Granulosazelltumor

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Granulosazelltumoren stellen Tumoren des Eierstocks (Ovar) dar. Das sind in der Regel langsam wachsende Tumoren mit einer niedrigen Malignität. Obwohl es eine juvenile und eine adulte Form der Erkrankung gibt, liegt das durchschnittliche Erkrankungsalter bei ca. 52 Jahren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Granulosazelltumor?

Bei Auftreten ungewöhnlicher Zwischenblutungen und Vergrößerung des Bauchumfanges sollte durch bildgebende Verfahren wie die Sonografie nach möglichen Tumoren im Bauchbereich gesucht werden.
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Ein Granulosazelltumor ist ein sehr seltener Tumor des Ovars. Er gehört zu den sogenannten Keimdrüsenstromatumoren. Innerhalb der Gruppe der Ovarialtumoren macht er nur einen Anteil von ein bis zwei Prozent aus. Betroffen vom Wachstum sind die Granulosazellen innerhalb des Eierstocks.

Diese befinden sich dort in der mehrschichtigen Körnerzellschicht und sind verantwortlich für die Bildung des Eihügels. Auf dem Eihügel haftet dann die Eizelle. Der Name „Granulosazelle“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Körnchenzelle“. Ursprünglich entwickeln sich die Granulosazellen im Rahmen der Follikelreifung aus den sogenannten Follikelepithelzellen, die aus dem Primärfollikel stammen.

Die Follikelreifung findet unter dem Einfluss des follikelstimulierenden Hormons FSH statt, welches zu den Gonatropinen gehört. Zu den Funktionen der Granulosazellen gehört unter anderem die Sekretion der Flüssigkeit, welche die Follikelhöhle füllt. Nach dem Follikelsprung bauen die Granulosazellen eine Schicht auf, die eine Hülle um die Eizelle bildet.

Des Weiteren lagern einige Granulosazellen Lipide ein und bilden so den sogenannten Gelbkörper, der hauptsächlich das Gelbkörperhormon Progesteron bildet. Zusätzlich produzieren die Granulosazellen auch Östrogene. In seltenen Fällen kommt es nun zur Entartung der Granulosazellen, wobei sich ein Granulosazelltumor entwickelt.

Dabei gibt es zwei Formen dieser Erkrankung. Jeder zwanzigste Fall von Granulosazelltumor beginnt bereits im jugendlichen Alter oder sogar in der Kindheit. Hier wird von juvenilem Granulosazelltumor gesprochen. Die erheblich häufiger vorkommende adulte Form dieses Tumors beginnt durchschnittlich im Alter von 52 Jahren.

Beide Formen sind durch eine erhöhte Östrogenproduktion und langsames Wachstum gekennzeichnet. Die Prognose ist in der Regel gut. Allerdings kommt es auch darauf an, in welchem Stadium die Erkrankung entdeckt und behandelt wird.

Ursachen

Zur Ursache eines Granulosazelltumors kann nur wenig gesagt werden. Wahrscheinlich führen besonders bei der adulten Form die üblichen Risikofaktoren zur Entartung der Granulosazellen.

Spontane Mutationen spielen sicherlich eine Rolle. Wie es zur juvenilen Form des Granulosazelltumors kommt, bedarf weiterer Untersuchungen. Auch heute noch ist diese Erkrankung wenig bekannt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Granulosazelltumor ruft zwei Symptomenkomplexe hervor, die einerseits mit der erhöhten Östrogenbildung und andererseits mit der fortschreitenden Raumforderung der Geschwulst zusammenhängen. Die verstärkte Östrogenausschüttung kann bei jungen Mädchen eine sogenannte Pseudopubertas praecox vor der eigentlichen Pubertät auslösen.

Dabei treten alle Erscheinungen der weiblichen Pubertät zu früh auf mit der vorzeitigen Reifung des Skeletts. Die Epiphysenfugen schließen sich zu früh, wodurch es zu einem Minderwuchs kommen kann. Die Gebärmutter wird ständig zum Wachstum angeregt, wobei möglicherweise Zwischenblutungen auftreten können.

Nach den Wechseljahren (Menopause) finden oft ebenfalls noch Blutungen statt. Die Dauerstimulation der Gebärmutter kann in einigen Fällen auch zu einem Gebärmutterkrebs führen. Der andere Symptomenkomplex bezieht sich auf die räumliche Ausdehnung des Tumors. So kann der Tumor auf den Darm drücken und unspezifische Beschwerden im Abdomenbereich auslösen.

Viele Patienten leiden an Völlegefühl, Verstopfung und Vergrößerung des Bauchumfanges. Bei großen Tumoren besteht die Gefahr einer Stieldrehung, die zu akuten Bauchbeschwerden führen können. Der Granulosazelltumor neigt zur Metastasenbildung, die sich durch Schwellung der Lymphknoten im Beckenbereich und in Aortanähe bemerkbar machen.


Diagnose

Bei Auftreten ungewöhnlicher Zwischenblutungen und Vergrößerung des Bauchumfanges sollte durch bildgebende Verfahren wie die Sonografie nach möglichen Tumoren im Bauchbereich gesucht werden. Heute wird die Erkrankung oft erst in einem Stadium erkannt, in der der Tumor bereits eine erhebliche Größe erlangt hat.

Erst nach Operation kann durch eine Biopsie festgestellt werden, um welche Art von Tumor es sich handelt. In vielen Fällen wird der Tumor auch durch manuelles Abtasten gefunden.

Komplikationen

Durch den Granulosazelltumor kommt es zu verschiedenen Beschwerden und Komplikationen, von welchen nur Frauen betroffen sind. In den meisten Fällen kommt es zu einem vorzeitigen Eintritt der Pubertät. Dadurch können sich die weiblichen Organe nicht vollständig entwickeln und es kommt nicht selten zu einem Minderwuchs. Ebenso kann die Gebärmutter von starken und häufigen Blutungen betroffen sein.

Die Beschwerden treten allerdings auch im Erwachsenenalter auf, wobei vor allem Frauen in den Wechseljahren betroffen sind. Hierbei kann es auch zu einem Gebärmutterhalskrebs kommen, welcher sich weiterhin ohne Behandlung in andere Regionen ausbreiten kann. Der Tumor kann dabei ebenso auf den Darm drücken, was zu verschiedenen Beschwerden führen kann. Die Lebenserwartung wird durch den Granulosazelltumor in den meisten Fällen eingeschränkt und verringert.

Die Behandlung des Tumors findet operativ statt, wobei es nicht zu Komplikationen kommt. Allerdings kann nicht vorausgesagt werden, ob sich der Tumor eventuell in andere Körperregionen ausgebreitet hat. Hierbei können weitere Komplikationen eintreten. In den meisten Fällen wird nach der Entfernung noch eine Bestrahlung durchgeführt. Je früher der Granulosazelltumor erkannt und behandelt wird, desto höher sind die Überlebenschancen des Patienten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Granulosazelltumor kann im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen führen, deswegen ist eine Behandlung unbedingt notwendig. Minderwuchs kann auf einen Granulosazelltumor hindeuten. Sollte dieser bei einem Menschen erkennbar sein, so ist er oder sie auf regelmäßige Untersuchungen im weiteren Leben angewiesen, um weitere Komplikationen und Beschwerden zu vermeiden.

Auch dauerhafte Verstopfung oder ein starkes Völlegefühl können auf den Granulosazelltumor hinweisen und sollten untersucht werden, falls diese Symptome über einen längeren Zeitraum hinweg auftreten.

Es kommt im Allgemeinen zu starken Beschwerden am Bauch und ebenfalls zu stark angeschwollenen Lymphknoten. Bei Frauen kann es durch diesen Tumor auch zu einem Tumor im Gebärmutterhals kommen, sodass bei Beschwerden in dieser Region ebenso ein Mediziner aufgesucht werden muss. In erster Linie kann bei einem Verdacht auf einen Granulosazelltumor ein Allgemeinmediziner kontaktiert werden.

Dieser verweist den Betroffenen dann an den jeweiligen Facharzt, der eine genaue Diagnose stellen kann. Bei einer frühzeitigen Diagnose erhöhen sich die Chancen einer vollständigen Heilung enorm.

Behandlung & Therapie

Nach Entdeckung des Tumors ist die Therapie der Wahl seine vollständige Entfernung. Im Frühstadium der Erkrankung können eine einseitige Adnektomie (Entfernung von Eileiter und Eierstock) und eine Ausschabung der Gebärmutter vorgenommen werden. In späteren Stadien ist die vollständige Adnektomie sinnvoll.

Zusätzlich kann auch die Gebärmutter entfernt werden, da ein Risiko besteht, an Gebärmutterkrebs zu erkranken. Wenn sich bereits Metastasen in den Lymphknoten gebildet haben, sollten auch die betroffenen Lymphknoten entfernt werden. In einigen Fällen bilden sich auch nach einer vermeintlich vollständigen Entfernung des Tumors nach Jahren wieder Rezidive.

Da auch die Rezidive nur langsam und wenig infiltrierend wachsen, stellt auch hier die Operation noch eine erfolgreiche Behandlungsmethode dar. In fortgeschrittenen Stadien eines Granulosazelltumors wird nach der Operation noch eine unterstützende Chemotherapie oder Radiotherapie durchgeführt. Die Radiotherapie wird angewendet, wenn noch Tumorreste vorhanden sind, die während der Operation nicht entfernt werden konnten.

Eine adjuvante (unterstützende) Chemotherapie erfolgt bei Auftreten von Rezidiven. Insgesamt liegt die Zehnjahresüberlebensrate bei ungefähr 70 bis 95 Prozent. Sie ist aber auch davon abhängig, in welchem Stadium die Erkrankung erstmalig behandelt wird.

Aussicht & Prognose

Die Aussicht auf eine Heilung ist bei dem Granulosazelltumor an verschiedene Bedingungen geknüpft. Grundsätzlich tritt die Erkrankung ausschließlich bei dem weiblichen Geschlecht auf und kann sich dergestalt ausbreiten, dass sie nicht mehr behandel- oder therapierbar ist. Es kommt damit zu einem frühzeitigen Ableben des Patienten. Die Sterberate liegt im Durchschnitt unter zwanzig Prozent. Bei einer rechtzeitigen Diagnosestellung und Einleitung der Behandlung ist eine gute Heilungsaussicht gegeben.

Dennoch ist aufgrund der möglichen Therapien mit Folgebeschwerden zu rechnen. Bei einigen Patienten kommt es zur operativen Entfernung der Gebärmutter, da keine andere Therapie möglich ist. Der Eingriff ist mit den üblichen Risiken verbunden und gleichzeitig geht mit ihm die Unfruchtbarkeit der Frau einher. Dies kann emotionale wie auch seelische Probleme auslösen und Folgeerkrankungen nach sich ziehen.

Gleichzeitig muss der Hormonhaushalt umgestellt und unterstützt werden. Kommt es zu einer Krebstherapie, ist mit zahlreichen Nebenwirkungen zu rechnen. Eine Chemotherapie stellt einen erheblichen Eingriff in die Lebensführung des Patienten dar und löst verschiedene Komplikationen aus. Dennoch steigt mit dieser Behandlungsform die Wahrscheinlichkeit des Überlebens.

In einem frühen Krankheitsstadium kann eine vollständige Beschwerdefreiheit und Genesung durch eine Ausschabung stattfinden. Ist diese erfolgreich, kann der Patient innerhalb kurzer Zeit aus der Behandlung entlassen werden.


Vorbeugung

Da die Ursachen für den Granulosazelltumor nicht hinreichend bekannt sind, können auch keine spezifischen Vorbeugungsmaßnahmen gegen diese Erkrankung genannt werden. Sicherlich senkt auch hier eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und wenig Stress zur Stärkung des Immunsystems allgemein das Risiko für die Entstehung dieses Tumors.

Nachsorge

Bei einem Granulosazelltumor stehen dem Patienten in der Regel keine Möglichkeiten der Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Patient in erster Linie auf die frühzeitige Erkennung und Behandlung des Tumors angewiesen, um weitere Komplikationen zu verhindern. Es tritt bei dieser Krankheit keine Selbstheilung auf.

Auch nach einer erfolgreichen Behandlung des Granulosazelltumors sollten regelmäßige Untersuchungen des Körpers erfolgen, um neue Tumore rechtzeitig zu identifizieren und zu behandeln. Eventuell ist durch den Granulosazelltumor auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert. Die Behandlung erfolgt bei dieser Krebsart durch einen operativen Eingriff oder durch eine Chemotherapie.

Dabei sollte sich der Patient nach einem solchen Eingriff immer ausruhen und den Körper schonen. Hierbei sollten alle anstrengenden und stressigen Tätigkeiten oder Aktivitäten vermieden werden, um den Körper nicht unnötig zu belasten. Auch im Falle einer Chemotherapie sollten unnötige Belastungen vermieden werden.

Die Betroffenen benötigen bei einem Granulosazelltumor auch die Unterstützung von Freunden und der Familie. Dadurch können psychische Verstimmungen verhindert werden, die sich negativ auf den weiteren Verlauf der Erkrankung auswirken könnten. Da der Granulosazelltumor auch erneut nach einer Behandlung auftreten kann, sollte der Körper regelmäßig nach diesem Tumor untersucht werden.

Das können Sie selbst tun

Der Granulosazelltumor ist eine Form des Eierstockkrebses und kann nur weibliche Patienten betreffen. Es handelt sich dabei um eine ernste und lebensbedrohliche Krankheit, die unbedingt unter ärztlicher Aufsicht behandelt werden muss. Therapien finden meist operativ mit anschließender Chemotherapie oder Bestrahlung statt und werden von medizinisch ausgebildetem Personal durchgeführt. Die Patientin hat also keine Möglichkeit, ihre Erkrankung selbst zu behandeln.

Trotzdem kann die Patientin wesentlich zum Behandlungserfolg beitragen. In erster Linie dadurch, dass sie die Anweisungen ihrer Ärzte befolgt und die Therapien konsequent und ohne Unterbrechung wie geplant durchführt. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und Besprechungen des weiteren Therapieverlaufs sollten wahrgenommen werden.

Parallel zur medizinischen Therapie gibt es eine Reihe von Faktoren, durch die die Patientin ihre eigene Genesung fördern kann. Eine positive Lebenseinstellung kann dabei unterstützen, die Nebenwirkungen der Behandlung besser zu akzeptieren und zu verkraften. Da der Körper durch die Therapien und durch mögliche Operationen stark geschwächt ist, sollte er von anderer Seite her möglichst gestärkt und unterstützt werden.

Hier hilft eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die den Körper entlastet. Auf den Genuss von Alkohol und zu viel Koffein sollte komplett verzichtet werden, auch das Rauchen sollte unbedingt eingestellt werden. Alle diese so genannten Genussgifte verbrauchen Kräfte, die dem Körper sonst nicht mehr für Heilung und Regeneration zur Verfügung stehen.

Quellen

  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
  • Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013

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