Extraktion (Zahnmedizin)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Normalerweise tun Zahnärzte alles, um einen Zahn möglichst lange zu erhalten. Aber manchmal ist es aus verschiedenen Gründen notwendig, Zähne zu ziehen.
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Was ist die Extraktion?
Der medizinische Fachbegriff Extraktion kommt vom lateinischen Wort "extrahere" und bedeutet herausziehen. Eine Extraktion gehört zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen in der Zahnmedizin. Mit Extraktion ist das mechanische Herausziehen eines Zahnes aus dem Kiefer ohne weitere operative Verfahren gemeint.
Der Zahn wird dabei aber nicht direkt herausgezogen, sondern nach einer örtlichen Betäubung zunächst mit Hilfe verschiedener Zahnarztinstrumente im Zahnfleisch gelockert, anschließend mehrfach vorsichtig hin und her bewegt und erst nach ausreichender Mobilisation mit einer speziellen Zange erfasst und aus dem Kiefer entfernt. Zu den häufigsten Extraktionen in einer Zahnarztpraxis gehört das Entfernen von Weisheitszähnen. Aufgrund besonderer Umstände kann es manchmal erforderlich sein, Zähne operativ unter Vollnarkose zu entfernen.
Funktion, Wirkung & Ziele
- stark gelockerte Zähne (z. B. durch Parodontitis)
- Entzündungen in der Zahnwurzel oder im Zahnhalteapparat bei Parodontitis
- Längs- oder Querbrüche an Zahnkronen oder -wurzeln
- im Kiefer verlagerte Zähne, die Beschwerden machen und evtl. andere Zähne stören
- Platzgründe bei kieferorthopädischen Behandlungen
- zu viele Zähne im Kiefer
- eine Wurzelbehandlung beseitigt nicht die Beschwerden
- Karies an der Zahnwurzel mit eventueller Zystenbildung
- extreme Zerstörung der Hartsubstanz eines Zahnes
- Ausgleich bei fehlenden Zähnen im Gegenkiefer zur Vermeidung eines Fehlbisses
Vor einer Extraktion wird, soweit nicht schon geschehen, eine Röntgenaufnahme in der Zahnarztpraxis angefertigt und der Patient über Risiken und Verhalten bei einer Zahnextraktion aufgeklärt. In vielen Fällen nehmen die Patienten zur Vorbeugung ein paar Tage vor und nach dem Eingriff ein Antibiotikum ein, um Infektionen vorzubeugen.
Bevor der Zahn gezogen wird, bekommt der Patient eine örtliche Betäubung. Bei Zähnen im Oberkiefer geschieht das durch eine Infiltrationsanästhesie an mehreren Stellen im Bereich des jeweiligen Zahnes. Bei Zähnen im Unterkiefer erfolgt eine Leitungsanästhese, bei der das Betäubungsmittel in eine Leitungsbahn des Unterkiefernervs gespritzt wird. Dadurch wird die Hälfte, in der sich der zu ziehende Zahn befindet, betäubt.
Wenn der Zahn ausreichend betäubt ist, muss er zunächst mobilisiert werden, bevor er aus dem Kiefer entfernt werden kann. Dazu benutzt der Zahnarzt Hebel und Zangen, um den Zahn langsam zu lösen. Durch die Bewegung merkt er, auf welcher Seite der Zahn nachgibt. Nach ausreichender Lockerung wird der Zahn mit einer Zange aus dem Kiefer entfernt. Da durch die Extraktion Blutgefäße im Zahnfleisch verletzt werden, blutet die Wunde nach dem Eingriff und der Patient muss 10 bis 30 Minuten auf einen sterilen Tupfer beißen, damit die Blutung zum Stillstand kommt.
Bei Bedarf kann er ein Schmerzmittel verordnet bekommen, sofern er keines im Hause hat. In den Tagen nach dem Eingriff wird die Wundheilung noch einmal kontrolliert. Bei ungünstigen Bedingungen müssen Zähne manchmal herausoperiert werden und die Wunde anschließend vernäht werden. Weisheitszähne, die noch nicht durchgebrochen sind, werden oft auf diese Weise operiert.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Solange die Wunde noch nicht richtig verheilt ist, ist weiche Nahrung besser, möglichst keine Körner. Die Zähne können normal geputzt werden bis auf die Wunde. Wer eine Munddusche verwendet, darf nicht im Wundbereich spülen, weil sich sonst kein Wundpfropf bilden kann. In der Zeit der Wundheilung sollten Milchprodukte eingeschränkt werden, weil Milchsäurebakterien den Wundpfropf verhindern können, der für die Heilung wichtig ist. Wegen erhöhter Blutungsneigung und der Möglichkeit von Nachblutungen sollte der Kaffee-, Alkohol- und Zigarettenkonsum am Tag der Extraktion und möglichst den Tag danach eingeschränkt werden.
Auch Sport und anstrengende körperliche Arbeit sollten unterlassen werden. Wenn es zu einer größeren Nachblutung kommt, sollte der Zahnarzt aufgesucht werden. Schmerzen ca. 3 Tage nach der Extraktion können ein Anzeichen für eine Alveolitis sicca sein. Zu den häufigsten Komplikationen, die auftreten können, gehören das Abbrechen von kariösen Zähnen während des Eingriffs, verbunden mit dem Risiko, dass durch die Zahnsplitter Verletzungen entstehen können. Wenn Zahnsplitter übersehen werden, können sich eitrige Entzündungen bilden. Wird der Kieferknochen verletzt, kann es zu einer Kieferknochenentzündung kommen.
Bei der Einnahme von Blutverdünnern besteht die Gefahr von Blutungen. Eine Verletzung des Kieferknochens durch die Extraktion kann bei Prothesenträgern zu einer Instabilität der Zahnprothese führen. Bei schwierigen Bedingungen können Nachbarzähne verletzt werden. Spätestens 3 bis 5 Tage nach dem Ziehen eines Zahnes sollten sich Beschwerden gebessert haben.
Quellen
- Hausamen, J.-E., et al.: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Springer, Heidelberg 2012
- Kruse Gujer, A., Jacobsen, C., Grätz, K.W.: Facharztwissen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Springer, Heidelberg 2013
- Schwenzer, N., Ehrenfeld, M., et al.: Zahnärztliche Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2009