Osteosklerose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Osteosklerose beschreibt eine Verhärtung der Knochen durch unterschiedliche Ursachen. Dabei kommt es zu einer übermäßigen Vermehrung der Knochensubstanz. Die Stabilität der Knochen ist jedoch beeinträchtigt.
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Was ist Osteosklerose?
Bei der Osteosklerose handelt es sich nicht um eine einheitliche Erkrankung. Der Begriff beschreibt nur die Veränderungen der Knochen in Richtung Verhärtung und Zunahme der Knochenmasse. Trotz erheblicher Knochendichte ist die Knochenarchitektur nicht stabil. Es kommt zu häufigen Knochenbrüchen und je nach zugrunde liegender Erkrankung zur weiteren Verknöcherung.
Dabei gibt es sowohl genetische Ursachen der Osteosklerose als auch sekundäre Knochenverhärtungen durch eine zugrunde liegende Erkrankung. Die Osteosklerose liegt in den meisten Fällen generalisiert vor. Das heißt, das gesamte Skelett ist vom Krankheitsprozess betroffen. Es gibt aber auch Fälle mit lokaler Osteosklerose. Besonders bei der primären Form der Knochenverhärtung kann als Ursache fast immer ein genetischer Defekt angenommen werden.
Diese Form der Erkrankung ist sehr selten. Die sekundäre Osteosklerose kommt häufiger vor und tritt besonders bei Niereninsuffizienz auf. Es gibt aber auch eine Form mit verstärkter Aufnahme von Fluoriden durch die Nahrung. Auch diese Form gehört zur sekundären Osteosklerose. Lokalisierte Formen der Osteosklerose können durch maligne oder benigne Knochentumoren oder im Rahmen von Morbus Paget entstehen.
Ursachen
In anderen Fällen findet nur der Knochenaufbau ohne Umbauprozesse statt. So wird beispielsweise bei der erblich bedingten Osteopetrose (Marmorknochenkrankheit) der Knochen nur aufgebaut, ohne dass es zu Abbauprozessen kommt. In der Regel bestehen die Vorläufer der Knochenzellen aus Osteoblasten und Osteoklasten. Die Osteoblasten sorgen für den Knochenaufbau, während die Osteoklasten überschüssiges Knochenmaterial abbauen sollen.
Innerhalb der Knochen muss ein ständiger Umbauprozess ablaufen, um die Knochen ständig neu zu modellieren. Da ist jedoch bei der Osteopetrose nicht gegeben. Eine weitere erblich bedingte Osteosklerose ist das Engelmann-Syndrom. Hier kommt es zu einem unregelmäßigen Knochenwachstum mit zunehmender Knochenverhärtung und Stabilitätsverlust der Knochen.
Bei der Melorheostose ist zwar der Knochenstoffwechsel störungsfrei, aber es kommt durch unregelmäßiges Wachstum an manchen Stellen, besonders an den Extremitäten, zur Verdickung der Knochen. Dabei sieht es so aus, als ob die Knochen fließen. Auch diese Erkrankung wird durch einen Gendefekt hervorgerufen. Häufiger bildet sich eine sekundäre Osteosklerose im Rahmen einer Niereninsuffizienz heraus.
Bei der als renale Osteodystrophie bezeichneten Erkrankung handelt es sich um eine sehr komplexe Störung des Knochenwachstums. Die Niereninsuffizienz bewirkt, dass der Vitamin-D-Hormon-Stoffwechsel gestört ist. Kalzium und Phosphat werden nicht mehr zurückgehalten und verstärkt ausgeschieden. Die resultierende Hypokalzämie sorgt für eine höhere Konzentration des Parathormons, welches wiederum zur Demineralisierung des Knochens führt. Zum Ausgleich der Demineralisierung bildet sich verstärkt bindegewebsartiges Knochenmaterial. Die Knochenmasse nimmt zwar zu. Gleichzeitig kommt es aber zum Stabilitätsverlust.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Verlaufsformen der einzelnen Erkrankungen sind unterschiedlich. Als gemeinsames Symptom gelten jedoch eine ständige Vermehrung der Knochenmasse und gleichzeitig eine Verringerung der Stabilität der Knochen. Die Begleitsymptome sind von der jeweiligen Grunderkrankung abhängig. Die Osteopetrose zeichnet sich beispielsweise durch eine erhöhte Knochenbrüchigkeit, Leber- und Milzvergrößerung, Immunschwäche, Krämpfe und Hirnnervenschädigungen aus.
Es gibt des Weiteren Erkrankungen, die neben der Osteosklerose durch multiple Dysplasien gekennzeichnet sind wie das genetisch bedingte Lenz-Majewski-Syndrom. Die sekundäre renale Osteodystrophie fällt durch Knochen- und Gelenkschmerzen sowie Schwellungen auf. Die Knochenbrüchigkeit ist erhöht. Gleichzeitig tritt auch eine Muskelatrophie auf. An den Gelenken finden sich im Bereich von Ellenbogen, Schultergelenken, Knien, Zehen oder Fingergelenken äußere Kalkablagerungen.
Die werden durch verstärkte Kalkauflösungsprozesse innerhalb der Knochen an dessen Rand wieder abgelagert. Das verursacht Schmerzen, welche die Beweglichkeit stark einschränken. In den Arterien kann es auch zu Kalkablagerungen kommen, die eine arterielle Verschlusskrankheit mit all ihren Folgen hervorrufen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Diagnose der Osteosklerose ist stark an der zugrunde liegenden Erkrankung oder Störung ausgerichtet. Wenn eine schwere Nierenerkrankung erkennbar ist, wird der Charakter der Erkrankung im Gesamtzusammenhang diagnostisch untersucht. Bei Verdacht auf eine erbliche bedingte Erkrankung können humangenetische Untersuchungen durchgeführt werden. Dazu ist vorher jedoch eine intensive Anamnese der familiären Krankengeschichte notwendig. Liegt eine lokale Osteosklerose vor, sollte auch in Richtung Tumor untersucht werden.
Komplikationen
Weiterhin kommt es bei den Betroffenen nicht selten zu einem deutlich geschwächten Immunsystem und auch zu Krämpfen in den Muskeln. Die Leber und die Milz sind deutlich vergrößert, sodass es in diesen Regionen zu Schmerzen kommen kann. Weiterhin kommt es durch das geschwächte Immunsystem häufiger zu Infekten und zu Entzündungen. Ohne Behandlung kann es dabei auch zu einer Schädigung des Gehirns kommen, die in der Regel irreversibel ist und auf jeden Fall vermieden werden sollte.
Weiterhin kommt es zu Beschwerden an den Gelenken und ein Arterienverschluss kann auftreten. In der Regel findet eine kausale Behandlung der Osteosklerose statt. Dabei treten keine besonderen Kompilationen auf, allerdings muss eventuell ein Tumor entfernt werden. Weiterhin benötigen die Patienten dabei eine Chemotherapie, die in der Regel mit Nebenwirkungen stattfindet.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn Schmerzen im Bereich der Knochen oder Probleme beim Bewegen der Hände und Füße auftreten, sollte ein Arzt konsultiert werden. Die Symptome deuten auf eine Osteosklerose hin, die rasch abgeklärt werden muss, um eine Zunahme der Beschwerden und Langzeitfolgen zu vermeiden. Betroffene Personen sollten einen Arzt konsultieren, wenn die genannten Krankheitszeichen nicht von selbst zurückgehen oder innerhalb kurzer Zeit an Intensität zunehmen. Spätestens, wenn die typischen Gelenkgeräusche hinzukommen, ist ärztlicher Rat gefragt.
Der Mediziner kann die Osteosklerose anhand bildgebender Verfahren und einer Anamnese rasch feststellen und gegebenenfalls direkt eine Behandlung einleiten oder den Patienten an einen Spezialisten weiterleiten. Personen, die bereits einmal an einer Knocheninfektion oder an einer Entzündung des Knochens erkrankt sind, gehören zu den Risikogruppen. Sie sollten mit dem zuständigen Arzt konferieren, wenn die beschriebenen Symptome auftreten und nicht von selbst wieder abklingen. Auch nach Knochenverletzungen, dem Kontakt mit toxischen Substanzen und einer Knochenkrebserkrankung ist eine enge ärztliche Kontrolle notwendig. Neben dem Hausarzt kann der Orthopäde oder ein Facharzt für innere Medizin konsultiert werden. In Zusammenarbeit mit Ernährungsmedizinern und genetischen Beratungsstellen kann die Ursache für die Osteosklerose festgestellt werden. Während der Therapie sind Physiotherapeuten, Sportmediziner und weitere Fachärzte in die Behandlung involviert.
Behandlung & Therapie
Die Therapie einer vorliegenden Osteosklerose richtet sich nach der Ursache. Die erblich bedingten Erkrankungen können nicht ursächlich behandelt werden. Hier sind nur symptomatische Behandlungen möglich. Dazu gehören die ständige Kontrolle und auch die Behandlung einer eventuell aufgetretenen Fraktur. Bei einem diagnostizierten Tumor sind selbstverständlich chirurgische Maßnahmen notwendig.
Ist der Tumor bösartig, folgen Chemo- und Strahlentherapie. Die renale Osteodystrophie kann nur im Rahmen der Gesamttherapie der Nierenerkrankung behandelt werden. Sollte sich herausstellen, dass eine Fluorose vorliegt, genügt das Absetzen der starken Fluoridzufuhr.
Aussicht & Prognose
Die Prognose der Osteosklerose orientiert sich daran, in welchem Stadium die Erkrankung erkannt und behandelt wird und um welche Form der Osteosklerose es sich handelt. Bleibt das Leiden unbehandelt, kann sich die Verknöcherung verstärken und im Verlauf des Lebens verschiedene gesundheitliche Probleme hervorrufen. Zunächst wird die Belastbarkeit der Knochen vermindert, wodurch der Patient verschiedene Einschränkungen hinnehmen muss. Die Aussicht auf eine vollständige Genesung ist nicht gegeben. Bestehende Verhärtungen des Knochengewebes lassen sich nur durch aufwendige Verfahren reduzieren. Die Prognose stellt der Facharzt für Orthopädie. Abhängig von der Form und Ausprägung der Erkrankung wird er hierzu gegebenenfalls weitere Mediziner involvieren.
Da sich die Osteosklerose in Schüben entwickelt und meist nicht ursächlich behandelbar ist, muss die Prognose regelmäßig an den aktuellen Gesundheitszustand des Patienten angepasst werden. Die Aussicht auf ein beschwerdefreies Leben ist dank moderner Medizin relativ hoch. Die Lebenserwartung ist durch die Osteosklerose in der Regel nicht eingeschränkt. Jedoch besteht ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Herz-Kreislauf-Beschwerden und Stürze. Bei der sekundären Form der Osteosklerose liegen zudem schwere Grunderkrankungen wie Krebs oder Nierenleiden vor, welche Lebensqualität und Lebenserwartung reduzieren können.
Vorbeugung
Eine generelle Empfehlung zur Vorbeugung vor einer Osteosklerose kann nicht gegeben werden. Die Ursachen sind sehr vielfältig und nur selten von der Lebensweise abhängig. Nur zur Verhinderung einer Fluorose sollte auf eine normale Fluoridzufuhr geachtet werden.
Nachsorge
Bei der Osteosklerose stehen Betroffenen in den meisten Fällen nur sehr wenige und in der Regel auch nur eingeschränkte Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollten Betroffene bei dieser Krankheit schon sehr früh einen Arzt aufsuchen, um das Auftreten von weiteren Komplikationen und Beschwerden zu verhindern. Es kann nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass Betroffene dabei immer einen Arzt aufsuchen sollten.
Die meisten Betroffenen sind dabei in der Regel auf einen operativen Eingriff angewiesen, durch welchen der Tumor entfernt werden kann. Je früher dieser Eingriff stattfindet, desto besser ist meist auch der weitere Verlauf. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Betroffene auf jeden Fall ausruhen und schonen, wobei von Anstrengungen oder von stressigen und körperlichen Aktivitäten abzusehen ist.
Die meisten Patienten sind während der Behandlung auch auf die Unterstützung und Hilfe der eigenen Familie angewiesen. Dabei wirken sich auch liebevolle und intensive Gespräche positiv auf den weiteren Verlauf der Osteosklerose aus und beugen damit auch psychische Verstimmungen oder Depressionen vor. In einigen Fällen verringert die Osteosklerose auch die Lebenserwartung des Betroffenen.
Das können Sie selbst tun
Personen, bei denen eine Osteosklerose diagnostiziert wurde, können einige Maßnahmen ergreifen, um die Genesung zu fördern und den Alltag mit der Erkrankung zu erleichtern.
Zunächst gilt es allerdings, die Vorgaben des Arzt bezüglich Ernährung und körperlicher Betätigung einzuhalten. Patienten sollten gemeinsam mit einem Ernährungsmediziner eine Diät erstellen und diese konsequent durchführen. Das Knochenleiden kann dadurch zwar nicht behoben werden, doch eine individuell angepasste Ernährung reduziert die Schmerzen und steigert das Wohlbefinden der Betroffenen. Selbiges gilt für Sport und einen geregelten Tagesablauf mit ausreichend Schlaf und wenig Stress. Etwaige Bewegungseinschränkungen müssen durch Hilfsmittel wie Gehhilfen oder Prothesen ausgeglichen werden. Die Patienten sollten hierzu frühzeitig einen Facharzt konsultieren und die notwendigen Schritte einleiten. Begleitend dazu ist in jedem Fall eine ständige Kontrolle und Behandlung etwaiger Frakturen notwendig.
Liegt der Osteosklerose ein bösartiger Tumor zugrunde, ist eine Chemo- oder Strahlentherapie angezeigt. Diese kann von den Betroffenen durch Schonung und Krankengymnastik unterstützt werden. Wenn eine Fluorose ursächlich ist, genügt es, die auslösenden Lebensmittel oder Medikamente abzusetzen und den Körper für einige Wochen zu schonen.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015