Mückenstich
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Mückenstiche sind in Deutschland meist nur ein lästiges Ärgernis. Dennoch häufen sich in der letzten Zeit Berichte von starken allergischen Reaktionen. In südlicheren Gefilden, insbesondere in Südamerika und Afrika, können ernsthafte bis tödliche Krankheiten durch Mücken übertragen werden.
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Was ist ein Mückenstich?
Es gibt zahlreiche Arten von Stechmücken, die nahezu auf dem gesamten Erdball anzutreffen sind. Lediglich die Polargebiete und einige Wüsten sind vollständig frei von ihnen. Der Mückenstich wird ausschließlich von weiblichen Tieren vollzogen, da Proteine des Blutes notwendig sind, um die befruchteten Eier heranwachsen zu lassen.
Dabei ist die Bezeichnung "Stich" unter genauerer Betrachtung nicht ganz korrekt. Eine Mücke besitzt einen Saugrüssel, um Blut zu trinken - es handelt sich nicht um einen Stachel. Sie benutzen stattdessen verschiedene Mundwerkzeuge, um Blut zu saugen.
Hauptsächlich kommen die Stechborsten zum Einsatz, die im Inneren zwei Kanäle besitzen. Durch den einen wird der Speichel des Insektes in die Haut injiziert, während der andere zum Blutsaugen verwendet wird. Die Speichelinjektion dient mehreren Zwecken. Erstens wird die Blutgerinnung des Wirtes verhindert, damit die Blutmahlzeit ausreichend ergiebig sein kann.
Zweitens werden auch Chemikalien in die Einstichstelle abgegeben, die zuerst den Juckreiz unterdrücken. Das "Opfer" soll schließlich nichts von dem Stich bemerken. Anschließend führen gerade diese Stoffe durch eine Unverträglichkeitsreaktion zu Schwellung und Juckreiz.
Ursachen
Die Zeit von der Aufnahme der Krankheitserreger durch eine Stechmücke und der Möglichkeit, diese über den Speichel weiterzugeben, wird als extrinsische Inkubationszeit bezeichnet. Vor Ablauf dieser Zeit kann die Infektion nicht auf ein anderes Lebewesen weitergegeben werden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome eines Mückenstichs sind insgesamt sehr eindeutig. Dabei ist zwischen den normalen Symptomen eines jeden Mückenstichs und den Symptomen einer allergischen Reaktion auf diesen zu unterscheiden. So kann jeder Mückenstich als Stich wahrgenommen werden, insofern der Betroffene wach ist.
Das Gefühl entspricht in etwa dem eines kleinen Nadelstiches, der Stich schmerzt allerdings nur im Moment des Einstichs. Die Einstichstelle ist im Normalfall klein und beginnt schnell zu jucken. Dabei sind aber meistens keine Schmerzen vorhanden, sondern lediglich der Juckreiz. Der Juckreiz wird auch nach dem Aufwachen - insofern der Mückenstich während des Schlafes erfolgte - spürbar. Die Rötung der Haut bei einem Mückenstich ist lokal begrenzt.
Das Jucken und die Rötung lassen sich durch das Kratzen verstärken. Das selbe gilt für eine aufgetretene Schwellung. Im Falle einer allergischen Reaktion auf bestimmte Substanzen im Speichel der Mücke kann es zu einer großflächigeren Hautreaktion kommen. Dabei kommt es zu einer sich ausbreitenden Rötung, zu Quaddelbildung, zu starkem Juckreiz und zu Schwellungen. Diese Symptome können unterschiedlich heftig ausfallen.
In schweren Fällen kommt es zu Kreislaufproblemen und entsprechender Schwäche. Die Einstichstelle selbst wird besonders warm schwillt enorm an. Meistens bleibt eine Verhärtung - ähnlich einer Narbe - zurück, nachdem die Symptome abgeklungen sind.
Diagnose & Verlauf
Wenn nach einer Reise in tropische Regionen ungewöhnliche Symptome auftreten, sollte stets auch an eine durch Mücken übertragene Erkrankung gedacht werden.
Bei einer Malaria kann die Inkubationszeit bis zu 4 Wochen betragen. Die Symptome der durch Anopheles Mücken übertragbaren Infektion ähneln einer Grippe.
Anders als das Gelbfieber, das sich bereits nach 3 bis 6 Tagen bemerkbar macht, kann bei Malaria der Zusammenhang zur Reise oft nicht mehr hergestellt werden. Je nach Ursache werden die verschiedenen Krankheitsbilder auf unterschiedliche Arten diagnostiziert.
Die Diagnose des Gelbfiebers erfolgt meist klinisch, während beim Sandfliegenfieber eine Untersuchung des Blutes auf Antikörper wegweisend ist.
Bei der Hautleishmaniose, die von Parasiten der Gattung Leishmania ausgelöst werden, zeigen die Betroffenen bei einigen Formen typische Hautveränderungen. Eine Biopsie kann die Diagnose stützen, wobei im Präparat schiffchenförmige Leishmanien erkennbar sind.
Komplikationen
Allerdings sind auch Komplikationen möglich, die sich aus dem Verhalten der gestochenen Personen ergeben. Da sich an der betroffenen Stelle immer eine stark juckende rötliche Quaddel ausbildet, wird oft versucht, das unerträgliche Jucken durch Kratzen zu lindern. Dabei entstehen Hautverletzungen, die als Eintrittspforte für verschiedene bakterielle Krankheitserreger dienen können.
So können unter anderem Streptokokken in das Lymphsystem gelangen, sich dort vermehren und ein Lymphödem hervorrufen. Wenn die Krankheitskeime in die Blutbahn kommen, kann sich sogar eine potenziell tödliche Blutvergiftung (Sepsis) entwickeln. Gefährlich ist es auch, wenn die Mücken Fäkalbakterien wie Kolibakterien, die sie durch Aufsetzen über tierischen Fäkalabfällen annehmen, beim Stechen in die Blutbahn injizieren.
Mücken als Krankheitsüberträger tropischer Erkrankungen spielen in Deutschland noch keine Rolle. Allerdings sollten Reisende ins tropische Ausland auch gegen tropische Krankheitserreger geimpft werden. Ansonsten können bei einem Mückenstich dort solche Krankheiten wie Malaria, Gelbfieber, Denguefieber, West-Nil-Fieber oder das Chikungunyafieber übertragen werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Im Normalfall wird bei einem Mückenstich kein Arzt benötigt. Mit einer ausreichenden Kühlung oder der Nutzung einer Mückensalbe, die es in Drogeriemärkten oder Apotheken rezeptfrei zu kaufen gibt, kann eine Linderung der Nebenwirkungen erzielt werden. Zudem wird der Heilungsprozess durch die Nutzung der Präparate positiv unterstützt, da sie den Juckreiz minimieren.
Erleiden Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Säuglinge eine Vielzahl von Mückenstichen, sollte ein Arzt hinzugezogen werden. Sind die Nebenwirkungen derart belastend, dass ein starkes Unwohlsein, eine innere Unruhe oder ein weinerliches Verhalten anhaltend auftreten, ist die Hilfe eines Arztes notwendig. Kommt es zu Entzündungen oder offenen Wunden, wird eine sterile Wundversorgung benötigt.
Kann diese nicht im ausreichenden Umfang gewährleistet werden, sollte ein Arzt konsultiert werden, da eine Sepsis droht. Bei Fieber, Schüttelfrost, Schweißausbrüchen oder Schmerzen ist ebenfalls ein Arztbesuch notwendig. Bei Störungen des Herzrhythmus, starken Schwellungen und einer Zunahme vorhandener Beschwerden besteht Handlungsbedarf.
Behandlung & Therapie
Mückenstiche aus nordeuropäischen Gebieten benötigen fast nie ärztliche Behandlung. In einigen Fällen können allergische Reaktionen bis zur Anaphylaxie (allergischer Schock) ausgelöst werden. Ein Arzt sollte unbedingt konsultiert werden, wenn entsprechende Symptome auftreten.
Ein komplikationsloser Stich wird mit kleinen Hausmitteln behandelt, wie beispielsweise Zwiebelsaft oder einer desinfizierenden Lotion. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien minimiert. Trotz enormen Juckreizes ist vom Kratzen abzuraten, da die Symptome verstärkt werden können und die Gefahr einer Entzündung besteht. Gegen massives Jucken schafft ein kühlendes Gel Abhilfe, das auch für Brandwunden und andere Hautirritationen eingesetzt werden kann.
Die ernsteren übertragbaren Krankheiten sind in den meisten Fällen unbedingt behandlungsbedürftig, da sie sonst zum Tod führen können. Viele Therapien können den Krankheitsverlauf nur abmildern oder das Immunsystem verstärken, um gegen die Infektion anzukämpfen.
Gegen Malaria wurde noch kein Heilmittel entdeckt. Das Medikament Chloroquin wird bei akuten Schüben eingenommen. Bei Resistenz gegen Chloroquin werden bei hohem Malariarisiko Doxycyclin oder Atovaquon-Proguanil zur Prophylaxe verabreicht. Ähnlich verhält es sich beim Gelb- und Denguefieber, sowie bei Leishmaniose und Filariose. Die oft tödlich verlaufende Tularämie wird mit Antibiotika behandelt, wobei Streptomycin die beste Wirkung entfaltet.
Die durch Fadenwürmer (Nematoden) aus der Gruppe der Filarien ausgelöste Filariose existiert in zahlreichen Unterformen, von denen einige gut behandelbar sind. Hierbei übertragen Stechmücken Mikrofilarien - mikroskopisch kleine Fadenwürmer - über ihren Speichel. Behandelt wird mit Anthelminthika (Medikamente gegen Würmer), wobei spezielle Medikamente für ausgewachsene Würmer und Mikrofilarien verabreicht werden.
Aussicht & Prognose
Die Prognose bei einem herkömmlichen Mückenstich einer harmlosen, nicht mit Erregern belasteten Mücke ist sehr gut. Binnen weniger Tage heilt ein Mückenstich in der Regel vollkommen ab. Es sind weder bleibende Hautveränderungen noch weitere medizinische Komplikationen zu erwarten. Salben zur Heilung oder passende Hausmittel können genutzt werden, sind aber nicht notwendig.
Die Prognose ist deutlich schlechter, wenn die Einstichstelle keine Chance zum Abheilen hat. Dies ist etwa dann gegeben, wenn zu viel gekratzt wird oder anderweitige Hautleiden vorhanden sind. Es kann in solchen Fällen selten zu bakteriellen Entzündungen kommen, die dann zu einer lokalen Infektion führen. Weiteres Kratzen verschlimmert diesen Zustand häufig. Auch bei infizierten Mückenstichen ist die Prognose sehr gut, wenn die Infektion früh erkannt und schnell behandelt wird. Bei lokalen Infektion ist eine Heilung binnen weniger Tage möglich und auch hier sind keine bleibenden Schäden zu befürchten. Die Haut regeneriert sich vollständig.
Bei Stichen durch gefährliche Mücken, beispielsweise in den Tropen, kann es hingegen zu Infektionskrankheiten kommen, die eine schlechtere Prognose haben. Bei Malaria beträgt die Sterberate unbehandelt circa 20 Prozent, behandelt sind es aber lediglich zwei Prozent. Eine schnelle Behandlung verbessert die Prognose. Es gilt aber, dass Mückenstiche in Mittel- und Nordeuropa als harmlos gelten.
Vorbeugung
Die beste Vorbeugung gegen Mückenstiche allgemein ist das Tragen von langärmeligen, dichten Kleidungsstücken in Problemgebieten. Ein Abwehrspray gegen Mücken oder ein Moskitonetz schaffen Abhilfe. Bezüglich der schwerwiegenden Krankheitsbilder in tropischen Gebieten sind Informationen vor der Reise über die dortigen ansteckenden Erkrankungen unerlässlich. Impfungen sind gegen viele der beschriebenen Infektionen möglich.
Nachsorge
Zur Nachsorge bei einem Mückenstich gehört zunächst die gegebenenfalls weiterzuführende Behandlung des Juckreizes. Stellt sich dieser nach einiger Zeit wieder ein, können die zuvor erprobten Therapieansätze erneut angewandt werden. Cremes, Salben und Gele beruhigen zudem die Haut und befördern damit die schnelle Heilung. Ist der Juckreiz vollständig abgeklungen, sind in der Regel keine weiteren Nachsorgemaßnahmen erforderlich.
Die mit dem Stich verbundene Rötung und Schwellung geht meist binnen weniger Tage von alleine zurück. Um mögliche Komplikationen bei der Heilung auszuschließen, sollte dieser Prozess jedoch beobachtet werden. Auf diese Weise können mögliche Infektionen, die durch das Kratzen ausgelöst wurden, rechtzeitig erkannt werden. Nimmt die Schwellung zu oder breitet sich die Rötung weiter aus, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Dieser kann mithilfe einer Blutuntersuchung klären, ob die Mücke bei ihrem Stich Bakterien oder Viren übertragen hat. Besondere Aufmerksamkeit ist darüber hinaus bei bekannten Allergien gegenüber Insektenstichen geboten. Liegt eine solche Allergie vor, muss die im ersten Schritt eingeleitete Behandlung nach Absprache mit dem zuständigen Arzt über einen längeren Zeitraum fortgesetzt werden. Allergische Reaktionen können zudem auch zu einem späteren Zeitpunkt auftreten und bedürfen dann einer möglichst raschen Behandlung. Allergiker sollten daher Veränderungen des Hautzustandes rund um den Stich besonders genau beobachten.
Das können Sie selbst tun
In der Regel ist bei einem Mückenstich keine ärztliche Versorgung notwendig. Die Behandlung kann durch selbst durchführbare Maßnahmen erfolgen. Lediglich bei schweren allergischen Reaktionen – wie sie bei Kontakt mit Insekten aus tropischen Regionen auftreten können – ist die Konsultation eines Arztes empfehlenswert.
Die erste Maßnahme bei der Behandlung stellt die Kühlung dar. So wird die Schwellung reduziert und zugleich der Juckreiz gemindert. In Apotheken und Drogeriehandlungen können juckreizmildernde Lotionen und Gele erworben werden. Auch für Kinder gibt es spezielle Produkte, mit weniger Zusatzstoffen. Ein bewährtes Hausmittel ist die Zwiebel: Eine Hälfte auf die gestochene Hautstelle gelegt, lindert Juckreiz und Schwellung. Kühlend wirkt auch der reine Saft der Aloe vera. Zugleich pflegt dieser die gereizte Haut. Auch ein heißer Löffel auf der Wunde mindert den Juckreiz, da das Protein des Mückengiftes durch die Wärme ausfällt.
Am wirkungsvollsten ist jedoch die Vorbeugung. Hierfür empfehlen sich Moskitonetze an Fenstern und Türen, das Meiden von stehenden Gewässern, der Verzicht auf sehr stark duftende Parfums sowie Duschen am Morgen und Abend, da der Schweißgeruch auf Mücken anziehend wirkt. Apotheken bieten zahlreiche Sprays und Lotionen mit Mücken abwehrenden Substanzen. Vorsicht ist bei der Verwendung für Kinder und Allergiker geboten. Im Zweifelsfall sollte ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.
Quellen
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013