Estragon
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Estragon, botanischer Name Artemisia Dracunculus, ist ein Kraut aus der Familie der Korbblütler. Die mehrjährige Pflanze stammt ursprünglich aus dem Orient. Sie wächst wild im Süden Europas, wird jedoch landwirtschaftlich angebaut. Das Kraut schätzen nicht nur Köche, sondern auch Anhänger der Kräutermedizin.
Vorkommen & Anbau des Estragon
Es waren sehr wahrscheinlich die Kreuzritter, die den Estragon aus Asien nach Europa brachten, denn das Wort Estragon entstammt der arabischen Sprache. In den Klostergärten war sie rasch ein geschätztes Kraut. Weitere Namen wie Dragon und Schlangenkraut verdankt der Pflanze einem weit verbreiteten Aberglauben, dass Estragon Drachen fernhalten und bei Schlangenbissen helfe. In China wurde sie als Gewürz zwischen 2000 und 1000 vor Christus erwähnt.
Auch heute noch ist Estragon in Asien heimisch, ebenso im Nordwesten Amerikas, in Russland und Südeuropa, wo er vorwiegend in Frankreich und Italien angebaut wird. Wermut und Beifuß sind entfernte Verwandte des Estragons. Alle gehören zur Gattung Artemisia. Die mehrjährige Pflanze wird bis zu zwei Metern hoch und bevorzugt sonnige Standorte mit einem nährstoffreichen, aber nicht zu feuchten Boden. Wenn die Kräuter blühen bilden die kleinen gelben Blüten Rispen.
Die Pflanze ist leicht durch Teilung des Wurzelstocks zu vermehren und wächst relativ schnell. Sie wächst nicht nur im Garten, sondern lässt sich auch ganz einfach im Blumentopf ziehen. Bekannt sind zwei Arten, der sogenannte Echte Französische Estragon und der Russische, auch Sibirischer Estragon genannt. Die französische Variante ist feiner im Aroma, während sein russischer Verwandter etwas bitter schmeckt und daher nur selten verwendet wird.
Wirkung & Anwendung
Das ist der richtige Zeitpunkt, die etwa 30 Zentimeter langen Triebe zu ernten (Mai bis Oktober). In der Küche lässt sich der Estragon vielseitig verwenden. Er dient zur Aromatisierung von Gurken, Essig, Senf, Saucen, Marinaden, Salaten, Quark, Suppen und Kräuterbutter. Auch zarte Fisch- und Geflügelgerichte werden mit dem feinwürzigen Kraut angereichert, ebenso Pilze, Muscheln und Lamm. Selbst Likör lässt sich aus den Kräutern herstellen. Der Echte Französische
Estragon schmeckt würzig und frisch und hat einen leicht süßen Geschmack. Im Gegensatz zum Russischen, der etwas bitter und leicht ölig schmeckt. Das hängt mit den ätherischen Ölen zusammen, von denen der Französische weitaus mehr zu bieten hat. Dazu gehören Estragol, Ocimen, Campher, Limonen, Myrcen und Phellandren. Weitere Inhaltsstoffe sind Flavone, Gerb- und Bitterstoffe, Cumarine und Glykoside, sowie reichlich Vitamin C und einige Mineralien wie Natrium, Calcium, Magnesium, Eisen und Kalium.
Es wurden auch Spuren von Delorazepam gefunden. Diese chemische Verbindung aus der Gruppe der Benzodiazepine ist für ihre beruhigende Wirkung bekannt. Als medizinische Substanz ist die geringfügige Menge jedoch bedeutungslos. Einzig das Estragol ist zeitweise in Verruf geraten. Das ätherische Öl, das auch in Fenchel, Anis oder Basilikum enthalten ist, zeigte in Tierversuchen krebsauslösende und erbgutschädigende Wirkung. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz empfiehlt daher die alleinige Anwendung als Küchengewürz.
Mehrere medizinische Studien widersprechen jedoch dieser Einschätzung, die selbst ein Vielfaches des normalen Verbrauchs als ungefährlich einstufen. Das Bundesinstitut räumt daher auch ein, dass eine konkrete Gesundheitsgefährdung nicht belegt werden konnte und die Empfehlung als reine Vorsichtsmaßnahme zu verstehen ist, die sich insbesondere auf Fencheltee bezieht, der Kindern bei Blähungen verabreicht wird.
Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung
In Indien gab es einen speziellen Kräftetrank aus Estragon und Fenchel. Heute werden vor allem die ätherischen Öle zur Stärkung der Verdauungsorgane geschätzt. Bitterstoffe regen die Bildung von Magensäften an, und helfen bei der Verdauung üppiger Speisen. Gleichzeitig sind sie appetitanregend und lindern Blähungen. Es gibt Hinweise, dass das Kauen frischer Blätter den Schluckauf vertreibt. Als Tee getrunken fördert Estragon die Nierentätigkeit. Selbst eine wurmaustreibende Wirkung wird ihm nachgesagt.
Der anregende Effekt auf den Stoffwechsel macht die Pflanze zu einem beliebten Mittel bei rheumatischen Erkrankungen und Gicht. Auch die Frauenheilkunde profitiert durch die Phytosterole im Estragon. Sie wirken regulierend auf den Menstruationszyklus und können verspätete Monatsblutungen auslösen. Schwangere sollten daher zumindest zu Beginn einer vorsichtig sein, da die Kräuter menstruationsfördernd wirken und eine Fehlgeburt auslösen können.
In den Wechseljahren leisten die Kräuter gute Dienste. Ihre Phytohormone verringern Beschwerden wie Hitzewallungen, depressive Verstimmungen, Reizbarkeit und Kopfschmerzen. Das Vitamin C macht die Pflanze zu einem probaten Mittel gegen Erkältungen, Frühjahrsmüdigkeit und Husten. Eine Tasse Estragon-Tee am Abend beruhigt und hilft beim Einschlafen.