Balneologie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Balneologie ist die Bäderkunde. Balneologische Verfahren finden vor allem im Rahmen von Kuranwendungen statt. Atemwegserkrankungen und Hauterkrankungen lassen sich genauso durch balneologische Anwendungen lindern, wie Stoffwechselerkrankungen und verschiedene Symptome nervensystematischer Krankheiten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Balneologie?

Die Balneologie ist die Bäderkunde. Balneologische Verfahren finden vor allem im Rahmen von Kuranwendungen statt.

Als Balneologie wird die Bäderkunde bezeichnet. Balneologische Verfahren zählen mit zu den ältesten Heilverfahren. Die Wissenschaft der Balneologie befasst sich mit der Anwendung von natürlichen Heilquellen und Peloiden. Die Heilquellen werden in der Balneologie sowohl von innen als auch außen angewandt.

Somit finden sich auch Trinkkuren und Inhalationen im Fachgebiet der Balneologie. Neben der Bädertherapie werden die Bereiche der Balneotechnik, der Hydrochemie und der Balneophysik zu den balneologischen Teilgebieten gerechnet. Die Balneotechnik ist die Lehre von der sachgerechten Temperierung, Speicherung und Lagerung balneologischer Heilmittel. Auch die sachgerechte Gestaltung von Badewannen und Inhalationsaccesoires ist Sache der Balneotechnik. Die Hydrochemie meint dagegen die Lehre von der Zusammensetzung der Heilmittel. Auch die Wirkung einzelner Inhaltsstoffe auf den Organismus wird im Rahmen der Hydrochemie behandelt.

Die Bädertherapie ist der wichtigste Bereich der Balneologie. Verschiedene Formen von Bädern haben unterschiedliche Auswirkungen auf den Organismus. Das Fachgebiet der Bädertherapie lehrt den Balneologen daher, welche Bäder die Beschwerden welcher Erkrankungen lindern können. Emil Osann gilt als Pionier des balneologischen Fachgebiets, aber bereits im 16. Jahrhundert verfolgten Mediziner und Botaniker balneologische Richtungen.

Behandlungen & Therapien

In der Regel nehmen Patienten vor allem im Rahmen einer Kur an balneologischen Behandlungen teil. Kuraufenthalte werden zum Beispiel Rheumapatienten verschrieben, aber auch bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems, bei Atemwegserkrankungen, Arterien- und Venenerkrankung und bei bestimmten Hauterkrankungen gehören Kuren zum Behandlungsspektrum. In medizinischen Bädern findet sich eine relativ hohe Konzentration gelöster Stoffe. Dadurch treibt es den Körper in balneologischen Heilbädern auf und die Gelenke sowie Muskeln des Patienten werden entlastet.

Muskelschmerzen zählen zu den verbreitetsten Beschwerden bei Krankheiten des Nervensystems. Menschen mit der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose leiden zum Beispiel oft daran. Diese Beschwerden lassen sich durch Heilbadsitzungen in mineralstoffreichem Heilwasser verbessern. Auch Bewegungsbäder in warmem oder lauwarmem Wasser leisten bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems gute Dienste. Der Auftrieb durch die Mineralstoffe im Heilwasser wird bei diesen Verfahren dazu genutzt, die Muskeln der Patienten zu trainieren. Diese Form der Balneologie findet auch gegen Arthritis und Osteoporose Einsatz und kann Haltungsanomalien verbessern. Moorbäder enthalten dagegen einen hohen Anteil Torf, der in geringer Geschwindigkeit Wärme abgibt. Diese Anwendung kann Muskelverspannungen bessern.

In Kohlendioxid-haltigem Heilwasser werden dagegen der Kreislauf und die Durchblutung der Patienten angeregt. Eine Senkung des Blutdrucks kann durch diese Verfahren erreicht werden. Der gegenteilige Effekt wird mit dem Sauerstoffbad erzielt. Dabei handelt es sich um ein warmes und sprudelndes Bad, das den Blutdruck der Patienten stimuliert. Die Salze des Solebads werden wiederum in der Rheumatherapie angewandt. Einsatz finden sie auch gegen Hauterkrankungen, bei Patienten mit Stoffwechselstörungen oder gegen gynäkologische Beschwerden. Bei Neurodermitis, Ekzemen und gleichwertigen Hauterkrankungen wird dagegen das Schwefelbad angewandt, das antibakterielle Wirkungen zeigt.

Gegen Schweißdrüsenabszesse und Arteriosklerose ist eher ein Jodbad angezeigt, bei dem die Haut des Patienten das Jod adsorbiert. Juckende Hauterscheinungen werden mit einem Malz- und Kleiebad behandelt. Nässende Hauterkrankungen werden dagegen durch ein Eichenrindenbad verbessert. Das Inhalationsbad lindert mit ätherischen Ölen Atemwegserkrankungen und das Fichtennadelbad verbessert nervöse Störungen und Schlafstörungen. Beim Stangerbad wirkt ein Strom im Wasser auf die Muskeln der Patienten und erzielt so bei Rheuma und Neuralgien schmerzlindernde Effekte.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Die Balneologie wird zur physikalischen Therapie gerechnet. Damit ist sie selbst kein diagnostisches Gebiet. Die Diagnostik geht der balneologischen Behandlung vielmehr voraus. Balneologische Verfahren sind damit meist als rein therapeutische Anwendungen zu verstehen. In der Regel werden sie vom behandelnden Arzt im Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen und den individuellen Symptomen eines Patienten empfohlen. Die vorgeschlagenen Anwendungen werden von Balneologen in aller Regel nicht umgestellt. Bei einer Kur können die Anwendungen unter Umständen auch von Balneologen geplant werden, die die einzelnen Verfahren im Hinblick auf die vorliegenden Symptome eines Patienten festlegen.

In der Regel bestimmt vor allem die Schwere der Symptome den Therapieplan. Im weitesten Sinne betreiben Balneologen im Einzelfall also doch Diagnostik, da sie die Schwere der Symptome beurteilen, um einen angemessenen Therapieplan aufzustellen. Dieser Therapieplan kann sich je nach Symptomatik auf die Vorsorge, die Rehabilitation oder die Linderung von bestimmten Erkrankungen oder Beschwerden konzentrieren. Viele Balneologen sind selbst Mediziner eines bestimmten Fachgebiets und sind daher zur Einschätzung bestimmter Symptomatiken in der Lage. Das wichtigste Diagnostikinstrument des Balneologen ist die Anamnese. Im direkten Dialog mit dem Patienten findet der Balneologe heraus, welche Beschwerden vorliegen.

Um Kontraindikationen zu bestimmten Anwendungen abzuschätzen, untersucht er den Patienten nach der Anamnese in der Regel umfangreich. Meist sind balneologische Untersuchungen ausführliche ärztliche Untersuchungen, die vor allem eine Funktionsanalyse des Bewegungsapparats beinhalten. Bei der Untersuchung bedient sich der Balneologe moderner diagnostischer Möglichkeiten wie Röntgen, Sonographie oder Dopplersonographie, isokinetischer Muskeltestung und EKG. Vor allem das Ergebnis der isokinetischen Muskeltestung ist bei der Planung der therapeutischen Anwendungen von Relevanz.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Van den Berg, Frans: Angewandte Physiologie 5. Komplementäre Therapien verstehen und integrieren. Thieme, Stuttgart 2005

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