Oligomenorrhoe (kurze und schwache Regelblutung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Oligomenorrhoe (kurze und schwache Regelblutung)

Die Oligomenorrhoe ist eine Zyklusstörung (Menstruationsstörung) mit verschiedenen möglichen Ursachen. Eine Ursachenbekämpfung beeinflusst die Oligomenorrhoe meist positiv.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Oligomenorrhoe?

Das Hauptsymptom der Erkrankung ist eine selten auftretende Regelblutung. Die Zyklen verlängern sich bei einer Oligomenorrhoe auf eine Dauer von 35 bis 90 Tagen.
© deagreez – stock.adobe.com

Von einer Oligomenorrhoe ist nach Definition der WHO (Weltgesundheitsorganisation) die Rede, wenn der weibliche Gesamtzyklus verlängert ist oder wenn eine zu kurze und schwache Regelblutung auftritt. Das Gegenteil dessen ist die Menorrhagie (lange und starke Regelblutung).

Unterschieden werden kann unter anderem zwischen der sogenannten primären und sekundären Oligomenorrhoe: Eine primäre Oligomenorrhoe liegt vor, wenn eine zu seltene oder eine zu kurze und schwache Regelblutung bei einer betroffenen Frau seit der ersten Regelblutung (Menarche) vorliegt.

Bei einer sekundären Oligomenorrhoe entsprachen die Menstruationen nach der Menarche zunächst der Norm und erst mit der Zeit entwickelte sich eine zu seltene oder eine zu kurze und schwache Regelblutung.

Eine Zyklusverlängerung bei der Oligomenorrhoe kann mindestens 35 Tage und höchstens 90 Tage betragen. Häufig tritt eine Oligomenorrhoe am Beginn der Pubertät oder zu Beginn der Wechseljahre auf.

Ursachen

Mögliche Ursachen einer Oligomenorrhoe sind vielfältig. Tritt eine Oligomenorrhoe in der ersten Zeit nach der Menarche oder vor den Wechseljahren auf, so kann sie Ausdruck der hormonellen Veränderungen sein, die im weiblichen Körper stattfinden.

Aber auch verschiedene Erkrankungen können zu einer Oligomenorrhoe führen. So können beispielsweise Störungen vorliegen, die die Funktion der Eierstöcke betreffen oder hormonelle Erkrankungen, in deren Rahmen zu viel männliche Hormone produziert werden.

Auch Störungen der Schilddrüsenfunktion (sowohl Unter- als auch Überfunktionen) oder Tumore wie etwa der Gebärmutterkrebs können zu einer Oligomenorrhoe führen. Darüber hinaus kann eine Oligomenorrhoe psychisch begünstigt (beispielsweise durch hohen Stress) und auch Folge von Magersucht sein.

Nicht zuletzt kann das Treiben von Leistungssport bei Frauen zum Auftreten einer Oligomenorrhoe führen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Hauptsymptom der Erkrankung ist eine selten auftretende Regelblutung. Die Zyklen verlängern sich bei einer Oligomenorrhoe auf eine Dauer von 35 bis 90 Tagen. In seltenen Fällen sind noch längere Zeitspannen möglich. Die betroffenen Frauen hatten üblicherweise vor dem Eintritt der Oligomenorrhoe normal lange Zyklen von etwa 24 bis 30 Tagen.

Im Normalfall sind die Blutungen schwächer und kürzer als zuvor. Sie können aber auch in gewohnter Stärke und Dauer auftreten. Selten kommt es zu sehr schwachen Blutungen und Schmierblutungen, die jedoch bis zu zwei Wochen andauern können. Hormonell bedingt können bei den betroffenen Frauen weitere Zyklusstörungen auftreten. So kann es etwa zu Zwischenblutungen oder zu vermehrten Menstruationsbeschwerden kommen.

Je nach vorliegender Grunderkrankung und Ursache der Oligomenorrhoe können weitere Symptome vorliegen. Bei gleichzeitigem Vorliegen von Eierstockzysten oder dem polyzystischen Ovarialsyndrom kann es zu einer starken Gewichtszunahme und Übergewicht kommen. Selten kommt es zu einer zunehmenden Vermännlichung.

Die Betroffenen nehmen eine verstärkte Körperbehaarung wahr. Auch kann es zu Bartwuchs im Gesicht und gleichzeitigem Ausfall der Kopfbehaarung kommen. Selten vergrößert sich die Klitoris und es bildet sich vermehrt Muskelmasse. Ist ein erhöhter Prolaktinspiegel Ursache für die Oligomenorrhoe, sondern die Brüste der Betroffenen eine milchige Flüssigkeit ab.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose von Ursachen einer Oligomenorrhoe beginnt meist mit einem Patientengespräch beim behandelnden Gynäkologen; Patientinnen werden hier häufig zu ihrer Krankengeschichte befragt, die dem Arzt oft schon Hinweise auf mögliche Ursachen einer Oligomenorrhoe geben kann.

Meist folgt dann eine gynäkologische Untersuchung, in deren Rahmen Eierstöcke, Gebärmutter und Scheide abgetastet werden. Um die Ursachen einer Oligomenorrhoe diagnostizieren zu können, werden diese Untersuchungsschritte häufig auch ergänzt durch die Durchführung einer Ultraschalluntersuchung.

Mithilfe von Bluttests können darüber hinaus etwaige hormonelle Störungen oder weitere Erkrankungen festgestellt werden, die zu einer Oligomenorrhoe geführt haben können.

Meist zeigen sich im Verlauf einer Oligomenorrhoe lediglich die Symptome einer zu seltenen oder zu kurzen und schwachen Regelblutung. Je nach Ursache einer Oligomenorrhoe kann es in Einzelfällen beispielsweise zu Übergewicht, Flüssigkeitsabsonderungen aus den Brüsten oder starker Körperbehaarung kommen.

Komplikationen

Bei dieser Krankheit leiden die Betroffenen an unterschiedlichen Beschwerden. Der weitere Verlauf und die Behandlung dieser Erkrankung hängen allerdings stark von der Grundkrankheit ab, sodass dabei kein allgemeiner Verlauf gegeben werden kann. In der Regel leiden die Patientinnen allerdings an einer sehr schwachen Regelblutung, die allerdings lange andauert.

Dabei treten Zyklusstörungen und starke Stimmungsschwankungen auf. Auch Depressionen oder andere psychische Erkrankungen können krankheitsbedingt auftreten und sich negativ auf die Lebensqualität und auch auf die Beziehung zum eigenen Partner auswirken. Weiterhin leiden die Betroffenen an Zysten an den Eierstöcken und in vielen Fällen auch an einer übermäßig starken Behaarung. Durch die Behaarung kann es auch zu einem verringerten Selbstwertgefühl oder zu Minderwertigkeitskomplexen kommen.

Die Betroffenen fühlen sich in vielen Fällen unwohl und schämen sich dabei für die Beschwerden. Auch der Kinderwunsch der Frau wird aufgrund der Erkrankung möglicherweise nicht erfüllt. Bei der Behandlung kommt es in der Regel nicht zu Komplikationen. Mit Hilfe von Hormonen können die Beschwerden gelindert werden. In einigen Fällen sind die Betroffenen allerdings auf eine psychische Therapie angewiesen. Die Lebenserwartung wird durch die Erkrankung allerdings nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Oligomenorrhoe deutet fast in jedem Fall auf ein hormonelles Problem oder zumindest auf eine Veränderung hin, welche sich von alleine nicht normalisieren wird. Deswegen sollte jede Frau unabhängig vom Alter den Arzt aufsuchen, wenn die Regelblutungen nur kurz andauern, schwach sind und seltener als gewöhnlich eintreten. Eine harmlose Form der Oligomenorrhoe tritt bei jungen Mädchen unmittelbar nach der Menarche auf, wenn auch nicht bei jedem Mädchen. Während einige wenige Mädchen sofort ihren regelmäßigen Zyklus bekommen, dauert es bei anderen ein oder zwei Zyklen, bis sich eine Regelmäßigkeit einstellt. Kommen die Regelblutungen allerdings dann nicht so häufig, wie sie sollten, dann sollte der Gynäkologe aufgesucht werden.

Normalerweise kann Oligomenorrhoe auch nach der Schwangerschaft und Geburt auftreten, denn auch jetzt muss sich der Zyklus erst normalisieren. Kurzfristige Oligomenorrhoe tritt auch nach dem Absetzen hormoneller Verhütung auf. Das alles sind natürliche Ursachen und noch kein Grund für den Arztbesuch.

Plötzlich auftretende Oligomenorrhoe hingegen sollte Anlass für eine Kontrolluntersuchung beim Gynäkologen sein, denn wenn eine Frau vorher einen normalen Zyklus hatte und dieser sich verändert, hat das einen Grund. Frauen im mittleren Alter könnten etwa in die Menopause kommen. Oligomenorrhoe kann jedoch auch auf hormonelles Ungleichgewicht, endokrinologische Erkrankungen oder eine körperliche Erkrankung hindeuten, die rechtzeitig erkannt werden muss.

Behandlung & Therapie

Ob eine medizinische Behandlung der Oligomenorrhoe notwendig bzw. sinnvoll ist, hängt vor allem ab von den Ursachen einer Oligomenorrhoe:

Ist eine zu seltene oder zu kurze und schwache Regelblutung bedingt durch hormonelle Störungen und liegt bei einer betroffenen Frau ein Kinderwunsch vor, so können beispielsweise hormonelle Therapiemethoden zum Einsatz kommen. Hat eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse zu einer Oligomenorrhoe geführt, so kann dieser Funktionsstörung unter anderem mit einer medikamentösen Behandlung begegnet werden, um eine Oligomenorrhoe zu bekämpfen.

Auch bei einem vorliegenden Tumor als Grund für eine Oligomenorrhoe kann eine erfolgreiche Tumorbehandlung dazu führen, dass sich auch die Oligomenorrhoe zurückbildet. Magersucht als Ursache einer Oligomenorrhoe wird häufig mithilfe kombinierter Behandlungsmethoden therapiert:

Während oft eine ernährungsbezogene Aufbautherapie erfolgt, die bei einer betroffenen Frau zum Erreichen eines Normalgewichts beitragen soll, wird dieser Therapiebaustein in der Regel ergänzt durch eine individuell ausgerichtete Psychotherapie. Mit erfolgreichem Therapieverlauf kann es auch hier in der Folge zu einem Rückgang der vorliegenden Oligomenorrhoe kommen.


Aussicht & Prognose

Die Prognose bei Oligomenorrhoe hängt davon ab, welche Faktoren die Zyklusstörung verursacht haben. Tritt die kurze und schwache Regelblutung in Zeiten starker körperlicher oder seelischer Belastung auf, findet der Menstruationszyklus nach Ende der anstrengenden Lebensphase oftmals von selbst wieder in den natürlichen Rhythmus zurück. Das Erlernen von Entspannungstechniken und ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Schlaf können diesen Prozess unterstützen.

Eine in der frühen Pubertät auftretende Oligomenorrhoe ist in der Regel ebenfalls nicht behandlungsbedürftig und geht in einen normalen Menstruationszyklus über, sobald sich die Hormonproduktion im Körper der jungen Frau eingespielt hat. Liegt der kurzen und schwachen Regelblutung eine psychische Erkrankung wie etwa Magersucht(Anorexia nervosa) zugrunde, ist gegebenenfalls eine längerfristige psychotherapeutische Betreuung der Patientin zur Stabilisierung von Körper und Psyche notwendig.

Eine organisch bedingte Oligomenorrhoe kann durch die effektive Behandlung der Grunderkrankung oft vollständig beseitigt werden. Bei einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse kommen Medikamente zum Einsatz, während Funktionsstörungen der Eierstöcke oder Tumore meist operativ behandelt werden. Wird die schwache Regelblutung durch ein Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) verursacht, kann bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch eine Hormontherapie das Heranreifen von Eizellen und den Eisprung unterstützen. Durch diese Behandlung steigt die Chance auf eine Schwangerschaft deutlich an.

Vorbeugung

Vorbeugen lässt sich einer Oligomenorrhoe zunächst, indem mögliche ursächliche Erkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Hormonelle Faktoren, die zu einer Oligomenorrhoe führen können, können durch verschiedene Verhaltensmaßnahmen positiv beeinflusst werden: So kann einer Oligomenorrhoe infolge hormoneller Faktoren etwa vorgebeugt werden durch Maßnahmen wie Stressabbau, ausreichendem Schlaf, gesunder Ernährung, Verzicht auf Nikotin und das Vermeiden von Unter- und Übergewicht.

Nachsorge

In den meisten Fällen stehen dem Betroffenen bei Oligomenorrhoe keine besonderen oder direkten Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung, sodass der Betroffene bei dieser Krankheit in der Regel schon frühzeitig einen Arzt aufsuchen sollte. Es kann meistens auch nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass ein Besuch bei einem Arzt für die Patientin immer notwendig ist.

Je früher ein Arzt kontaktiert wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf der Erkrankung. In den meisten Fällen wird der Oligomenorrhoe durch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten behandelt. Hierbei ist immer auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf eine richtige Dosierung der Medikamente zu achten, um die Beschwerden dauerhaft und nachhaltig zu lindern.

Bei Unklarheiten, Fragen oder bei Nebenwirkungen ist ebenso zuerst ein Arzt zu konsultieren. Die meisten Betroffenen sind auch auf die Unterstützung der eigenen Familie oder des Partners angewiesen, wodurch auch Depressionen oder andere psychische Verstimmungen verhindert werden können. Der Oligomenorrhoe verringert nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Tritt die Oligomenorrhoe in der Pubertät oder kurz vor den Wechseljahren infolge der natürlichen Hormonumstellung auf, wird diese in der Regel nicht als störend empfunden – eine Behandlung ist daher nicht notwendig. Kann infolge der Zyklusstörung der Kinderwunsch einer Frau nicht erfüllt werden, sollte sie für eine gewisse Zeit ihre Basaltemperatur messen und einen Menstruationskalender führen: Diese Aufzeichnungen erleichtern dem Arzt die Ursachenforschung.

Neben einer eventuell nötigen ärztlichen Behandlung haben sich einige Heilpflanzen zum Einsatz gegen eine zu kurze und schwache Regelblutung bewährt: Hier ist vor allem Mönchspfeffer zu nennen, der hormonelle Störungen ausgleichen und bei längerfristiger Einnahme den Menstruationszyklus stabilisieren kann. In der fernöstlichen Heilkunde werden auch Ingwer und Aloe vera zum Anregen der Regelblutung eingesetzt. Ist die Oligomenorrhoe auf Stress oder große seelische Belastungen zurückzuführen, können regelmäßige Entspannungsübungen wie autogenes Training oder Yoga ausgleichend wirken. Bei körperlicher Überbeanspruchung etwa durch exzessive sportliche Betätigung hilft eine Reduzierung des Trainingsumfanges, durch Untergewicht bedingte Zyklusunregelmäßigkeiten legen sich meist nach Erreichen des Normalgewichts wieder.

Liegt eine Essstörung zugrunde, sollte eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, einem ausgeglichenen Verhältnis von Aktivität und Erholung und dem weitgehenden Verzicht auf Nikotin kann den Menstruationszyklus ebenfalls günstig beeinflussen.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

Das könnte Sie auch interessieren