Konvergenz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Konvergenz

Die Bezeichnung Konvergenz geht auf das lateinische Wort „convergere“ zurück und bedeutet „zueinander neigen“, „sich hinneigen“. Als Konvergenz wird die Stellung der Augen bezeichnet, mit der sich die Blicklinien unmittelbar vor den Augen schneiden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Konvergenz?

Als Konvergenz wird die Stellung der Augen bezeichnet, mit der sich die Blicklinien unmittelbar vor den Augen schneiden.

Junge Erwachsene und Kinder sind trotz Weitsichtigkeit (Hyperopie) in der Lage, scharf zu sehen, indem sie ihre Fehlsichtigkeit ausgleichen. Die Fachsprache bezeichnet diesen Ausgleich als Akkommodation. Die Ziliarmuskeln der Augen werden angespannt, wodurch die Brechkraft der Linse ansteigt.

Menschen ohne Seheinschränkung müssen ihre Sehschärfe nicht anpassen, um in der Nähe scharf zu sehen. Um die passende Ausgangsstellung für die Nahsicht einzunehmen, bewegen sich beiden Augen zur gleichen Zeit nach innen. Diesen Vorgang bezeichnet die Fachsprache als Konvergenz.

Beide Vorgänge zusammen werden als Naheinstellung oder Nahfixation bezeichnet. Durch diesen natürlichen Vorgang ist der Mensch in der Lage, Objekte aus der Nähe zu betrachten, ohne dabei Doppelbilder zu sehen.

Funktion & Aufgabe

Das Auslösen einer willkürlichen Konvergenzbewegung wird häufig als Schielen bezeichnet, was so jedoch nicht richtig ist, da die Gesichtslinien des linken und rechten Auges parallel in der Nähe befindliche Objekte fixieren und nicht voneinander abweichen. Erst wenn die reflektorische Engstellung der Pupillen beeinträchtigt ist, liegt das sogenannte Schielen vor. Beide Augen weisen dann eingeschränkte Einwärtsbewegungen auf. Je nach Ausprägung der Konvergenzstörung liegt ein unterschiedlich starkes Schielen vor. Mediziner sprechen von einem Konvergenzexzess.

Ohne Konvergenz und Konvergenzreaktion wären Menschen nicht in der Lage, dreidimensional zu sehen. Das dreidimensionale Sehen erfordert, dass sich beide Augäpfel auf denselben Punkt ausrichten, um über das Zentralnervensystem (ZNS) ein dreidimensionales Bild zu erzeugen.

Die Konvergenzreaktion ist ein neurophysiologischer Prozess. Zu diesem Regelkreis gehören auch die Verengung der Pupillen (Miosis) und die Akkommodation. Bei der Akkommodation handelt es sich um eine Anpassung der Augen, um ein störungsfreies Nahsehen zu garantieren. Der Komplex aus Pupillenverengung, Konvergenzreaktion und Naheinstellung wird als Naheinstellungstrias bezeichnet.

Die Konvergenzreaktion erfolgt über den dritten Hirnnerv. Die Fachsprache bezeichnet diesen als Nervus oculomotorius. Dieser ist gemeinsam mit dem sechsten Hirnnerv (Nervus abducens) und dem vierten Hirnnerv (Nervus trochlearis) für die Ausführung der Augenbewegungen zuständig. Über den motorischen Kern des dritten Hirnnervs wird eine Kontraktion der äußeren Augenmuskulatur ausgelöst. Mit Hilfe dieser Augenmuskulatur sind die Augäpfel in der Lage, sich einwärts zu bewegen. Dieser Vorgang wird als Konvergenzbewegung bezeichnet. Durch Kontraktion der Augenringmuskeln (Musculus sphincter pupillae) erfolgt eine temporäre Pupillenverengung. Zur gleichen Zeit ziehen sich die äußeren Augenmuskeln zusammen, um Objekte in der Nähe zu fixieren.

Die Konvergenzreaktion ermöglicht durch die Einwärtsdrehung der Augen eine Überschneidung der beiden Gesichtslinien und vermeidet Doppelbilder. Ohne diesen Vorgang wäre das Betrachten von Objekten aus der Nähe nicht möglich.


Krankheiten & Beschwerden

Ist die Konvergenzreaktion eingeschränkt, liegt eine Unter- oder Überfunktion vor. Der Grad einer vorliegenden Konvergenzstörung wird mittels des AC/A-Quotienten in der Schielheilkunde (Strabologie) bestimmt. Er ist ein Indikator für den pathologischen Zustand des beidäugigen Sehens (Binokularsehen).

Der Mediziner stellt fest, inwieweit der Patient in der Lage ist, die motorischen und sensorischen Fähigkeiten beider Augen gemeinsam einzusetzen. Die Konvergenz beider Augen bewegt sich bei zwei bis drei Grad pro Dioptrie. Der Grad der Konvergenzstörung lässt sich durch die Gradienten- und Heterophoriemethode feststellen.

Das Schielen wird durch eine überschießende Konvergenzreaktion ausgelöst, die als Konvergenzexzess bezeichnet wird. Schaut ein Mensch in die Ferne, bewegen sich seine Augen parallel nach vorne. Beim Nahsehen bewegen sich die Augen nach innen und richten sich leicht nach unten. Richtet sich der Blick wieder in die Ferne, liegt eine Divergenz vor. Die äußeren Augenmuskeln (Ziliarmuskeln) sind für störungsfreie Vergenzen zuständig.

Bei Vorliegen einer Konvergenzschwäche sind die Augen nicht in der Lage, sich an Entfernungen anzupassen, da die Muskeln zu schwach sind und keine ausreichende Kontraktion mehr durchführen können. Der Mensch kann Objekte in der Nähe dann nicht mehr deutlich sehen.

Das Gehirn aktiviert das Sehzentrum, um diese Konvergenzstörung zu reduzieren, indem es versucht, durch Retusche und Erfahrungswerte die Qualität der wahrgenommenen Bilder zu optimieren. Dieser Prozess ist jedoch anstrengend und deutliches Sehen nur vorübergehend möglich. Auf Dauer lässt die Sehschärfe nach, die optische Fehlleistung kann nicht mehr ausgeglichen werden. Es stellt sich eine dauerhafte Sehschwäche ein, die korrigiert werden muss. Der Impuls eines Auges wird dann ausgeschaltet, während das andere das Nahsehen übernimmt.

Auf diese Weise entstehen verschiedene Arten des Schielens. Zwischen dem 40. Und 50. Lebensjahr setzt die Altersweitsichtigkeit ein. Ein weitsichtiger Mensch bemerkt diese Veränderungen schnell, da er häufig darauf angewiesen ist, seine Nahsicht anzupassen.

Ein teil-akkommodatives Schielen liegt vor, wenn eine Brille diese Fehlsichtigkeit nicht vollständig beseitigt, sondern lediglich den Schielwinkel verkleinert. Eine krampfartige Konvergenzausführung liegt bei einem Spasmus vor, der mit einer Pupillenengstellung und einer verstärkten Naheinstellung einhergeht. Eine Insuffizienz wird meistens durch eine Störung in der Änderung des Augenwinkels verursacht. Ursache kann eine neurogene oder senso-motorisch bedingte Läsion sein. Diese visuelle Störung kann durch eine Prismenbrille oder Sehübungen teils korrigiert werden. Eine Augenoperation ist gleichfalls möglich.

Bei der endokrinen Orbitophatie liegt eine Konvergenzschwäche vor. Die Bezeichnung „endokrin“ weist auf eine Schilddrüsenerkrankung hin, die diese Autoimmunerkrankung auslöst. Charakteristisch ist das Hervortreten der Augäpfel (Exophthalmus) mit einer erweiterten Lidspalte. Auslöser sind Gewebeveränderungen hinter den Augäpfeln. Diese größenmäßigen und strukturellen Veränderungen betreffen das Binde-, Muskel- und Fettgewebe. Die Augen schwellen aufgrund des infiltrierten Gewebes an, während die Dehnbarkeit der Muskeln eingeschränkt ist. Die Augenbewegung ist schmerzhaft und die Blickwendung eingeschränkt.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

Das könnte Sie auch interessieren