Hyperosmolares Koma

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Hyperosmolares Koma

Die Krankheit Diabetes bestimmt das gesamte Leben der Betroffenen. Eine intensive Aufklärung über den Umgang mit der Krankheit kann Patienten helfen, ihr Leben so normal wie möglich zu gestalten, und beugt Komplikationen, wie dem hyperosmolaren Koma, vor.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein hyperosmolares Koma?

Für das hyperosmolare Koma sind stark erhöhte Blutzuckerwerte und erhöhte Flüssigkeitsausscheidungen typisch. Die Glukosekonzentration im Urin ist so hoch, dass sie bereits die Nierenschwelle überschreitet.
© pittawut – stock.adobe.com

Ein hyperosmolares Koma ist eine lebensbedrohliche Komplikation von Diabetes Typ 2 und gehört als Unterform zum diabetischen Koma. Die Bewusstlosigkeit wird durch einen extremen Insulinmangel hervorgerufen.

Tritt ein hyperosmolares Koma auf, muss der Betroffene sofort ins Krankenhaus eingeliefert und stationär bahndelt werden. Meist handelt es sich um ältere Diabetes-Typ 2-Patienten.

Ursachen

Ein hyperosmolares Koma entsteht, wenn der Blutzuckerspiegel aufgrund eines Insulinmangels extrem stark ansteigt. Der überschüssige Zucker wird teilweise über die Nieren ausgeschieden. Der zuckerhaltige Urin zieht Wasser mit sich, wodurch der Körper einen starken Flüssigkeitsverlust erleidet, der allein durch Trinken nicht mehr ausgeglichen werden kann.

Ein Insulinmangel kann durch eine unzureichende Versorgung mit Insulin oder einen erhöhten Bedarf hervorgerufen werden. Eine unzureichende Versorgung kann entstehen, wenn ein Diabetes-Patient sich nicht genug oder nicht auf die korrekte Art und Weise Insulin spritzt, wenn er zu wenig Tabletten einnimmt, die den Blutzuckerspiegel senken, oder die verordnete Dosis nicht mehr ausreicht.

Häufig sind ältere Diabetiker betroffen, deren Bauchspeicheldrüse noch genug Insulin produziert, um einen übermäßigen Fettabbau zu verhindern, aber nicht mehr genug, um eine übermäßige Glukose-Bildung in der Leber zu verhindern. In etwa 25 Prozent der Fälle handelt es sich um eine Diabetes-Erkrankung, die bislang nicht erkannt wurde und eine entsprechende Behandlung daher völlig fehlte.

Ein erhöhter Insulinmangel entsteht in 40 Prozent der Fälle durch eine Infektion, da bei einer Infektion der Blutzuckerspiegel erhöht ist. Das sollten Typ 2-Diabetiker im Krankheitsfall unbedingt beachten, zum Beispiel, wenn sie eine Lungenentzündung oder eine Grippe erwischt hat. Aber auch eine ungünstige Ernährungsweise, eine Schilddrüsenüberfunktion, eine Operation oder andere Krankheiten können zu einem erhöhten Insulinbedarf führen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Für das hyperosmolare Koma sind stark erhöhte Blutzuckerwerte und erhöhte Flüssigkeitsausscheidungen typisch. Die Glukosekonzentration im Urin ist so hoch, dass sie bereits die Nierenschwelle überschreitet. Der Körper versucht die unverbrauchte Glukose loszuwerden und scheidet diese mittels erhöhter Urinmengen aufgrund der erhöhten Osmolarität der Glukose aus.

Als Folge kommt es zu einer Austrocknung, die bis zur Bewusstlosigkeit führen kann. Daneben können auch Krampfanfälle auftreten. Des Weiteren ruft die ausgeprägte Glukosurie Elektrolytstörungen hervor. Die geringe Flüssigkeitsmenge kann außerdem einen Volumenmangelschock hervorrufen. Schließlich sind die Nieren von einem akuten Nierenversagen bedroht.

Die Elektrolytstörungen wirken sich vor allen negativ auf die Nervenzellen des Gehirns aus und sind daher auch in großem Maße für die Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle verantwortlich. Der Volumenmangelschock äußert sich durch stark abfallenden Blutdruck, starkes Durstgefühl und ebenfalls durch Zeichen einer Bewusstseinseintrübung. Neben dem eigentlichen Koma kann es auch noch zu anderen Symptomen kommen.

Dazu zählen unter anderem Schwindelgefühle, starkes Durstgefühl, Gewichtsverlust, trockener Mund, starke Müdigkeit, Sehstörungen, Konzentrationsstörungen, Fieber, Nackensteifigkeit und Kreislaufstörungen bis hin zum Kreislaufschock. Durch den Flüssigkeitsverlust kommt es zur Eindickung des Blutes, wodurch die Gefahr für das Auftreten von Thrombosen wächst. Auch Lungenentzündungen werden beobachtet. Die Sterblichkeit bei einem hyperosmolaren Koma ist sehr hoch. Sie liegt zwischen drei und 30 Prozent.

Diagnose & Verlauf

Ein hyperosmolares Koma kann anhand einer Blutzuckermessung diagnostiziert werden. In der Regel liegt ein extrem hoher Wert von über 600 Milligramm pro Deziliter vor.

Zum Vergleich: Bei einem Nicht-Diabetiker liegen die Normalwerte im nüchternen Zustand bei 80 bis 120 Milligramm pro Deziliter.

Weiterhin führt der behandelnde Arzt eine Untersuchung des Blutes durch. Dabei wird getestet, ob die Blutsalze Kalium und Natrium in normalen Mengen vorhanden sind. Außerdem wird an speziellen Parametern bestimmt, ob ein Entzündungsherd im Körper vorliegt. So kann festgestellt werden, ob das hyperosmolare Koma durch eine Infektion ausgelöst wurde. Weitere Untersuchungen schließen die Erkrankung anderer Organe als Auslöser aus.

Als erstes Symptom ist zu beobachten, dass vermehrt Wasser ausgeschieden wird. Als Folge davon entwickeln Betroffene extreme und anhaltende Durstgefühle, Übelkeit und Erbrechen, ausgetrocknete Schleimhäute, Herzrasen und einen niedrigen Blutdruck.

Später kommen Schwindelgefühle und körperliche Schwäche dazu, der Patient ist kaum noch ansprechbar. Schließlich kommt es zu einem Kreislaufzusammenbruch. Ist als Auslöser des hyperosmolaren Komas eine Infektion gegeben, zeigen sich auch Symptome der entsprechenden Entzündung.

Komplikationen

Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Reihe verschiedener Beschwerden, die den Alltag des Betroffenen einschränken und die Lebensqualität erheblich verringern können. In der Regel kommt es zu einem erhöhten Durst und damit auch zu einem verstärkten Wasserlassen beim Patienten. Der Mund ist trocken und die Patienten leiden an Übelkeit und Erbrechen.

Nicht selten kommt es auch zu Herzrasen und zu einem niedrigen Blutdruck. Durch den niedrigen Blutdruck können die Betroffenen das Bewusstsein verlieren oder sogar in ein Koma fallen. Dabei kann es ebenfalls zu verschiedenen Verletzungen kommen. Im Allgemeinen tritt ein Schwächegefühl ein, verbunden mit Müdigkeit, sodass auch die Belastbarkeit des Patienten erheblich verringert wird.

Nicht selten kommt es temporär auch zu Denkstörungen oder zu Sprachstörungen und die Betroffenen leiden an Konzentrationsmangel. Die Behandlung dieser Krankheit findet mit Hilfe von Infusionen statt und führt nicht zu weiteren Komplikationen. Dabei kommt es auch nicht zu einer Verringerung der Lebenserwartung. Nach der Behandlung muss die Medikation des Diabetes für den Patienten neu eingestellt werden, damit dieser Zustand nicht erneut eintritt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Konsultation eines Arztes ist notwendig, wenn der Betroffene über eine längere Zeit an verschiedenen Beschwerden leidet. Ein anhaltender Harndrang, der sich bereits kurz nach dem letzten Toilettengang erneut einstellt, ist ein Warnhinweis des Körpers für Unstimmigkeiten. Kommt es zu einem erhöhten Durstgefühl, trockenen Schleimhäuten in Mund und Rachen oder einem allgemeinen Gefühl der inneren Trockenheit, ist ein Arztbesuch nötig. Dies gilt insbesondere, wenn keine körperlichen Überanstrengungen vorliegen oder eine starke Hitze vorherrscht.

Ein scheinbar grundloses intensives Durstgefühl ist von einem Arzt abklären zu lassen. Bei Beschwerden wie Erbrechen, Übelkeit, Schwindel oder einer allgemeinen Schwäche, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu weiteren Auffälligkeiten oder nehmen die vorhandenen Symptome zu, ist ein Arztbesuch vonnöten. Ein ungewöhnlich schwacher Blutdruck, ein starkes Schlafbedürfnis, permanente Müdigkeit oder ein blasses Hautbild sind Hinweise für Erkrankungen, die überprüft und behandelt werden sollten. Leidet der Betroffene unter Herzrasen, Schweißausbrüchen oder einem Krankheitsgefühl, sollte er einen Arzt aufsuchen, um die Beschwerden abklären zu lassen. Kommt es zu einer verminderten Leistungsfähigkeit, können alltägliche Pflichten nicht mehr vollumfänglich erfüllt werden oder stellen sich Beschwerden der Verdauung ein, ist ein Arzt aufzusuchen.

Behandlung & Therapie

Ein hyperosmolares Koma wird im Krankenhaus behandelt, oft auf der Intensivstation. Zuerst muss der Salz- und Flüssigkeitsverlust so schnell wie möglich wieder ausgeglichen werden. Per Infusion werden den Patienten innerhalb der ersten acht Stunden etwa fünf bis sechs Liter einer Kochsalzlösung zugeführt.

Mit der Flüssigkeitsinfusion beginnen meist bereits die Rettungssanitäter auf dem Weg ins Krankenhaus. Zusätzlich wird intravenös Insulin verabreicht. Gegebenenfalls wird eine auslösende Infektion behandelt. Unter strenger Beobachtung der Nieren-, Blutzucker- und pH-Werte sowie des Elektrolythaushalts wird der Stoffwechsel langsam wieder normalisiert.

Anschließend wird die Medikation des Diabetes Typ 2 neu eingestellt. Wird der Kreislaufkollaps nicht passend behandelt, wird der Betroffene langsam bewusstlos und fällt in ein tiefes Koma, das schlimmstenfalls mit dem Tod enden kann.


Aussicht & Prognose

Die Prognose des hyperosmolaren Komas wird als ungünstig beschrieben. In schweren Fällen erwacht der Patient nicht mehr aus dem Koma und es kommt zu einem vorzeitigen Ableben. Erlangt der Betroffene wieder das Bewusstsein, muss er mit erheblichen gesundheitlichen Einbußen rechnen. Der akute Zustand entwickelt sich bei Diabetes Patienten. Dies ist eine chronische Erkrankung mit einem potentiell fortschreitenden Verlauf. Eine starke Beeinträchtigung der Lebensgestaltung ist bei den Patienten bereits vor dem komatösen Zustand vorhanden. Eine Heilung der Diabeteserkrankung ist nach den derzeitigen wissenschaftlichen und medizinischen Möglichkeiten nicht gegeben.

Durch das Koma verschlechtert sich der bereits vorhandene Gesundheitszustand des Patienten um ein weiteres. Es ist daher mit einer weiteren Abnahme der Lebensqualität und einer Zunahme bereits vorhandener Beschwerden zu rechnen. Darüber hinaus entwickeln sich bei den meisten Betroffenen weitere Störungen.

Ist das Koma überwunden, wird die Medikamentengabe des Patienten neu reguliert. Dies soll ein erneutes Auslösen des hyperosmolaren Komas verhindern und vorbeugend wirken. Zusätzlich werden die aktuellen Beschwerden neu bewertet und es erfolgt eine Optimierung des Behandlungsplans. Arbeitet der Patient mit und befolgt er die Vorgaben des Arztes, können deutliche Verbesserungen beobachtet werden. Wenngleich keine Heilungsaussicht besteht, kann dennoch eine adäquate Lebensführung aufgebaut werden.

Vorbeugung

Die wichtigste Vorbeugemaßnahme für Diabetes-Patienten ist, dass sie sich ausreichend über ihre Krankheit informieren. Um ein hyperosmolares Koma zu verhindern, müssen sie ihre Blutzuckerwerte regelmäßig messen und steigende Werte, zum Beispiel während einer Infektion, schnell erkennen können. Bei erhöhten Blutzuckerwerten muss die Insulindosis entsprechend eingestellt werden. Spezielle Schulungen für Diabetes-Patienten klären über Komplikationen auf und geben Tipps für den alltäglichen Umgang mit der Krankheit. Weiterhin ist es wichtig, immer genug zu trinken, mindestens zwei Liter pro Tag werden empfohlen.

Nachsorge

Die Gefahr eines hyperosmolaren Komas lässt sich im Zuge der Nachsorge durch eine sorgfältige Kontrolle erkennen. Zu diesem Zweck ist es wichtig, dass die Diabetiker sich über die Risiken bewusst sind und ihren Blutzucker genau überwachen. Unter anderem gehört dazu die Anpassung der täglichen Dosis Insulin an die Tagesaktivitäten und an die Mahlzeiten. Eine erhöhte Aufmerksamkeit hilft dabei, eventuelle Veränderungen als Warnzeichen zu erkennen.

Bei Verdacht auf ein diabetisches Koma sind schnelle Gegenmaßnahmen erforderlich. Ein Arztbesuch oder ein Anruf beim Notdienst leitet die weiteren Schritte ein. Im Anschluss an die Erstbehandlung mit Insulin und viel Flüssigkeit findet eine längerfristige Beobachtung statt. Diese konzentriert sich auf die Umstellung des Blutzuckerspiegels und auf die Stabilität des Patienten.

Die umfassende Aufklärung der gefährdeten Personen ist ein wichtiger Beitrag im Rahmen der sicheren Nachsorge. Für die Vorbereitung auf einen akuten Notfall benötigen die Betroffenen die entsprechenden Medikamente. Die Einbeziehung der Familienangehörigen ist ebenfalls sinnvoll.

Diese können im Notfall, wenn der Patient nicht mehr ansprechbar sein sollte, die nötigen Maßnahmen ergreifen. Zu den regelmäßigen Nachsorge-Terminen gehören auch nephrologische, augenärztliche und hausärztliche Kontrolluntersuchungen. Diese sollen sicherstellen, dass die Diabetes-Erkrankung nicht zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie Nierenbeschwerden, Erblindung oder einem diabetischen Fuß führt.

Das können Sie selbst tun

Angehörige eines diagnostizierten Diabetikers und auch der Erkrankte selbst erkennen meist recht früh die Anzeichen eines gestörten Blutzuckerwertes. Entgleist der Stoffwechsel jedoch zu schnell oder unbemerkt ist oft keine Zeit mehr für prophylaktische Maßnahmen.

Fällt der Betroffene in das hyperosmolare Koma befindet er sich in einer lebensgefährlichen Notfallsituation. Dies ist ein Zustand tiefer Bewusstlosigkeit. Das bedeutet, dass Herzschlag und Atmung noch vorhanden, das bewusste Dasein jedoch ausgeschaltet ist. Ebenso verfügt der Betroffene nicht länger über lebenswichtige Schutzreflexe. Aus diesem Grunde sollten nun keine Versuche der Nahrungsaufnahme unternommen werden. Der Betroffene verfügt weder über Schluck- noch über Hustenreflexe. Es besteht die Gefahr einer Aspiration und damit die Wahrscheinlichkeit des Erstickens.

Als Selbsthilfe bleibt lediglich schnelles Handeln und das Messen des Blutzuckerwertes. Möglichst schnell muss der Betroffene in die stabile Seitenlage gebracht und der Rettungsdienst gerufen werden. Während der Wartezeit ist es wichtig die Atmung regelmäßig zu kontrollieren und nötigenfalls eine Mund-zu-Nase-Beatmung durchzuführen. Erscheint die Spontanatmung des Betroffenen als unzureichend oder verfärbt sich dessen Haut bläulich, so muss die Herzlungenwiederbelebung erfolgen. Sind mehrere Helfer vor Ort, sollte die HLW rotierend im Wechsel und ohne Pause durchgeführt werden. Dies ist notwendig bis der Rettungsdienst am Notfallort eingetroffen ist.

Quellen

  • Lücke, N.: Diabetes mellitus. Compact-Verlag, München 2010
  • Schmeisl, G.-W.: Schulungsbuch für Diabetiker. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2009
  • Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009

Das könnte Sie auch interessieren