Lendenwirbelsäulen-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Hinter dem Begriff Lendenwirbelsäulen-Syndrom verstecken sich unterschiedliche Phänomene, wie zum Beispiel chronische Rückenschmerzen und Hexenschüsse. Es handelt sich um einen Sammelbegriff für unterschiedliche Störungen und nicht um eine eigenständige Krankheit. Dennoch empfiehlt sich bei bleibenden Beschwerden eine ärztliche Behandlung.
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Was kennzeichnet das Lendenwirbelsäulen-Syndrom?
Das Krankheitsbild des Lendenwirbelsäulen-Syndroms umfasst unterschiedliche Symptome. Im Mittelpunkt der differenzierten Erkrankungen steht jedoch ein lokaler Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule. Ansonsten kann das Syndrom verschiedene Ausmaße annehmen, ohne dass zwischen den Beschwerden gezwungenermaßen weitere Parallelen liegen. Rückenschmerzen sind bei Erwachsenen ein weit verbreitetes Phänomen.
Im fortschreitenden Alter existieren nur wenige Personen, die bisher noch keine Erfahrung mit Beschwerden solcher Art gemacht haben. Das Lendenwirbelsäulen-Syndrom lässt sich dabei in Subtypen unterteilen. Zum einen existiert ein akuter Rückenschmerz, zum anderen ein chronischer. Generell betreffen Rückenschmerzen meistens die Region der Lendenwirbelsäule. Langfristig bestehende Schmerzen sollten durch einen Arzt abgeklärt werden. Nur so ist es möglich, die Lebensqualität des Betroffenen weitestgehend zu erhalten.
Ursachen
Das akute LWS-Syndrom erscheint normalerweise sehr plötzlich und ohne größere Vorwarnung. Die Schmerzen nehmen ein hohes Maß an und werden oft durch eine falsche Bewegung verursacht. Zu dieser kann es während sportlicher Aktivitäten kommen, aber auch im Alltag, beispielsweise bei dem Heben und Tragen von schweren Gegenständen.
Neben falschen Bewegungen und Verschleißerscheinungen, kommen auch Bandscheibenvorfälle für das akute LWS-Syndrom in Frage. Bei einem Bandscheibenvorfall bricht der Galletkern einer Bandscheibe. Die austretende Flüssigkeit kann Nerven zerquetschen, woraus starke Schmerzen resultieren.
Das chronische LWS-Syndrom wird durch einen langsamen Verschleiß der Bandscheiben verursacht. Als Konsequenz kommt es zu zahlreichen weiteren Erkrankungen. Auch Osteoporose oder Skoliose können an den Beschwerden schuld sein. Frakturen, Tumore in der Lendenwirbelsäule, Blockierungen der Wirbelkörper, angeborene Missbildungen, Entzündungen oder knöcherne Veränderungen weisen ebenfalls das Potenzial auf, ein LWS-Syndrom auszulösen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Im Rahmen des Syndroms kommt es vor allem zu Schmerzen. Diese betreffen den Bereich der Lendenwirbelsäule und werden als dumpf und ziehend wahrgenommen. Die Ausstrahlung der Schmerzen in die Beine ist ebenfalls nicht unüblich. Dabei schmerzt die Lendenwirbelsäule häufiger als andere Teile des Rückens, weil sie im Alltag stärkeren Belastungen ausgesetzt ist.
Der Schmerz macht sich normalerweise plötzlich bemerkbar und verändert sich in seiner Intensität abhängig von der jeweiligen Körperposition. Husten oder Niesen sorgen meistens dafür, dass die Beschwerden weiter zunehmen. Des Weiteren ist das Auftreten von Kribbeln, Taubheit und Lähmungen nicht auszuschließen. In einem solchen Fall muss unbedingt ein Arzt konsultiert werden, weil die Störungen auf Verletzungen von Nerven hinweisen.
In manchen Fällen sind Betroffene nicht mehr dazu in der Lage, die Schließmuskulatur von Blase oder Enddarm bewusst zu kontrollieren, es kommt zu einer Inkontinenz. Abseits von Rückenschmerzen äußert sich das LSW-Syndrom häufig durch eine Zunahme der Schweißproduktion in der Nacht. Bei zusätzlichen Fieberschüben ist eine ärztliche Behandlung unausweichlich.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Diagnose erfolgt durch ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt sowie einer körperlichen Untersuchung. Bei dem Gespräch müssen die Beschwerden detailliert beschrieben werden. Weitere Erscheinungen wie auftretendes Fieber sollten nicht ignoriert werden, auch wenn Betroffene sie nicht unbedingt mit dem schmerzenden Rücken in Verbindung bringen.
Der Verlauf des LWS-Syndroms ist letztendlich von der zugrunde liegenden Ursache abhängig. Mittlerweile existieren zahlreiche Therapieansätze zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalls, so dass die Lebensqualität meistens rekonstruiert werden kann. Verschleißerkrankungen hingegen lassen sich in der Regel weniger effektiv behandeln. Hier ist damit zu rechnen, dass die Beschwerden anhalten. Unterschiedliche Maßnahmen sind jedoch dazu in der Lage, die Schmerzen zu reduzieren.
Komplikationen
Schmerzen in der Nacht können auch zu Schlafbeschwerden und zu depressiven Verstimmungen führen. Nicht selten treten die Beschwerden des Lendenwirbelsäulen-Syndroms vor allem bei einer Belastung auf und es kommt zu einem Kribbeln oder zu Taubheitsgefühlen. Im schlimmsten Falle erleidet der Betroffene eine Lähmung, sodass es zu starken Einschränkungen im Alltag kommt.
Auch eine Inkontinenz kann dabei eintreten und ebenfalls zu erheblichen Komplikationen führen. Die Betroffenen sind dann nicht selten auf die Hilfe anderer Menschen in ihrem Alltag angewiesen. In der Nacht tritt dabei nicht selten eine erhöhte Schweißproduktion ein, sodass der Schlafrhythmus gestört ist.
Die Behandlung des Lendenwirbelsäulen-Syndroms erfolgt kausal und wird in der Regel durch eine Physiotherapie behoben. Dabei treten in der Regel keine besonderen Komplikationen ein. Es kann allerdings nicht garantiert werden, dass alle Beschwerden vollständig eingeschränkt werden können
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Das Lendenwirbelsäulen-Syndrom (LWS-Syndrom) ist durch unspezifische Beschwerden ohne erklärenden Befund gekennzeichnet. Dies besagt bereits, dass die Diagnose erst einmal zu sichern ist, indem Ursachen wie ein Bandscheibenvorfall der Wirbelsäule oder ein gereizter Ischias-Nerv ausgeschlossen werden können. Hausarzt oder Orthopäde sind also aufzusuchen, wenn Beschwerden in diesem Bereich zum ersten Mal auftauchen und sich nicht innerhalb weniger Tage spontan zurückbilden.
Ein weiterer Grund für den Besuch beim Arzt sind massive oder sich verändernde Beschwerden. Das gilt insbesondere für die Fälle, in denen ein Schmerzcharakter sich verändert. Wenn etwa ein Rückenschmerz über das Gesäß in die Beine ausstrahlt. Kribbeln und andere Missempfindungen wie zum Beispiel Taubheitsgefühle weisen ebenfalls auf eine Nervenbeteiligung hin und sind vom Arzt abzuklären.
Besonders rasch empfiehlt sich der Arztbesuch bei Lähmungen im Fußbereich oder wenn das Gefühl vorherrscht, Blase oder Darm nicht mehr richtig kontrollieren zu können. Dies alles kann auf eine massive Bandscheibenproblematik hinweisen und ist kein Symptomkomplex, der noch zu einem Lendenwirbelsyndrom passt. Der Neurologe kann wie der Orthopäde die Abgrenzung vornehmen.
Weiterhin empfiehlt sich die Abklärung von Beschwerden im unteren Rücken in der Schwangerschaft oder dann, wenn nächtliche Beschwerden den Schlaf dauerhaft stören. Auch in Zusammenhang mit einem Unfall sind Rückenbeschwerden im LWS-Bereich besser zeitnah abzuklären.
Behandlung & Therapie
Bevor die Therapie erfolgen kann, muss eine genaue Diagnose erfolgen. Der Begriff LSW-Syndrom umfasst schließlich mehrere Erscheinungen, die auf unterschiedliche Weise therapiert werden. Deswegen ist die Identifikation der genauen Ursachen ausschlaggebend für eine effektive Behandlung. Besonders häufig ist ein Bandscheibenvorfall für das akute LSW-Syndrom verantwortlich.
Dieser lässt sich auf unterschiedliche Weise therapieren. Zunächst kommen normalerweise konservative Maßnahmen zum Einsatz. Bei diesen handelt es sich um Schonung, Wärme und sanfter Bewegung. Zusätzlich kann eine Akupunktur und Physiotherapie erfolgen. Für diese ist es unter Umständen notwendig, dass ein Schmerzmittel verabreicht wird, damit der Patient die Sitzung als erträglich empfindet. Erst, wenn konservative Ansätze zu keinem Erfolg führen konnten, wird eine Operation in Betracht gezogen.
In der Regel ist dies jedoch nur dann der Fall, wenn bereits Lähmungserscheinungen der Beine existieren. Im Rahmen einer Operation wird beispielsweise die Bandscheibe entfernt, welche für die Beschwerden verantwortlich ist. Die gesamte Therapie unterliegt der Gabe von schmerzstillenden Medikamenten.
Bei bestehenden Tumoren wird dieser, insofern die Möglichkeit existiert, operativ entfernt. Im weiteren Verlauf folgt eine Chemotherapie zur Vernichtung von Krebszellen. Entzündliche Erkrankungen wie Rheuma können unter Umständen nicht geheilt, sondern lediglich gemildert werden. Dafür wird meistens zu entzündungshemmenden Medikamenten gegriffen. Des Weiteren ist die regelmäßige Bewegung von Bedeutung.
Aussicht & Prognose
Grundsätzliche Aussagen zum Behandlungserfolg beim Lendenwirbelsäulen-Syndrom sind kaum möglich. Auf jeden Fall sollten Patienten sich umgehend einem Orthopäden vorstellen. Andernfalls bleiben die typischen Schmerzen bestehen. Der private und berufliche Alltag wird dadurch für viele meist unerträglich.
Die Frage einer Heilung ist abhängig vom Ausmaß der Schädigung. Liegen einfache muskuläre Symptome vor, kann eine Physiotherapie die Beschwerden nachhaltig eliminieren. Haben sich die Schädigungen chronisch ausgebildet, ist lediglich eine Milderung möglich. Der Patient kann meist einen einigermaßen normalen Alltag realisieren. Schweres Heben und tiefes Bücken muss er aber vermeiden. Spezielle Stühle machen den Büroalltag einfacher. Teilweise hilft auch die Stärkung der Rückenmuskulatur, etwa durch den Besuch eines Fitnessstudios. In schwersten Fällen raten Ärzte zu einem operativen Eingriff.
Das Lendenwirbelsäulen-Syndrom kann zu Bewegungseinschränkungen und Instabilitäten führen. Je nach Ausmaß entsteht so eine dauerhafte Behinderung. Allgemeine Aussagen zur Dauer einer Therapie sind nicht möglich. Wie lange Maßnahmen angezeigt sind, hängt von der Ursache und vom Ausmaß ab. Schmerzstillenden Medikamente werden meist ergänzend eingesetzt. Der Behandlungserfolg ist auch davon abhängig, inwieweit der Patient sein Leben umgestaltet.
Vorbeugung
Das LWS-Syndrom kann begrenzt vorgebeugt werden. Besonders hilfreich ist hier körperliche Aktivität. Das Heben und Tragen von schweren Gegenständen muss mit Vorsicht erfolgen. Ungewohnte Bewegungen sollten vermieden oder nur langsam ausgeführt werden. Darüber hinaus ist die richtige Körperhaltung von Bedeutung. Diese entlastet die Lendenwirbelsäule und kann unter Umständen erlernt werden.
Nachsorge
Das Lendenwirbelsäulen-Syndrom ist in der Regel mit einer Reihe von verschiedenen Beschwerden und Komplikationen behaftet, sodass der Betroffene dabei in erster Linie immer einen Arzt aufsuchen sollte. Eine Selbstheilung kann bei dieser Krankheit meist auch nicht erfolgen, sodass schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen des Syndroms ein Mediziner kontaktiert werden sollte.
Die Schmerzen können auch in Form von Ruheschmerzen auftreten und sich dabei negativ auf den Schlaf des Betroffenen auswirken. Viele Patienten sind daher unzufrieden, gereizt und leicht genervt. Mitunter kann dies zu depressiven Verstimmungen führen. Regelmäßige Absprachen mit dem Arzt zu den Behandlungsmethoden sind daher empfehlenswert, um eine entstehende Fehlhaltung abzuwenden, die sich aufgrund von Schonhaltungen einstellen kann.
DEbenso kann das Lendenwirbelsäulen-Syndrom zu starken Kopfschmerzen und weiterhin zu Schwindel führen und sich damit sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken. Diese sind im Alltag mitunter auf die Hilfe von Freunden und Familie angewiesen. Eine vollständige Heilung ist dabei nicht immer möglich. In der Regel verringert das Syndrom jedoch nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.
Das können Sie selbst tun
Patienten mit dem Lendenwirbelsäulen-Syndrom stehen im Alltag verschiedene Möglichkeiten der Selbsthilfe offen, die Beschwerden lindern und mitunter einer Verschlimmerung des gesundheitlichen Zustandes vorbeugen. Hilfreich ist vor allem, eine Balance zwischen entlastenden und belastenden Aktivitäten und Phasen zu finden. Das richtige Gleichgewicht ist dabei individuell vom Betroffenen anhand des Körpergefühls und der Stärke der Rückenschmerzen zu ermitteln. Eine korrekte Haltung trägt wesentlich dazu bei, Schmerzen zu verringern und die Muskeln zu stärken.
Bei langem Sitzen ist es wichtig, dass die Patienten mit Lendenwirbelsäulen-Syndrom häufig die Sitzposition variieren, um ungünstige Belastungen auf bestimmte Zonen auszugleichen. Zahlreiche Personen erfahren auch durch lokale Wärmebehandlungen Linderung ihrer Beschwerden, die unkompliziert zu Hause anwendbar sind. In Frage kommen zum Beispiel wärmende Pflaster und Bandagen oder Salben. Zudem entspannen warme Bäder die Muskulatur der Lendenwirbelsäule und führen damit oft zu einer kurzfristigen Besserung der Leiden.
Eine generelle Verbesserung ihres Befindens erreichen Patienten mit Lendenwirbelsäulen-Syndrom durch Sport, wobei Art und Intensität der sportlichen Aktivitäten mit dem Arzt abzusprechen sind. Praktisch sind vor allem Ausdauersportarten wie Schwimmen und Nordic Walking. Die damit einhergehende körperliche Fitness wirkt sich positiv auf das generelle körperliche Wohlbefinden und damit auf die Lebensqualität aus.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
- Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006