Frustration
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter dem Begriff Frustration wird ein unlustvoller und damit unangenehmen Zustand und ein aversiv getöntes Befinden, das meistens als Folge von Konflikten und Misserfolgen auftritt.
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Was ist Frustration?
Der Begriff geht auf die lateinische Sprache zurück, „frusta“ bedeutet „vergebens“. Ein weiterer lateinischer Begriff lautet „frustratio“ und wird mit „Täuschung einer Erwartung“ übersetzt. Frustration stellt sich bei den meisten Menschen immer dann ein, wenn ein gesetztes Ziel und die damit erwarteten Befriedigungen und Erfolgserlebnisse ausbleiben. Es handelt sich um die Nichtbefriedigung von Motivationen, Trieben und Bedürfnissen, die meistens durch äußere Umstände aufgezwungen wird. Allerdings können Frustrationszustände auch durch eigenes Verhalten entstehen, das von den Erwartungen des sozialen Umfeldes abweicht und entsprechend sanktioniert wird.
Die Frustrations-Aggressions-Hypothese besagt, dass Aggressionen meistens als Folge von Frustrationszuständen auftreten.
Funktion & Aufgabe
Die Frustrations-Aggressions-Hypothese geht von einer engen Kausalität zwischen Frustration und Aggression voraus, gemäß der ein Frustrationszustand regelmäßig aggressive Verhaltensweisen nach sich ziehen kann (nicht muss). Im Umkehrschluss werden Aggressionszustände auf einen Frustrationszustand zurückgeführt.
Abgesehen von dieser Hypothese ist der Begriff „Frustration“ nicht abschließend zu definieren, denn jeder Mensch empfindet einen Frustrationszustand anders. Die Frustrationstoleranz ist eine persönliche Charaktereigenschaft, die bestimmt, wie schnell ein Mensch aufgrund bestimmter als negativ empfundener Erlebnisse frustriert ist oder nicht. Abhängig davon, wie hoch oder niedrig dieser Schwellenwert ist, reagieren frustrierte Menschen verärgert, verbittert, enttäuscht oder aggressiv. Sie sind demotiviert, deprimiert oder depressiv.
Frustration wird in zwei Zustände, die innere und die äußere Frustration eingeteilt. Die äußere Frustration stellt sich immer dann ein, wenn ein Mensch die Konstellationen der äußeren Welt, zu der auch das unmittelbare soziale Umfeld zählt, als unzulänglich und unbefriedigend empfindet. Es findet eine starke Abweichung von der eigenen Wahrnehmung statt. Die innere Frustration wird durch das Unterbewusstsein gesteuert. Der Betroffene konstruiert unterschiedliche Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung. Er bagatellisiert die Situation (impunitive Frustreaktion), sieht sich selbst als Ursache (intropunitive Frustreaktion) oder macht sein soziales Umfeld verantwortlich (extrapunitive Frustreaktion).
Krankheiten & Beschwerden
Psychosomatisch bedingte Beschwerden, zu denen auch Magen-, Kopf- und Herzbeschwerden zählen können, können ebenfalls auftreten. Ein Frustsyndrom kann auch das Frustessen sein.
Der behandelnde Arzt muss zuerst prüfen, ob eventuell eine physische Ursache vorliegt. Wird dies ausgeschlossen, ist eine Psychotherapie hilfreich, damit der Betroffene die Ursachen für seinen Frustrationszustand herausfindet und gegensteuern kann. Die Psychophysiologie beschäftigt sich mit den Zusammenhängen zwischen den grundlegenden körperlichen Funktionen und psychischen Vorgängen.
Frustrationszustände haben oft einen engen Zusammenhang von Verhaltensweisen, Bewusstseinsveränderungen und Emotionen auf der einen Seite, sowie Kreislauf, Hirntätigkeit, Atmung, Herztätigkeit, Hormonausschüttung und Motorik auf der anderen Seite. Widerfährt einem Menschen eine tatsächliche oder vermeintliche Ungerechtigkeit, ist diese Situation mit Stress verbunden und führt eine gezielte Abwehrreaktion herbei. Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt und der Körper wird besser mit Sauerstoff versorgt. Durch die empfundene Wut wird der Botenstoff Adrenalin ausgeschüttet. Die Muskulatur spannt sich an, da sie in diesem Zustand besser auf die stressige Situation reagieren kann.
Dieser unbewusst ablaufende Körperprozess wird durch das sympathische Nervensystem gesteuert. Als Gegenspieler tritt das parasympathische Nervensystem auf, das in positiv empfundenen Situationen aktiv wird, wenn der Mensch mit sich und seiner Umwelt im Reinen ist. Es regelt wichtige Körpervorgänge wie Schlaf, Verdauung und die geordnete Funktion der Organe und Psyche.
Im Idealfall hält die frustrierende Situation nur über einen kurzen Zeitraum an, so das das parasympathische Nervensystem den Körper nach dem Stressempfinden wieder beruhigen kann. Eine hohe Frustrationstoleranz verhindert trotz der psychischen und physischen Anspannung eine verzerrte Wahrnehmung der objektiven Faktoren und stressbedingte physiologische Beschwerden.
Um diesen unangenehmen emotionalen Zustand besser auszuhalten, raten Psychologen ihren Patienten, ihrem Misserfolg auch etwas Positives abzugewinnen und sich so von dem Frust und Ärger zu befreien. Ferner empfehlen sie, sich nur die Ziele zu setzen, die bei realitätsnaher Betrachtung auch wirklich zu erreichen sind und sich nicht auf unerfüllbare Wünsche zu konzentrieren. Sie lenken ihre Patienten in eine positive Richtung, indem sie aufzeigen, dass dieser unerwünschte Zustand auch eine Motivationshilfe sein kann, nach neuen Möglichkeiten und Wegen zu suchen, um letztendlich doch noch zu einem positiven Ergebnis zu kommen oder vielleicht auch in eine ganz neue Richtung zu schauen.
Quellen
- Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
- Köhler, T.: Medizin für Psychologen und Psychotherapeuten. Schattauer, Stuttgart 2014
- Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015