Fuchsbandwürmer
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Fuchsbandwürmer sind Parasiten, die auf die Kosten ihrer Zwischenwirte und Hauptwirte leben und sich in ihrem Gewebe einnisten. Die Endoparasiten benutzen vor allem Nagetiere als Zwischenwirte, schwächen sie und werden, zusammen mit dem Tier, von größeren Säugetieren wie Füchsen aufgenommen. Für Menschen verläuft die Infektion mit dem Fuchsbandwurm unbehandelt oft tödlich.
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Was sind Fuchsbandwürmer?
Der Fuchsbandwurm ist auch als Echinococcus multilocularis bekannt. Dabei handelt es sich um eine parasitäre Lebensform aus der Klasse der Bandwürmer. Der Systematik nach zählt er zur Unterklasse der echten Bandwürmer oder Eucestoda, unter denen er der Ordnung Cyclophyllidea und Familie Taeniidae zugehört. Die Spezies zählt zur Bandwurmgattung Echinococcus und entspricht damit einem Endoparasiten aus der Gruppe Cestoda.
Echinococcus multilocularis wird bis zu drei Millimeter lang und besteht aus bis zu fünf Bandwurmgliedern, sogenannten Proglottiden. Im Kopfbereich tragen Fuchsbandwürmer vier Saugnäpfe und einen Haken. So können sie sich an der Darmwand ihrer Wirte festsetzen. Die Haken sind in Kreisen um den Saugnapf angeordnet und bilden Gruppen von bis zu 18 Häkchen mit bis zu 34 Mikrometern Länge.
Verbreitet ist der Fuchsbandwurm nur in der nördlichen Hemisphäre, so vor allem in Deutschland, der Schweiz und östlichen Teilen Frankreichs. Der Fuchsbandwurm ist in seiner Verbreitung auf geeignete Wirte und Zwischenwirte angewiesen, die nur in gemäßigten bis kalt-gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel vorkommen.
Parasiten schaden ihren Wirten immer. Damit ist der Befall mit Echinococcus multilocularis zwingend als pathogen anzusehen.
Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften
Fuchsbandwürmer bringen ihr Leben innerhalb des Dünndarms von Endwirten zu. Ihre Eier reifen in ihrem Fortpflanzungsglied heran. Sobald das Fortpflanzungsglied abgestoßen wird, ist das erste Larvenstadium der nächsten Generation abgeschlossen.
Die Eier wandern den Darmtrakt des Wirts entlang und werden von ihm ausgeschieden. Ein Fuchsbandwurm produziert bis zu 200 Eier am Tag. Die ausgeschiedenen Eier bleiben unter den ungünstigsten Klimabedingungen über Monate infektiös. Zwischenwirte wie Nagetiere nehmen die Eier wieder auf. Dabei löst sich die Kapsel der Larven auf und Onkosphären, sogenannte Hexacanthenlarven, werden frei. Diese Larven passieren die Darmschleimhaut des Zwischenwirts, um in den Blutkreislauf vorzudringen. Sie reisen über die Blutwege in die Leber des Zwischenwirts oder befallen Lunge, Herz und Milz.
Die Onkosphären setzen sich so im Gewebe der Organe fest und gehen dort ins Larvenstadium der Metazestoden oder Finnen über. Dank Gallertblasenbildung sind sie vom Gewebe des Wirts abgegrenzt. Aus der Metazestodenwand knospen Stück für Stück weitere Finnen ab und infiltrieren das Gewebe. Metastasenartig wandern sie über die Blutbahn in weitere Organe. Im dritten Larvenstadium bilden sich Protoscolices mit Kopfanlageneinstülpung aus.
Der Zwischenwirt wird durch die Infektion so schwach, dass er für potentielle Endwirte wie den Fuchs, den Hund oder die Katze leichte Beute ist. Auch nach dem Tod des Zwischenwirts bleiben die Larven im Kadaver infektiös und können sich somit auch als Aas-Infektion verbreiten.
Die Protoscolices werden im Verdauungstrakt des Endwirts aus dem Gewebe des Zwischenwirts gelöst und wachsen im Dünndarm des Hauptwirts zu erwachsenen Würmern heran.
Der Mensch infiziert sich am häufigsten über kontaminierte Pilze und Waldbeeren mit dem Fuchsbandwurm. Auch Schmierinfektionen nach Waldbodenkontakt sind eine Infektionsquelle. Hunde, Füchse und Katzen können den Menschen außerdem durch den Kontakt mit kaum wahrnehmbaren Kotspuren infizieren.
Krankheiten & Beschwerden
Die Zysten sind von Bindegewebe und Granulationsgewebe umwoben und stehen untereinander in Verbindung. Durch die Zystenbildung zerstört die Infektion die befallenen Organ Stück für Stück. In vielen Fällen breitet sich die Infektion mittels Metastasierung weiter im Körper aus und befällt mit der Zeit auch weiter entfernt gelegene Organe. Die klinischen Anzeichen gleichen denen eines Karzinoms. Abhängig von den befallenen Organen können die einzelnen Symptome von Fall zu Fall variieren. Organische Funktionsbeeinträchtigungen sämtlicher Art können eintreten.
Eine Therapie ist unbedingt erforderlich, um die Prognose zu verbessern. Optimalerweise werden alle Echinococcus-Zysten operativ entfernt. Da die Zysten das Gewebe aber infiltrieren, wird in den meisten Fällen eine Chemotherapie mit Albendazol oder Mebendazol durchgeführt.
Spezifische Medikamente gegen die Bandwurmart gibt es nicht. Die Prophylaxe spielt im Zusammenhang mit der Fuchsbandwurminfektion die wichtigste Rolle. Bei Temperaturen von 70 Grad Celsius sterben die Larven des Fuchsbandwurms. Daher ist das Einkochen von Lebensmitteln eine geeignete Vorbeugung. Schlachtabfälle und rohes Fleisch für Hunde- und Katzenfutter können durchgekocht und die Haustiere regelmäßig entwurmt werden. Waldfrüchte und Pilze werden idealerweise gründlich gewaschen und ausreichend erhitzt, bevor sie verzehrt werden.
Immunsupprimierte Patienten haben ein größeres Risiko, am Fuchsbandwurm zu erkranken.
Quellen
- Bornhöft, G.: Pathologie Kompakt. Springer, Berlin 1997
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Ringelmann, R., Heym, B.: Parasiten des Menschen. Protozoen, Helminthen und Arthropoden Krankheit, Diagnose und Therapie. Steinkopff, Berlin 2015