Nervus trochlearis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Nervus trochlearis ist der vierte Hirnnerv und innerviert den Musculus obliquus superior motorisch. Er ist gemeinsam mit dem Nervus oculomotorius und dem Nervus abducens an der Bewegung des Augapfels beteiligt. Bei einer Lähmung des Nervs treten Doppelbilder auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Nervus trochlearis?

Der Nervus trochlearis bewegt gemeinsam mit den Nerven Nervus oculomotorius und Nervus abducens den Augapfel. Die präzise und umfangreich zielgerichtete Bewegung des Augapfels ist dem Menschen nur dank des Zusammenspiels der drei Nerven möglich.
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Hirnnerven sind Nerven mit direktem Ursprung in den spezialisierten Nervenzellansammlungen, den sogenannten Hirnnervenkernen, des Gehirns bzw. des Hirnstammes. Außer den Hirnnerven entspringen alle anderen Körpernerven dem Rückenmark.

Hirnnerven führen Faserqualitäten von somatosensibel über vegetativ und somatomotorisch. Die somatomotorischen Nervenfasern innervieren Muskeln und Organe und geben ihnen so die Möglichkeit der Willkürbewegung. Alle somatomotrischen Fasern sind efferente Nerven. Einer der somatomotrischen Hirnnerven ist der vierte Hirnnerv, der Nervus trochlearis genannt wird. Gemeinsam mit dem Nervus oculomotorius und Nervus abducens ermöglicht er die Bewegungen des Augapfels.

Der Nervus trochlearis entspringt als einziger Hirnnerv der Dorsalseite des Gehirns und hat seinen Ursprung kaudal der Colliculi inferiores innerhalb des Tectum im Mesencephalon. Wie alle motorischen Nerven enthält er nicht ausschließlich motorische Fasern, sondern auch sensible Fasern zur Propriozeption der versorgten Muskeln. Sein Versorgungsgebiet ist die kontralaterale Seite des Musculus obliquus superior.

Die Sehne dieses Muskels wird innerhalb der Augenhöhle von einem Rollknorpel abgelenkt. Dieser Rollknorpel ist als Trochlea bekannt und hat dem Nervus trochlearis zu seinem Namen verholfen.

Anatomie & Aufbau

Der Hirnnervenkern von Nervus trochlearis entspricht dem Nucleus nervi trochlearis und liegt im Mittelhirn. Da der Nerv als einziger Hirnnerv dorsal des Hirnstamms austritt, kreuzt er nach dem Austritt auf die andere Seite ins dorsale Trochearis-Chiasma. Die Schädelhöhle verlässt der Nerv beim Menschen an der Fissura orbitalis superior.

Der somatomotorische Nerv ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. So handelt es sich bei ihm zum Beispiel um den schwächsten Hirnnerv, wenn es um die Anzahl der beteiligten Axone geht. Darüber hinaus besitzt der Nerv von allen Hirnnerven den mitunter längsten Verlauf innerhalb des Schädels. Nach der dorsolateralen Durchbrechung der Dura mater, dem Verlauf in der lateralen Wand des Sinus cavernosus und dem Durchtritt durch die Fissura orbitalis superior zieht sich der Nerv in der Augenhöhle lateral und kranial am Ursprung der Augenmuskeln, dem sogenannten Anulus tendineus communis, vorbei. Der Nerv ist mit der motorischen Endplatte des Musculus obliquus superior verbunden und überträgt an dieser Stelle motorische Impulse aus dem zentralen Nervensystem auf den Muskel.

Funktion & Aufgaben

Der Nervus trochlearis bewegt gemeinsam mit den Nerven Nervus oculomotorius und Nervus abducens den Augapfel. Die präzise und umfangreich zielgerichtete Bewegung des Augapfels ist dem Menschen nur dank des Zusammenspiels der drei Nerven möglich. Wenn einer der drei Nerven ausfällt, gerät die Augenbewegung durch den Ausfall des gelähmten Augenmuskels vollständig aus dem Gleichgewicht und die visuelle Wahrnehmung ist erschwert.

Die motorischen Fasern des Nervus trochlearis sind für die Übertragung von zentral ausgegebenen Befehlen zuständig. Sie kümmern sich an der motorischen Endplatte des Musculus obliquus superior um die Übertragung der Befehle in Form von Erregung. Die Muskelfasern des Muskels werden auf diese Weise zur Kontraktion angeregt, sodass sich der Augapfel bewegt.

Die sensiblen Fasern des somatomotorischen Nervs leiten Empfindungen aus dem Muskel ins zentrale Nervensystem. Dieser Prozess ist für gezielte Muskelbewegungen mit angemessener Kontraktionskraft zwingend erforderlich, da das Nervensystem ohne diese Rückmeldung den gegenwärtigen Kontraktionszustand des Muskels nicht hinzureichend einschätzen kann.

Die Reize aus dem Muskel werden von Rezeptoren registriert, den sogenannten Propriozeptoren, wie den Muskelspindeln und dem Golgi-Sehnenorgan. Da die sensibel leitenden Fasern Erregung Richtung Zentralnervensystem transportieren, werden sie auch als afferente Fasern bezeichnet. Mit seine efferenten Fasern ist der Nervus trochlearis also wesentlich an willkürlichen Bewegungen des Augapfels beteiligt, während er mit seinen afferenten Fasern an der Tiefensensibilität im Bereich des Musculus obliquus superior beteiligt ist.

Die Bewegung des Augapfels ist für den Menschen, als augengesteuertes Lebewesen, auch aus evolutionsbiologischer Sicht relevant. Evolutionsbiologen zu Folge hat die visuelle Wahrnehmung der menschlichen Art in frühen Zeiten die zuverlässigste Einschätzung von Gefahren in der Umgebung ermöglicht und so Reaktionen auf die Umgebung weitaus mehr gelenkt als die anderen Wahrnehmungsinstanzen.

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Krankheiten

Bei einer Schädigung des Nervus trochlearis kann eine Trochlearisparese eintreten. Als solche wird ein Funktionsverlust des kontralateralen Anteils am Musculus obliquus superior bezeichnet. Da der Nerv nicht als einziger Nerv die Augapfelbewegung ermöglicht, geht mit einer solchen Lähmung kein vollständiger Verlust der Beweglichkeit einher.

Nichtsdestotrotz stellen sich sichtbeeinträchtigende Symptome ein. Die Betroffenen schielen und sehen aus diesem Grund Doppelbilder. Es kommt zu Bewegungseinschränkungen des Augapfels, da das betroffene Auge nach einer Lähmung des Nervs nach oben abweicht, was auch als Hypertrophie bekannt ist. Gleichzeitig dreht sich das Auge nach innen und ruft so eine Esotropie hervor. In der Sagittalachse verrollt das Auge nach außen und ruft damit eine Exzyklotropie hervor. Die vertikalen Doppelbilder entstehen vor allem beim Versuch, zur unteren Gegenseite zu blicken. Um die Beschwerden zu lindern, neigt der Patient den Kopf meist kompensatorisch auf die gesunde Seite, sodass ein okulärer Schiefhals entsteht.

Wenn eine isoliert einseitige Schädigung des versorgenden Hirnnervenkerns vorliegt, ist aufgrund der Kreuzung kurz nach Austritt der Nervenbahnen der Muskel auf der Gegenseite von der Lähmung betroffen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Klingelhöfer, J., Berthele, A.: Klinikleitfaden Neurologie. Urban & Fischer, München 2009

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