Enanthem

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im Verlauf der Entstehung eines Enanthems schwellen die winzigen Gefäße der Schleimhäute (sog. Kapillaren) durch eine Reaktion des Immunsystems entzündlich an. Dies führt zu der roten, fleckigen Färbung der Schleimhaut, die typisch für ein Enanthem ist und mit Schwellung, Brennen, Jucken oder auch Schmerzen einhergehen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Enanthem?

Häufig tritt ein Enanthem als typisches Symptom im Verlauf von Infektionskrankheiten auf, die durch Viren (z.B. Windpocken, Röteln, Masern) oder Bakterien (z.B. Scharlach, Syphilis, Typhus) ausgelöst sein können.
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Als Enanthem wird im medizinischen Fachjargon jegliche Form eines Ausschlages im Bereich der Schleimhäute bezeichnet, wobei in den meisten Fällen die Mundschleimhaut betroffen ist.

Dabei handelt es sich normalerweise um rötliche Flecken oder größere rote Flächen im Mund oder Rachen, die auch angeschwollen sein können. Auch das Auftreten von Bläschen ist bei einem solchen Enanthem möglich.

Ursachen

Verschiedene Ursachen lassen sich für den rötlichen Ausschlag auf den Schleimhäuten bei einem Enanthem verantwortlich machen.

Häufig tritt es als typisches Symptom im Verlauf von Infektionskrankheiten auf, die durch Viren (z.B. Windpocken, Röteln, Masern) oder Bakterien (z.B. Scharlach, Syphilis, Typhus) ausgelöst sein können.

Bei Säuglingen und Kleinkindern kann zudem das seltene Kawasaki-Syndrom, eine Lymphknotenerkrankung, der Auslöser für die Schleimhautausschläge sein. Neben den unterschiedlichen Erkrankungen sind in manchen Fällen auch Allergien (z.B. gegen Medikamente oder bestimmte Nahrungsmittel) oder Vergiftungen (z.B. durch Pflegeprodukte) der Grund für das Auftreten eines Enanthems.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Enanthem ist mit verschiedenen unangenehmen Beschwerden verbunden, die sich alle sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken. Die Patienten leiden dabei in erster Linie an einem starken Ausschlag, der vor allem an den Schleimhäuten auftritt. In der Regel hängen die Beschwerden des Enanthems auch sehr stark von der jeweiligen Grunderkrankung ab.

Tritt die Krankheit dabei durch eine Vergiftung auf, so leiden die meisten Patienten auch an starken Bauchschmerzen, Übelkeit oder auch an Erbrechen. Verschiedene Infektionskrankheiten werden dabei von einem starken Juckreiz und von einer schuppigen Haut begleitet. Häufig kann das Enanthem auch zu Minderwertigkeitskomplexen oder zu einem deutlich verringerten Selbstwertgefühl beim Betroffenen führen.

Aus diesem Grund führt die Krankheit zu psychischen Verstimmungen oder zu starken Depressionen. Die Erkrankung kann dabei auch den Alltag des Betroffenen stark einschränken, da die Benutzung von bestimmten Pflegeprodukten durch das Enanthem nicht mehr ohne Weiteres möglich ist. Im Falle einer Allergie verschwinden die Beschwerden allerdings wieder nach einer kurzen Zeit von allein.

Sollte ein Enanthem nicht behandelt werden, so verschwindet es nicht, falls es eine bakterielle Ursache hat. Dabei kann sich die Erkrankung in weitere Bereiche des Körpers ausbreiten und eventuell auch die Lebenserwartung des Patienten verringern.

Diagnose & Verlauf

Ein Enanthem wird in der Regel durch die ärztliche Begutachtung der betroffenen Schleimhäute festgestellt. Die Erhebung weiterer auftretender Krankheitssymptome macht so bei den in vielen Fällen für den Ausschlag verantwortlichen Infektionskrankheiten eine rasche Diagnose möglich.

Im Verlauf einer Besserung der jeweiligen Grunderkrankung klingt in der Regel neben den sonstigen Symptomen auch der Schleimhautausschlag schnell und ohne Folgen wieder ab. Sind Vergiftungen oder Allergien dagegen die Ursache, ist die Diagnose schwieriger zu stellen. Oft wird dann eine fachärztliche Untersuchung nötig, zum Beispiel von einem Dermatologen, der entprechende Tests durchführen kann.

Wird der allergie- oder vergiftungsauslösende Stoff schließlich identifiziert und die Schleimhaut kommt nicht mehr mit diesem in Kontakt (z.B. durch Weglassen bestimmter Medikamente oder das Vermeiden von Nahrungsmitteln oder Pflegeprodukten), bildet sich in der Regel auch das Enanthem innerhalb kurzer Zeit zurück.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Ausschläge an den Schleimhäuten im Mund auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Eine weitere Ausbreitung des Ausschlags, die zusätzlich mit Schwellungen einhergeht, deutet auf ein Enanthem hin. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn die Beschwerden nicht von alleine zurückgehen oder starke Schmerzen verursachen.

Mit Schluckbeschwerden, Sprachstörungen oder Problemen bei der Nahrungsaufnahme wird am besten sofort der Hausarzt konsultiert. Schleimhautschwellungen müssen auf jeden Fall abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden, um weitere Komplikationen und Spätfolgen auszuschließen. Darum gilt: Schon bei ersten Anzeichen einer Erkrankung den Allgemeinmediziner zurate ziehen.

Sollten sich Komplikationen wie Juckreiz, Verletzungen oder Vergiftungserscheinungen einstellen, ist der ärztliche Notdienst der richtige Ansprechpartner. Auch Atembeschwerden und Benommenheit sind sofort abzuklären, denn unbehandelt können diese Symptome einen lebensbedrohlichen Zustand hervorrufen.

Allergiker und Personen, die an einer Infektionskrankheit oder einer bakteriellen Erkrankung leiden, sind besonders anfällig für ein Enanthem. Auch im Rahmen von Typhus, Scharlach und Syphilis kann eine Schleimhautschwellung auftreten. Wer davon betroffen ist, sollte mit einem Arzt sprechen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung eines Enanthems richtet sich immer nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Bei bakteriellen Infektionskrankheiten wie Scharlach oder Syphilis ist zunächst eine Therapie mit Antibiotika das erste Mittel der Wahl.

Werden die Bakterien im Organismus dann im Therapieverlauf abgetötet, bilden sich die Symptome und damit auch der Ausschlag zurück. Das Enanthem kann noch zusätzlich lokal (z.B. durch Lotionen oder Spülungen) behandelt werden, wenn es dem Patienten starke Beschwerden bereitet. Bei Virusinfektionen wie Röteln oder Windpocken erfolgt ebenfalls eine Behandlung der am stärksten vorhandenen Symptome durch Medikamente.

Ist bei einer solchen Infektion der Ausschlag besonders stark ausgeprägt, kann wie bei einer bakteriellen Erkrankung lokal durch entsprechende Arzneimittel therapiert werden. Antiallergisch wirksame Medikamente kommen bei der Behandlung des allergischen Enanthems zum Einsatz, und auch das Vergiftungsenanthem wird nach der Diagnose in den meisten Fällen durch entsprechende Medikamente behandelt.

Auch das Vermeiden der jeweils auslösenden Substanzen dient hier als eine wirksame Methode der Behandlung.

Aussicht & Prognose

Ein Enanthem hat normalerweise eine gute Prognose. Wird der auslösende Erreger oder das Allergen identifiziert und ein weiterer Kontakt damit vermieden, bilden sich die Hautveränderungen innerhalb weniger Tage zurück. Die Betroffenen verspüren meist noch einige Zeit lang einen leichten Juckreiz und ein Unwohlsein. Bei entsprechender Behandlung sind sie jedoch nach spätestens einer Woche beschwerdefrei.

Kommen die Schleimhäute erneut in Kontakt mit dem auslösenden Stoff, können sich unter Umständen chronische Beschwerden einstellen. Wiederkehrende Enantheme können beispielsweise zu Vernarbungen und Schäden in den tieferliegenden Gewebeschichten führen. Daraus können bleibende Sensibilitätsstörungen resultieren.

Liegt dem rötlichen Ausschlag eine ernste Infektionskrankheit zugrunde, kann es je nach Ursache zu Komplikationen kommen, welche die Genesung verlangsamen. Bei Windpocken oder Masern kann es beispielsweise zu einer flächendeckenden Ausbreitung der Hautveränderungen kommen, die mit starken Beschwerden verbunden ist. Zudem besteht das Risiko, dass die Betroffenen die meist stark juckenden Enantheme aufkratzen und Infektionen oder Narben hervorrufen.

Grundsätzlich ist die Prognose bei einem Enanthem jedoch gut. Eine frühzeitige Therapie durch einen Allergologen vorausgesetzt, ist der Patient schon nach kurzer Zeit wieder beschwerdefrei. Die Enantheme selbst sind nicht ansteckend und beeinträchtigen auch nicht die Lebenserwartung der Erkrankten.


Vorbeugung

Eine effektive Vorbeugung existiert im Allgemeinen nur für ein durch Allergien oder eine Vergiftung verursachtes Enanthem. Dafür muss allerdings die jeweilige Allergie bekannt sein, denn nur so lässt sich der Stoff vermeiden, welcher zu der allergischen Reaktion der Schleimhäute führt.

Dies ist ebenfalls bei den Vergiftungsenanthemen auslösenden Stoffen der Fall, denn nur wenn es zu keinem Kontakt mit dem jeweiligen Substanz kommt, kann auch kein Ausschlag als Reaktion des Körpers entstehen. Einer Infektion mit Viren oder Bakterien, welche mit einem Enanthem als Symptom einhergeht, lässt sich dagegen nur schwer vorbeugen.

Das Vermeiden des Kontakts mit bereits erkrankten Personen und eine generelle Stärkung des Immunsystem können in solchen Fällen wirksame Maßnahmen zur Vorbeugung sein, ebenso wie grundlegende Hygienemaßnahmen (z.B. regelmäßiges Händewaschen oder Desinfektion nach Kontakt mit möglicherweise erkrankten Personen).

Nachsorge

Bei einem Enanthem ist der Patient in erster Linie auf eine schnelle und vor allem frühzeitige medizinische Untersuchung und Behandlung angewiesen. Nur dadurch können weitere Beschwerden vermieden werden. Im schlimmsten Fall kommt es dabei zu schweren Komplikationen, die nicht mehr reversibel sind und auch nicht mehr behandelt werden können.

Aus diesem Grund stehen dem Betroffenen in den meisten Fällen keine besonderen Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Je früher die Erkrankung dabei erkannt wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf. In den meisten Fällen sind die Betroffenen bei einem Enanthem auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen.

Dabei werden in erster Linie Antibiotika verschrieben. Diese sollten nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden. Auch nach dem Abklingen der Beschwerden sollten sie weiterhin eingenommen werden, wenn dies vorm Arzt verordnet wurde. Bei der Einnahme ist auf Alkohol strikt zu verzichten, da sonst die Wirkung verringert wird.

Auch Bettruhe und Entspannung wirken sich dabei positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus. Weiterhin sollte die auslösende Substanz vermieden werden, um das Enanthem nicht erneut zu erzeugen. In der Regel verringert diese Krankheit nicht die Lebenserwartung des Patienten.

Das können Sie selbst tun

Die Maßnahmen zur Selbsthilfe bei einem Enanthem sind davon abhängig, durch welche Ursache der Hautausschlag ausgelöst wurde. So kann sich ein Enanthem im Rahmen von Infektionskrankheiten, bei Allergien, durch psychische Probleme oder bei Stress entwickeln. Dazu ist es zunächst wichtig, dass ein Arzt die Ursache des Enanthems herausfindet.

Häufig tritt ein Hautausschlag im Rahmen einer hoch ansteckenden Infektionskrankheit wie Scharlach, Masern, Röteln, Pocken oder Herpes auf. Wenn eine Infektionskrankheit vorliegt, ist es nach der Diagnose zunächst wichtig, zu Hause auszuruhen und den engeren Kontakt mit anderen Personen zu vermeiden. So kann die Ausbreitung des Krankheitserregers gestoppt werden. Neben Bettruhe ist die Einnahme der vom Arzt verschriebenen Medikamente zur Beschleunigung der Heilung notwendig.

Oft liegt jedoch eine Allergie oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vor. Nachdem der Arzt festgestellt hat, welche Nahrungsmittel oder welche Stoffe zu einem Hautausschlag führen können, sollten diese streng gemieden werden. Oft stellt der Patient durch Selbstbeobachtung selber fest, was er nicht verträgt. Manchmal handelt es sich um bestimmte Salben oder Cremes.

Auch bestimmte Medikamente können bei einigen Patienten eine Unverträglichkeit entwickeln, die dann zu einem Enanthem führen. Dann sollte mit einem Arzt abgeklärt werden, welche Medikamente mit gleicher Wirkung eingesetzt werden könnten. Des Weiteren sollten Nahrungsmittel, die nachweislich beim Betroffenen ein Enanthem auslösen, streng gemieden werden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014

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