Entschlackung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Entschlackung ist ein Verfahren der Alternativmedizin. Bei einer Entschlackung sollen Giftstoffe, Stoffwechselendprodukte und andere schädliche Stoffwechselprodukte aus dem Körper zur Ausscheidung gebracht werden.
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Was ist Entschlackung?
In vielen naturheilkundlichen Theorien ist Gesundheit als Freiheit von Giftschädigungen und von Giften definiert. Als Schlacken werden in der Alternativmedizin unter anderem Gifte und Säuren bezeichnet, die zunächst mit Mineralstoffen und Spurenelementen neutralisiert und dann im Gewebe abgelagert werden. Auch die Schulmedizin kennt solche Erkrankungsbilder.
Ein Beispiel dafür, dass der Körper Stoffwechselendprodukte, die er nicht zur Ausscheidung bringen kann, im Gewebe ablagert, ist die Gicht. Bei der Gicht sammelt sich so viel Harnsäure im Blut an, dass die Nieren die Säure nicht mehr komplett ausscheiden können. Es bilden sich Harnsäurekristalle, die dann in der Haut, in den Gelenken oder in Schleimbeuteln abgelegt werden. Dort können sie Entzündungen hervorrufen. Dem Verständnis der Alternativmedizin zufolge lagert der Körper auch andere Stoffe, die er nicht ausscheiden kann, an verschiedenen Orten im Körper ab. Dafür nutzt er bevorzugt das Bindegewebe. Auf den ersten Blick hat das Bindegewebe einzig und allein die Funktion die Organe an ihrem Platz zu halten und zu schützen.
Doch das Bindegewebe ist auch eine wichtige Transitstrecke. Sauerstoff, Kohlendioxid, Vitamine, Nährstoffe, Wasser und andere Stoffe werden über das Bindegewebe von den Blutkapillaren zu den Zielzellen transportiert. Für den österreichischen Arzt Alfred Pischinger war das Bindegewebe das zentrale Regulationsorgan des Körpers. Zu viele Ablagerungen im sogenannten Pischinger Raum sollen diese Grundregulation stören und so zu zahlreichen Krankheitsbildern führen. Die Entschlackung hat das Ziel das Bindegewebe und die anderen verschlackte Gewebe von den Giften, Säuren und Stoffwechselendprodukten zu befreien.
Funktion, Wirkung & Ziele
In der traditionellen abendländischen Medizin werden zur Entschlackung die sogenannten ausleitenden Verfahren genutzt. Ein ausleitendes Verfahren ist beispielsweise das blutige Schröpfen. Beim Schröpfen werden Schröpfgläser genutzt, um auf der Haut einen Unterdruck zu erzeugen. Beim blutigen Schröpfen wird die Haut nach der Desinfektion mit einer sterilen Nadel mehrfach angestochen. Anschließend wird das Schröpfglas aufgesetzt. Der Unterdruck wird traditionell dadurch erzeugt, dass die Luft im Schröpfkopf durch das Anzünden eines Wattebauschs erhitzt wird. Alternativ gibt es auch Schröpfgläser mit einer Saugglocke.
Der Unterdruck im Schröpfglas zieht das Blut aus der Haut. Schröpfgläser werden vor allem über sogenannten Myogelosen angesetzt. Myogelosen sind Muskelverhärtungen, die aus Sicht der Alternativmedizin ein Anzeichen für Schlackenablagerungen sind. Das Blut, das sich in den Schröpfgläsern sammelt, soll besonders schlackenreich sein.
Eine ähnliche ausleitende Wirkung hat der Aderlass. Beim Aderlass wird dem Patienten Blut entnommen. Dabei soll die Melanche, die schwarze Galle, aus dem Körper geholt werden. Der Aderlass nach der Heiligen Hildegard von Bingen wird ausschließlich in der Woche nach Vollmond durchgeführt. Auch das Cantharidenpflaster gehört zu den traditionellen Entschlackungsmethoden. Das Pflaster, das mit einer Salbe aus dem getrockneten und zermahlenen Käfer Lytta vesicatoria bestrichen ist, wirkt durchblutungsfördernd und lymphanregend. Nach einigen Stunden auf der Haut bewirkt es eine blasige Hautentzündung. Die austretende Lymphflüssigkeit soll Schlacken und Gifte beinhalten. Das Cantharidenpflaster wird auch als weißer Aderlass bezeichnet.
Bekannte entschlackende Maßnahmen sind Fastenkuren und Einläufe. Es gibt verschiedene Fastenkuren, die die Entschlackung des Körpers anregen sollen. Beim Buchinger-Heilfasten wird überwiegend mit Gemüsebrühe und Säften gefastet. Grundlage der Mayr-Fastenkur ist die Milch-Semmel-Diät. Beim Saftfasten werden ausschließlich Obst- und Gemüsesäfte konsumiert. Bei allen Fastenkuren werden zudem gezielte Darmentleerungen mittels Einlauf oder Glaubersalz durchgeführt. Die Sauna zählt ebenfalls zu den entschlackenden Verfahren. Durch die hohen Temperaturen wird der Stoffwechsel angeregt und Schlackenstoffe können vermehrt über den Schweiß ausgeschieden werden.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Aufgrund der fehlenden Energiezufuhr baut der Körper Proteine aus den Muskeln ab. Davon kann auch der Herzmuskel betroffen sein. Patienten, die an einer Herzerkrankung oder an Kreislauferkrankungen leiden, sollten deshalb nicht fasten. Auch für Krebspatienten, Patienten in der Rekonvaleszenz, für Senioren oder für chronisch Kranke kann Fasten gefährlich sein. Diabetiker, Schwangere und Stillende sollten überhaupt nicht Fasten. Generell sollten Unerfahrene nur unter ärztlicher Aufsicht oder unter Begleitung durch einen Heilpraktiker fasten. Es ist zu beachten, dass sich einige Erkrankungen beim Fasten verschlimmern können. Insbesondere bei der Gicht können vermehrt Gichtanfälle auftreten.
Beim Cantharidenpflaster kann bei einer nachlässigen Wundbehandlung oder bei einer Immunschwäche eine gefährliche Infektion entstehen. Das Pflaster sollte deshalb nur von erfahrenen Ärzten oder Heilpraktikern eingesetzt werden. Dasselbe gilt für das blutige Schröpfen und den Aderlass. Es handelt sich dabei um invasive Eingriffe, die eine adäquate Hygiene und Fachkenntnisse erfordern. Bevor eine Entschlackung durchgeführt wird, sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann ausschließen, dass eine ernsthafte Erkrankung vorliegt, die einer schulmedizinischen Therapie bedarf.
Quellen
- Augustin, M., Schmiedel, V.: Leitfaden Naturheilkunde, Urban & Fischer, München 2012
- Ernst, E.: Praxis Naturheilverfahren. Springer, Berlin 2005
- Kraft, K., Stange, R. (Hrsg): Lehrbuch Naturheilverfahren. Hippokrates, Stuttgart 2010