Computertomographie des Herzens
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Computertomographie des Herzens (CT) ist eine etablierte bildgebende Diagnostik, die durch den Einsatz hochauflösender Scanner auf dem Gebiet koronarer Herzerkrankungen zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Tomographie leitet sich von den griechischen Wörtern „tomós“ für Schnitt und „gáphein“ für schreiben ab. Es handelt sich um ein radiologisches Verfahren zur dreidimensionalen Abbildung organischer Strukturen. Um eine optimale Diagnostik zu erreichen, ist die Kooperation zwischen Kardiologie, Diagnostischer Radiologie und Internistischer Intensivmedizin unverzichtbar.
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Was ist die Computertomographie des Herzens?
Die verschiedenen Gewebearten und Organe sind auf dem CT-Bild dank der eingesetzten Kontrastabstufung gut erkennbar. Die Computertomographie ist ein wichtiges Instrument vieler medizinischer Fragestellungen, so auch im Bereich der Herzerkrankungen.
Die kardiale Computertomographie fertigt Schnittbilder der Herzanatomie an und gibt dem Kardiologen die Möglichkeit, atherosklerotische Prozesse an den Herzkranzgefäßen zu beurteilen. Herzkranzverengungen lassen sich nachwiesen beziehungsweise ausschließen, so dass eine invasive Diagnostik durch einen Herzkatheter entbehrlich ist. Die Mediziner führen die Untersuchung durch die Elektronenstrahltomographie und das Mehrzeilen-CT (Mehrschicht-Spiral-CT) durch.
Die Haupteinsatzfelder für dieses bildgebende Diagnoseverfahren sind die Kalzium-Score-Bestimmung, die CT-Angiographie der Koronargefäße, die CT-Angiographie von Bypass-Gefäßen und Untersuchungen der Aorta und Pulmonalvenen. Die kardiale Computertomographie empfiehlt sich auch im Fall von Beschwerden, die unmittelbar auf das Herz zurückzuführen sind, wie akuter Thoraxschmerz ohne EKG-Veränderung und aktuell auftretende Herzinsuffizienz.
Funktion, Wirkung & Ziele
In weniger als einer halben Sekunde wird das Herz des Patienten abgetastet und das elektrische Kardiosignal mittels eines Elektrokardiogramms (EKG) aufgezeichnet. Als Ergebnis liefert der Scanner einen Bilddatensatz, der ein scheinbar stehendes Herz zeigt, wodurch Artefakte durch die Herzbewegung ausgeschlossen sind. Der Kalzium-Score wird durch eine kontrastmittelfreie CT-Untersuchung bestimmt, der dem Nachweis beziehungsweise dem Ausschluss und der Quantifizierung einer koronaren Kalzifikation dient.
Der diagnostizierte Wert heißt in der Fachsprache Agatston-Äquivalent-Score und gibt einen Hinweis auf das Herzinfarktrisiko. Basierend auf diesen Untersuchungswerten legen die Kardiologen die Therapiestrategie für Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren fest. Zur Beurteilung ziehen die Mediziner auf der Untersuchung großer Patientenkollektive basierende Nomogramme (Diagramm) heran. Patienten unterliegen einem erhöhten Risiko, wenn die durch die Nomogramme festgelegte kritische Grenze oder der Absolutwert von 400 überschritten wird. Diese Hochrisikokonstellation erfordert eine intensive Therapie.
Die CT-Angiographie (Röntgenuntersuchung der Gefäße) ist eine schnelle, hochauflösende Abbildung der Herzkranzgefäße. Um diese Untersuchung durchzuführen, bekommt der Patient ein jodhaltiges Kontrastmittel über einen peripheren Venenverweilkatheter gespritzt. Dieser wird in der Regel auf dem Handrücken oder in der Ellenbeuge gesetzt. Um die Herzfrequenz zu senken, nimmt der Patient vor der Untersuchung einen Betablocker ein. Die Atemanhaltephase beträgt zehn Sekunden. Diese nicht-invasive Untersuchung kommt der Einführung von Herzkathetern sehr nahe, da die räumliche Auflösung der eingesetzten Geräte mit 0,33 mm dem Wert der Herzkatheteruntersuchung (0,3 mm) sehr nahe kommt.
Diese Methode ersetzt jedoch nur im Fall bestimmter Fragestellungen die Herzkatheteruntersuchung. Die Angiographie zeigt im Unterschied zur Kalzium-Score-Bestimmung neben der Kalzifikation (Kalkablagerung in Geweben) die komplette Gefäßkonturierung einschließlich weicher Plaque-Ablagerungen. Durch diese Bildgebung sind die Kardiologen in der Lage, Koronarstenosen mit hoher Genauigkeit auszuschließen beziehungsweise zu erkennen.
Durch eine dreidimensionale Aufbereitung der Daten werden die erhobenen Befunde zusätzlich plastisch demonstriert. Die Angiographie von Gefäßen beurteilt die Herzsituation von Patienten, die einer chirurgischen Bypass-Operation unterzogen worden sind und zeichnet im Gegensatz zur Angiographie der Koronargefäße eine größere Strecke des Brustkorbes auf, da sich die Abgänge der „Bypass-Gefäße“ weiter vom Herzen entfernt befinden. Patienten, die mittels Herzkatheter nur schwer zu untersuchen sind oder die im Verdacht auf Frühverschluss stehen, werden dieser kardialen Computertomographie der „Bypass-Gefäße“ zugeführt.
Weitere Einsatzgebiete sind die bildgebende Diagnostik der Pulmonalvenen nach einer Stent-Implantation und der Ablation zur Beseitigung von Vorhofflimmern. Ferner kommt diese innovative Technologie im Bereich der Koronarvenenmorphologie (vor einer CRT), Perikarderkrankungen (Herzbeutelentzündung), Myokardfunktion (Herzmuskel, Herzwand), angeborenen Herzerkrankungen und Erkrankungen der Aorta (Hauptschlagader) zum Tragen.
Eine Nachuntersuchung von Stents in den Koronargefäßen ist möglich. Die Bildqualität ist jedoch abhängig von der Lage, Größe und Metallart des Stents. Auch für die regelmäßige Nachuntersuchung von Patienten nach einer Herztransplantation ist ein Herz-CT sinnvoll. Die kardiale Computertomographie bildet auch die Herzklappen sehr genau ab. Bei Patienten mit Empfehlung zum katheder-basierten Ersatz der Aortenklappe kann der Kardiologe vor dem Einsatz durch die CT-Untersuchung die richtige Größe der Prothese bestimmen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Vor der Untersuchung überprüft der Kardiologe die Nierenfunktion des Patienten (Keratin-Werte, eGFR). Bei Patienten, die metformhaltige Medikamente gegen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) einnehmen, ist eine Wechselwirkung mit den Kontrastmitteln nicht auszuschließen. Der behandelnde Arzt muss die Medikamente eventuell temporär absetzen, um einer Nierenschädigung vorzubeugen. Vor jeder Röntgenuntersuchung muss eine Schwangerschaft und allergische Reaktion auf die Kontrastmittel ausgeschlossen werden.
Die Geräte der neuen Generation gewährleisten im Unterschied zur Vorgängertechnik eine reduzierte Röntgenstrahlung. Mit diesem verminderten Risiko ist eine Koronar-CT bei bestimmten Fragestellungen eine empfehlenswerte Alternative zur Herzkatheteruntersuchung, der Szintigraphie (nuklearmedizinische Untersuchung) und dem Stress-MRT.
Ein wesentlicher Vorteil der kardiologischen Computertomographie ist das nicht existente Risiko eines invasiven Eingriffs. Nachteile zeigen sich in der fehlenden Möglichkeit einer direkten Intervention wie Stentimplantation und Ballonaufweitung (Ballondilatation). Die Kardiologen sind im Fall starker Kalzifikation, Herzrhythmusstörungen und implantierten Stents in der Beurteilung der CT-Bilder eingeschränkt. Bei entsprechender Indikation übernehmen private, nicht jedoch die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten dieser Selbstzahlerleistung.
Quellen
- Hosten, N., Liebig, T.: Computertomographie von Kopf und Wirbelsäule. Thieme, Stuttgart 2011
- Prokop, M. et al.: Ganzkörper-Computertomographie. Thieme, Stuttgart 2013
- Wetzke, M. et. al.: Bildgebende Verfahren. Urban & Fischer, München 2012