Musculus longissimus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Musculus longissimus spannt über den gesamten Rücken und zählt zur ortsständigen Rückenmuskulatur. Der Skelettmuskel ist vor allem für die Aufrichtung der Wirbelsäule verantwortlich und besteht aus drei unterschiedlichen Teilen. Mit dem Musculus longissimus werden verschiedene Fehlhaltungen in Verbindung gebracht, so vor allem die Lordose.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Musculus longissimus?

Der Musculus longissimus übernimmt im menschlichen Körper unterschiedliche Funktionen. Bei allen davon handelt es sich um motorische Funktionen, die sich mehr oder weniger auf den Bereich des Rückens konzentrieren.
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Die Rückenmuskulatur besteht aus unterschiedlichen Teilen. Neben der Hilfsmuskulatur ist in diesem Zusammenhang die autochthonen Rückenmuskulatur zu nennen. Die autochthone Rückenmuskulatur beinhaltet wiederum das sakrospinale System, das aus den Muskeln Musculus longissimus cervicis, Musculus longissimus capitis und Musculus longissimus thoracis aufgebaut ist.

Gemeinsam bilden diese drei Muskelteile die Entität des Musculus longissimus. In der medizinischen Literatur ist zuweilen von einem vierten Muskelanteil die Rede, vom sogenannten Musculus longissimus lumborum. Andere Autoren interpretieren diesen Muskelteil allerdings als Anteil des Musculus iliocostalis. Dieses Zuordnungsproblem passt grundsätzlich zur ortsständigen Rückenmuskulatur, deren einzelne Entitäten nur schwer differenziert werden können.

Der Musculus longissimus wird auch als Musculus erector spinae bezeichnet, was wörtlich übersetzt so viel wie "Aufrichter der Wirbelsäule“ bedeutet. Zusammen mit anderen Rückenmuskeln bildet er die epaxiale Stammmuskulatur. Die Innervation des Skelettmuskels erfolgt segmentabhängig jeweils durch Rami posteriores der Spinalnerven.

Anatomie & Aufbau

Der Musculus longissimus erstreckt sich beim Menschen über den gesamten Rücken und reicht vom Kreuzbein bis hin zum Kopf. Der Skelettmuskel ist zwischen Musculus iliocostalis und semispinalis angesiedelt, mit denen er gemeinsam den Musculus erector spinae und die epaxiale Stammmuskulatur bildet.

Der Musculus longissimus liegt mit jedem seiner Anteile rückenseitig der Wirbelquerfortsätze. Der Anteil Musculus longissimus thoracis nimmt an der Facies dorsalis am Os sacrum seinen Ursprung. Außerdem gelten die Dornfortsätze der Lendenwirbel und die Querfortsätze der unteren Brustwirbel als Ursprungsregion. Der Anteil Musculus longissimus cervicis nimmt seinen Ursprung dagegen an den Querfortsätzen von erstem bis sechstem Brustwirbel.

Für den Musculus longissimus capitis gelten wiederum die Querfortsätzen des dritten Halswirbels bis hin zu denen des dritten Brustwirbels als Ursprung. Damit setzt der Musculus longissimus thoracis an den Querfortsätzen der Brustwirbelsäule sowie Lendenwirbelsäule an. An der Lendenwirbelsäule gelten die zweite bis zwölfte Rippe zwischen Angulus costae und Tuberculum costae als Ansatz. Für den Musculus longissimus cervicis gilt die Tubercula posteriora am zweiten bis siebten Halswirbel als Ansatz. Für den Musculus longissimus capitis ist es der Processus mastoideus.

Funktion & Aufgaben

Der Musculus longissimus übernimmt im menschlichen Körper unterschiedliche Funktionen. Bei allen davon handelt es sich um motorische Funktionen, die sich mehr oder weniger auf den Bereich des Rückens konzentrieren. Wie jeder Muskel ist der Musculus longissimus als neuromuskuläre Einheit aus Muskelgewebe und den versorgenden Nervenstrukturen zu verstehen. Letztlich lässt sich daher nicht direkt von den Funktionen des Musculus longissmus sprechen.

Richtiger müsste es heißen "die Funktionen der neuromuskulären Entität aus Musculus longissimus und Rami posteriores. Da der Muskel aus drei unterschiedlichen Anteilen besteht, lassen sich seine motorischen Funktionen dreigliedern. Der Muskelanteil Musculus longissimus thoracis ist für Streckung und Seitwärtsneigung in Brust- sowie Lendenwirbelsäule verantwortlich. Die Rede ist hierbei auch von der Extension und Dorsalflexion der Brust- und Lendenwirbelsäule, wobei auch die Exspiration durch den Muskelteil unterstützt wird. Der Anteil Musculus longissimus cervicis besitzt ähnliche Aufgaben. Seine Kontraktion bewirkt Dorsalflexionen sowie Seitwärtsneigungen in Hals- und Brustwirbelsäule.

Der Musculus longissimus capitis löst durch seine Kontraktion wiederum die Dorsalflexion, die Rotation und die Seitwärtsneigung von Kopf und Halswirbelsäule aus. Prinzipielle bewirkt die beidseitige Kontraktion des Musculus longissimus eine Aufrichtung oder Streckung der Wirbelsäule unter Anhebung des Halses. Die einseitige Kontraktion ist dagegen für die Seitwärtsneigung der Wirbelsäule zuständig. Die Befehle zur Kontraktion erhält der Muskel aus dem zentralen Nervensystem.

Auf efferenten Bahnen erreichen die Befehle aus dem zentralen Nervensystem in Form von Aktionspotenzialen die motorische Endplatte, wo sie auf den Muskel übertragen werden. Als mitunter wichtigstes Symptom einer Lordose gilt der sogenannte Krümmungsbauch, der in diesem Fall in ventrale Richtung zeigt.

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Krankheiten

Die einzelnen Anteile des Musculus longissimus können wie alle anderen Muskelanteile von Verspannungen, Fehlbelastungen, Krämpfen, Entzündungen und weiteren Muskelerkrankungen betroffen sein. Darüber hinaus können Läsionen an den versorgenden Nerven sowie zentrale Läsionen im Bereich des Rückenmarks eine Lähmung des Muskels oder seiner Anteile herbeiführen.

Für solcherlei Lähmungen können Traumata, Tumore, Kompressionen oder Entzündungen verantwortlich sein. Auch Erkrankungen des peripheren oder zentralen Nervensystems können prinzipiell eine Lähmung des Muskels hervorrufen. Weitaus häufiger als mit Lähmungen wird der Musculus longissimus allerdings mit pathologischen Phänomenen wie Lordose und Skoliose in Zusammenhang gebracht. Die Lordose entspricht einer Krümmung der Wirbelsäule nach vorne. Bei der Skoliose liegt eine seitliche Abweichung der Wirbelsäule vor. Diese Fehlhaltungen können auf einzelne Zustände des Musculus longissimus zurückzuführen sein.

Auslöser für ein Hohlkreuz im Sinne einer Lordose kann zum Beispiel eine durch Bewegungsmangel mangelhaft trainierte und deshalb hypertone Rückenmuskulatur sein, die nicht mehr richtig entspannt. Vor allem in späteren Stadien führt eine Lordose zu mehr oder weniger starken Rückenschmerzen und kann außerdem Folgeerkrankungen wie einen Bandscheibenvorfall oder das Phänomen der Gleitwirbel begünstigen. Aus diesem Grund gilt es der Lordose vorzubeugen. Als Vorbeugemaßnahmen gelten neben der Rückenschule Detonisierungstechniken, Entspannungstechniken und ein ausgewogenes Training von Rücken- und Bauchmuskulatur.

Quellen

  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Platzer, W., Shiozawa-Bayer, T.: Taschenatlas Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat. Thieme, Stuttgart 2018
  • Schröder, J. M.: Pathologie der Muskulatur. Springer, Berlin 2011

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