Eierstockzyste
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Krankheiten Eierstockzyste
Eine Eierstockzyste oder Ovarialzyste ist eine flüssigkeitsgefüllte Blase am Eierstock (Ovar). Sie wird medizinisch als Ovarialzyste bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist eine Eierstockzyste?
Eierstockzysten bzw. Ovarialzysten entstehen häufig durch hormonelle Veränderungen im Körper und bilden sich oft von selbst zurück. Nur wenn sie so groß werden, dass sie Schmerzen verursachen oder auf andere Organe drücken, oder als bösartig diagnostiziert werden, müssen sie operativ entfernt werden.
Eine Eierstockzyste ist eine Blase am Eierstock, welche Flüssigkeit enthält. Sie kann einen Durchmesser von 1-10 cm haben. Zyste ist der medizinische Begriff für eine Geschwulst, welche innen hohl und mit Flüssigkeit gefüllt ist.
Eierstockzysten bilden sich direkt am Eierstock. Die weiblichen Eierstöcke liegen links und rechts der Gebärmutter im Unterbauch.
Ursachen
Man unterscheidet zwei Arten von Eierstockzysten: die funktionelle Eierstockzyste und die Retentionszyste. Jede dieser Zysten hat eine andere Ursache. Die funktionelle Eierstockzyste ist die häufigere Art. Sie entsteht durch hormonelle Schwankungen, welche entweder durch eine fehlgesteuerte Hormonproduktionen im Körper oder durch eine therapeutische Hormonbehandlung verursacht werden.
Auch Endometriose (Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut) kann zur Bildung von Eierstockzysten führen. Der Grund für Retentionszysten (Retention = Zurückhalten) ist eine Ansammlung von Sekret, welches durch Verstopfung nicht abfließen kann.
Die Retentionszysten, die an den Eierstöcken entstehen, sind meist die sogenannten Dermoidzysten. Sie enthalten eine ölige Flüssigkeit und verschiedenes Zellgewebe. Sie kommen hauptsächlich bei jungen Frauen vor. Diese Art von Eierstockzysten ist eine Fehlbildung und ist angeboren.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Eierstockzyste ist im Normalfall nur wenige Zentimeter groß und ruft keine Beschwerden hervor. Erreicht die Ovarialzyste eine bestimmte Größe, können sich verschiedene Symptome einstellen. Durch den Druck auf die benachbarten Organe kommt es etwa zu dumpfen oder ziehenden Unterbauchschmerzen.
Diese werden von einem häufigem Harndrang und Entleerungsstörungen des Darms begleitet. In Einzelfällen ruft eine Zyste Durchblutungsstörungen hervor, die sich durch Sensibilitätsstörungen, Zuckungen und andere, meist unspezifische Symptome äußern können. Zudem können in Verbindung mit einer Eierstockzyste Rückenschmerzen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten. Außerdem kann es zu Menstruationsbeschwerden kommen.
Oft ist der Zyklus gestört oder verläuft unregelmäßig, auch starke Schmerzen bei der Regelblutung sind möglich. Bei Komplikationen wie Blutungen oder Rupturen kann eine Eierstockzyste zu plötzlichen, kolikartigen Schmerzen führen. Zudem kann es zu den typischen Fiebersymptomen kommen, also Schweißausbrüche, Schüttelfrost und ein zunehmendes Krankheitsgefühl.
Wird die Zyste nicht behandelt, kann sie an Größe zunehmen, und die Beschwerden nehmen an Intensität zu. Von einem Laien kann eine Eierstockzyste äußerlich nicht erkannt werden. Der Arzt stellt jedoch eine leichte Hauterhebung im Bereich des Unterleibs fest. Wird diese Erhebung berührt, treten meist akute Schmerzen auf.
Diagnose & Verlauf
Eine Eierstockzyste macht keine Beschwerden solange sie klein ist und nicht auf andere Organe drückt. Solch eine kleine Zyste wird meist zufällig bei einer gynäkologischen Routineuntersuchung entdeckt. Wächst die Eierstockzyste, so kann sie Schmerzen im Unterbauch verursachen. Auch Schmierblutungen, häufiger Harndrang, Beschwerden bei der Darmentleerung, Rückenschmerzen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr der Frau sind möglich.
Der monatliche Zyklus kann gestört sein und unregelmäßig verlaufen, auch verursachen Eierstockzysten manchmal stärkere Schmerzen bei der Regelblutung. Um eine Diagnose stellen zu können, wird der Arzt zunächst den Bauch von außen abtasten, sowie eine vaginale Tastuntersuchung durchführen.
Mit einer Ultraschalluntersuchung kann ein eventueller Tastbefund bestätigt werden. Hat sich bei älteren Frauen, die sich bereits in den Wechseljahren befinden, eine Eierstockzyste gebildet, so wird das Blut bezüglich eines Tumormarkers untersucht, um einen bösartigen Tumor ausschließen zu können.
Komplikationen
Eierstockzysten (Ovarialzysten) gehen in aller Regel nicht mit schwerwiegenden Komplikationen einher. In etwa zehn Prozent der Fälle kommt es aber zu einer Ruptur, das heißt die Ovarialzyste platzt auf. Das Platzen erfolgt häufig in Folge äußerer Einwirkungen, zum Beispiel beim Sport oder auch während einer Untersuchung beim Gynäkologen. Eierstockzysten können aber auch ohne äußeres Zutun spontan platzen. Dieser Vorgang ist meist ungefährlich.
In einzelnen Fällen können durch die Ruptur aber Gefäße zerreißen, so dass Blutungen im Bachraum entstehen, die einen operativen Eingriff erforderlich machen. Läuft das Blut ins Bauchinnere hat dies in der Regel einen Kreislaufzusammenbruch zur Folge. Bei starken Verletzungen ist auch ein gefährlicher Blutverlust möglich.
Eine weitere Komplikation, die bei Eierstockzysten auftreten kann, ist die sogenannte Stieldrehung. Größere Ovarialzysten, insbesondere solche, die aus einer Endometriose resultieren, können über einen Gefäßstiel mit den Eierstöcken verknüpft sein. Plötzliche ruckartige Bewegungen, zum Beispiel beim Sport, aber auch beim Geschlechtsverkehr, können dafür Sorgen, dass dieser Stiel gedreht wird.
Die Blutversorgung des Zystengewebes und gegebenenfalls auch der Eierstöcke selbst wird so stark eingeschränkt oder ganz unterbunden. Die nicht mehr ausreichend mit Blut versorgten Zellen beginnen abzusterben. In diesen Fällen ist ein operativer Eingriff erforderlich. Andernfalls könnten Verwesungsprozesse eine Bauchfellentzündung oder eine Blutvergiftung auslösen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eierstockzysten kommen häufig vor und sind in den meisten Fällen gutartig. Wenn sie aber Beschwerden verursachen, z. B. starke Unterleibsbeschwerden, ist es besser, einen Gynäkologen aufzusuchen, um Komplikationen zu vermeiden, die vielleicht lebensbedrohlich sein können. Eine Eierstockzyste kann platzen und in den Bauchraum bluten.
Sie kann sich auch in einer Stieldrehung einmal um die eigene Achse drehen und dabei Blutgefäße, die die Eierstöcke versorgen, abschnüren oder in schlimmeren Fällen sogar abreißen. Oft werden Stieldrehungen durch ruckartige Bewegungen verursacht. Sie sind mit starken Schmerzen verbunden. Kommen noch Übelkeit, Schweißausbrüche und Pulsrasen hinzu, muss meistens notoperiert werden.
Auch wenn Zysten über die Periode hinaus Blutungen verursachen, sollte immer vorsichtshalber ein Arztbesuch erfolgen, um die Ursache abzuklären. Auch wenn Zysten in den meisten Fällen gutartig sind, können sie auch bösartig entarten und Eierstockkrebs begünstigen. Besonders wenn auch noch ein familiäres Risiko besteht, ist es sinnvoll, Zysten über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Auch sogenannte Schokoladenkzysten im Rahmen einer Endometriose sollten beobachtet und bei Bedarf behandelt werden. Sie verhalten sich wie die Gebärmutter und bluten während der Menstruation. Das Blut kann aber dort nicht abfließen und kann im Bauchraum zu Verkrustungen und schmerzhaften Verwachsungen führen.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung einer Eierstockzyste ist abhängig von der Art der Zyste. Bei jungen Frauen sind Eierstockzysten meist harmlose funktionelle Zysten, die sich in der Regel von selbst wieder zurückbilden. Man wartet zunächst ab und beobachtet, wie sich die Zyste entwickelt und ob sie sich wieder verkleinert und ganz verschwindet.
Manchmal werden hormonelle Medikamente wie die Anti-Baby-Pille verschrieben, um die Eierstockzyste schrumpfen zu lassen. Erst wenn sie weiter wächst und so groß wird, dass sie auf andere Organe drückt, wird sie operativ entfernt. Eierstockzysten, die bei älteren Frauen nach dem Klimakterium auftreten, sollten genau untersucht werden. Dazu entnimmt der Arzt mittels einer Laparoskopie, das heißt durch kleine Einschnitte in der Bauchdecke und unter Kontrolle mit einer Kamera, Gewebe aus der Eierstockzyste und lässt es im Labor untersuchen.
Die Patientin ist während des Eingriffs in Vollnarkose. Ist das Gewebe bösartig, so wird die Zyste operativ entfernt. Bei Eierstockzysten, die durch Endometriose verursacht wurden, wird zunächst eine hormonelle Therapie versucht. Sollte diese nicht anschlagen, so wird der Arzt auch diese Eierstockzysten operativ in einer Laparoskopie entfernen.
Aussicht & Prognose
Die Eierstockzyste hat grundsätzlich eine gute Prognose. Bei über 90% der Betroffenen Patientinnen heilt die Zyste ohne einen weiteren ärztlichen Eingriff selbständig aus. Es kommt zu einer Beschwerdefreiheit und vollständigen Genesung.
In einigen Fällen stellen sich trotz der günstigen Aussicht Komplikationen ein. Die Zyste kann einreißen, zerreißen oder sich verdrehen. Dies kann bereits bei einer Tastuntersuchung, sexuellen oder starken körperlichen Aktivitäten geschehen. Schmerzen setzen ein und leichte Blutungen sind möglich. Oftmals sind die Beschwerden dennoch wenig besorgniserregend. Kommt es jedoch zu Einblutungen, können sich diese bis in den Bauchraum entwickeln. Ein operativer Eingriff ist vonnöten, damit keine weiteren Erkrankungen entstehen.
Verläuft die Operation ohne weitere Komplikationen, kann die Patientin innerhalb kurzer Zeit aus der Behandlung entlassen werden. Obgleich die Eierstockzyste eine gute Aussicht auf eine Heilung hat, ist jederzeit eine Neubildung von einer oder mehreren Zysten möglich. In sehr seltenen Fällen kann sich die Eierstockzyste zu einem bösartigen Tumor entwickeln und Ursache für einen Eierstockkrebs sein. Ohne eine Behandlung verläuft dieser progressiv und kann den frühzeitigen Tod der Patientin zur Folge habe. Mit einer medizinischen Versorgung ist die Prognose abhängig von dem Stadium der Erkrankung und der Wirksamkeit der Krebstherapie. Lebenslange Folgeschäden wie Unfruchtbarkeit sind möglich.
Vorbeugung
Eine Vorbeugung ist bei Dermoidzysten nicht möglich, da sie angeboren sind. Bei funktionellen Eierstockzysten wäre eine hormonelle Vorbeugung denkbar. Da diese Eierstockzysten jedoch harmlos sind und sich in der Regel selbst zurückbilden, wäre die Belastung für den Körper durch hormonelle Präparate größer als die Beeinträchtigung, die durch die Bildung einer Eierstockzyste entsteht.
Werden die Zysten durch Endometriose verursacht, so wirken die bei der Behandlung verabreichten Hormone nicht nur therapierend, sondern gleichzeitig als Prophylaxe. Das heißt, die Hormone lassen die bestehenden Zysten schrumpfen und verhindern zusätzlich die Neubildung von Eierstockzysten.
Nachsorge
Bei einer Eierstockzyste sind die Maßnahmen einer Nachsorge in den meisten Fällen sehr stark eingeschränkt. Dabei ist der Betroffene in erster Linie auf eine vollständige Behandlung dieser Krankheit angewiesen, damit es nicht zu weiteren Zysten oder zu weiteren Komplikationen am Körper kommt. Ob die Eierstockzyste die Lebenserwartung des Betroffenen verringert, kann nicht universell vorhergesagt werden.
In den meisten Fällen kann die Eierstockzyste relativ leicht durch einen operativen Eingriff entfernt werden. Diese ist nicht immer notwendig, sodass ein Eingriff nur dann vorgenommen wird, wenn sich die Eierstockzyste ausbreiten könnte oder bösartig ist. Nach dem Eingriff sollte sich die Betroffene auf jeden Fall ausruhen und ihren Körper schonen. Von Anstrengungen oder stressigen Tätigkeiten ist dabei abzusehen.
Ebenfalls sollte in der Zeit nach der Entfernung von Geschlechtsverkehr abgesehen werden, um die Region nicht unnötig zu reizen. In vielen Fällen sind auch nach einer erfolgreichen Entfernung einer Eierstockzyste regelmäßige Untersuchungen durch einen Arzt notwendig und sinnvoll. Bei der medikamentösen Behandlung dieser Krankheit sollte auf eine regelmäßige und richtige Einnahme der Medikamente geachtet werden, wobei auch eine richtige Dosierung zu beachten ist.
Das können Sie selbst tun
Bevor eine Selbstbehandlung erfolgt, sollten Betroffene die Art der Zyste bei einem Gynäkologen feststellen lassen. Danach richtet sich die anschließende Therapie.
Da die meisten Zysten harmlos sind und oftmals von selbst verschwinden, können betroffene Frauen versuchen die auftretenden Symptome zu lindern. Die Natur liefert zahlreiche Heilpflanzen bei Beschwerden wie Unterleibsschmerzen oder häufigem Harndrang. Zu nennen seien hier der Mönchspfeffer oder das Kraut Frauenmantel. Diese werden zumeist als Tee angeboten. Täglich mehrere Tassen getrunken lassen sich so leichte Beschwerden mindern. Mönchspfeffer reguliert zudem Schwankungen des Monatszyklus.
Treten die Schmerzen zeitlich begrenzt auf, ist auch die Einnahme eines rezeptfreien Schmerzmittels wie Ibuprofen (Analgetikum) möglich. Weiterhin können Kälte- oder Wärmeanwendungen versucht werden. Darauf reagieren die Betroffenen unterschiedlich. Generell gilt: Es ist alles erlaubt, was gut tut.
Da viele Frauen auch über Blähungen klagen – zumeist ist der Darm als angrenzendes Organ auch betroffen – empfiehlt sich die Reduzierung blähender Speisen. Um dem häufigen Harndrang zu entgegnen können Präparate aus Kürbissamen helfen. Bereitet der Geschlechtsverkehr Schmerzen, sollte zunächst darauf verzichtet werden.
Wird die Zyste durch ein hormonelles Ungleichgewicht verursacht kann die Einnahme einer schwach dosierten Anti-Baby-Pille erwogen werden. Da auch deren Einnahme mit Nebenwirkungen verbunden sein kann, sollten Vor- und Nachteile gründlich abgewogen werden. Erfolgt bereits die Einnahme eines Östrogen-Präparates könnte der Wechsel des Medikamentes eine Möglichkeit darstellen.
Quellen
- Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
- Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
- Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013