Indometacin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 31. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Indometacin wird als entzündungshemmendes Medikament vor allem bei akuten Anfällen rheumatischer Beschwerden eingesetzt. Der Arzneistoff bekämpft wirksam Schmerzen und Entzündungen in Gelenken, Muskeln und Fasern. Daher verschreibt der Arzt bei Arthritis und Gicht besonders häufig Indometacin.
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Was ist Indometacin ?
Indometacin zählt innerhalb der Arzneimittelkunde zu den sogenannten Nicht-Steroiden-Anti-Rheumatika (NSAR). Das sind speziell bei Rheuma, Gicht und artverwandten Beschwerden eingesetzte Medikamente, die Entzündungen hemmen und den rheumatischen Schmerz lindern.
Als Entzündungshemmer ist der Wirkstoff mit Essigsäure und demzufolge Acetylsalicylsäure (ASS) bzw. Aspirin weitläufig verwandt. Entdeckt wurde der Arzneistoff in den 1960er Jahren in den USA und ist seither offiziell zugelassen. In Form von Tabletten oder Zäpfchen, Lösung oder Spray und Gel als Ein-Wirkstoff-Präparat unter unterschiedlichen Handelsnamen erhältlich, wird der Arzneistoff in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie weltweit vertrieben. Insgesamt sind mehr als siebzig Indometacin-Präparate bekannt. Der Arzneistoff ist verschreibungspflichtig und der behandelnde Arzt entscheidet über Dosierung und Darreichungsform von Indometacin.
Pharmakologische Wirkung
Indometacin ist als spezieller Entzündungshemmer bei rheumatischen Beschwerden frei von Cortison und dämpft den Schmerz, ohne ihn radikal zu unterdrücken.
Gleichzeitig hat der Arzneistoff eine fiebersenkende und blutverdünnende Wirkung. Der Effekt als Arzneistoff besteht vor allem darin, zwei für die Auslösung rheumatischer Beschwerden, Schwellungen und Entzündungen verantwortliche Enzyme im Körper wirksam zu blockieren und auszuschalten. Diese Enzyme lösen die zum Beispiel bei einem Anfall von Gicht stark auftretenden Gelenkschmerzen aus. Bei Einnahme des Antirheumatikums wird die Entzündung schnell gestoppt und der Schmerz über Stunden wirksam gelindert.
Die dämpfende Wirkung des Medikaments setzt unmittelbar nach der Gabe ein und entfaltet ihren höchsten Effekt nach ungefähr ein bis zwei Stunden. Verabreicht wird es oral oder rektal, intravenös oder durch äußerliches Auftragen bzw. Einsprühen. Die schmerzlindernde Wirkung kann bis zu acht Stunden anhalten, wobei eine rektale Gabe in Form von Zäpfchen länger wirksam bleibt.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Indometacin kommt besonders häufig bei rheumatischen Beschwerden und starken Entzündungen und Schmerzen jeder Art zur Anwendung. Vor allem bei einem heftig auftretenden akuten Gichtanfall wird der Arzneistoff bevorzugt eingesetzt.
In einem solchen Fall verabreicht der behandelne Arzt 200 Milligramm, während bei regelmäßiger Einnahme 150 Milligramm pro Tag nicht überschritten werden sollten. Gut behandeln lassen sich zudem mit dem Arzneistoff entzündliche Gelenkbeschwerden wie Arthritis und Arthrose. Bewährt hat sich das Mittel zudem zur Verhinderung von Verknöcherung nach Hüftgelenksoperationen.
Neben den klassischen Einsatzgebieten im rheumatischen Bereich kommt der Arzneistoff bei einer Reihe weiterer Krankheitsbilder als Entzündungshemmer und schmerzlinderndes Mittel zum Einsatz. Dazu gehören unter anderem akute heftige Regelschmerzen bei der Menstruation oder starke Augenentzündungen nach Operationen. Stark angeschwollene Weichteile nach Verletzungen und Operationen, verbunden mit Schmerzen und Fieber, lassen sich ebenfalls wirksam mit diesem Arzneistoff behandeln.
In der allgemeinen Schmerztherapie werden mit Hilfe des Medikaments auch nichtentzündliche Schmerzen vor allem mittlerer und starker bis sehr starker Art bekämpft. So gilt bei Fibromyalgien, einer chronisch schleichenden Schmerzkrankheit an Sehnen, Muskeln und Bändern, als einer der wirksamsten Therapieschritte die Behandlung mit Indometacin.
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von Indometacin sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten, um seine Wirksamkeit sicherzustellen und Nebenwirkungen zu minimieren. Indometacin ist ein nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR), das zur Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und Fieber eingesetzt wird. Es wird häufig bei Erkrankungen wie Arthritis, Gicht und ankylosierender Spondylitis verschrieben.
Die Dosierung von Indometacin muss individuell angepasst werden, basierend auf der Schwere der Erkrankung, dem Alter des Patienten und dem Ansprechen auf die Behandlung. Die übliche Anfangsdosis für Erwachsene beträgt 25 mg bis 50 mg zwei- bis dreimal täglich. Bei akuten Gichtanfällen kann eine höhere Anfangsdosis von bis zu 200 mg pro Tag notwendig sein, die dann nach Bedarf angepasst wird.
Indometacin sollte mit Nahrung oder nach einer Mahlzeit eingenommen werden, um Magen-Darm-Beschwerden zu reduzieren. Es ist wichtig, die Tabletten nicht zu zerkauen oder zu zerdrücken, um eine gleichmäßige Freisetzung des Medikaments zu gewährleisten. Die Einnahme sollte mit einem vollen Glas Wasser erfolgen.
Patienten müssen auf mögliche Nebenwirkungen achten, einschließlich Magen-Darm-Beschwerden, Bluthochdruck, Nierenfunktionsstörungen und erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse. Langfristige Anwendung sollte vermieden werden, wenn möglich, und regelmäßige ärztliche Kontrollen sind notwendig, um die Sicherheit zu überwachen.
Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit Vorgeschichte von Magengeschwüren, Herzkrankheiten, Nieren- oder Lebererkrankungen geboten. Zudem sollte Indometacin nicht in Kombination mit anderen NSAR oder Antikoagulantien ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden, um das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen zu minimieren. Schwangere und stillende Frauen sollten Indometacin nur nach sorgfältiger Abwägung der Risiken durch den behandelnden Arzt verwenden.
Risiken & Nebenwirkungen
Indometacin gilt bei dauerhafter Einnahme als nicht unproblematisch, da es zu teilweise heftigen Nebenwirkungen kommen kann. Dazu gehören in schweren Fällen Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Magenbluten und Magengeschwüren.
Diese Beschwerden verringern sich, wenn von Tabletten auf Zäpfchen umgestellt wird. Zu beobachten sind zudem allgemeine Konzentrationsschwäche, Müdigkeit und Schlafstörungen sowie Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. Bei Einnahme über einen längeren Zeitraum hinweg kann es zudem zu Depressionen, Wahrnehmungsstörungen und Verwirrtheitszuständen kommen. Eine Veränderung des zentralen Nervensystems ist nicht auszuschließen.
Belegt sind zudem allergische Reaktionen bis hin zu Schock und Herzstillstand sowie Schmerzmittel-Asthma. Kaum Nebenwirkungen hat die äußere Anwendung in Form von Gel oder Spray. Während Schwangerschaft und Stillzeit, bei Blutungsneigung und Bluthochdruck sollte das Arzneimittel nicht eingenommen werden. In jedem Fall ist eine regelmäßige Kontrolle von Blutdruck, Blutbild und Leberwerten zwingend angezeigt bei regelmäßiger Einnahme von Indometacin.
Kontraindikationen
Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Indometacin betreffen verschiedene gesundheitliche Zustände und Risikofaktoren, bei denen die Einnahme des Medikaments potenziell schädlich sein könnte. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Indometacin oder andere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). Patienten mit einer solchen Vorgeschichte sollten Indometacin nicht einnehmen, da das Risiko schwerer allergischer Reaktionen besteht.
Weiterhin ist Indometacin kontraindiziert bei Patienten mit aktiven oder wiederkehrenden Magen-Darm-Geschwüren sowie bei Personen, die an gastrointestinalen Blutungen oder Perforationen leiden oder in der Vergangenheit gelitten haben. NSARs wie Indometacin können diese Bedingungen verschlimmern und zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.
Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz, unkontrolliertem Bluthochdruck oder einer Vorgeschichte von Herzinfarkt oder Schlaganfall sollten ebenfalls auf Indometacin verzichten. Das Medikament kann das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erhöhen, insbesondere bei längerer Anwendung.
Auch bei Nieren- oder Lebererkrankungen ist Vorsicht geboten. Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz oder Leberfunktionsstörungen sollten Indometacin meiden, da es die Organfunktion weiter beeinträchtigen kann.
Schwangere Frauen, insbesondere im dritten Trimester, und stillende Mütter sollten Indometacin nicht einnehmen, da es Risiken für das ungeborene Kind und das gestillte Baby mit sich bringen kann.
Zudem ist Indometacin bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Asthma, das durch NSARs ausgelöst oder verschlimmert wird, kontraindiziert. Es kann Asthmaanfälle oder andere Atemprobleme verschärfen.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Bei der Verwendung von Indometacin bestehen mehrere potenziell bedeutende Interaktionen mit anderen Medikamenten. Diese Wechselwirkungen können die Wirksamkeit von Indometacin oder der anderen Medikamente beeinflussen und das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen.
Eine wichtige Interaktion besteht mit Antikoagulanzien wie Warfarin. Indometacin kann die blutverdünnende Wirkung dieser Medikamente verstärken, was das Risiko für Blutungen erhöht. Auch Thrombozytenaggregationshemmer wie Aspirin können in Kombination mit Indometacin das Blutungsrisiko steigern.
Diuretika, insbesondere Schleifendiuretika und Thiazide, können in ihrer Wirkung abgeschwächt werden, wenn sie zusammen mit Indometacin eingenommen werden. Dies kann zu einer verminderten Ausscheidung von Wasser und Salzen führen, was insbesondere bei Patienten mit Herzinsuffizienz problematisch sein kann.
Die gleichzeitige Einnahme von anderen nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) oder Kortikosteroiden erhöht das Risiko gastrointestinaler Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Blutungen und -Geschwüre.
Bei der Kombination mit Antihypertensiva, wie ACE-Hemmern und Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten, kann Indometacin deren blutdrucksenkende Wirkung abschwächen. Dies kann zu einer unzureichenden Blutdruckkontrolle führen.
Die Anwendung von Lithium zusammen mit Indometacin kann zu erhöhten Lithiumspiegeln im Blut führen, da Indometacin die Ausscheidung von Lithium durch die Nieren verringern kann. Dies erhöht das Risiko einer Lithiumtoxizität.
Indometacin kann auch die Wirkung von Methotrexat verstärken, was zu einer erhöhten Toxizität dieses Medikaments führen kann. Dies ist besonders relevant bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis oder Krebs, wo Methotrexat häufig eingesetzt wird.
Abschließend sollten Patienten, die Indometacin einnehmen, immer ihren Arzt über alle anderen Medikamente informieren, die sie verwenden, um potenziell gefährliche Wechselwirkungen zu vermeiden und eine sichere Behandlung zu gewährleisten.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Indometacin nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung. Eine häufige Alternative sind andere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen. Diese Medikamente haben ähnliche entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften, können jedoch besser vertragen werden.
Ein weiterer Ersatz ist Paracetamol, das zwar weniger entzündungshemmend wirkt, aber eine gute Option zur Schmerzlinderung darstellt, insbesondere für Patienten, die gastrointestinale Nebenwirkungen vermeiden müssen.
Cox-2-Hemmer wie Celecoxib sind ebenfalls eine Alternative. Diese Medikamente zielen spezifisch auf das Enzym Cyclooxygenase-2 (Cox-2) ab, das für Entzündungen verantwortlich ist, und haben dabei ein geringeres Risiko für Magen-Darm-Nebenwirkungen im Vergleich zu traditionellen NSAR.
Bei chronischen Schmerzen und entzündlichen Erkrankungen können auch krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) wie Methotrexat oder biologische Therapien wie TNF-Alpha-Inhibitoren (z.B. Infliximab, Adalimumab) eingesetzt werden. Diese Medikamente wirken, indem sie die zugrunde liegenden Entzündungsprozesse modulieren und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.
Physiotherapie und alternative Therapien wie Akupunktur oder Chiropraktik können ebenfalls hilfreich sein, insbesondere bei muskuloskelettalen Schmerzen. Diese Methoden bieten nicht-pharmakologische Ansätze zur Schmerzlinderung und Verbesserung der Mobilität.
Für Patienten mit spezifischen Bedürfnissen, wie z.B. bei Arthrose oder rheumatoider Arthritis, können intraartikuläre Injektionen von Kortikosteroiden oder Hyaluronsäure in Betracht gezogen werden. Diese Injektionen bieten gezielte Linderung der Entzündung und Schmerzen in den betroffenen Gelenken.
Insgesamt gibt es zahlreiche Alternativen zu Indometacin, die individuell basierend auf der spezifischen Erkrankung, den Symptomen und der Verträglichkeit des Patienten ausgewählt werden können.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor