Erhöhte Leberwerte

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das regenerationsfähige Organ, die Leber, macht sich nicht durch Schmerzen bemerkbar, sondern weist mit erhöhten Leberwerten auf Probleme hin. Die Leber besitzt die Gabe, dass sie sich selbst heilen kann bzw. sich vollständig regeneriert. Jedoch zeigen erhöhte Leberwerte den Umstand auf, dass vor relativ kurzer Zeit Leberzellen gestorben bzw. verloren gegangen sind.

Inhaltsverzeichnis

Was sind erhöhte Leberwerte?

Infogramm zur Anatomie und Aufbau der Leber. Klicken, um zu vergrößern.

Die Normalwerte der Leber liegen in den folgenden Bereichen: Der Gamma-GT Wert liegt bei Frauen zwischen 9-36 U/l und bei Männern zwischen 12-64 U/l. Der AST-Wert sollte bei Frauen unter 35 U/l und bei Männern unter 50 U/l liegen.

Auch der ALT-Wert darf nicht über 35 U/l bei Frauen und 50 U/l bei Männern steigen. Liegt der Wert außerhalb der Bereiche, spricht man von erhöhten Leberwerten. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es sich um eine Erkrankung der Leber handelt. Grunderkrankungen oder auch andere Ursachen können die Leberwerte deutlich erhöhen.

Ursachen

Zu den bekanntesten Ursachen für erhöhte Leberwerte zählt der Alkoholkonsum. Es gibt aber mehrere Faktoren und Ursachen, weshalb der Patient unter erhöhten Leberwerten leiden kann. Neben dem Missbrauch von Alkohol oder Drogen sowie Medikamenten, können auch Infektionen erhöhte Leberwerte hervorrufen.

Selbst Viren oder auch Bakterien können die Leberwerte außerhalb des Normbereichs bringen. Ebenfalls kann fettes Essen Schuld erhöhte Leberwerte hervorrufen. Auch toxische Schäden sowie auch Erkrankungen der Gallenwege können mitunter ein Auslöser für veränderte Leberwerte sein.

Folgende Erkrankungen sind ebenfalls eine Ursache: Autoimmunerkrankungen, Hepatitis B, Leberzirrhose sowie Diabetes oder auch Stoffwechselerkrankungen.

Erhöhte Leberwerte, die durch Blutuntersuchungen festgestellt werden, können auf eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen hinweisen. Die am häufigsten gemessenen Leberenzyme sind Aspartat-Aminotransferase (AST), Alanin-Aminotransferase (ALT), Gamma-Glutamyltransferase (GGT) und alkalische Phosphatase (AP). Diese Enzyme werden bei der Schädigung von Leberzellen in erhöhten Mengen ins Blut freigesetzt. Doch welche Ursachen verbergen sich hinter erhöhten Leberwerten und welche Auswirkungen haben sie auf die Gesundheit?

Eine der häufigsten Ursachen für erhöhte Leberwerte ist der übermäßige Konsum von Alkohol. Chronischer Alkoholkonsum kann zu einer Fettleber (Steatose), einer alkoholischen Hepatitis und schließlich zur Zirrhose führen. In den frühen Stadien ist eine Fettleber oft reversibel, wenn der Alkoholkonsum gestoppt wird. Bleibt der Konsum jedoch bestehen, können die Schäden an der Leber fortschreiten und zu irreversiblen Schäden führen. AST- und GGT-Werte sind hierbei besonders stark erhöht.

Eine weitere bedeutende Ursache ist nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD), die oft mit Adipositas, Diabetes und metabolischem Syndrom in Verbindung steht. Bei dieser Erkrankung lagert sich Fett in der Leber ab, was zu Entzündungen und langfristig zu Narbenbildung (Fibrose) führen kann. Diese Form der Fettleber nimmt weltweit zu und ist eng mit der steigenden Prävalenz von Übergewicht und ungesunden Ernährungsgewohnheiten verknüpft. Erhöhte ALT-Werte sind ein häufiges Zeichen dieser Erkrankung.

Viren können ebenfalls eine Rolle bei erhöhten Leberwerten spielen. Hepatitis B und C sind chronische Virusinfektionen, die zu Leberentzündungen führen und langfristig das Risiko für Leberzirrhose und Leberkrebs erhöhen. Eine Hepatitis-Infektion kann auch asymptomatisch verlaufen, wobei die Leberwerte den ersten Hinweis auf eine chronische Infektion liefern können.

Neben Alkohol, Fettleber und Viren gibt es eine Vielzahl von Medikamenten und Toxinen, die Leberwerte erhöhen können. Dazu zählen vor allem Medikamente, die über die Leber abgebaut werden, wie Paracetamol, bestimmte Antibiotika oder auch pflanzliche Heilmittel. Eine Überdosierung oder Langzeitanwendung dieser Substanzen kann die Leber belasten und zu Schädigungen führen.

Ein weiterer Faktor ist die Autoimmunhepatitis, bei der das Immunsystem irrtümlicherweise die eigenen Leberzellen angreift und so chronische Entzündungen verursacht. Diese Krankheit erfordert oft eine langwierige immunsuppressive Therapie, um die Entzündung unter Kontrolle zu bringen.

Erhöhte Leberwerte sind daher ein Warnsignal, das nicht ignoriert werden sollte. Sie können auf eine Vielzahl von Erkrankungen hinweisen, die bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung gut behandelbar sind.

Diagnose & Verlauf

Der Patient klagt bei einer Leberkrankung über Konzentrationsstörungen sowie Müdigkeit und spürt auch immer wieder ein Druckgefühl im oberen Bauchbereich.

Der Stuhl des Patienten ist lehmfarben und der Urin bierbraun. Viele Patienten verspüren keinen Appetit, ekeln sich vor bestimmten Speisen (beispielsweise Fisch) und berichten oftmals über einen Blähbauch. Ebenfalls kann eine Gelbfärbung der Augen oder der Haut ein Hinweis sein, dass es sich um eine Lebererkrankung handelt. Der Arzt versucht Veränderungen der Leber zu ertasten.

Die erhöhten Leberwerte rufen oftmals eine Veränderung des Organs hervor, sodass die Leber "hart" wird. Eine "harte" Leber spürt der Arzt jedoch nur bei schlanken Personen; bei übergewichtigen Personen ist ein Erstasten beinahe unmöglich. Weitere klinische Untersuchungen belaufen sich auf die Hautfarbe oder die Augenfarbe - hier bemerkt der Patient oft selbst, dass er "gelb" wird. Einen Aufschluss über die erhöhten Leberwerte gibt ein Blutbefund. Hier erkennt der Mediziner, wie hoch die Leberwerte sind und kann weitere Untersuchungen durchführen.

Behandlung & Therapie

Bei der Behandlung gegen Lebererkrankungen oder erhöhte Leberwerte gibt es kein Allheilmittel. Das bedeutet, dass die Therapie sich nach der Ursache richtet.

Bei Hepatitis erfolgt beispielsweise eine Therapie mit Medikamenten, die das Immunsystem stärken soll. Handelt es sich jedoch um eine Autoimmunhepatitis, bei welcher das Immunsystem die eigene Leber angreift, verordnet der Mediziner Medikamente, damit das Immunsystem geschwächt wird. Personen, welche erhöhte Leberwerte aufweisen und unter Adipositas (Übergewicht) leiden, müssen ihre Ernährung umstellen. Hier spricht man von der Fettleberhepatitis - die NASH - die sich auf Grund des Körpergewichts und der ungesunden Ernährung bildet.

Wichtig ist, dass - ganz egal, welche Therapie der Arzt verordnet - der Patient Stoffe vermeidet, welche die Leber angreifen oder belasten. In erster Linie ist das der Alkohol. Selbst das Rauchen kann mitunter eine Erkrankung der Leber verursachen. Auch können Medikamente das Organ angreifen, weshalb während der Therapie auch auf die übermäßige Einnahme von Tabletten verzichtet werden sollte.

Muss der Patient Medikamente zum alltäglichen Leben nehmen bzw. Tabletten einnehmen, welche lebenswichtig für ihn sind, ist es ratsam, hier Alternativen zu finden. Es gibt sehr wohl Präparate, die die Leber nur bedingt angreifen. Eine Einstellung der Medikamente, ohne vorher mit dem Arzt Rücksprache zu halten, ist nicht empfehlenswert.

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Vorbeugung

Wer gegen erhöhte Leberwerte vorbeugen möchte, muss in erster Linie seinen Alkoholkonsum reduzieren. Ebenfalls ist es für übergewichtige Patienten ratsam, wenn diese an einer Gewichtsreduktion arbeiten. Nur so ist eine komplette Regeneration des Organs möglich.

Des Weiteren sollte der Patient auf tierische Fette verzichten. Ungesättigte Fettsäuren - diese sind etwa in Olivenöl oder Leinöl sowie Nüssen enthalten - unterstützen jedoch das Organ. Ebenfalls kann der Patient scharfe Nahrung oder auch gegrilltes Fleisch zu sich nehmen; auch hier liegt eine Begünstigung bei der Behandlung der erhöhten Leberwerte vor.

Wichtig ist jedoch, dass auch der übermäßige Tablettenkonsum sowie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin eingehalten werden. Nur so können erhöhte Leberwerte verhindert werden.

Medikamenteninduzierte Leberschäden und erhöhte Leberwerte

Medikamenteninduzierte Leberschäden sind eine häufige, aber oft unterschätzte Ursache für erhöhte Leberwerte. Die Leber ist das zentrale Organ für den Abbau und die Entgiftung vieler Substanzen, einschließlich Medikamenten. Wenn die Leber überlastet wird oder empfindlich auf bestimmte Medikamente reagiert, kann es zu Zellschäden kommen, die sich durch erhöhte Werte der Leberenzyme im Blut bemerkbar machen. Diese Art der Leberschädigung wird als "medikamenteninduzierte Hepatotoxizität" bezeichnet und kann sowohl durch rezeptpflichtige als auch durch frei verkäufliche Medikamente verursacht werden.

Paracetamol ist eines der bekanntesten Beispiele für ein Medikament, das bei Überdosierung Leberschäden verursachen kann. In normalen Dosen ist es sicher, aber bereits eine geringe Überdosierung kann die Leberfunktion beeinträchtigen, da ein toxisches Abbauprodukt entsteht, das in hohen Mengen nicht schnell genug abgebaut werden kann. Besonders gefährdet sind Personen, die bereits eine beeinträchtigte Leberfunktion haben, etwa durch Alkoholkonsum oder chronische Lebererkrankungen. Eine Überdosierung von Paracetamol kann akut zu erhöhten Leberwerten und im schlimmsten Fall zu einem Leberversagen führen.

Neben Paracetamol gibt es eine Reihe anderer Medikamente, die Leberwerte beeinflussen können. Antibiotika wie Amoxicillin und bestimmte Antimykotika stehen im Verdacht, bei manchen Patienten Leberschäden zu verursachen. Auch Medikamente zur Behandlung von Epilepsie oder Tuberkulose, wie Isoniazid oder Valproinsäure, haben ein erhöhtes Risiko, Leberschäden zu verursachen, insbesondere bei längerer Anwendung.

Pflanzliche und "natürliche" Heilmittel sind ebenfalls nicht frei von Risiken. Einige pflanzliche Präparate, wie Kava-Kava oder bestimmte chinesische Kräutermischungen, haben leberschädigende Effekte gezeigt. Da pflanzliche Produkte oft als harmlos angesehen werden, können sie überdosiert oder mit anderen Medikamenten kombiniert werden, was die Belastung für die Leber verstärken kann. Diese Toxizität bleibt oft unerkannt, bis sich die Leberwerte verschlechtern.

Ein weiterer kritischer Faktor ist die Polypharmazie, das heißt, die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente. Dies ist vor allem bei älteren Patienten oder solchen mit chronischen Erkrankungen häufig. Die Leber muss dann mehrere Substanzen gleichzeitig verarbeiten, was das Risiko einer Überlastung und damit erhöhter Leberwerte erhöht. Besonders gefährlich ist die Kombination von Medikamenten mit potenziell hepatotoxischen Effekten, da diese kumulative Schäden verursachen können.

Erhöhte Leberwerte infolge von Medikamenteneinnahme erfordern oft eine sofortige Anpassung der Medikation, um weitere Schäden zu vermeiden.

Erhöhte Leberwerte durch Stoffwechselerkrankungen

Erhöhte Leberwerte können auch durch Stoffwechselerkrankungen ausgelöst werden, die entweder angeboren oder im Laufe des Lebens erworben sein können. Diese Erkrankungen beeinträchtigen den normalen Stoffwechselprozess in der Leber, was zu einer Ansammlung von Schadstoffen, Fetten oder anderen Substanzen führt, die letztlich Leberzellen schädigen und erhöhte Leberenzyme im Blut verursachen.

Eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen, die zu erhöhten Leberwerten führen kann, ist die Hämochromatose. Bei dieser genetischen Erkrankung kommt es zu einer vermehrten Eisenaufnahme aus der Nahrung. Das überschüssige Eisen wird in Organen wie der Leber abgelagert und verursacht dort oxidative Schäden. Unbehandelt kann Hämochromatose zu Leberzirrhose, Leberkrebs und anderen schweren Organproblemen führen. Zu den ersten Anzeichen gehören oft erhöhte Werte von ALT und AST, die auf die fortschreitende Schädigung der Leber hinweisen.

Ein weiteres Beispiel für eine Stoffwechselstörung ist der Morbus Wilson, bei dem die Leber Kupfer nicht richtig verarbeiten und ausscheiden kann. Das Kupfer reichert sich in der Leber an, was zu einer schweren Entzündung führen kann. In frühen Stadien der Krankheit kann dies durch erhöhte Leberwerte nachgewiesen werden, bevor es zu ernsteren Komplikationen wie Zirrhose oder neurologischen Symptomen kommt. Morbus Wilson ist eine seltene, aber ernste Erkrankung, die oft im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter diagnostiziert wird und eine lebenslange Behandlung erfordert.

Die Glykogenspeicherkrankheiten sind eine weitere Gruppe genetischer Störungen, bei denen die Leber nicht in der Lage ist, Zucker (Glukose) korrekt zu speichern oder abzubauen. Dies führt zu einer Ansammlung von Glykogen in der Leber, was deren Funktion beeinträchtigt. Typische Symptome dieser Erkrankungen sind vergrößerte Lebern und erhöhte Leberwerte, insbesondere bei Kindern. In einigen Fällen kann dies auch mit Muskelschwäche und Unterzuckerung (Hypoglykämie) einhergehen.

Nicht zu vergessen ist die seltene, aber schwerwiegende Alpha-1-Antitrypsin-Mangelkrankheit, eine genetische Störung, die zu einer Ansammlung abnormaler Proteine in der Leber führt. Diese Krankheit kann bereits im Kindesalter zu Leberschäden führen, die durch erhöhte Leberenzyme im Blut erkennbar sind. Bei betroffenen Erwachsenen kann es auch zu einer chronischen Lungenerkrankung kommen, da das fehlende Alpha-1-Antitrypsin normalerweise die Lungen vor Entzündungen schützt.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass Stoffwechselerkrankungen, obwohl oft genetisch bedingt, eine erhebliche Belastung für die Leber darstellen können und bei erhöhten Leberwerten immer als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden sollten.

Quellen

  • Alberts, B., u. a.: Molekularbiologie der Zelle. 4. Auflage. Wiley-VCH, Weinheim 2003
  • Lothar, T.: Labor und Diagnose. TH-Books, Frankfurt 2005
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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