Nieswurz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Heilpflanzen Nieswurz

Die Gattung der Nieswurze ist sehr vielfältig. Umgangssprachlich wird darunter meist die schwarze Nieswurz, auch Christrose genannt, verstanden. Die weiße Nieswurz (weißer Germer) gehört nicht zu den Nieswurzen, trägt aber dennoch deren Namen. Die grüne Nieswurz ist eine Pflanze aus der Gattung der Hahnenfußgewächse, der in der Medizin früher eine große Bedeutung zukam. Heute wird sie als Phytotherapeutikum nur noch selten angewendet, weil alle Pflanzenteile sehr giftig sind.

Vorkommen & Anbau der Nieswurz

Ihren Namen hat die Pflanze von dem sehr unangenehmen Duft, den sie beständig verströmen.

Medizinisch bedeutend ist die stinkende Nieswurz, ein weiterer Vertreter aus der Gattung der Nieswurze. Ihren Namen hat die Pflanze von dem sehr unangenehmen Duft, den sie beständig verströmen. Die Pflanze ist in Süd- und Mitteleuropa beheimatet und bevorzugt nährstoffreiche kalkhaltige Böden im Halbschatten. Oft ist sie in Gebüschen, Steinbrüchen oder Bergwaldrändern zu finden. Die Nieswurz gehört zu den Halbsträuchern und wird bis zu 80 Zentimeter hoch und etwa 60-90 Zentimeter breit.

Ihr Wurzelstock ist sehr verzweigt, die Blätter in lanzettartiger Form sind winterhart. Die Nieswurz blüht von Dezember bis April, sie sind glockenförmig gesenkt und etwa 2 Zentimeter groß. Die fünf hellgrünen Blütenblätter haben manchmal einen rötlichen Saum. Die Samen sind schwarz und bis zu 4 Millimeter lang, sie verbreiten sich mit dem Wind. Ameisen sammeln diese Samen und tragen so zur weiteren Verbreitung bei.

Grüne Nieswurz und stinkende Nieswurz sind eng miteinander verwandt und in allen Pflanzenteilen sehr giftig, weil diese Bufadienolid, Saponine, Protoanemonin und das Glykosid Helleborein sowie Aconitsäure enthalten. Das Helleborein kann Bradykardie (langsamen Herzschlag), Arrhythmie (unregelmäßigen Herzschlag) und Nierenstörungen auslösen, der Tod erfolgt durch Atemlähmung.

Wirkung & Anwendung

Heute ist die stinkende Nieswurz eine beliebte Gartenpflanze, weil sie sehr frosthart und immergrün ist. Sie ist ausgesprochen tolerant gegenüber Trockenheit und Hitze. Die Pflanze sollte wegen ihrer Giftigkeit nicht berührt werden und hinterlässt einen fauligen Geruch auf der Haut.

Die stinkende Nieswurz wird unter anderem als Brechmittel, zu Wurmkuren und für Abführmittel verwendet, allerdings werden viele Präparate nicht mehr hergestellt, weil das Risiko den Nutzen übersteigt. Es wird dringend davon abgeraten, die Pflanze in Eigentherapie zu nutzen, die hohe Giftigkeit macht sie kaum dosierbar. Das gleiche gilt für die grüne Nieswurz, die früher in der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) bei Wahnsinn eingesetzt wurde. Ihre Inhaltsstoffe werden heute nicht mehr verwendet, auch nicht in homöopathischer Dosis. Gegen Läuse und andere Insekten wurde die Pflanze früher häufig angewendet, was ihr den Namen Läusekraut verlieh.

Eine homöopathische Anwendung erfolgte früher gegen Herzschwäche, Epilepsie, Verstopfung und psychische Probleme. Die weiße Nieswurz, die in den USA beheimatet ist, wird derzeit auf ihre Wirkung bezüglich einer Krebstherapie untersucht. Der Inhaltsstoff Cyclopamin könnte Krebszellen in ihrer Entwicklung hemmen, so erste Erkenntnisse. Die Christrose (schwarze Nieswurz) ist hingegen noch heute ein beliebtes Mittel in der Homöopathie.

Die gepulverte Wurzel der Christrose wurde früher gerne gegen Herzinsuffizienz (Herzschwäche) eingesetzt, heutzutage findet man die Wirkstoffe meist nur noch in homöopathischer Dosis, weil für die Phytotherapie wirksamere und sicherere Präparate (zum Beispiel Fingerhut) zur Verfügung stehen. Der Name Nieswurz kommt übrigens daher, dass die pulverisierte Wurzel einen Niesreiz auslöst.

Die schwarze Nieswurz (Christrose) wirkt in homöopathischer Dosierung gut gegen hohen Blutdruck und Probleme des Nervensystems, zudem wird ihr eine herzstärkende Wirkung zugesprochen. Die Christrose kann auch bei folgenden Symptomen helfen: Herzbeschwerden, Geisteskrankheit, Verstopfung, Durchfall, Fieber, Epilepsie, Bronchitis, Zahn- und Ohrenschmerzen, Schwindel, Schwermut, Fallsucht, Rheuma, Gicht, Ödeme, Milzbeschwerden, Ausschlägen, Flechten, Tuberkulose, Wasser- und Gelbsucht, Nierenleiden, Kopf- und Magenbeschwerden sowie Geschwüren.

Die oben genannten Inhaltsstoffe haben insgesamt eine krebshemmende, harntreibende, beruhigende, schleimlösende und reinigende Wirkung auf den Körper. Das Zahnfleisch wird gestärkt und die Milztätigkeit angeregt. In der Phytotherapie (Pflanzentherapie) und Homöopathie ist es keine Seltenheit, dass Pflanzen gegen jene Symptome eingesetzt werden, die bei einer Vergiftung genau diese Symptome auslösen würden. Die Christrose kann deshalb in geringer Dosierung hilfreich gegen die oben genannten Krankheiten sein, kann aber bei eigenmächtiger Anwendung schwerwiegende Symptome auslösen – von einer Eigentherapie ist deshalb dringend abzuraten.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Verwendet werden bei der Christrose die Wurzeln und der Wurzelstock in homöopathischer Dosis, vor einer Anwendung sollte der Arzt konsultiert werden. Bei akuten Beschwerden werden 3x täglich 3-5 Kügelchen in den Potenzen D12 oder D6 eingenommen. Alternativ kann einmalig ein Globuli Helleborus niger (dies ist der lateinische Name für die schwarze Nieswurz) in der Potenz C30 oder ein Globuli Delphinium Helleborus niger C200 im Mund zerlassen werden.

Bei schweren Schwäche- und Kollapszuständen, Benommenheit und Reaktionsmangel nach Scharlach, Meningitis (Hirnhautentzündung), Nephritis (entzündliche Nierenerkrankung) und Apoplexie (Durchblutungsstörung) muss ein Arzt hinzugezogen werden, die Christrose kann dann ergänzend eingesetzt werden.

Weitere Hahnenfußgewächse, die homöopathisch angewendet werden, sind (mit lateinischem Namen) Aconitum napellus (Blauer Eisenhut), Pulsatilla pratensis (Küchenschelle), Cimicifuga (Traubensilberkerze), Clematis (Waldreben) und Ranunculus bulbosus (Knolliger Hahnenfuß).

Auf homöopathischer Ebene wird folgendes klinisches Bild einer Verwendung mit der Nieswurz zugeschrieben: Die Sinne sind abgestumpft, der Patient wirkt teilnahmslos, nichts dringt zu ihm durch, er will immer nur schlafen und ist erschöpft, aber auch gereizt. Er möchte am liebsten alleine gelassen werden, vergisst schnell und fühlt sich wie betäubt, hat Denkblockaden. Eine Vorbeugung bzw. vorbeugende Anwendung der Christrose ist weder hilfreich, noch sinnvoll. Sie kommt ausschließlich zum Einsatz, wenn der Patient symptomatisch ist.


Das könnte Sie auch interessieren