stresshormone kontraktil, so dass sich das Lumen der Gefäße ebenfalls einengt und einen Anstieg des Blutdrucks bewirkt.
Der gegenteilige Effekt tritt ein, wenn die Botenstoffe und Steuerhormone vom parasympathischen Nervensystem wieder einkassiert werden. Die Beeinflussung und Steuerung des Blutdrucks erfolgen weitgehend vegetativ, also unbewusst. Die Beteiligung an der Steuerung des Blutdrucks setzt gesunde, elastische Gefäßwände voraus sowie eine intakte sympathische und parasympathische Hormonsteuerung.
Krankheiten
Sie führen je nach Schweregrad zu einer Minderversorgung der nachgeordneten und abzweigenden Arterien und damit zu einer Unterversorgung definierter Gewebeteile. Der häufigste Grund für die Bildung einer Stenose sind Ablagerungen, sogenannte Plaques in der Gefäßwand. Die Plaques können sich in das Lumen hinein ausdehnen und eine Stenose verursachen oder sogar einen vollständigen Verschluss. In anderen Fällen können auch Entzündungsreaktionen des Immunsystems zu einer Anhäufung von Erythrozyten führen, die sich zu einem Thrombus entwickeln und die Arterie in Form der Thrombose blockieren.
Falls sich ein derartiger Thrombus an einer anderen Stelle im Körper – beispielsweise im Herzen – entwickelt, kann er mit dem Blutstrom fortgeschwemmt werden und sich zufällig in einer Arterie, deren Querschnitt den des Thrombus deutlich unterschreitet, festsetzen. In diesem Fall liegt eine Embolie vor. Die Auswirkungen des Gefäßverschlusses durch Thrombose oder Embolie sind sich sehr ähnlich. Die Arteria ulnaris bildet nur in extrem seltenen Fällen ein Aneurysma aus, eine Aussackung der Arterie, die meist durch eine Verletzung der Ader zustande kommt. Die Läsion bildet dann die Eingangspforte für einen Bluteinstrom zwischen innerer und mittlerer Gefäßwand.
Quellen
- Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 4 – Arm. Springer, Berlin 2004
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
- Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010