Nicht-propulsive Peristaltik
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Peristaltik stellt die Muskelbewegung verschiedener Hohlorgane dar. Dabei kommt die nicht-propulsive Peristaltik hauptsächlich im Darm vor. Sie dient der Durchmischung des Darminhaltes.
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Was ist die nicht-propulsive Peristaltik?
Als Peristaltik wird die rhythmische Muskelbewegung verschiedener Hohlorgane wie Speiseröhre, Magen, Darm oder Harnleiter bezeichnet. Dabei hat die nicht-propulsive Peristaltik nur für den Darm eine Bedeutung. Sie dient nicht dem Transport, sondern sorgt dafür, dass der Darminhalt im Dünndarm oder Dickdarm gut durchmischt wird.
Die Peristaltik ist durch eine wellenförmige Bewegung der Hohlorgane gekennzeichnet. Im Fall des Verdauungstraktes sorgen die Bewegungen hauptsächlich für den Transport und die Durchmischung des Speisebreis, der sich über die Speiseröhre, den Magen und den Darm bis hin zum Darmausgang bewegt.
Es gibt drei Formen der Peristaltik. Dazu zählen die propulsive, die nicht-propulsive und die retrograde Peristaltik. Bei der propulsiven Peristaltik wird der Darminhalt in die aborale Richtung (zum Anus) transportiert. Die retrograde Peristaltik transportiert den Speisebrei wieder zurück. Dies kommt beispielsweise beim Erbrechen vor.
Die nicht-propulsive Peristaltik ist durch eine rhythmische Segmentation und Pendelbewegung gekennzeichnet, die den Speisebrei oder den Darminhalt ständig durchmischt, ohne ihn weiterzutransportieren. Aufgrund der nicht-propulsiven Peristaltik dauert die Darmpassage bis zu 36 Stunden.
Funktion & Aufgabe
Im Rahmen dieser Bewegungen wird der Speisebrei mit dem Verdauungssekret der Bauchspeicheldrüse versetzt und weiter durchgemischt. Gleichzeitig findet jedoch auch eine propulsive Peristaltik statt, die den Speisebrei weitertransportiert. Über die Zottenbewegungen werden wichtige Nährstoffe resorbiert.
So treten im Dünndarm sowohl propulsive als auch nicht-propulsive Darmbewegungen auf. Der Darminhalt wird langsam in aborale Richtung transportiert und gelangt zunächst in den Dickdarm (Kolon). Im Kolon finden hauptsächlich nicht-propulsive Darmbewegungen statt. Dabei wird der Darminhalt weiter durchmischt, eingedickt und gespeichert. Die hauptsächliche Bewegung im Kolon besteht aus Segmentationen zur Durchmischung. Daraus resultieren lange Transitzeiten der Nahrungsrückstände. Im Durchschnitt dauert eine vollständige Passage des Darminhaltes ca. 30 bis 36 Stunden. Im Rahmen der Segmentationen bleibt der Darminhalt oft längere Zeit an der gleichen Stelle. Ein Weitertransport findet bei diesen Bewegungen in der Regel nicht statt.
Nur selten, ca. einmal bis dreimal am Tag, kommt es plötzlich zu einer propulsiven Massenbewegung des Darminhaltes in Richtung Rektum. Diese Massenbewegung wird durch einen gastrokolischen Reflex nach einer Mahlzeit ausgelöst. Durch Reizung der Magenrezeptoren wird über das vegetative Nervensystem ein Signal zum Dickdarm weitergeleitet, woraufhin die propulsive Massenbewegung stattfindet. Diese plötzliche Massenbewegung ist die einzige Möglichkeit, den Darminhalt zum Darmausgang zu transportieren und die Defäkation einzuleiten.
Die Hauptkomponente der Darmbewegung besteht jedoch aus nicht-propulsiver Peristaltik, welche neben der Durchmischung auch zur Speicherung des Darminhaltes beiträgt. Bei der Segmentation verlaufen die Kontraktionswellen der Darmmuskulatur sowohl aboral als auch antiperistaltisch. Durch die längere Zurückhaltung des Darminhaltes im Colon ascendes (Teil des Dickdarms) können noch ausreichend Wasser, Elektrolyte und Fettsäuren resorbiert werden. Außerdem werden noch einige Nahrungsbestandteile durch Bakterien aufgeschlossen und verwertet.
Die Steuerung der Darmbewegung wird hauptsächlich durch das autonome enterische Nervensystem geleistet. Für die seltene Massenbewegung bedarf es eines Signals aus Richtung des Magens, welches durch das vegetative Nervensystem an den Dickdarm weitergeleitet wird.
Bei den Segmentationen kommt es zu ringförmigen Einschnürungen, die, zusammen mit dem ständig erhöhten Tonus der Längsmuskelstreifen (Tänien), zu Haustren (Aussackungen der Darmwand) führen. In den Haustren wird der Darminhalt längere Zeit gespeichert und kann so immer noch als Quelle für wichtige Nährstoffe dienen.
Krankheiten & Beschwerden
Die Ursachen für Störungen der nicht-propulsiven Peristaltik können vielfältig sein. Häufig liegt eine vegetativ-funktionelle Diarrhö vor. Sie wird durch einen gesteigerten Sympathikotonus bei Angst oder Stress hervorgerufen. Auch im Rahmen eines Reizdarmsyndroms kann es zu Durchfällen kommen. Hier spielen ebenfalls häufig psychische Faktoren, welche die Darmperistaltik beeinflussen, eine große Rolle.
Bei der diabetischen Polyneuropathie werden verschiedene Nerven geschädigt, woraus ebenfalls Störungen in der nicht-propulsiven Peristaltik hervorgerufen werden können, die sowohl zu Diarrhöen als auch zu Verstopfungen führen können. Dabei wird das fein abgestimmte Verhältnis zwischen propulsiver und nicht-propulsiver Peristaltik gestört. Je nachdem, welche Nerven betroffen sind, kann es bei Polyneuropathien zu wässrigen Durchfällen oder im Gegenteil auch zu einem Megakolon kommen. Ein Megakolon ist durch chronische Verstopfungen und einen erweiterten Dickdarm gekennzeichnet.
Auch hormonelle Erkrankungen spielen für die Darmmotilität häufig eine große Rolle. So verursacht beispielsweise die Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) ebenfalls eine beschleunigte Darmpassage. Zudem haben viele chronische Darmerkrankungen Einfluss auf die Funktion der Ringmuskulatur im Darm und verursachen entweder eine beschleunigte oder verzögerte Darmpassage.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013