Muskelaufbau
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Muskelaufbau bedeutet Wachstum der Muskulatur, hervorgerufen durch eine erhöhte Belastung, wie zum Beispiel bei körperlicher Arbeit, Sport oder speziellem Muskeltraining.
In den heutigen Industrienationen ist die Muskelzunahme in der Regel gewollt, was sich in den zahlreichen Fitnessstudios und Sportangeboten ausdrückt. Während eine gemäßigte Muskelzunahme nicht krankhaft ist, gibt es zahlreiche Erkrankungen der Muskelreduzierung.
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Was ist der Muskelaufbau?
Muskelaufbau bzw. Muskelwachstum bezeichnet die Volumenvergrößerung der Muskulatur des Bewegungsapparates, der quergestreiften Skelettmuskulatur. Ihr Muskelgewebe besteht aus feinen Fasern, die das Zusammenziehen der Muskulatur gewährleisten. Bis zu 50 dieser Fasern bilden ein Muskelfaserbündel.
Innerhalb einer Muskelfaser finden sich längs angeordnete Strukturen, die Myofibrillen. Auf molekularer Ebene befinden sich dort die Myofilamente. Sie bestehen aus den Protein-Molekülen Aktin, Myosin und Tropomyosin. Die regelmäßige Anordnung der Moleküle erzeugt die typische Querstreifung der Skelettmuskeln.
Der Aufbau bzw. die Volumenvergrößerung eines Muskels kann grundsätzlich auf zwei verschiedene Arten erfolgen. Heute wissenschaftlich nachvollziehbar ist die Hypertrophie, die Vergrößerung des Muskelquerschnitts durch ein Dickenwachstum der einzelnen Muskelfasern. Tierversuche und Beobachtungen an Bodybuildern haben jedoch ergeben, dass auch eine Neubildung von Muskelfasern, die Hyperplasie, für das Wachstum eines Muskels verantwortlich sein kann.
Die Hypertrophie wird hervorgerufen durch eine über das für den jeweiligen Menschen normale Maß hinausgehende Belastung. Die vermehrte Aktivität übt einen Reiz auf molekularer Ebene aus. Es wird mehr Eiweiß produziert, was wiederum zur Volumenvergrößerung der Zellen und somit des Querschnitts der Muskelfaser führt.
Der Aufbau der Muskulatur kann auch über eiweißreiche Ernährung oder die Einnahme von Wachstumshormonen, Anabolika, angeregt werden. Das Wachstum erfolgt in diesem Fall nur durch Hypertrophie.
Funktion & Aufgabe
Gleichzeitig erhöht sich die Kraft des Muskels, da sie proportional zum Querschnitt der Muskelfaser zunimmt. Auch dies entlastet die einzelne Faser. Der bei Überbeanspruchung einsetzende Muskelkater warnt vor frühzeitiger weiterer Inanspruchnahme des betroffenen Muskels.
Allerdings spielen auch andere Komponenten eine Rolle bei der Kraftentwicklung eines Muskels. Auch kleine Menschen können große Muskelkraft besitzen. Sie ist unter anderem auch abhängig von der intramuskulären Koordination und biomechanischen Prinzipien wie den Hebelgesetzen. Eine gut entwickelte und proportionierte Muskulatur ist also Voraussetzung für das mühelose und schadenfreie Agieren des Bewegungsapparates.
Neben dem Muskelaufbau fördern sportliche Disziplinen wie Yoga oder Tai-Chi eine funktionell ausgebildete Muskulatur. Indem sie die körperlichen Bewegungen gezielt und bewusst steuern, fördern sie die intramuskuläre Koordination.
Die Skelettmuskulatur übernimmt im menschlichen Körper verschiedene Aufgaben. Sie ermöglicht nicht nur die Bewegung des Skeletts durch die Fähigkeit des Zusammenziehens und Erschlaffens. Da sie vom zentralen Nervensystem ständig leichte Impulse erhält, die die Muskulatur permanent in eine Grundspannung versetzen, den Muskeltonus, garantiert sie außerdem die mühelose Aufrechthaltung des Körpers.
Eine weitere Funktion der Skelettmuskulatur besteht in der Beteiligung am Energiehaushalt des Körpers. Nur der Grundtonus erzeugt bereits 25% des Energieumsatzes und somit Körperwärme. Bei Bewegung steigert sich dieser Wert erheblich. Obwohl ein Teil der Energie in den sich bewegenden Muskeln verbraucht wird, setzen sie als Nebeneffekt zusätzliche Wärme frei.
Krankheiten & Beschwerden
Muskeln bauen sich in einem ständigen Prozess auf und wieder ab, je nachdem, ob der Mensch den jeweiligen Muskel mehr oder weniger, im Verhältnis zur für ihn normalen Belastung, benutzt.
Werden Muskeln innerhalb einer längeren Zeit nicht beansprucht, so reduziert sich das Volumen deutlich sichtbar, es kommt zum Gewebe-, bzw. Muskelschwund, der Atrophie. Hierbei verringert sich der Durchmesser der einzelnen Muskelfaser.
Dies fällt bereits in den Erfahrungsbereich eines heutigen durchschnittlichen Menschen. Besonders Personen, denen es im Berufsleben und Alltag an natürlicher körperlicher Betätigung fehlt, klagen über Beschwerden am Bewegungsapparat.
Der Muskulatur fehlt eine gleichmäßige, koordinierte Belastung. Die minderbeanspruchten Muskeln bilden sich zurück und erschlaffen, andere Muskeln verkrampfen sich, um Schonhaltungen zu ermöglichen. Auf Dauer führt dies zu vielschichtigen ernsten Folgeschäden im ganzen Körper. Dem lässt sich durch Ausgleichssport oder ein gezieltes Muskeltraining vorbeugen.
Muskelschwund aufgrund fehlender Aktivität, die s.g. Inaktivitätsatrophie lässt sich deutlich bei einer Ruhigstellung mit Gipsverband beobachten. Durch ein gezieltes Training ist die betroffene Muskulatur jedoch leicht wieder aufzubauen. Eine schwerwiegende Inaktivitätsatrophie liegt bei kompletten Lähmungen vor. Die Leitung der Impulse von den motorischen Nervenzellen zur Muskulatur ist unterbrochen. Bei Raumfahrern wird eine Atrophie infolge fehlender Schwerkraft beobachtet.
Unter anderem können auch Mangelernährung, Stoffwechselstörungen, Alkoholismus oder hormonelle Veränderungen Auslöser für einen Muskelschwund sein. Weitere schwere Formen des Muskelschwundes, die Muskeldystrophien, sind erblich bedingt. Durch Mutationen im Erbgut besteht ein Mangel oder ein Defekt des muskelaufbauenden Proteins Dystrophien. Dies führt zur Degeneration der Muskulatur mit fortschreitender Muskelschwäche und Muskelschwund.
Auch verschiedene Erkrankungen des Nervensystems können zur Abnahme der Muskelmasse führen. Hier sind insbesondere die neuralen und spinalen Muskelatrophien zu nennen.
Andererseits kann auch ein übertriebener Muskelaufbau zu schweren Erkrankungen führen. Extremsport oder Bodybuilding, bei dem einzelne Muskelgruppen extrem vergrößert, andere jedoch vernachlässigt werden, kann u.a. Haltungsschäden hervorrufen.
Der den Muskelaufbau unterstützende Einsatz von Anabolika, das Doping, führt bei Langzeiteinnahme in jedem Fall zu schweren Folgeschäden. Zu beobachten ist immer eine weitreichende Organschädigung, besonders des Herz-Kreislaufsystems, der Leber und der Geschlechtsorgane. Studien belegen zudem eine vier- bis fünffach höhere Sterblichkeitsrate.
Quellen
- Froböse, I. et al.: Bewegung und Training. Urban & Fischer, München 2002
- Spring, H. et al.: Theorie und Praxis der Trainingstherapie. Thieme, Stuttgart 2008
- Wessinghage, T. et al.: Sportverletzungen von A – Z. Thieme, Stuttgart 2009