Felty-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Felty-Syndrom ist eine Erkrankung des rheumatischen Formenkreises. Die entzündliche Rheumakrankheit gilt als Sonderform der sogenannten rheumatoiden Arthritis. Im Jahre 1924 wurde das Felty-Syndrom erstmalig beschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Felty-Syndrom

Infogramm zu den Schmerzregionen und den betroffenen Gelenken bei rheumatoider Arthritis. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Vom Felty-Syndrom sind Frauen weit häufiger betroffen als Männer. Der Erkrankungsgipfel liegt bei Frauen zwischen dem 45. bis 50. sowie dem 65. bis 70.Lebensjahr. Das Felty-Syndrom wird von Rheumaexperten als Sonderform einer Polyarthritis diagnostisch eingeordnet.

Bevor Patientinnen die Diagnose Felty-Syndrom erhalten, waren sie bereits vorher an einer rheumatoiden Arthritis erkrankt. Nicht jede davon betroffene Patientin entwickelt mit der Zeit die klinischen Zeichen eines Felty-Syndroms. Zwischen der Erstmanifestation einer Polyarthritis und der Diagnose Felty-Syndrom liegen im Durchschnitt mehr als 12 Jahre.

Um die Diagnose Felty-Syndrom zu stellen, ist die klinische Manifestation einer sogenannten Trias zwingend erforderlich. Beim Felty-Syndrom leiden die Betroffenen regelmäßig unter starken rheumatischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Die Destruktionen und Deformationen an den Gelenken oder Gelenkenden können beachtliche Ausmaße annehmen.

Ursachen

Wie bei den meisten Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, so liegen auch beim Felty-Syndrom die Ursachen der invasiv-entzündlichen Gelenkveränderungen immer noch weitgehend im Dunkeln. Da es sich beim Felty-Syndrom im Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis um eine seltene Rheumavariante handelt, mangelt es laut der Deutschen Rheuma-Liga an öffentlichen Fördergeldern, die jedoch dringend für eine Ursachenforschung benötigt würden.

Das Felty-Syndrom tritt bei der sogenannten unkompliziert verlaufenden rheumatoiden Arthritis in weniger als 1 Prozent der Fälle auf. Sind Gefäße von der rheumatisch-entzündlichen Veränderung mit betroffen, so sprechen Mediziner von Vaskulitis. Patienten mit Vaskulitiden sind zu etwa 7 Prozent von einem Felty-Syndrom betroffen.

Mit fortschreitendem Alter steigt für Patientinnen mit rheumatoider Arthritis die Wahrscheinlichkeit an einem Felty-Syndrom zu erkranken. Neuere Forschungsergebnisse lassen den Rückschluss zu, dass es sich beim Felty-Syndrom um eine Autoimmunerkrankung handeln könnte, der Organismus also Antikörper gegen körpereigene Knorpel- und Knochenstrukturen produziert, was wiederum eine Entzündungsreaktion nach sich zieht.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Felty-Syndrom ist mit sehr unangenehmen Beschwerden verbunden, die sich alle sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken. In der Regel leiden die Patienten dabei an einer Arthritis und weiterhin auch an Schwellungen der Lymphknoten. Es kommt dadurch zu erheblichen Einschränkungen im Alltag des Betroffenen, sodass dieser auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen ist.

Alltägliche Dinge können dabei nicht mehr ohne Weiteres durchgeführt werden. Ebenfalls steigt durch das Felty-Syndrom auch die Infektanfälligkeit des Patienten deutlich an, sodass diese häufiger krank werden und an verschiedenen Infekten und Entzündungen leiden. Dabei kommt es sehr häufig zu einer Lungenentzündung, die zu Atembeschwerden und unbehandelt zum Tode des Patienten führt. Das Immunsystem des Betroffenen ist im Allgemeinen deutlich geschwächt und es kommt zu einer Müdigkeit und zu einer Abgeschlagenheit des Betroffenen.

Bei der Lungenentzündung kann es auch zu verschiedenen Komplikationen kommen, falls diese nur spät diagnostiziert und behandelt wird. Weiterhin kann das Felty-Syndrom auch zu Schäden an der Milz führen, die in der Regel irreversibel sind und nicht mehr behandelt werden können. In diesem Falle wird die Milz des Betroffenen vollständig entfernt. Ebenfalls kann das Syndrom zu psychischen Einschränkungen oder zu Depressionen führen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose Felty-Syndrom wird in der Regel nicht in der Hausarztpraxis gestellt, sondern beim Rheumatologen. Nicht selten haben die Patientinnen zu diesem Zeitpunkt bereits eine langjährige Arztodyssee hinter sich. Nur wenn ein Symptomentrias klinisch feststellbar ist, darf gemäß den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie die Diagnose Felty-Syndrom gestellt werden.

Dabei handelt es sich um symmetrische, erosive Polyarthritis, Neutropenie sowie Splenomegalie. Die entzündlichen Gelenkveränderungen müssen also nicht nur einseitig, sondern an korrespondierenden Körperstellen in etwa gleicher Ausprägung auftreten. Der Begriff Neutropenie beschreibt die Verminderung einer bestimmten Fraktion von weißen Blutkörperchen, Leukozyten.

Die Splenomegalie ist eine gleichzeitige Vergrößerung der Milz. Insgesamt spricht dieses immunologische Geschehen für eine weitreichende und fehlgeleitete Beteiligung des Immunsystems. Neben dem klinischen Bild müssen zur Diagnosestellung also zwingend Laborwerte vorliegen, die neben einer Neutropenie auch eine starke Erhöhung sogenannter Rheumafaktoren zeigen.

Komplikationen

In den meisten Fällen sind Frauen vom Felty-Syndrom betroffen, bei Männern kommt die Krankheit weitgehend seltener vor und führt zu geringeren Komplikationen und Beschwerden. Hierbei sind vor allem Erwachsene betroffen. Bei den emsigen Patienten kommt es beim Felty-Syndrom zu starken Bewegungseinschränkungen.

Gewöhnliche Tätigkeiten und Sportarten können nicht mehr ohne Schmerzen oder starke Anstrengungen ausgeführt werden. Ebenso wirkt sich das negativ auf das Immunsystem aus. Die meisten Patienten klagen dabei über eine hohe Infektanfälligkeit. Diese kann sich vor allem durch eine Entzündung in der Lunge zeigen. Bei der Lungenentzündung kann es durch eine späte oder unsachgemäße Behandlung zu Komplikationen kommen.

Allerdings können diese auch eintreten, wenn der Patient durch das geschwächte Immunsystem an anderen Infekten oder Krankheiten erkrankt. Die Lymphknoten sind bei den meisten Betroffenen angeschwollen. Bei der Behandlung können ebenfalls Komplikationen eintreten, da diese nicht immer erfolgreich verläuft.

Sie richtet sich vor allem nach der Ursache des Felty-Syndroms und kann dazu führen, dass die Milz des Patienten komplett entfernt werden muss. Dem Betroffenen werden Infusionen und Medikamente verschrieben, welcher über einen längeren Zeitraum eingenommen werden müssen. Die weiteren Beschwerden hängen stark vom vorherigen Krankheitsverlauf des Patienten ab.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das Felty-Syndrom wird in der Regel nur symptomatisch behandelt. Aus diesem Grund sollte der Arzt immer dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene an akuten Beschwerden leidet. Häufig können nicht alle Beschwerden vollständig eingeschränkt werden, sodass die Patienten auf eine langwierige Behandlung angewiesen sind.

Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn der Betroffene an einer Schwellung der Lymphknoten leidet, die über einen längeren Zeitraum andauert. Dabei können verschiedene Knoten von der Schwellung betroffen sein. Auch eine starke Anfälligkeit gegenüber verschiedenen Infekten oder Entzündungen kann auf das Felty-Syndrom hindeuten und sollte untersucht werden.

Häufig leiden die Betroffenen an Atembeschwerden oder an einer Lungenentzündung. Ebenso können Einschränkungen in der Bewegung oder allgemein im Alltag auf das Syndrom hindeuten und sollten dann untersucht werden, wenn sie ebenfalls über einen längeren Zeitraum und ohne einen besonderen Grund auftreten. Das Felty-Syndrom wird in der Regel von einem Allgemeinarzt oder von einem Orthopäden untersucht und behandelt. Weiterhin können die Betroffenen auch auf operative Eingriffe angewiesen sein. Der weitere Verlauf hängt stark von der Ausprägung des Syndroms ab, sodass darüber keine allgemeine Voraussage möglich ist.

Behandlung & Therapie

Das Felty-Syndrom ist als Sonderform einer rheumatoiden Arthritis durch einen progredienten und chronisch-rezidivierenden Verlauf gekennzeichnet. Ohne lindernde Therapie kann sich bei den meist weiblichen Patienten mit der Zeit ein enormer Leidensdruck manifestieren.

Die Therapie wird sich am Krankheitsverlauf orientieren, dieser ist immer abhängig vom jeweiligen klinischen Bild, aktuellen Laborbefunden oder Bildgebung zur Darstellung von Deformationen oder Destruktionen der betroffenen Gelenke. Vor einer Therapie sollte unbedingt auch eine Differenzialdiagnose erfolgen, um einen systemischen Lupus erythematodes oder ein Pseudo-Felty-Syndrom auszuschliessen. Dazu kann die bioptische Gewinnung von entzündlicher Flüssigkeit aus Hautulzera erforderlich sein, um diagnostisch eine Vaskulitis abzusichern.

Die Behandlung erfolgt besonders im akuten Stadium mit hoch dosierten Kortikosteroiden, entweder oral oder mit dem Wirkstoff Methotrexat als Infusionstherapie. Aufgrund der bereits erniedrigten Leukozytenzahl sind während des gesamten Therapiezyklus engmaschige Blutbildkontrollen erforderlich. Außerdem hat sich die Injektion von Zubereitungen mit Goldsalzen als Therapieansatz bewährt. Die Nebenwirkungen der Behandlung führen in nicht wenigen Fällen zum vorzeitigen Abbruch eines Therapiezyklus.

Sollten die Leukozyten zu stark abfallen, so kann es zusätzlich zu einer ausgeprägten Infektneigung oder zu offenen und schlecht heilenden Beinulzera kommen. Bei dieser besonders schweren Verlaufsform eines Felty-Syndroms kann nach kritischer Evaluation die operative und vollständige Entfernung der Milz, Splenektomie, angezeigt sein.

Aussicht & Prognose

Das Felty-Syndrom ist eine schwere Komplikation der rheumatoiden Arthritis. Wenn dieses Leiden auftritt, ist die Aussicht auf Heilung meist nicht mehr gegebenen. Die Betroffenen können sich zwar sympomatisch behandeln lassen, die bereits entstandenen körperlichen Beschwerden lassen sich durch die medikamentöse und physiotherapeutische Therapie jedoch nicht beheben.

Die Prognose wird schlechter, je älter der Patient ist. So besteht bei jungen Menschen die Chance, dass es trotz des Felty-Syndroms zu einer Besserung der Arthritis kommt, wenn die verordneten Medikamente sowie sonstige Begleitmaßnahmen die gewünschte Wirkung zeigen.

Bei älteren Menschen können durch die Gabe entsprechender Präparate lediglich die Schmerzen gelindert werden. Im Verlauf der Erkrankung stellen sich mitunter weitere Begleiterkrankungen wie Lymphknotenschwellungen und Granulozytopenie ein, welche die Prognose zusätzlich verschlechtern. Das Felty-Syndrom bietet also keine positive Prognose.

Das Leiden schränkt die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Patienten erheblich ein. Dadurch entwickeln sich oftmals auch psychische Beschwerden, die wiederum mit Komplikationen verbunden sind. Die Lebenserwartung wird durch das Felty-Syndrom nicht reduziert. Allerdings erhöht das Syndrom das Risiko für Unfälle und Stürze im Haushalt und im Beruf.


Vorbeugung

Als Sonderform einer rheumatoiden Arthritis ist eine direkte Vorbeugung gegen das Felty-Syndrom leider nicht möglich. Das Felty-Syndrom ist eine schwere Rheuma-Komplikation und gilt als unheilbar. Rheumatiker sollten ihre Lebensweise an ihre Erkrankung anpassen. Der Verzicht auf Genussgifte und eine Ernährungsumstellung können zwar nicht heilen, haben aber das Potenzial, die Entzündungsreaktionen abzumildern.

Die Ernährung sollte pflanzlich-basisch sein, Säure bildende Produkte wie Fleisch oder Süßigkeiten sollten nur in Maßen verzehrt werden. Präventiv sollte zudem alles daran gesetzt werden, die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke zu erhalten.

Nachsorge

In der Regel sind die Möglichkeiten zur Nachsorge beim Felty-Syndrom stark eingeschränkt, sodass die Betroffenen in erster Linie auf die Behandlung der Beschwerden angewiesen sind. Dabei kann es nicht immer zu einer vollständigen Heilung kommen, sodass durch das Felty-Syndrom eventuell auch die Lebenserwartung des Betroffenen eingeschränkt oder deutlich verringert ist.

In den meisten Fällen wirkt sich allerdings eine frühe Diagnose positiv auf den Verlauf dieses Syndroms aus. Die Behandlung erfolgt dabei häufig durch operative Eingriffe, die die Gelenke wiederherstellen sollen. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf. Der Betroffene sollte sich nach diesen Eingriffen allerdings immer schonen und seinen Körper nicht unnötig belasten.

Anstrengende Tätigkeiten oder sportliche Aktivitäten sollten dabei ebenfalls vermieden werden, wobei auch Stress zu vermeiden ist. Auch nach der Behandlung des Felty-Syndroms sollten Maßnahmen der Physiotherapie eingeleitet werden, wobei viele Übungen aus dieser Therapie auch im eigenen Zuhause durchgeführt werden können.

Da beim Felty-Syndrom auch meistens die Einnahme von Medikamenten notwendig ist, sollte hierbei auf die richtige und regelmäßige Einnahme geachtet werden. Auch die Pflege und Unterstützung des Betroffenen durch Außenstehende wirkt sich dabei positiv auf den Verlauf des Felty-Syndroms aus und kann dabei psychische Verstimmungen verhindern.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Felty-Syndrom sollte der Erkrankte körperliche Überanstrengungen oder starke Belastungen vermeiden. Im Alltag ist auf eine starke Beanspruchung der Gelenke und der Knochen zu verzichten. Zusätzlich sind die Muskeln zu wärmen und ausreichend zu schonen. Der Körper sollte keiner Zugluft ausgesetzt werden und Übergewicht ist zu vermeiden. Wärmende Bäder oder Saunabesuche helfen, um die Beschwerden zu lindern.

Darüber hinaus sind regelmäßige sportliche Aktivitäten wichtig, um das Abwehrsystem zu unterstützen. Dabei ist darauf zu achten, dass Sportarten ausgeübt werden, die eine gleichmäßige und schonende Aktivierung der Muskeln, Sehnen und Nerven auslöst.

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hilft, um Krankheitserreger abwehren zu können. Die körperliche Fitness unterstützt den Organismus im täglichen Kampf gegen Viren oder Bakterien. Zusätzlich ist auf den Konsum von Nikotin, Alkohol oder Drogen zu verzichten.

Neben einer Stärkung der körperlichen Kraft sollte sich der Erkrankte eine positive Grundeinstellung bewahren. Optimismus und Zuversicht sind wichtig, um im Alltag mit der Erkrankung und deren Beschwerden bestmöglich umgehen zu können. Entspannungstechniken helfen bei einem Stressabbau und fördern die innere Balance. Sie können eigenverantwortlich und ganz nach den individuellen Wünschen angewendet werden. Der Austausch mit anderen Menschen und gemeinsame Freizeitaktivitäten sind darüber hinaus wichtig, um das Wohlbefinden zu verbessern.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Wessinghage, D., Leeb, I.: Ärztlicher Ratgeber: Arthrose. Wort & Bild, Baierbrunn 2004

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