Muskelspannung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mit Muskelspannung wird der Spannungszustand der Muskulatur bezeichnet, auch „Tonus“ genannt. Diese wird durch die Reize des Nervensystems und die Elastizität des Gewebes verursacht. Die Muskelspannung kann in eine aktive und passive unterschieden werden, wobei dieser Vorgang immer die Gegenkraft zu der Kraft des sich dehnenden Gewichts darstellt. Die Interaktion zwischen dem aktiven und passiven Zustand haben z. B. Auswirkungen auf die gesamte Haltung und den Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus. Wird der Muskeltonus schmerzhaft, liegt eine Verspannung vor, die häufig mit einer falschen Körperhaltung einhergeht, durch Stress oder durch andere Faktoren ausgelöst wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Muskelspannung?

Mit Muskelspannung wird der Spannungszustand der Muskulatur bezeichnet, auch „Tonus“ genannt.

Der Muskel ist ein kontraktiles Organ, das durch Kontraktionen und Erschlaffung äußerer und innerer Strukturen den gesamten Organismus in Bewegung setzt. Aufgrund dieses körperlichen Vorgangs ist Fortbewegung überhaupt möglich, ebenso die Funktion einzelner Organe. Ohne Muskelspannung könnte der Mensch nicht einmal seine ganz altägliche Körperhaltung aufrechterhalten. Weder Sitzen noch Stehen, geschweige denn Laufen wären möglich.

Die Kontraktion der Muskeln erfolgt als mechanischer Vorgang, der durch den Impuls der Nerven ausgelöst wird. Ganz genau betrachtet, verschieben sich dabei verschiedene Eiweißmoleküle ineinander. Sobald die Nerven aufhören, den Muskel mit Impulsen zu traktieren, erschlafft dieser wieder.

Grundsätzlich befinden sich die Muskeln zunächst in einem so bezeichneten Ruhetonus. Das bedeutet, Muskeln weisen trotz der Ruhe eine Eigenspannung auf, ebenso einen Widerstand gegenüber äußeren Reizen. Der ruhende Muskel ist demnach grundsätzlich einer Kraft und Spannung ausgesetzt. Dem gegenüber steht der aktive, durch Kontraktionen ausgelöste Tonus. Diese Spannung lässt sich auch messen.

Das geschieht durch die Elektromyographie, eine neurologische Methode, um die Aktivität der Muskeln zu untersuchen. Dabei werden konzentrische Nadelelektroden genutzt, um die Potentialschwankungen der motorischen Einheiten abzuleiten, einzelne Muskelfasern zu erfassen und das eigentliche Aktionspotential (die elektrische Aktivität eines sich zusammenziehenden Muskels) zu erfassen. Auch über die Haut mittels Oberflächenelektroden ist eine Messung machbar, allerdings ist diese etwas ungenauer.

Funktion & Aufgabe

In der Medizin wird die aktive und passive Spannung der Muskeln unterschieden. Materialeigenschaften, die anatomische Gewebestruktur und Lage, ebenfalls die Zusammensetzung der Muskelfasern spielen für die Bestimmung des passiven Tonus eine Rolle, dazu der Füllungszustand der intra- und extrazellulären Flüssigkeitsholräume. Einfluss haben auch Sauerstoffversorgung, Temperatur und Durchblutung, der Ermüdungsgrad und die Beanspruchungsart der Muskeln.

Die Muskelspannung in der Skelettmuskulatur wird durch Kontraktion einzelner Muskelfasern erzeugt. Dadurch wird ein Spannungsgrad aufrechterhalten, selbst wenn die Muskeln im Ruhezustand sind. Anders sieht es bei den Muskelzellen der glatten Muskulatur aus, die permanent kontrahieren und eine ständige Muskelspannung bewirken.

Mit der Muskelspannung im Ruhetonus wird also die Kraft gemeint, mit der Muskeln einer einwirkenden Kraft entgegenwirken. Gesteuert wird das Ganze durch Fasen der Reflexbögen am Muskel, die wiederum neurale Prozesse sind, die einen Körperreflex, also die Muskelspannung, auslösen.

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Krankheiten & Beschwerden

Die Messung durch Elektromyographie ist notwendig, um die Muskelspannung bei einem Menschen zu überprüfen, die erhöht oder vermindert sein kann, da diese einen großen Einfluss auf verschiedene Bereiche im Organismus, aber auch auf das Gehirn, die Aktivität und die Emotionen ausübt. Nicht selten kommt es zu Beschwerden, die in Form von Schmerz, Krampf, Verspannungen oder einer Muskelschwäche auftreten.

Dafür gib es zahlreiche Auslöser, die mehr oder weniger harmlos aber auch ernsterer Natur sein können. Die Muskelspannung kann erhöht zu Schmerzen führen, z. B. im Rückenmark. Besonders Rückenschmerzen sind eine große Belastung im Alltag und können manchmal aufgrund kleinster Reize auftreten, die keine erkennbare Ursache haben. Meistens gehen erhöhte Muskelspannungen mit Hektik, Stress, Bewegungsmangel oder einer falschen Haltung einher.

Immer wenn der Körper einer stressigen Situation ausgesetzt ist, reagiert er mit bestimmten Stressreaktionen, die zunächst sinnvoll sind, da der Körper mit Energie versorgt wird. Die Muskulatur hat zahlreiche Aufgaben und benötigt daher auch viel Energie. Bei aktiven Bewegungen erhöht sich der Energiebedarf um ein Vielfaches. Wärme ist ein Nebenprodukt des Muskelenergieumsatzes, so dass auch die Körperwärme eine Rolle für die Muskelspannung spielt.

Bei anhaltendem Stress bleibt die Muskulatur unter ständiger Belastung und Anspannung, die Blutgefäße werden erweitert, die Atmung geschieht flacher, das Herz schlägt schneller, der Muskeltonus erhöht sich enorm. Nicht nur der Rücken, auch der Nacken und die Schultern sind betroffen. Wenn die erhöhte Muskelspannung nicht nachlässt, treten Verspannungen auf, die Schmerzen verursachen.

Auch die Aufmerksamkeitsfähigkeit des Menschen hängt mit der Muskelspannung zusammen. Um Menschen, die Umgebung und sich selbst gleichzeitig wahrzunehmen, müssen sich Muskeln lösen und spannen. Da diese zwischen Haut und Knochen liegen, sozusagen zwischen dem inneren und äußeren Bereich des Körpers, ist auch die Empfindungswelt davon abhängig und bestimmt das Verhältnis zwischen äußeren und inneren Bedingungen, macht also auf diese Art und Weise Empfindung und Aufmerksamkeitsfähigkeit erst möglich.

Tatsächlich wirkt sich die Muskelspannung ebenfalls auf die Emotionen des Menschen aus. Bei einer Verhärtung der Muskeln fühlt sich der Mensch angespannt. Diese Anspannung führt zu Stress und schafft sogar Ängste, da auf Ereignisse und Situationen nicht mehr gelöst und ruhig reagiert werden kann. Bei einer höheren Anspannung ist die Atmung flacher, das Gehirn und der gesamte Organismus müssen mit weniger Sauerstoff auskommen.

Dagegen hilft eine Entspannung der Muskeln, wofür es mehrere Methoden gibt, darunter die progressive Entspannungstechnik nach Edmund Jacobsen. Viel Bewegung, eine bewusste und tiefe Atmung oder ein heißes Bad genügen ebenfalls, um die erhöhte Muskelspannung wieder zu reduzieren und so mehr innere Ruhe aufbauen zu können.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
  • Biel, A., Kolster, B. (Hrsg.): Trail Guide - Bewegung und Biomechanik. KVM - Der Medizinverlag, Berlin 2016
  • Diemer, F., Sutor, V.: Praxis der medizinischen Trainingstherapie. Thieme, Stuttgart 2011

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