Hautflora

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Hautoberfläche aller tierischen Organismen, einschließlich des Menschen, ist mit einer Hautflora aus Bakterien und Pilzen besiedelt. Dabei besteht die Normalflora nur aus nichtpathogenen Mikroorganismen. Als Kommensalen oder Mutualen haben viele Bakterien oder Pilze einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Haut.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Hautflora?

Die Hautoberfläche aller tierischen Organismen, einschließlich des Menschen, ist mit einer Hautflora aus Bakterien und Pilzen besiedelt.

Jeder Mensch besitzt auf seiner Hautoberfläche eine Hautflora aus Mikroorganismen. Das sind apathogene Bakterien oder Pilze, die häufig sogar eine große Rolle für die Gesundheit der Haut und des gesamten Organismus spielen.

Zur Normalflora der Haut gehören auch neutrale Mikroorganismen, die sich von den Substanzen der Hautoberfläche ernähren, aber ansonsten keine weitere Bedeutung besitzen. Pathogene Mikroorganismen haben nur eine Chance bei geschwächtem Immunsystem oder stark abweichenden Oberflächenbedingungen der Haut.

Die Hautflora wird eingeteilt in die residente und transiente Flora. Während die residente Hautflora die dauerhafte Besiedlung bestimmter Mikroorganismen bezeichnet, beschreibt die transiente Flora die Besiedlung mit vorübergehenden Bakterien- oder Pilzarten. Die gesunde Haut beherbergt auch opportunistische Mikroorganismen, die im Normalfall nicht pathogen sind. Sie können jedoch bei einer Schwächung des Immunsystems oder bei Verletzungen der Haut pathogene Eigenschaften annehmen.

Die normale Hautflora unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und ist abhängig vom Alter, genetischer Veranlagung, Geschlecht, Hautareal und Umgebungsbedingungen.

Funktion & Aufgabe

Die Hautflora besitzt eine große Bedeutung für die Gesundheit der Haut und des gesamten Organismus. Zu der normalen Besiedlung der Haut zählen residente Mikroorganismen, die als Kommensalen oder Mutualen wesentlich dafür sorgen, den Körper vor Krankheitserregern zu schützen. Die vorhandene Besiedlung nichtpathogener Bakterien oder Pilze verhindert das Eindringen von pathogenen Keimen in das bestehende Biotop.

Es haben sich gewisse Umweltbedingungen herausgebildet, die nur der jeweiligen bestehenden Hautflora zugutekommen. Dabei sind jedoch die unterschiedlichen Hautareale auch unterschiedlich besiedelt. So siedeln in der Nähe von Schweißdrüsen andere Mikroorganismen als auf trockenen Hautarealen. Talgdrüsen begünstigen wiederum lipophile Pilz- und Bakterienarten.

Der PH-Wert der Haut liegt im sauren PH-Bereich bei 5,4 bis 5,9. Dabei wird vom Säureschutzmantel der Haut gesprochen. In diesem Bereich werden apathogene Mikroorganismen begünstigt. Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass das Wachstum pathogener Arten wie beispielsweise Propionibacterium acnes unter diesen Bedingungen gehemmt wird. Gleichzeitig stehen die pathogenen Keime in Konkurrenz mit den nichtpathogenen Mikroorganismen. Unter Normalbedingungen können sich die pathogenen Keime nicht durchsetzen.

Zu den residenten Dauersiedlern der Haut gehören unter anderem Staphylokokkus (Koagulase-negativ), Micrococcus oder das Corynebacterium. Der koagulasenegative Staphylokokkus bildet im Gegensatz zu Staphylokokkus aureus keine Koagulase aus. Koagulase ist ein Proteinkomplex, der für die Pathogenese von Abszessen eine große Rolle spielt. Aufgrund dieser Tatsache ist der koagulasenegative Staphylokokkus nicht pathogen. Auch Mikrokokkus ist apathogen und gehört zur normalen Hautbesiedlung des Menschen. Corynebakterien kommen ebenfalls überall vor. Viele von ihnen sind harmlos und besiedeln die Haut. Die Besiedlung der Haut mit diesen Bakterien mindert die Chance für krankhafte Keime.

Vorübergehende transiente Mikroorganismen sind beispielsweise Bakterienarten wie Pseudomonas oder Enterobakterien. Des Weiteren können auch Pilze oder Viren zeitweilig auf der Haut siedeln. Unter normalen Bedingungen stellen diese Mikroorganismen keine Gefahr dar. Es gibt jedoch auch Keime, die als temporär resident bezeichnet werden. Sie gehören zwar grundsätzlich zur transienten Flora, bilden aber lange Zeit keine Symptome aus. Nur unter besonderen Bedingungen werden sie pathogen. Ein klassisches Beispiel für diesen Typ ist Staphylokokkus aureus.


Krankheiten & Beschwerden

Wenn das Gleichgewicht der Hautflora aus irgendeinem Grund gestört wird, kommt es zur Ausbreitung pathogener Keime mit unterschiedlichen Symptomen. Bereits bei Änderung im Hormonsystem während der Pubertät treten Änderungen im Milieu der Haut auf. Besonders Jungen leiden in dieser Zeit häufig an Akne. Ein Grund dafür ist die Ausbreitung des Bakteriums Propionibacterium acnes.

Das Bakterium Staphylococcus aureus löst häufig eine Follikulitis aus. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des äußeren Anteils eines Haarbalgs. Diese Erkrankung tritt besonders an behaarten Stellen auf und wird durch häufiges Schwitzen gefördert. Unter Umständen kann ein Abszess entstehen, welcher chirurgisch entfernt werden muss. Eine Follikulitis kann aber auch durch den Hefepilz Candida albicans verursacht werden. Hierbei liegt jedoch meist eine schwerwiegende immun schwächende Erkrankung zugrunde.

Die Änderung des PH-Wertes zu höheren Werten beschädigt den Säureschutzmantel der Haut. Verschiedene pathogene Mikroorganismen vertragen den normalen sauren PH-Wert der Haut nicht und werden im Wachstum gehemmt. Außerdem funktionieren einige Enzyme, die am Aufbau einer Hautbarriere beteiligt sind, nur in diesem PH-Bereich. Der Wegfall dieser Säureschutzschicht und der Hautbarriere ist oft der Ausgangspunkt für infektiöse Hauterkrankungen. So kann eine übertriebene Hauthygiene durch häufiges Händewaschen und Duschen mit basischen Seifen den Säureschutzmantel der Haut zerstören. Außerdem wird die Haut dadurch auch entfettet und begünstigt so das Eindringen pathogener Keime.

Erhöhte Feuchtigkeit der Haut durch vermehrte Schweißbildung leistet zuweilen Peptostreptokokken Vorschub, die unter Umständen die Ursache für Schweißdrüsenabszesse darstellen. Davon sind häufig Achselhöhlen, Zwischenzehenräume, Leistenbeugen oder die Analfalte betroffen.

Bakterielle Hauterkrankungen oder Pilzerkrankungen von Haut und Schleimhaut können jedoch auch die Folge von schweren zugrundeliegenden Erkrankungen sein. So können nichtinfektiöse Hauterkrankungen wie Ekzeme oder Schuppenflechte auch der Ausgangspunkt für infektiöse Hauterkrankungen sein. Auch immun schwächende Erkrankungen wie Diabetes, Krebs oder AIDS sowie Therapien wie Chemotherapie oder Antibiotikabehandlung können die normale Hautflora zerstören.

Quellen

  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Sterry, W., Paus, R.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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