Papilla duodeni major
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter der Papilla duodeni major versteht der Mediziner eine schleimhautfaltige Erhebung im Zwölffingerdarm. In diese Erhebung münden die Gänge der Bauchspeicheldrüse und der Galle. Der Schließmuskel der Papille steuert so bei Bedarf die Abgabe von Galle und Verdauungsenzymen in den Dünndarm.
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Was ist die Papilla duodeni major?
Die Papilla duodeni major ist eine Schleimhautfalte im Zwölffingerdarm. Diese anatomische Struktur ist auch als große Warze des Zwölffingerdarms bekannt. In der Fachsprache heißt die warzenähnliche Struktur auch Papilla vateri oder Vatersche Papille. Diese Namen beziehen sich auf den Erstbeschreiber Abraham Vater, der die Struktur im 18. Jahrhundert entdeckte. Die Schleimhautfalte tritt in Form einer kleinen Erhebung in Erscheinung und befindet sich im rückwärtigen und absteigenden Teil des Zwölffingerdarms.
In diese Papille münden sowohl der Gallengang, als auch der Bauchspeicheldrüsengang. Die Papilla duodeni major ist von der papilla duodeni minor zu unterscheiden. Auch diese "kleine Zwölffingerdarmwarze" liegt im rückwärtig absteigenden Teil des Zwölffingerdarms. Sie bietet der Bauchspeicheldrüse einen Mündungsgang, nicht aber der Galle. Diese kleinere Schleimhautfalte ist nicht bei jedem Menschen erhalten, sondern eher an Hunden und Pferden zu beobachten, die naturgemäß einen zusätzlichen Bauchspeicheldrüsengang besitzen.
Anatomie & Aufbau
Dieser ringförmige Schließmuskel bildet erst die Erhebung, die der Papilla duodeni major ihre Gestalt gibt. Die Muskulatur des Schließmuskels entspricht glatter Muskulatur und kontrahiert auf Befehle der Verdauungsnerven hin. Gelegentlich mündet der Bauchspeicheldrüsengang auch in eine zusätzliche und separate Papille, die dann als Papilla duodeni minor bezeichnet wird. Diese kleine Papille bildet allerdings nie einen gemeinsamen Mündungsgang von Galle und Bauchspeicheldrüse, wie es die Papilla duodeni minor tut.
Funktion & Aufgaben
Die Aufgaben der Papilla duodeni major hängen vorwiegend mit dem Schließmuskel Musculus sphincter Oddii zusammen. Dieser Muskel verschließt oder öffnet die einmündenden Gänge der Galle und der Bauchspeicheldrüse. Um das zu tun, kontrahiert der Muskel und entspannt sich wieder. Damit regelt die Papille duodeni major zum einen die Entleerung der Galle aus dem Hauptgallengang.
Zum anderen regelt die anatomische Struktur anhand der Schließmuskelkontraktionen aber auch die Sekretabgabe der Bauchspeicheldrüse aus dem Bauchspeicheldrüsengang. In der Bauchspeicheldrüse werden wichtige Verdauungsenzyme gebildet. Ohne diese Enzyme könnte der Verdauungstrakt eingenommene Nahrung nicht zersetzen. Die Papilla duodeni major steuert mit der Regulation der Bauchspeicheldrüsenentleerung also die Abgabe dieser Enzyme an den Dünndarm. Bei Bedarf wird auch Galle an den Zwölffingerdarm abgegeben. Genauso wenig reibungslos wie ohne Verdauungsenzyme aus der Bauchspeicheldrüse könnte die Verdauung ohne Galle stattfinden. Galle fördert die Verdauung von Fetten und die Aufnahme von Vitaminen durch den Darm.
Solange keine Galle im Darm benötigt wird, bleibt der Schließmuskel der Papilla duodeni major gespannt. Wenn dagegen Galle benötigt wird, öffnet sich der Schließmuskel. Die Galle fließt so über den Hauptgallengang direkt in den Zwölffingerdarm ab. Die Papilla duodeni major stimmt die Konzentration des Bauchspeicheldrüsensekrets und der Galle exakt und zweckmäßig aufeinander ab, wobei ihr Schließmuskel von dem autonomen Nervensystem der Verdauung, dem sogenannten enterischen Nervensystem, gesteuert wird und damit nicht dem Bewusstsein unterliegt.
Krankheiten
Es handelt sich dabei in der Regel um Adenokarzinome. Häufig entwickeln sie sich aus gutartigen Adenomen des umliegenden Schleimhautgewebes. Auch ein solches gutartiges Adenom kann bereits Stauungen der Bauchspeicheldrüsen- und Gallenflüssigkeit auslösen. Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Gelbsucht und Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sind die mit häufigsten Begleiterscheinungen dieser Erkrankung. In der Regel werden Papillentumore so früh erkannt, dass sie keine schwerwiegenden Folgen haben. Für die hohe Rate der Früherkennung ist vor allem die Gelbsucht verantwortlich, die unter Umständen schon vor einer Entartung entsteht und den Arzt zusammen mit typischen Begleitsymptomen auf eine Störung der Papillenfunktion aufmerksam machen kann.
Viele Papillentumore sind gutartig. Das gilt insbesondere für kleine Papillentumore ohne Blutungen und Verhärtungen. Solche müssen nicht zwingend aus der Papilla duodeni major entfernt werden. Sie lassen sich unter Umständen über gewisse Zeit beobachten. Wegen des Entartungsrisikos solcher Erscheinungen kann eine Entfernung aber sogar dann sinnvoll sein, wenn sie nicht zwingend notwendig ist. Abgesehen von tumorellen Erkrankungen kann der Schließmuskel der Papille unter Umständen auch von Lähmungerscheinungen betroffen sein. Die Galle und das Bauchspeicheldrüsensekret fließen dann ungehindert in den Dünndarm ein. Da die Tätigkeiten des gesamten Verdauungstrakts aber über ein autonomes Nervensystem gesteuert werden, ist diese Erscheinung eher selten.
Quellen
- Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
- Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005
- Schünke, M., et al.: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Thieme, Stuttgart 2018