Morbus Crohn (chronische Darmentzündung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Morbus Crohn ist eine chronische Darmentzündung im Bereich des Magen-Darm-Trakts bzw. Verdauungstrakts. Dabei kommt es zu typischen Schüben von Beschwerden und Symptomen, wie Durchfall, schmerzhafte Magenkrämpfe und starkem Gewichtsverlust. Allerdings sind diese Symptome zunächst unpsezifisch, sodass nicht immer als erstes Morbus Crohn diagnostiziert wird. Daher sollte der Arzt bei Verdacht auf eine chronische Darmentzündung immer eine Darmspiegelung, Röntgenuntersuchung, Laboruntersuchungen und Ultraschall bei der Diagnose und Behandlung vornehmen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Morbus Crohn?

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen und die betroffene Regionen bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn im Vergleich.

Der Morbus Crohn (chronische Darmentzündung) ist neben der Colitis ulcerosa eine der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die häufig in Krankheitsschüben auftritt. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 16. und dem 35. Lebensjahr. Bei älteren Menschen über 60 Jahren kann es zu einem so genannten Alterscrohn kommen. Es liegt eine familiäre Häufung vor, insgesamt ist die Krankheitshäufigkeit steigend.

Die Symptome sind nicht selten unspezifisch (Krämpfe, Übelkeit, Gewichtsverlust), auch Verläufe ohne den richtungweisenden Durchfall sind möglich. Kennzeichnend ist die Bildung von Granulomen in der Darmwand. Im Gegensatz zu der Colitis ulcerosa kann der Morbus Crohn im gesamten Gastrointestinal-Trakt auftreten, von der Mundhöhle bis zum Rektum. Oft liegt ein diskontinuierlicher Befall vor, d.h. betroffene Abschnitte werden von gesundem Darm unterbrochen.

Typisch ist allerdings der Befall des letzten Dünndarmabschnittes, dem terminalen Ileum. Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Trakts sind häufig, meist liegen Gelenkschmerzen und Gelenkentzündungen, schmerzhafte Hautveränderungen oder Augensymptome vor. Die Diagnose wird über eine Darmspiegelung (Koloskopie) mit Entnahme von Gewebeproben gestellt.

Ursachen

Über die Ursachen von Morbus Crohn (chronische Darmentzündung) wird viel spekuliert, keine der Thesen konnte bis jetzt bewiesen werden. Einzig das Rauchen ist als Risikofaktor identifiziert worden. Zurzeit wird der Morbus Crohn als Autoimmunerkrankung eingestuft. Diese Einteilung ist keinesfalls gesichert, allein das gute Ansprechen auf immunsuppressive Therapie liegt dem zu Grunde. Ebenfalls wird vermutet, dass bei den Betroffenen eine Barrierestörung der Darmwand vorliegt, so dass Bakterien ungehindert eindringen können und eine teilweise überschießende Abwehr provozieren.

Auch eine genetische Komponente wird wegen der familiären Häufung diskutiert. Unklar ist, ob eine übertriebene Hygiene, Ernährungsumstände oder Infektionen mit Mykobakterien eine entscheidende Rolle spielen. Lange wurde der Morbus Crohn für eine psychosomatische Erkrankung gehalten. Das konnte mittlerweile als alleinige Ursache widerlegt werden, obwohl ein psychosomatischer Einfluss anzunehmen ist. So ist die Erkrankungsstärke und Schubhäufigkeit in stressreichen Zeiten deutlich erhöht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen


Koloskopie des Dickdarms bei Morbus Crohn © Juan Gärtner - Fotolia.com

Morbus Crohn ist durch lang anhaltende wässrige Durchfälle und kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch gekennzeichnet. In der Regel ist dem Stuhl kein Blut oder Schleim beigemengt. Die Beschwerden treten schubweise auf. Es kann lange Intervalle zwischen den einzelnen Schüben geben. Die Symptome können sich während eines Schubs aber auch verstärken, wenn zusätzlich Allergien oder Unverträglichkeiten gegen bestimmte Nahrungsmittel vorliegen.

Solche Nahrungsmittelallergien beziehungsweise Nahrungsmittelunverträglichkeiten kommen bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn häufiger vor. In der Folge der zahlreichen Durchfälle können sich weitere Symptome ausbilden, die auf den hohen Eiweiß- und Flüssigkeitsverlust zurückzuführen sind. Es kommt häufig zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit.

Des Weiteren besteht Appetitlosigkeit, die wiederum zu einem starken Gewichtsverlust führen kann. Durch die Malabsorption von Nährstoffen im Darm können sich verschiedene Mangelzustände entwickeln. Typisch ist ein Vitamin-B-Mangel, der die Ursache für eine Anämie sein kann. Während eines Schubes besteht meist ein allgemeines Krankheitsgefühl.

So kann es neben den Symptomen der Anämie auch zu Fieber und einer Erhöhung der weißen Blutkörperchen kommen. Auch andere Organe können in Mitleidenschaft gezogen werden. So werden unter anderem bei ca. 40 Prozent der Patienten mit Morbus Crohn Symptome einer Hepatitis, Nierensteine, Gelenkschmerzen, Knochenabbau, Augenentzündungen oder schmerzhafte Hauterkrankungen beobachtet. Häufig verursacht die hohe Krankheitsaktivität psychische Probleme, die sich unter anderem in Depressionen äußern.

Komplikationen

Da Morbus Crohn das Gewebe des Verdauungstrakt auf Dauer durch Entzündungen schädigt, kommen Fisteln vor. Abhängig davon, wie sie verlaufen und ob sie für eine nicht vorgesehene Stoffdurchmischung im Körper sorgen, sind diese operativ zu entfernen. Gleiches gilt für entstehende Geschwüre.

Im schlimmsten Fall können diese entarten und zu einer Tumorbildung führen. Das Risiko für Tumorerkrankungen im Bereich des Verdauungstraktes ist erhöht. Ein Darmverschluss tritt bei bis zu 30 Prozent der Betroffenen mindestens einmal auf und stellt einen akuten Notfall dar. Auch starke Verengungen einzelner Darmabschnitte kommen vor. Beides zieht Operationen nach sich.

Entzündliche Abzesse in den verschiedenen Teilen des Verdauungstraktes - vor allem im Darm - kommen ebenso vor. Sie können ebenfalls schwere Entzündungen verursachen und bei einer mechanisch bedingten Öffnung zu Vergiftungserscheinungen führen. Zudem führt die verschlechterte Resorbtionsfähigkeit des Darms, in Kombination mit auftretenden Durchfällen, häufig zu Mangelerscheinungen und Stoffwechselungleichgewichten.

Neben allgemeiner Abgeschlagenheit führt dies auch zu Problemen im Knochengewebe (Osteoporose; begünstigt auch durch eine Cortisontherapie der Krankheit) und zu weiteren Gewebeschwächen. Auch Harnsteine kommen gehäuft vor. Zudem kann sich ein Eiweißmangel einstellen, der ungünstig für den gesamten Zellerhalt des Körpers ist.

Dadurch, dass Menschen mit Morbus Crohn bestimmte Lebensmittel meiden sollten, kommt es oftmals zu einer Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen, die medikamentös oder durch Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden muss.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Schematische Darstellung zum zur den Symptomen und Beschwerden bei Morbus Crohn. Klicken, um zu vergrößern.

Durchfall, Schmerzen im Bereich des Magens oder Darms sowie ein ungewollter starker Gewichtsverlust müssen von einem Arzt untersucht werden. Vor der Einnahme eines schmerzstillenden Medikaments ist aufgrund möglicher Risiken und Nebenwirkungen grundsätzlich die Rücksprache mit einem Mediziner anzuraten. Charakteristisch für die Erkrankung ist das schubweise Auftreten der Beschwerden.

Zwischen den Phasen erlebt der Betroffene eine Zeit der Beschwerdefreiheit, die bei einigen Patienten mehrere Monate oder Jahre umfassen kann. Dennoch ist ein Arztbesuch vonnöten, damit durch umfangreiche medizinische Tests eine Abklärung der Ursache und damit eine Diagnosestellung ermöglicht wird. Eine Zunahme bestehender Unregelmäßigkeiten während eines Schubs sollten schnellstmöglich einem Arzt vorgestellt werden, da sie zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität beitragen.

Bei Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit sowie einer inneren Schwäche sollte ein Arztbesuch erfolgen. Zeigen sich Unverträglichkeitsreaktionen des Organismus bei der Nahrungsaufnahme oder kommt es zu Entzündungen, ist ein Arztbesuch anzuraten. Bei Gelenkschmerzen, Beschwerden der Augen, Nierensteinen oder einer Hepatitiserkrankung kann als Ursache Morbus Crohn vorhanden sein. Daher wird ein Arzt benötigt, der weitergehende Untersuchungen anordnet. Eine Gereiztheit, innere Unruhe sowie psychische Auffälligkeiten sind ebenfalls Anzeichen einer vorliegenden gesundheitlichen Störung. Ein Arztbesuch ist zu empfehlen, sobald die Beschwerden über mehrere Tage oder Wochen anhalten.

Behandlung & Therapie

Im akuten Schub bei Morbus Crohn wird der Darm durch parenterale Ernährung entlastet. Medikamentös ist der Einsatz von Cortison an erster Stelle.

Dieses kann entweder systemisch oder bei tiefem Befall als Klysma oder Rektalschaum angewendet werden. Eine Linderung der Symptome ist die Regel, oft ist sogar ein Nachlassen von Krankheitssymptomen zu erreichen. Auch Salazosulfapyridin und Mesalazin können eingesetzt werden, allerdings ist die Wirksamkeit relativ gering.

Eine antibiotische Therapie kann bei Komplikationen sinnvoll sein. Zu einer sehr jungen Wirkstoffgruppe gehören die Antikörper gegen TNF-alpha (Tumornekrosefaktor), welche bis dato auch bei schweren Verläufen eine viel versprechende Wirkung zeigen.

Zur Remissionstherapie (also zur Verhinderung von neuen Schüben) werden Immunsuppressiva und TNF-alpha-Blocker eingesetzt. Oft ist eine Erhaltungsdosis von Cortison nicht zu vermeiden.

Die chirurgische Therapie sollte so sparsam wie möglich erfolgen und in der Regel nur auf Behandlung von Komplikationen beschränkt bleiben. Indikationen sind z.B. Verengungen des Darms (Stenosen) bis hin zum Darmverschluss, Durchbruch durch die Darmwand (Perforation), Tunnelbildung zwischen Darmschlingen, zu anderen Organen oder zur Hautoberfläche (Fisteln), entzündliche Einschmelzungen (Konglumerattumor) und Abszesse.

Begleitend ist eine Psycho- Stressbewältigungs- und Körperwahrnehmungstherapie zu empfehlen.


Aussicht & Prognose

Morbus Crohn hat sehr individuelle Prognosen, ist aber für alle Betroffenen immer ein lebenslanges Leiden. Mit steigendem Alter verhält es sich bei vielen Personen so, dass Beschwerden und Schübe seltener werden. Etwa ein Drittel der Betroffenen erlebt Morbus Crohn als schubweise auftretendes Leiden mit dazwischenliegender Beschwerdefreiheit. Diese Beschwerdefreiheit kann teilweise Monate lang anhalten. Bei circa einem Fünftel aller Betroffenen manifestiert sich die chronische Darmentzündung allerdings als dauerhaftes Leiden ohne Phasen der Besserung.

Es hat sich gezeigt, dass ungefähr die Hälfte der Patienten mit Morbus Crohn binnen eines Jahres mindestens einen schweren Schub erlebt. Binnen zwei Jahren sind es bis zu 70 Prozent. Wichtige Faktoren bezüglich eines möglichen Wiederaufflammens sind die Ernährung und die Lebensgewohnheiten. Zigaretten und Alkohol verschlimmern Entzündungserscheinungen in der Regel. Eine bestimmte Ernährung ist derzeit nicht empfohlen. Mangelerscheinungen können aber aufgrund des schwachen Darms auftreten und sollten für eine bessere Prognose ausgeglichen werden.

Notwendige Operationen verschlechtern die Lebensqualität bei einigen Betroffenen. Ebenso kommt es bei etwa einem Drittel der Erkrankten zu Entzündungen an anderen Stellen des Körpers, etwa an den Augen oder in den Knochen.

Eine lebenslange Therapie sowie eventuelle Belastungen des Körpers durch Operationen und die häufigen Entzündungen verringern die Lebenserwartung von Morbus-Crohn-Patienten geringfügig.

Vorbeugung

Morbus Crohn zählt zu den chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten. Im Gegensatz zur Colitis ulcerosa kann sich beim Morbus Crohn die Schleimhaut des gesamten Verdauungssystems, vom Mund bis zum After, entzünden.

Da bis heute keine Ursache für den Morbus Crohn gesichert werden konnte, ist eine spezifische Vorbeugung nicht möglich. Lediglich Risikofaktoren können gemieden werden (vor allem das Rauchen).

Komplikationen können durch eine frühzeitige Diagnostik und anschließende adäquate Therapie vermieden oder rausgezögert werden. Auch die Vorbeugung von Mangelerscheinungen als Folge der gestörten Resorption aus dem Darm (z.B. Mangel der fettlöslichen Vitamine, Osteoporose durch Calciummangel, massiver Gewichtsverlust durch Fettverluste über den Darm) ist einer der Bausteine in der Therapie des Morbus Crohn.

Nachsorge

Bei Morbus Crohn sind Nachsorgeuntersuchungen und -behandlungen außerordentlich wichtige Bestandteile des Krankheitsverlaufs. Sie tragen im Wesentlichen dazu bei, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und mit ihr zu leben. Aufgrund des chronischen Verlaufs kann sich die Erkrankung ausweiten und andere Regionen des Magen-Darm-Traktes betreffen. Durch Nachsorgeuntersuchungen können Entzündungsherde frühzeitig lokalisiert werden.

Desweiteren dienen die Nachsorgeuntersuchungen auch der Darmkrebsvorsorge. Durch eine Endoskopie des Darms lassen sich somit Veränderungen und Krankheiten am Dickdarm sowie am Ende des Dünndarms erkennen. Damit behält der behandelnde Arzt das Risiko des Patienten an Darmkrebs zu erkranken stets im Blick. Patienten mit Morbus Chron werden zumeist in entsprechende Therapie-Programme eingebunden.

Hierzu gehört die fortlaufende Beratung zur Ernährung und gesunden Lebensweise. So kann eine ausgewogene, gesunde und individuell abgestimmte Ernährung nachhaltig hilfreich sein. Auch sportliche Aktivitäten und der Umgang mit Stresssituationen spielen für den Patienten mit Morbus Chron bei der Bewältigung des Alltags eine entscheidende Rolle.

Ziel der Nachbehandlung ist es eine möglichst langanhaltende Remissionsphase zu erreichen, in der es dem Patienten weitestgehend gut geht. Auch das Gespräch über die Erkrankung mit einem Psychotherapeuten ist hilfreich. Ebenfalls wäre der Austausch mit anderen Morbus Crohn-Patienten im Rahmen der Selbsthilfe vorteilhaft.

Das können Sie selbst tun

Das Einhalten des vom Arzt verordneten Behandlungsplanes ist in der Behandlung von Morbus Crohn äußerst wichtig, zur Vermeidung von Komplikationen darf die Dosierung der Medikation auch bei einer Besserung der Symptomatik nicht eigenmächtig verändert werden.

Stress kann die Beschwerden verschlechtern, im Alltag sollten daher regelmäßige Erholungspausen Platz finden. Das Erlernen von Entspannungstechniken und sportliche Betätigung unter Berücksichtigung der eigenen Leistungsfähigkeit können ebenfalls zu einer Steigerung des Wohlbefindens beitragen. Rauchen wirkt sich negativ auf den Krankheitsverlauf und sollte unterbleiben.

Eine große Rolle spielen die Essgewohnheiten: Empfehlenswert ist das Führen eines Ernährungstagebuchs, um unverträgliche Lebensmittel aufzuspüren – diese müssen konsequent vom Speiseplan gestrichen werden. Gelegentlich verhilft eine Änderung der Zubereitungsweise zur besseren Verträglichkeit: Rohes Gemüse löst beispielsweise weit öfter Beschwerden aus als gekochtes. Besonderes Augenmerk ist auf eine ausreichende Nährstoffaufnahme zu richten, da diese infolge der chronischen Darmentzündung schlecht aus der Nahrung resorbiert werden können. Einige Vitamine und Mineralstoffe, darunter das für die Knochengesundheit wichtige Calcium und Vitamin D, müssen unter Umständen nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt über eine entsprechende Nahrungsergänzung zugeführt werden.

Eine eingehende Information über die Krankheit und die damit verbundenen Einschränkungen und Möglichkeiten kann helfen, die Erkrankung leichter anzunehmen – dazu trägt oftmals auch der Austausch in einer Selbsthilfegruppe bei.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012

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