Peristaltik
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das menschliche Verdauungssystem ist ständig in Bewegung. Diese ist notwendig, um aufgenommene Substanzen im Körper zu den Organen zu transportieren. Mit Peristaltik wird dabei die Muskelaktivität der Hohlorgane im Körper verstanden, die dieser Verdauung dienen. Es kann zwischen der vorwärts gerichteten und der rückwärts gerichteten Peristaltik unterschieden werden.
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Was ist die Peristaltik?
Hohlorgane sind Organe, deren Hohlraum mit einem Gewebe umschlossen ist. Hierzu zählt beispielsweise die Speiseröhre, der Magen und der Darm. Die Bewegungen dieser Organe, die Peristaltik genannt wird, geschieht wellenförmig und schubweise.
Funktion & Aufgabe
Gesteuert wird die Peristaltik von Nervenzellgeflechten, die in der Darmwand autonom gesteuert werden. Die neuronale Regulation der Peristaltik liegt in der Verantwortung des enterischen Nervensystems. Bei der Darmperistaltik werden vier Arten der Bewegung unterschieden.
Die Kontraktion der normalerweise glatten Muskulatur bewegt sich bei der propulsiven Peristaltik ringförmig. Sie transportiert den Inhalt des Hohlorganes in eine Richtung. Nach der Nahrungsaufnahme gelangt der Speisebrei über den Magen in den Zwölffingerdarm und danach in kleinen Portionen weiter in den Dünndarm. Der Weitertransport in den Dünndarmabschnitt geschieht ebenfalls nur schubweise.
Während der Brei weitergegeben wird, wird er mit Verdauungsflüssigkeit und Enzymen vermischt. Der Transport kann unterschiedlich lange dauern und variiert von Mensch zu Mensch. Eine Rolle beim Transport spielt aber auch die Menge der Ballaststoffe und die aufgenommene Flüssigkeit. Befindet sich wenig Flüssigkeit im Organismus, kann sich der Transport im Verdauungssystem verzögern. Der Vorgang, bei dem sich die Darmwand vorwärts bewegt und wieder zurückzieht, ist auch unter dem Begriff Darmmotilität bekannt. Für das Funktionieren der Peristaltik ist das autonome Nervensystem zuständig.
Die lokalen Reflexe sind besonders vom Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus beeinflusst, die eine feine Regulierung der Organtätigkeit gewährleisten. Der Parasympathikus ist Teil des vegetativen Nervensystems. Er verlangsamt die Herzfrequenz und fördert die Verdauung. Das Nervengeflecht an der Darmwand regiert auf diese Signale und führt zu einer rhythmischen Anspannung und Entspannung der Muskulatur. Der Nahrungsbrei wird dadurch weitertransportiert.
Bei der nicht-propulsiven Peristaltik handelt es sich um die Durchmischung des Darminhaltes. Die Kontraktionswellen sind ringförmig und von lokalen Reflexen ausgelöst. Dieser Schritt wird auch als rhythmische Segmentation bezeichnet.
Verläuft der Transport im normalen Rhythmus und in die richtige Richtung ab, wird von einer orthograden Peristaltik gesprochen. Wird die normale Transportrichtung umgekehrt, wie zum Beispiel durch einen chirurgischen Eingriff, oder eine Verlangsamung in der Durchlaufzeit, liegt eine retrograde Peristaltik vor.
Bei der retrograden Peristaltik gelangt der Speisebrei nicht in den Darm, sondern wird über die Speiseröhre zurück befördert. Erbrechen ist der Nebeneffekt, der aus diesem Vorgang resultiert. Bei den Wiederkäuern ist dieser Mechanismus ebenfalls vorzufinden – in ihrem Fall gewollt.
Der Vorgang der retrograden Peristaltik ist auch im Dickdarm ein bedeutender Prozess. Der Dickdarm wird durch die in periodischen Abständen stattfindenden Massenbewegungen angetrieben. Diese Bewegungen treten bis zu dreimal am Tag auf. Der Inhalt des Darms wird zum Rektum befördert und durch den gastrokologischen Reflex kann der Stuhlgang schließlich ausgeschieden werden.
Eine vermehrte Peristaltik ist zu erkennen, wenn gerade Nahrung aufgenommen wurde. In Ruhephasen und bei langsamen Spaziergängen wird die Darmbewegung besonders angeregt. Bei vielen Menschen bewirkt die Aufnahme von Koffein zusätzlich einen Anstieg der Peristaltik.
Krankheiten & Beschwerden
Während der Peristaltik sind im Magen und Darm Geräusche zu hören. Durch die unterschiedliche Intensität der Geräusche ist es einem Arzt möglich, Krankheiten einzuschätzen. Mithilfe einer Untersuchung werden die möglichen Krankheiten abgeklärt.
Wenn die Peristaltik zu große Nahrungsbestandteile oder dünne Flüssigkeiten vermischt, entstehen blubbernde Geräusche. Auch Blähungen sind in Form von Darmgeräuschen bemerkbar. Die Luftblasen bewegen sich durch den Darm und verursachen auf diese Weise Töne.
Der Arzt benutzt ein Stethoskop, um die Darmgeräusche besser lokalisieren und deuten zu können. Die normalen Darmgeräusche sind über allen vier Quadranten der Bauchecke rege und lebhaft. Auch eine Ultraschalluntersuchung des Bauches gibt Aufschluss über die Bewegung im Magen-Darm-Bereich. Das Magnetic Marker Monitoring ist eine neu entwickelte Methode, die es ermöglicht, mit einer Kapsel, die vom Patienten geschluckt wird, den Verdauungsvorgang zu verfolgen und zu analysieren.
Wenn das Blubbern sich als sehr heftig erweist, kann das auf eine Durchfallerkrankung hinweisen. Leidet der Patient unter der Nahrungsmittelunverträglichkeit Laktoseintoleranz, sind ebenso Darmgeräusche zu hören.
Ist bei einer Untersuchung des Darmes kein Geräusch zu hören, so deutet das in den meisten Fällen auf einen Darmverschluss (Ileus) hin. In diesem Fall tritt eine Lähmung der Darmwand ein. Sind heftige Bauchschmerzen und Blut im Stuhl ein weiteres Symptom, so sollte ein Arzt aufgesucht werden, der eine Diagnose erstellt und ein Therapieplan entwickelt.
Der Darmverschluss kann auch mechanisch bedingt sie. Die Darmwand versucht, die Verschlussstelle zu durchbrechen. Dieser Vorgang lässt die Darmgeräusche verstärkt wahrnehmen. Eine Ursache für einen mechanischen Ileus kann ein Fremdkörper im Darm sein, oder auch ein Krebsgeschwür.
Anhand der Darmgeräusche ist noch keine eindeutige Diagnose möglich. Es werden weitere diagnostische Maßnahmen ergriffen, um die genaue Ursache herauszufinden. Je nachdem, um welche Erkrankung im Darm es sich handelt, werden medikamentöse oder operative Verfahren als Therapie angewendet. Handelt es sich um einen Tumor oder einen mechanischen Ileus, ist eine Operation der einzige Ausweg.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013