Ophthalmia neonatorum

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Ophthalmia neonatorum wird eine Bindehautentzündung des Auges bei Babys verstanden. Sie ist auch als Neugeborenenkonjunktivitis bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Ophthalmia neonatorum?

Besteht bei einem Baby Verdacht auf eine Bindehautentzündung, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
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Bei einer Ophthalmia neonatorum kommt es in den ersten Lebenswochen eines neugeborenen Kindes zu einer Konjunktivitis (Bindehautentzündung) des Auges. In den meisten Fällen sind beide Augen betroffen. Die Bindehautentzündung kann durch verschiedene Erreger hervorgerufen werden, zu denen in erster Linie Bakterien gehören. Die Inkubationszeit der Ophthalmia neonatorum liegt zwischen zwei Tagen und zwei Wochen. Beschwerden und Verlauf der Neugeborenenkonjunktivitis hängen von ihrem Verursacher ab.

Ursachen

Die Ophthalmia neonatorum zeigt sich in den ersten 28. Lebenstagen des Babys. Als klassische Ursache für die Bindehautentzündung gelten Gonokokken wie Neisseria gonorrhoeae. Allerdings kam es in den letzten Jahrzehnten zu einer deutlichen Verringerung der Gonokokken-Infektionen, sodass in der heutigen Zeit andere Keime für die Neugeborenenkonjunktivitis verantwortlich sind. Dabei handelt es sich vor allem um Chlamydien.

Diese gramnegativen Bakterien sind die Ursache für rund 73 Prozent aller Bindehautentzündungen bei Babys. Als weitere Verursacher kommen Staphylokokken, Streptokokken, Pseudomonaden oder Viren wie Herpesviren infrage. Ebenso können jedoch auch unterschiedliche Umwelteinflüsse eine Bindehautentzündung bei Babys hervorrufen.

Die Medizin differenziert grundsätzlich zwischen einer ansteckenden und einer nicht ansteckenden Neugeborenenkonjunktivitis. Während die infektiöse Ophthalmia neonatorum von Bakterien und Viren ausgelöst wird, entsteht die nicht-infektiöse Form durch Reaktionen auf Pollen, Hausstaub, kosmetische Produkte oder Heuschnupfen. Weitere mögliche Urheber der Augenkrankheit sind Chemikalien, Fremdkörper sowie eine zu starke Einwirkung von Sonnenstrahlen.

Die ansteckende Form kann wiederum mit einer Erkältung verbunden sein. Nicht selten findet die Übertragung der Keime beim Geburtsvorgang statt, indem sie sich in die Augenlider einpressen. Ebenso denkbar ist eine Schmierinfektion nach der Geburt von einem Baby zum anderen. Ein weiterer Umstand, der zum Entstehen einer Neugeborenenkonjunktivitis führen kann, ist die noch nicht vollständige Funktionstüchtigkeit der tränenabführenden Gänge. Dadurch kommt es zum Anstau von überschüssiger Tränenflüssigkeit, die nicht richtig abfließen kann.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome der Ophthalmia neonatorum können je nach Erreger einen unterschiedlichen Verlauf nehmen. Bei einer Infektion durch Gonokokken sprechen Ärzte von einer Gonoblennorrhoe. Sie ist gekennzeichnet durch eine starke Ansammlung von Eiter. Außerdem schwellen die Augenlider des Babys an, wodurch es beim Öffnen der Augen zum Hervortreten von Eiter kommt.

Weil die Gonoblennorrhoe Geschwüre auf der Hornhaut verursacht, gilt sie als besonders gefährliche Form der Ophthalmia neonatorum. So zeigt sich das Entstehen von Löchern. Im schlimmsten Fall droht sogar Blindheit. Im Falle einer Chlamydienblennorrhoe schwellen die Augen des Babys an und es erfolgt eine schleimige Eiterbildung.

In den Bindehautzellen sind charakteristische sogenannte Einschlusskörperchen zu erkennen. In der Medizin trägt die Krankheitsform deswegen auch die Bezeichnung Einschlusskörperchenkonjunktivitis. Lösen Herpesviren die Ophthalmia neonatorum aus, macht sich dies durch eine geschwollene und gerötete Bindehaut bemerkbar. Außerdem bilden sich am Augenlid Bläschen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Eine Bindehautentzündung durch Viren gilt als besonders ansteckend.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Besteht bei einem Baby Verdacht auf eine Bindehautentzündung, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Für seine Untersuchung verwendet der Arzt eine spezielle Spaltlampe, mit deren Hilfe er die unterschiedlichen Augenstrukturen vergrößert betrachten kann. Zur Untersuchung der inneren Augenlider werden diese umgeklappt.

Um die Erreger bestimmen zu können, wird zumeist ein Abstrich entnommen. Ein Hinweis auf eine Chlamydien-Infektion sind die Einschlusskörperchen in den abgeschabten Zellen der Bindehaut. Gilt eine Allergie als möglicher Auslöser der Ophthalmia neonatorum, können unterschiedliche Allergietests erfolgen.

Wird die Ophthalmia neonatorum einer fachgerechten Behandlung unterzogen und zeigen sich keine Komplikationen, nimmt die Augenentzündung meist einen günstigen Verlauf. Die Beschwerden sind dann nach ungefähr 14 Tagen wieder vorüber. Eine Verzögerung des Heilungsprozesses kann jedoch durch den Einfluss von Staub, Sonnenlicht oder Zigarettenrauch erfolgen.

Komplikationen

Bei der Ophthalmia neonatorum leiden die Betroffenen in erster Linie an einer Bindehautentzündung. Da diese dabei schon beim Baby auftritt, kann sie im schlimmsten Falle zu einer Erblindung des Patienten und damit zu einer deutlich verzögerten Entwicklung des Kindes führen. Dabei kann es auch im Erwachsenenalter zu erheblichen Beschwerden kommen. Am Auge kommt es dabei zu einer Ansammlung von Eiter.

Die Augen selbst sind angeschwollen und die Betroffenen leiden an verschiedenen Sehbeschwerden. In vielen Fällen weinen die Kinder aufgrund der Ophthalmia neonatorum übermäßig, da sie dabei auch an Augenschmerzen leiden. Weiterhin kann es auch zur Ausbildung von Geschwüren auf der Hornhaut selbst kommen. Sollte die Entzündung der Bindehaut von Viren verursacht worden sein, so kann sich diese auch auf andere Menschen übertragen.

Die Behandlung der Ophthalmia neonatorum erfolgt mit Hilfe von Medikamente. Dabei kommt es zur Einnahme von Antibiotika in der Regel relativ schnell zu einem positiven Krankheitsverlauf ohne Komplikationen. Vor allem bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung der Erkrankung können die Beschwerden relativ gut gelindert werden. Die Lebenserwartung des Patienten wird von der Ophthalmia neonatorum nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da die mit Eiterbildung verbundene Ophthalmia neonatorum nur bei Neugeborenen auftritt, ist der Arzt in den meisten Fällen sofort zur Stelle. Die oft beidseits auftretende infektiöse Bindehautentzündung an den Augen Neugeborener tritt meist in den ersten 14 Lebenstagen auf. Mit Glück ist die Mutter des Kindes dann noch in der Geburtsklinik. Andernfalls sollte sie umgehend einen Kinderarzt konsultieren.

Der sofortige Arztbesuch ist notwendig, weil die Ophthalmia neonatorum meistens durch Chlamydien, Gonokokken, Herpesviren, Staphyllokokken oder Streptokokken sowie Pseudomonaden ausgelöst wird. Je nach Auslöser treten die ersten Symptome der Infektion binnen weniger Stunden oder erst nach mehreren Tagen auf.

Es ist außerdem möglich, dass zwei der Auslöser an der eitrigen Infektion der Augen beteiligt sein können. Schnelles Handeln ist notwendig, weil einige Erreger eine Erblindung auslösen können. Der neugeborene Patient sollte umgehend behandelt werden. Nur gegen eine Gonokokken-Infektion gibt es bisher eine prophylaktische Maßnahme. Die anderen Infektionen können bisher nicht vorbeugend behandelt werden.

In einigen Fällen ist es durch die infizierte Mutter zu einer Schmierinfektion bei der Geburt gekommen. In diesem Fall muss auch die Mutter sich einer medizinischen Behandlung unterziehen. Bei einer Infektion mit Chlamydien sollten sogar beide Elternteile behandelt werden. Als besonders gefährlicher Auslöser der Ophthalmia neonatorum gilt die Gonoblenorrhö.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Ophthalmia neonatorum richtet sich nach dem jeweiligen Auslöser der Augenerkrankung. Im Falle einer Gonoblennorrhoe erfolgt eine spezielle Crede-Prophylaxe, die als sehr wirksam gegen Gonokokken gilt. Bei dieser Methode träufelt der Arzt dem Baby eine Silbernitratlösung in die Augen.

Auf diese Weise wird nicht nur einer Infektion mit Gonokokken entgegengewirkt, sondern auch anderen Erregern. Ist eine Chlamydien-Infektion für die Neugeborenenkonjunktivitis verantwortlich, verabreicht der Arzt dem Baby in der Regel Antibiotika. Darüber hinaus kann das Baby eine Augensalbe oder Augentropfen erhalten, die in den Bindehautsack einzubringen sind.

Nicht selten verklebt sich das Auge des Kindes mit Tränensekret. Dieses lässt sich mit einem weichen Waschlappen und warmem Wasser auswaschen. Zusätzlich ist auch eine homöopathische Behandlung möglich, was jedoch mit dem Arzt besprochen werden sollte. Als bewährtes homöopathisches Mittel gilt Augentrost (Euphrasia), das sich entweder in Form von Globuli oder Tabletten einnehmen lässt.

Ebenso ist der Augentrost in Form von Augentropfen erhältlich. Juckreiz und Brennen am Auge können durch das Auflegen von kühlen Kompressen gelindert werden. Dies ist besonders wichtig, weil das Baby nicht an seinen Augen reiben darf. Außerdem sollte das Kind einige Tage lang keinem hellen Licht und Sonnenschein ausgesetzt werden.

Als hilfreiches Hausmittel gegen eine Bindehautentzündung beim Baby gilt das Einträufeln einer Honiglösung, da sie über entzündungshemmende Eigenschaften verfügt. Zu diesem Zweck erfolgt das Auflösen von zwei Esslöffel-Portionen Honig in einem halben Liter abgekochtes Wasser.


Aussicht & Prognose

Die Neugeborenen-Konjunktivitis (Ophthalmia neonatorum) ist eine behandlungspflichtige Entzündung der Bindehaut am Auge Neugeborener. Die Prognose ist bei schnell einsetzender Behandlung mit Antibiotika positiv, sofern der Erreger bzw. Auslöser ausgemacht werden kann.

Die symptomatische Behandlung erfolgt ursachenbezogen. Die Prognose kann ebenfalls davon beeinflusst werden, welcher Verursacher für die Ophthalmia neonatorum vorliegt. Bei einer Infektion des Auges durch Chlamydien kann bei 80 Prozent der betroffenen Babys eine vollständige Erholung des befallenen Auges gewährleistet werden. Es kann jedoch sein, dass weitere Therapiemaßnahmen notwendig werden, da Chlamydien hartnäckig sind. Bei 20 Prozent der befallenen Babys ist die Prognose für eine vollständige Heilung weniger gut.

Bei bakteriellen Infektionen des kindlichen Auges ist die Prognose positiv. Die verursachenden Bakterien sprechen fast immer auf die Behandlung an. Diese muss allerdings zeitnah und mit angemessenen Therapeutika erfolgen. Unbehandelt bleibende Ophthalmia neonatorum-Infektionen können zu bleibenden Schädigungen am Auge der Neugeborenen - und manchmal auch zum Tod des Kindes führen. Der Grund liegt im Mangel an einem ausgebildeten Immunsystem.

Bei Ophtalmia neonatorum-Betroffenen, die eine virusbedingte Augenentzündung haben, ist die Prognose schlechter. Das Sehvermögen kann dauerhaft Schaden erleiden. Die systemischen Folgen können ebenfalls fatal ausfallen. Durch chemische Irritationen ausgelöste Bindehautentzündungen geben sich binnen 24 oder 36 Stunden nach Ende der Exposition.

Vorbeugung

Einer Ophthalmia neonatorum vorzubeugen ist schwierig. So werden die verantwortlichen Erreger oft schon bei der Geburt übertragen.

Nachsorge

Nach der Behandlung einer Ophthalmia neonatorum ist eine Nachsorge für die Neugeborenen dringend erforderlich. Da die Babys mit Antibiotika behandelt worden sind, können durch die Medikamente eventuelle Komplikationen auftreten. Aus diesem Grund müssen Eltern mit den Kindern bis zu sechs Wochen lang regelmäßig zu Nachuntersuchungen gehen.

Wenn festgestellt wird, dass die Neugeborenen die Behandlung gut überstanden haben, sind keine weiteren Behandlungen mehr nach den sechs Wochen notwendig. Wird dagegen festgestellt, dass die Antibiotika Nebenwirkungen wie Fieber oder Atembeschwerden ausgelöst haben, müssen diese entsprechend mit anderen Medikamenten behandelt werden, um das Wohl des Kindes nicht zu gefährden.

Die Nachuntersuchung ist allerdings auch für die Eltern und Familienmitglieder notwendig, die mit dem erkrankten Kind in Berührung gekommen sind. Da es durch Schmiereninfektion zu einer Übertragung von Krankheitserregern kommen kann, besteht bei jeder Person das Risiko, dass sie sich unbewusst bei dem Neugeborenen angesteckt hat. Zur Absicherung erhalten auch Familienmitglieder meistens Antibiotika verschrieben, die sie in der gleichen Zeit einnehmen müssen wie auch das Kind.

Wird nach einer erfolgreichen Behandlung der Ophthalmia neonatorum festgestellt, dass keine Rückstände von Krankheitserregern beim Neugeborenen oder den Familienmitgliedern mehr vorhanden sind, sind keine weiteren Schritte zur Nachsorge mehr nötig. Das Kleinkind kann ganz normal aufwachsen, ohne dass das Risiko bleibender Schäden oder Spätfolgen besteht.

Das können Sie selbst tun

Bei Ophthalmia neonatorum ist in der Regel keine intensive Behandlung erforderlich oder notwendig, da sich die Symptome oft innerhalb weniger Wochen bessern. Wenn eine Behandlung erforderlich ist, hängt die Art der Behandlung von der Ursache ab. In schweren Fällen können antibiotische Augentropfen verwendet werden, um die Infektion zu beseitigen.

Eine reizhafte Bindehautentzündung wird verschwinden, sobald die Ursache beseitigt ist. Eine allergische Konjunktivitis kann in der Regel mit Anti-Allergie-Medikamenten wie Antihistaminika behandelt werden. Wenn möglich, sollte die Substanz, die die Allergie ausgelöst hat, vermieden werden. Falls es nicht bekannt ist, welche Substanzen diese Symptome auslöst, dann sollte beim Hautarzt ein Allergietest durchgeführt werden. Am besten ist es, vorerst die Symptomatik zu lindern. Jede klebrige oder krustige Beschichtung der Augenlider oder Wimpern kann mit Watte und Wasser gereinigt werden.

Wenn die Hände regelmäßig gewaschen und keine Kissen oder Handtücher gemeinsam mit dem Säugling benutzt werden, wird die Ausbreitung verhindert. Der Hausarzt kann überprüfen, ob es eine schwerwiegendere zugrunde liegende Ursache für die Symptome gibt. Dies sollte zumindest bei einer länger andauernden Krankheit überprüft werden.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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