Heilfasten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Heilfasten ist nicht religiös motiviert und soll der Reinigung und Entschlackung des Körpers dienen. Es gibt verschiedene Arten von Heilfasten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Heilfasten?

Das Heilfasten soll die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren, den Körper zur Entgiftung anregen und die Entschlackung in Gang bringen.

Als Fasten wird der komplette oder der teilweise Verzicht auf Nahrung bezeichnet. Dabei kann nur für einige Stunden, für mehrere Tage oder sogar Wochen gefastet werden. Bereits seit vielen Jahrtausenden fasten Menschen aus den verschiedensten Gründen. Schon Hippokrates erkannte das Fasten als eine medizinische Therapie an.

Manche Menschen müssen aufgrund schlechter Ernten oder wegen Kriegen fasten. Fasten ist auch häufig religiös motiviert. Beim Heilfasten spielen diese Motive allerdings keine Rolle. Heilfasten geschieht entweder aus medizinischen Gründen oder präventologischen Gründen. Das Heilfasten soll die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren, den Körper zur Entgiftung anregen und die Entschlackung in Gang bringen. Auch seelische Veränderungen können beim Fasten erwünscht sein. So soll den Fastenden durch den Verzicht auf Nahrung die Sicht ins Innere erleichtert werden.

Funktion, Wirkung & Ziele

Es gibt verschiedene Arten des Heilfastens. Gemein ist aber allen Formen, dass sie der Vorbeugung und Linderung von Krankheiten dienen sollen. Immer mehr Menschen erkranken an Zivilisationserkrankungen wie Übergewicht, Magen-Darm-Erkrankungen, Diabetes mellitus oder Bluthochdruck.

Viele Lebensmittel sind mit Konservierungsstoffen, Farbstoffen und Geschmacksverstärkern versetzt. Anhänger der Alternativmedizin gehen davon aus, dass der Körper viele dieser Stoffe einlagert. Während der Fastenkur soll der Körper von den abgelagerten Giftstoffen befreit werden. Durch den Verzicht auf die Nahrung soll der Stoffwechsel entlastet werden, sodass der Körper mehr Zeit hat, Unnötiges auszuscheiden. Ausleitende Verfahren wie Darmreinigung oder Entgiftungstees können den Körper bei dieser Aufgabe unterstützen. Die bekannteste Variante des Fastens ist das Tee-Saft-Fasten nach Otto Buchinger. Der Internist Otto Buchinger erkannte, dass komplettes Fasten bei vielen Menschen zu Beschwerden führt.

Beim Buchinger-Fasten werden Gemüsebrühe, Säfte und Honig zugeführt. Dabei wird eine Kalorienzufuhr von 500 Kalorien pro Tag nicht überschritten. Somit wird eine Belastung des Stoffwechsels vermieden. Gleichzeitig erhält der Körper weiterhin wichtige Nähr- und Vitalstoffe. Zusätzlich werden Einläufe durchgeführt. Diese dienen der Darmreinigung. Auch weitere stoffwechselunterstützende Maßnahmen wie Leberwickel oder Trockenbürsten gehören zur Buchinger-Kur.

Eine weitere Fastenvariante ist die Breuss-Kur. Sie wird in der Alternativmedizin begleitend in der Krebsbehandlung eingesetzt. Beim Breuss-Fasten wird für 42 Tage auf feste Nahrung verzichtet. Erlaubt sind Fruchtsäfte und Kräutertees. Laut Breuss sollen dadurch die Krebszellen selektiv ausgehungert werden. Die These ist allerdings stark umstritten. Bei der Fastenkur nach Breuss gilt: je weniger Saft am Tag getrunken wird, desto besser ist die Wirkung der Kur. Breuss empfiehlt zudem eine spezielle Saftmischung mit Karotten und Roter Bete.

Eine bekannte Fastenkur ist die F.-X.-Mayr Kur. Hauptziel dieser Fastenkur ist die Darmsanierung. Die Kur dient explizit nicht der Gewichtsreduktion. Täglich wird morgens auf nüchternen Magen warmes Wasser mit Bittersalz getrunken. Dieses dient der Darmreinigung. Es wirkt abführend. Anschließend stehen leichte Bewegung und Wechselduschen auf dem Programm. Während der Kur wird viel Kräutertee und Mineralwasser getrunken. Auch klare Gemüsebrühe ist erlaubt. Abends wird eine Kursemmel zusammen mit Milch verzehrt. Die Semmel dient als Schulung für die Speicheldrüsen und als Kautrainer. Beim Früchtefasten werden ausschließlich Früchte verzehrt. Auch Gemüse, Kräuter und Nüsse sind erlaubt.

Hingegen wird beim Molke-Fasten auf jegliche feste Lebensmittel verzichtet. Stattdessen werden pro Tag ein Liter Molke, ein halber Liter Orangensaft und drei Liter stilles Wasser zugeführt. Die Molke soll den Eiweißverlust während des Fastens reduzieren. Der Orangensaft dient der Zufuhr von Mineralien und Vitaminen und das Mineralwasser soll die Entgiftung fördern. Zusätzlich wird jeden Morgen zur Reinigung ein Glas Sauerkrautsaft getrunken.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Viele Ärzte stehen dem Heilfasten eher skeptisch gegenüber. Für ein paar Tage können gesunde Menschen in der Regel ohne Probleme fasten. Vor längeren Fastenkuren sollte jedoch immer ein Arzt konsultiert werden. Schwangere und stillende Frauen sollten überhaupt nicht fasten.

Auch Kinder und Menschen mit erhöhter Blutungsneigung sollten auf das Fasten verzichten. Fasten ist auch für Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion, für Menschen mit Durchblutungsstörungen des Gehirns, für Typ-1-Diabetiker, für Untergewichtige und für Essgestörte nicht geeignet. Menschen mit psychischen Erkrankungen sollten nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt fasten. Wenn dem Körper keine verwertbare Nahrung zugeführt wird, wird aus dem metabolen Stoffwechsel kurzfristig ein kataboler Stoffwechsel. Der Blutdruck und der Blutzuckerspiegel sinken. Damit der Körper die benötigte Energie erhält, baut er Fett- und Muskelgewebe ab, um Eiweiße zu erhalten. Bei längerem Heilfasten entstehen beim Fettabbau sogenannte Ketokörper. Dazu gehören Aceton, 3-Hydroxybutyrat und Acetoacet. Dieser Zustand kann sich zu einer Ketose weiterentwickeln.

Bei der Ketose finden sich übermäßig viele Ketonkörper im Blut. Es kommt zudem zu einer vermehrten Ausscheidung von Ketonen im Harn und in der Ausatemluft. Typisch für eine Ketose ist ein fruchtiger Mundgeruch. Durch den katabolen Stoffwechsel steigt auch der Harnsäurewert an. Dies begünstigt die Entstehung von Nieren- und Blasensteinen. Menschen mit Gicht können aufgrund der erhöhten Harnsäurewerte während des Fastens einen Gichtanfall erleiden.

Beim Fasten kann es zudem zu Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwäche kommen. Auch eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Stimmungsschwankungen können auftreten. Normalerweise klingen die Symptome jedoch nach einigen Tagen wieder vollständig ab. Andernfalls sollte die Fastenkur sofort abgebrochen werden.

Quellen

  • Augustin, M., Schmiedel, V.,: Leitfaden Naturheilkunde. Urban & Fischer, München 2003
  • Bierbach, E.: Naturheilpraxis Heute. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2013
  • Jänicke, C., Grünwald, D. J.: Alternativ heilen. Gräfe und Unzer, München 2006

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